Originaltitel: Okuribito
Regie: Yôjirô Takita, Drehbuch: Kundô Koyama, Musik: Joe
Hisaishi
Darsteller: Masahiro Motoki, Ryôko Hirosue, Tsutomu
Yamazaki, Kimiko Yo, Tôru Minegishi, Kazuko Yoshiyuki, Takashi Sasano, Tetta
Sugimoto, Tatsuo Yamada, Mitsuyo Hoshino, Tarô Ishida
Nachdem das Tokioter Orchester, in dem er Cello spielt, aus finanziellen
Gründen aufgelöst wird, zieht der junge Daigo (Masahiro Motoki, "The Bird
People in China") gemeinsam mit seiner Frau Mika (Ryôko Hirosue, die
Filmtochter von Jean Reno in "Wasabi – Ein Bulle in Japan") zurück
aufs Land, um in dem Haus zu wohnen, das seine verstorbene Mutter ihm vermacht
hat. Als er bei seiner Arbeitssuche auf eine Anzeige antwortet, die
vermeintlich von einer Reiseagentur aufgegeben wurde, muß er feststellen, daß
es einen fatalen Druckfehler gab. Statt "Reise" sollte es in der
Stellenanzeige nämlich "letzte Reise" heißen, kurzum: Beim
Inserenten handelt es sich um eine Agentur, die im Auftrag der eigentlichen
Bestatterfirmen bei Verstorbenen die traditionellen Todeszeremonien vollzieht.
Eine Tätigkeit, die in Japan geradezu geächtet ist, weil das Berühren von
Leichen als "unrein" betrachtet wird. Nach anfänglichem Zögern nimmt
Daigo die Stelle dennoch an, verheimlicht aber vor seinen Freunden und selbst
vor seiner Frau, was er wirklich tut ...
Kritik:
Kritik:
Als "Nokan – Die Kunst des Ausklangs" 2009 als
japanischer Beitrag unter dem englischen Titel "Departures" für den OSCAR als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert wurde, war das eine kleine Überraschung. Daß dieses
ruhige, beinahe medidative Werk sich dann gar gegen die hochkarätige
Konkurrenz, bestehend aus dem israelischen Animations-Kriegsdrama "Waltz with
Bashir", dem französischen Sozialdrama "Die Klasse", dem
existentialistischen österreichischen Thriller "Revanche" und dem
deutschen Polit-Thriller "Der Baader Meinhof Komplex" durchsetzen
konnte, war beinahe eine Sensation. Hundertprozentig nachvollziehen kann ich persönlich die
Entscheidung nicht (wenngleich ich die deutschen und israelischen Beiträge in der Tat schwächer finde), doch offenbar hatten die Academy-Mitglieder in diesem Jahr
keine Lust auf kontroverse und politische Themen und gaben deshalb lieber dem
zwar in jeder Hinsicht unspektakulären, jedoch zweifellos sehr gut gemachten und trotz
der Thematik lebensbejahenden "Nokan" den Vorzug.
Die Idee zu diesem eng mit japanischen Traditionen
verknüpften Film hatte Hauptdarsteller Masahiro Motoki, der die zehn Jahre, die
bis zum tatsächlichen Dreh von "Nokan" vergingen, nutzte, um sowohl
den Umgang mit dem Cello als auch bei einem realen Bestatter dessen Handwerk zu
erlernen. Das nenne ich Hingabe. Entsprechend überzeugend wirkt auch seine
Darstellung des jungen Mannes, der seinen neuen Job zunächst nur
sehr widerwillig und rein aus finanziellen Gründen annimmt, ihn und seine
gesellschaftliche Bedeutung dann aber immer stärker zu schätzen lernt und
nebenbei auch noch zu sich selbst findet.
Regisseur Yôjirô Takita ("Der letzte Feldzug der
Samurai") erzählt die Geschichte sensibel und in elegischen, oft
symbolbeladenen Bildern, passend unterlegt mit der sanften Musik von Joe
Hisaishi, dem Stammkomponisten von Hayao Miyazaki in Filmen wie "Chihiros
Reise ins Zauberland" oder "Das wandelnde Schloß". Speziell bei
der Darstellung der zeremoniellen Handlungen nimmt sich Takita zudem sehr viel
Zeit und kostet sie bis zum letzten Moment aus – auch auf die Gefahr hin,
mitunter die Geduld seines Publikums etwas zu strapazieren. "Nokan"
ist in gewisser Hinsicht ein wohltuend unambitionierter Film, denn Takita will
gar kein großes Kino zeigen, keine aufregende Handlung präsentieren, sondern
sich schlicht mit einem in Japan tabuisierten Thema – dem Tod – ernst- und
gewissenhaft auseinandersetzen. Das gelingt ihm vortrefflich, wobei ich keineswegs eine vollständige
Humorlosigkeit implizieren will. Vor allem zu Beginn, als Daigo mit seinen
neuen Aufgaben betraut wird, lockert ein leiser, sympathischer Humor mit sogar kurzen Ausflügen in die Situationskomik die Stimmung auf. Und
natürlich gibt es auch in "Nokan" eine Liebesgeschichte und
schrullige, sympathische Nebencharaktere. Letztlich ist "Nokan"
aber eigentlich "nur" ein einfühlsamer Film über einen
ungewöhnlichen Beruf.
Nach eigener Aussage hatte Takita aufgrund der Thematik
seines Films übrigens nie damit gerechnet, einen kommerziellen Erfolg erzielen
zu können. Und doch hat "Nokan" alleine in Japan umgerechnet mehr als
60 Millionen US-Dollar eingespielt und auch international (unter Mithilfe des
OSCAR-Triumphes) sein Publikum gefunden. Manchmal lohnt sich der Mut zu
ungewöhnlichen Themen eben, und das ist doch immer wieder eine mutmachende
Erkenntnis.
Fazit: "Nokan – Die Kunst des Ausklangs" ist ein ausgesprochen ruhiger und unspektakulärer, aber schön gefilmter und sensibel erzählter Film, der mit ernsthafter Authentizität, ungemein sympathischen Figuren und Darstellern sowie leisem Humor gefällt. Ein geradezu klassischer Arthouse-Film, der auf mit viel Geduld gesegnete Zuschauer, die sich voll auf die gemächliche Erzählweise einlassen können und wollen, abzielt.
Fazit: "Nokan – Die Kunst des Ausklangs" ist ein ausgesprochen ruhiger und unspektakulärer, aber schön gefilmter und sensibel erzählter Film, der mit ernsthafter Authentizität, ungemein sympathischen Figuren und Darstellern sowie leisem Humor gefällt. Ein geradezu klassischer Arthouse-Film, der auf mit viel Geduld gesegnete Zuschauer, die sich voll auf die gemächliche Erzählweise einlassen können und wollen, abzielt.
Wertung: 7,5 Punkte.
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