Originaltitel: Stardust
Regie: Matthew Vaughn, Drehbuch: Jane Goldman und Matthew
Vaughn, Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Charlie Cox, Claire Danes, Michelle Pfeiffer,
Robert De Niro, Sienna Miller, Peter O'Toole, Sarah Alexander, Joanna Scanlan,
Nathaniel Parker, Kate Magowan, Ricky Gervais, Mark Strong, Henry Cavill, Jason
Flemyng, Rupert Everett, David Walliams, David Kelly, Mark Heap, Julian
Rhind-Tutt, Adam Buxton, Struan Rodger, Melanie Hill, Ben Barnes
Um die Hand seiner Angebeten Victoria (Sienna Miller, "G.I. Joe") zu
gewinnen, muß Tristan (Charlie Cox, "Casanova") ihr eine waschechte
Sternschnuppe bringen, die sie eines Nachts fallen sehen. Für den Romantiker Tristan kein Problem, sofort macht er
sich auf und überquert sogar "die Mauer", die angeblich das England
des 19. Jahrhunderts von einer Fabelwelt trennt. Und wie Tristan rasch erkennen
muß, darf er das "angeblich" getrost streichen. Dummerweise entpuppt
sich jedoch der gesuchte gefallene Stern als wunderschöne Frau namens Yvaine
(Claire Danes, "Terminator 3", TV-Serie "Homeland"). Obwohl
Yvaine treffend anmerkt, daß es wirklich unglaublich romantisch sei, seiner
Geliebten eine gefangene Frau als Geschenk zu bringen, macht Tristan sich
unverrichteter Dinge mit ihr auf den Rückweg.
Allerdings hat er noch jede Menge Hindernisse zu überwinden, ehe er seine geliebte Victoria endlich
ehelichen kann. Allen voran sind da die uralte böse Hexe Lamia (Michelle
Pfeiffer, "Dark Shadows", "Hairspray") und ihre beiden Schwestern zu nennen, die alles in ihrer Macht
stehende tun, um Yvaine zu bekommen und gemäß einem alten Rezept für die
Erlangung ewigen Lebens ihr Herz zu verspeisen. Außerdem treffen Tristan und
Yvaine auf den schillernden Luft-Piraten Captain Shakespeare (Robert De Niro, "Silver Linings") und diverse
streitsüchtige Prinzen, die ein von Yvaine getragenes Amulett
benötigen, um den Königsthron ihres kürzlich verstorbenen Vaters (Peter O'Toole,
"Lawrence von Arabien") besteigen zu dürfen ...
Kritik:
Der Engländer Neil Gaiman ist einer der renommiertesten und
populärsten Autoren weltweit im Genre der phantastischen Bücher und Comics
(klassische Fantasy verfaßt er nicht wirklich). Sein Markenzeichen ist ein
ausgeprägter Sinn für Humor, der seine Werke durchzieht und dessentwegen er
gerne mit seinen Landsleuten Douglas Adams und Terry Pratchett in einem Atemzug
genannt wird. Mit Pratchett schrieb er sogar ein gemeinsames und extrem
witziges Buch namens "Ein gutes Omen", in dem es um die bevorstehende
Apokalypse geht. Obwohl Gaiman auch schon lange im TV- und Filmbereich tätig
ist und unter anderem hochgelobte Episoden für die Science Fiction-Serien
"Babylon 5" und "Doctor Who" beisteuerte, war "Der Sternwanderer"
im Jahr 2007 die erste Adaption eines seiner Werke (zwei Jahre später folgte der
Stop-Motion-Film "Coraline" von Henry Selick). Die Erwartungen der
Fans waren hoch und wurden vom Filmteam erfreulicherweise im Großen und Ganzen
erfüllt.
Dabei setzt der britische Regisseur Matthew Vaughn
("X-Men: Erste Entscheidung") bei seinem erst zweiten Film auf einen
klassischen, recht gemächlichen Spannungsaufbau, der zunächst ein paar kleinere
Längen mit sich bringt. Mit zunehmender Fortdauer nimmt das Tempo der Erzählung
jedoch deutlich zu, wenn die Protagonisten und ihre Verfolger in immer kürzeren
Abständen aufeinandertreffen und es zu so mancher überraschenden Wendung kommt. Vaughn gelingt es hervorragend, eine märchenhaft-humorvolle
Atmosphäre zu kreieren, die mit ihrem kunterbunten Design, lustvoll
überzeichneten Bösewichten und familiengerechtem Humor Kinder ebenso fasziniert
wie Erwachsene mit schlagfertigen Dialogen, einer gefühlvollen Story und
etlichen skurrilen Nebenfiguren.
Für letztere wurde eine ganze Reihe sehr namhafter britischer
Schauspieler und Comedians gecastet, denen es gelingt, selbst kürzeste
Auftritte erinnerungswürdig zu gestalten: Ob Schauspiellegende Peter O'Toole
als greiser König, "Little Britain"-Co-Schöpfer David Walliams und
die Charakterdarsteller Rupert Everett ("Shakespeare in Love",
"In guten Händen") und Mark Strong ("The Guard",
"Robin Hood") als drei seiner sieben machtgierigen Söhne, der
zweimalige Golden Globe-Moderator Ricky Gervais als schlitzohriger Gauner oder
die "Coupling"-Aktrice Sarah Alexander als eine der drei bösen Hexen –
die Besetzung läßt absolut keine Wünsche offen. Natürlich gilt das nicht nur
für die Neben-, sondern auch für die Hauptrollen. Der damalige Newcomer Charlie
Cox verkörpert den romantischen Helden sehr charmant, wird aber von seiner wahrlich
zauberhaft aufspielenden Leinwandpartnerin Claire Danes noch
übertroffen. Und die Hollywood-Veteranen Michelle Pfeiffer und Robert De Niro
haben sichtlich Freude an ihren schillernden Rollen als Oberhexe respektive
gefürchteter Pirat mit pikantem Geheimnis (das in der wohl witzigsten Szene des gesamten Films gelüftet wird).
Außerdem sieht "Der Sternwanderer" einfach wunderschön
aus und klingt auch so (inklusive des weihnachtlich klingenden Abspannsongs "Rule the World" von
Take That). Die Ausstattung ist nahezu makellos und detailverliebt, die
Spezialeffekte werden zwar recht sparsam, aber effektiv eingesetzt. Ein gelungenes Makeup (speziell bei den Hexen) und die
von Kameramann Ben Davis elegant eingefangenen Aufnahmen unter anderem der schottischen
Highlands und der isländischen Natur unterstreichen die märchenhafte
Ausstrahlung. Auch die kraftvollen Kompositionen von Ilan Ehskeri
("Hannibal Rising", "Centurion") tragen ihren Teil dazu
bei, wenngleich sie mitunter vielleicht einen Tick zu bombastisch ausgefallen
sind.
"Der Sternwanderer" könnte also ein wahres Fest
von einem Film sein, dennoch kann er mich in seiner Gesamtheit nicht so restlos
begeistern, wie ich es mir angesichts der wunderbaren Einzelteile wirklich
wünschen würde. Neben dem etwas zu gemächlichen Filmbeginn dürfte das vor allem
darin begründet liegen, daß die Handlung nicht wie aus einem Guß
wirkt, sondern eher wie eine Aneinanderreihung einzelner (guter bis sehr guter)
Szenen. Gerade im Vergleich zu Rob Reiners "Die Braut des Prinzen"
aus dem Jahr 1987, dem Klassiker der humorvollen Fantasy schlechthin, fehlt
mir einfach das gewisse Etwas. Die Geschichte ist nicht ganz so raffiniert, die
emotionale Bindung zu den Protagonisten nicht ganz so eng und der Humor nicht
ganz so wunderbar durchgeknallt. Jane Goldman und Matthew Vaughn haben Neil
Gaimans Romanvorlage zweifellos in ein gutes Drehbuch umgesetzt, die
dramaturgische Meisterschaft des legendären "Die Braut des
Prinzen"-Autoren William Goldman (nicht mit Jane verwandt oder
verschwägert) erreichen sie aber nicht.
Fazit: "Der Sternwanderer" ist ein sehr
humorvolles, optisch und akustisch höchst gelungen umgesetztes Fantasy-Märchen für die ganze Familie,
das mit einer sympathischen und spielfreudigen Besetzung, einer romantischen
Story und intelligent-witzigen Dialogen punktet. Ein idealer Film für die
(Vor-)Weihnachtszeit.
Wertung: 8 Punkte.
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