Originaltitel: Wanderlust
Regie: David Wain, Drehbuch: Ken Marino und David Wain,
Musik: Craig Wedren
Darsteller: Jennifer Aniston, Paul Rudd, Justin Theroux,
Alan Alda, Malin Akerman, Joe Lo Truglio, Lauren Ambrose, Ken Marino, Michaela
Watkins, Kathryn Hahn, Jordan Peele, Todd Barry, Kerri Kenney-Silver, Jessica
St. Clair, Michael Ian Black, Michael Showalter, Ray Liotta
George (Paul Rudd, "Beim ersten Mal",
"Brautalarm") und Linda (Jennifer Aniston, "Kill the Boss",
TV-Serie "Friends") sind eigentlich ein recht glückliches Ehepaar,
das sich gerade in New York seine erste kleine Wohnung gekauft hat. Kurz darauf
wird George gefeuert und am gleichen Tag lehnt der TV-Sender HBO Lindas
Dokumentarfilm ab. Nachdem sie zuerst Hilfe bei Georges erfolgreichem, aber
extrem peinlichen Bruder Rick (Ken Marino, "Vorbilder?!") suchen,
flüchten sie schon bald in eine Art Hippie-Kommune namens Elysium, in der sie
auf der Fahrt zu Rick übernachtet und sich sehr geborgen gefühlt hatten.
Während George den Lebensstil in Elysium nicht wirklich ernst nimmt und
letztlich nur streßfrei die Zeit überbrücken will, bis er einen neuen Job findet, springt
Linda nach einigen Tagen auf die Vorzüge dieses freien und unbeschwerten Lebens und auch auf
den charismatischen Quasi-Guru Seth (Justin Theroux, "Mulholland
Drive", "Tropic Thunder") an. So müssen beide eine Entscheidung
treffen, wie sie ihr weiteres Leben gestalten wollen ...
Kritik:
"Wanderlust" ist der erste Film des Regisseurs David Wain seit seinem (zumindest in den USA und Kanada) Überraschungserfolg mit der recht originellen Komödie "Vorbilder?!" mit Seann William Scott und Paul Rudd im Jahr 2008. Nun bringt er erneut eine Komödie in die Kinos und wiederum übernimmt Rudd eine der Hauptrollen. Der große Unterschied: Während "Vorbilder?!" bis auf ein allzu vorhersehbares Finale ziemlich gut zu unterhalten wußte, ist "Wanderlust" über weite Strecken abwechselnd langweilig und peinlich. Erst in der letzten halben Stunde scheint das Potential der beiden Drehbuch-Autoren (Regisseur Wain und Nebendarsteller Marino) durch.
"Wanderlust" ist der erste Film des Regisseurs David Wain seit seinem (zumindest in den USA und Kanada) Überraschungserfolg mit der recht originellen Komödie "Vorbilder?!" mit Seann William Scott und Paul Rudd im Jahr 2008. Nun bringt er erneut eine Komödie in die Kinos und wiederum übernimmt Rudd eine der Hauptrollen. Der große Unterschied: Während "Vorbilder?!" bis auf ein allzu vorhersehbares Finale ziemlich gut zu unterhalten wußte, ist "Wanderlust" über weite Strecken abwechselnd langweilig und peinlich. Erst in der letzten halben Stunde scheint das Potential der beiden Drehbuch-Autoren (Regisseur Wain und Nebendarsteller Marino) durch.
Die zahlreichen Probleme beginnen schon
damit, daß "Wanderlust" für eine Komödie über eine selbstbestimmte Lebensweise jenseits gesellschaftlicher Konventionen geradezu erschreckend konventionell
aufgebaut ist. Die Liebesgeschichte des jungen Ehepaars ist ebenso komplett
vorhersehbar wie die gesamte Handlung rund um die Kommune, die
selbstverständlich akut von einem bösen, bösen Großunternehmen bedroht ist, das auf
dem Grundstück ein Casino bauen möchte. Lediglich eine Wendung, die den
ordentlichen letzten Akt von "Wanderlust" einleitet, kommt ziemlich
unerwartet. Angesichts dieser weitgehenden Einfallslosigkeit empfinde ich es übrigens als ziemliches Eigentor, wie sich der Film zu Beginn über den Pay-TV-Sender HBO lustig
macht, der seit vielen Jahren für TV-Produktionen von höchster Qualität
steht (darunter Serien-Highlights wie "Die Sopranos",
"Deadwood", "The Wire" oder aktuell "Game of Thrones").
Das kann man selbstverständlich machen, zumal die vielen Genre-Serien des Senders in der Tat reichlich
Möglichkeiten zur Veralberung bieten – aber wenn man es schon tut, dann sollte
man zumindest selbst einen Film von deutlich überdurchschnittlicher Qualität zu
bieten haben. Und diese Qualität liefert "Wanderlust" eindeutig nicht.
Ein weiteres Problem ist in meinen Augen, daß der Humor des
Films unerwartet stark auf Peinlichkeiten und Fremdschäm-Momenten basiert. Ich
weiß, es gibt viele Zuschauer, die so etwas mögen (wie nicht nur der anhaltende
Erfolg der "Komödien" von Adam Sandler beweist ...), aber ich gehöre
absolut nicht dazu. Doch selbst wenn ich mit dieser Art des Humors keine
Probleme hätte, empfände ich es immer noch als störend, daß die präsentierten
Fremdschäm-Momente oft wie Fremdkörper in einer ansonsten erschreckend
altbackenen und harmlosen Komödie wirken. Zu allem Überfluß sind auch noch fast
alle Personen, die in "Wanderlust" vorkommen (abgesehen von George
und Linda), vollkommen übertrieben dargestellt und eher Karikaturen als auch
nur ansatzweise authentische oder gar tiefgreifende Persönlichkeiten.
Grundsätzlich ist ein solcher Ansatz für eine Komödie natürlich eine legitime
Möglichkeit, "Wanderlust" übertreibt das ganze aber so sehr, daß es
einfach nervt und meines Erachtens nur ganz selten witzig ist. Wie es gelingt,
übertriebene und skurrile Figuren zu erschaffen, die trotzdem glaubwürdig
rüberkommen, das hat zuletzt Wes Anderson in seinem meisterhaften
"Moonrise Kingdom" vortrefflich aufgezeigt.
Wie so oft ist die (über zwei Drittel des Films) sehr mäßige
Qualität von Handlung und Humor deshalb besonders ärgerlich, weil die Besetzung
wesentlich mehr ermöglichen würde. Aniston und Rudd spielen ihre Rollen
ziemlich witzig und Justin Theroux als bärtiger Anführer der Kommune ist ein
echtes Higlight. Auch Nebendarsteller wie "M*A*S*H"-Veteran Alan Alda
als Elysium-Gründer Carvin, Malin Akerman ("Rock of Ages",
"Watchmen") als verführerische Eva oder Joe Lo Truglio ("Superbad", TV-Serie "Reno 911!") als schriftstellerisch veranlagter
Nudist Wayne sowie Ray Liotta ("Goodfellas") in einem witzigen Cameo
deuten zumindest an, wie witzig "Wanderlust" mit einem besseren Skript
hätte werden können.
Fazit: "Wanderlust" ist eine altbackene, aber
phasenweise überraschend zotige Komödie, die trotz spielfreudiger Besetzung erst in der
letzten halben Stunde an Fahrt gewinnt. Letztlich Geschmackssache.
Wertung: 4 Punkte.
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