Originaltitel: Pezzo, capopezzo e capitano
Regie: Wolfgang Staudte, Drehbuch: Ennio De Concini, Duccio Tessari und
Wolfgang Staudte, Musik: Alexandre Derevitsky und Angelo Franceso Lavagnino
Darsteller: Vittorio De Sica, Folco Lulli, Heinz Reincke, Rolf Tasna,
Hélène Rémy, Ingmar Zeisberg, Piero Lulli, Marco Guglielmi, Lianella Carell,
Aldo Pedinotti
Während des Zweiten Weltkrieges:
Ernesto de Rossi (Vittorio de Sica) ist offiziell Kapitän des abgehalfterten
kleinen Küstendampfers "Bertani II". In Wirklichkeit bleibt er
jedoch seit einem recht peinlichen Unfall lieber an Land und überläßt die Führung des Schiffes
seinem treuen Steuermann Sciacciabratta (Folco Lulli). Als eines Tages verfügt
wird, daß alle Schiffe ab einer bestimmten Größe – die die "Bertani II"
gerade erreicht – eine kleine Kanone an Bord mitführen müssen und zudem einen
deutschen Offizier als Begleitung mitzunehmen verpflichtet werden, avanciert
Ernesto aber wieder zu einem echten Kapitän. Allerdings nicht zu einem guten. Da er nach einer kurzen Begegnung mit einem
britischen U-Boot von der deutschen Admiralität befragt wird und die ihm
entgegengebrachte Aufmerksamkeit genießt, steigert sich Ernesto ebenso wie ein
Teil seiner Crew in die fixe Idee hinein, mit seinem kleinen Frachtschiff ganz
allein ein feindliches U-Boot zu versenken und zum Helden zu werden. Bei
dem ihm zugeteilten deutschen Offizier Hans Richter (Heinz Reincke, "Der
Landarzt") stößt er damit nur auf wenig Gegenliebe, denn der ist von seinen Erlebnissen an der Front desillusioniert und kriegsmüde ...
Kritik:
In den 1950er Jahren war der Ausstoß der deutschen Filmindustrie qualitativ durchwachsen. Natürlich gab es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wichtigere Aufgaben als den Aufbau einer hochwertigen und anspruchsvollen Filmbranche, außerdem hatten die Bürger des Landes wenig Sehnsucht nach allzu dramatischen Stoffen. So dominierten oberflächliche Heimatfilme und anspruchslose Komödien die deutschen Kinos. Zu den wenigen Regisseuren, die bereits ab Kriegsende gezielt gegen diesen Trend steuerten, zählte Wolfgang Staudte. Bereits 1946 brachte dieser mit "Die Mörder sind unter uns" den ersten deutschen Nachkriegsfilm in die Filmtheater, der sich zudem gleich ganz konkret mit der Nazizeit und der moralischen Schuld der Deutschen befasste. Es folgten heutige Klassiker wie die (anfänglich verbotene) Heinrich Mann-Verfilmung "Der Untertan" oder die bissige Satire "Rosen für den Staatsanwalt", in der offen thematisiert wurde, wie leicht viele frühere Nazi-Funktionäre in der jungen Bundesrepublik Karriere machen konnten. Die in Italien realisierte Kriegssatire "Kanonenserenade" reiht sich thematisch paßgenau in Staudtes Œuvre ein, bleibt mit der recht zahmen Art der satirischen Darstellung qualitativ aber doch deutlich hinter den besten Filmen des Regisseurs zurück.
In den 1950er Jahren war der Ausstoß der deutschen Filmindustrie qualitativ durchwachsen. Natürlich gab es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wichtigere Aufgaben als den Aufbau einer hochwertigen und anspruchsvollen Filmbranche, außerdem hatten die Bürger des Landes wenig Sehnsucht nach allzu dramatischen Stoffen. So dominierten oberflächliche Heimatfilme und anspruchslose Komödien die deutschen Kinos. Zu den wenigen Regisseuren, die bereits ab Kriegsende gezielt gegen diesen Trend steuerten, zählte Wolfgang Staudte. Bereits 1946 brachte dieser mit "Die Mörder sind unter uns" den ersten deutschen Nachkriegsfilm in die Filmtheater, der sich zudem gleich ganz konkret mit der Nazizeit und der moralischen Schuld der Deutschen befasste. Es folgten heutige Klassiker wie die (anfänglich verbotene) Heinrich Mann-Verfilmung "Der Untertan" oder die bissige Satire "Rosen für den Staatsanwalt", in der offen thematisiert wurde, wie leicht viele frühere Nazi-Funktionäre in der jungen Bundesrepublik Karriere machen konnten. Die in Italien realisierte Kriegssatire "Kanonenserenade" reiht sich thematisch paßgenau in Staudtes Œuvre ein, bleibt mit der recht zahmen Art der satirischen Darstellung qualitativ aber doch deutlich hinter den besten Filmen des Regisseurs zurück.
Dabei war Staudte mit der
Verpflichtung des italienischen Starregisseurs und Schauspielers Vittorio de
Sica ("Fahrraddiebe", "... und dennoch leben sie",
"Der Garten der Finzi Contini") als Hauptdarsteller des Kapitän de
Rossi ein echter Coup gelungen. Und tatsächlich schafft es de Sica, diesen
zunächst fröhlichen Mann und seine zunehmend verbissene Begeisterung für das Kriegspielen
samt schnieker Uniformen, Ehrenbezeugungen und der Aussicht auf Orden mit einer Mischung
aus kindlicher Unschuld und naiv-patriotischer Verführbarkeit überzeugend und jederzeit
sympathisch darzustellen. Auch der populäre Komiker Folco Lulli als Steuermann,
der im Handlungsverlauf bald zur einzigen Stimme der Vernunft innerhalb der
Crew der "Bertani II" wird, und Heinz Reincke als ironischerweise
pazifistischer Wehrmachtsoffizier verleihen ihren (leider nicht allzu komplexen) Figuren die nötige Glaubwürdigkeit.
Doch wo Staudte mit liebevoller Ausstattung und Sinn für
Details (einschließlich eines kurzen Ausfluges in die Metaebene, als Ernesto bei einem
Kinobesuch vor einem deutlich erkennbaren Filmplakat für einen Film von
Vittorio de Sica steht ...) immer wieder für Schmunzeln im Publikum sorgt,
bleibt die eigentliche Handlung gerade im Vergleich zu den Meisterwerken des Regisseurs viel zu zahm und oberflächlich, um als
Antikriegsfilm echte Wirkung zu entfalten. Die Dialoge, die gelegentlichen Seitenhiebe gegen Kriegstreiberei und Ernestos
verzweifeltes Ringen um die Aufmerksamkeit der deutschen Militär-Autoritäten sind
zwar nett mitzuerleben, aber letztlich ohne rechten Biß, einfach harmlos. Im Deutschland
(und Italien) der 1950er Jahre mag eine solche Herangehensweise mutig, gar
gewagt gewesen sein, aus heutiger Sicht wirkt sie leider ziemlich verstaubt. Als
Komödie, phasenweise auch als Satire auf übertriebenen Patriotismus funktioniert "Kanonenserenade" noch einigermaßen. Eine wirklich überzeugende Antikriegsbotschaft transportiert der Film
aber kaum noch. Thematisch verwandte Filme wie Blake Edwards' ein Jahr später veröffentlichter Komödienklassiker "Operation Petticoat", in dem sich Cary Grant und Tony Curtis in einem pinkfarbenen U-Boot durch die pazifischen Kriegswirren manövrieren und nebenbei Autoritäten und Bürokratie genußvoll bloßstellen, haben die Jahrzehnte weit besser überstanden.
Fazit: "Kanonenserenade"
ist eine nett anzuschauende und filmhistorisch interessante, aber allzu harmlose kleine Kriegssatire mit guter
Besetzung und mediokrem Drehbuch, an der der Zahn der Zeit sichtlich genagt
hat.
Wertung: 6,5 Punkte.
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