Regie:
Simon Curtis, Drehbuch: Adrian Hodges, Musik: Conrad Pope
Darsteller:
Michelle Williams, Sir Kenneth Branagh, Eddie Redmayne, Emma Watson, Dame Judi
Dench, Dougray Scott, Julia Ormond, Dominic Cooper, Zoë Wanamaker,
Sir Derek Jacobi, Toby Jones, Philip Jackson, Michael Kitchen, Karl Moffatt, Simon Russell Beale
1956 befindet sich die Schauspielerin Marilyn Monroe (Michelle Williams, "Die fantastische Welt von Oz") auf dem Zenit ihrer Karriere. In
den vergangenen Jahren ist sie mit Filmen wie "Niagara" oder
"Blondinen bevorzugt" zuerst zum Sexsymbol geworden und dann mit der
legendären Luftschacht-Szene in Billy Wilders "Das verflixte 7. Jahr"
zur Kultfigur. Und doch ist sie nicht wirklich glücklich, weder mit ihrem Leben noch
mit ihrem Image. Marilyn versucht, sich neu zu erfinden – in ihrem Privatleben
durch die Heirat mit dem berühmten Dramatiker Arthur Miller, beruflich durch
die weibliche Hauptrolle in der Komödie "Der Prinz und die Tänzerin"
neben der britischen Schauspielikone Sir Laurence Olivier (Sir Kenneth Branagh, "Radio Rock Revolution"). Doch schnell gibt es am Set Unstimmigkeiten vor allem zwischen
dem perfektionistischen Sir Laurence und der stets verspäteten, durch ihren
Schauspielpartner und Regisseur vollkommen eingeschüchterten und zudem von ihrem hohen Tablettenkonsum beeinträchtigten Marilyn. Als
Arthur Miller für eine Woche zurück in die Vereinigten Staaten zu seinen Kindern fliegt, gibt
Sir Laurence dem jungen Produktionsassistenten Colin (Eddie Redmayne, "Les Misérables") den Auftrag, sich um
Marilyn zu kümmern ...
Kritik:
"My Week with Marilyn" ist die Verfilmung der Memoiren des mittlerweile verstorbenen Colin Clark und erzählt somit theoretisch eine wahre Geschichte. Inwieweit Clarks Erzählungen im Detail tatsächlich der Wahrheit entsprechen, kann heutzutage wohl niemand mehr beurteilen. Für den Film ist das aber auch völlig belanglos, denn seinen Reiz bezieht dieser nicht etwa aus einer möglichst authentischen Abbildung der damaligen Realität, sondern primär aus der märchenhaften, auf die eine oder andere Weise für jeden Zuschauer nachvollziehbaren Konstellation "Durchschnittstyp trifft Weltstar, beide verlieben sich ineinander". Für Cineasten ist natürlich der Blick hinter die Kulissen einer hochkarätigen Filmproduktion ein zusätzliches Schmankerl.
"My Week with Marilyn" ist die Verfilmung der Memoiren des mittlerweile verstorbenen Colin Clark und erzählt somit theoretisch eine wahre Geschichte. Inwieweit Clarks Erzählungen im Detail tatsächlich der Wahrheit entsprechen, kann heutzutage wohl niemand mehr beurteilen. Für den Film ist das aber auch völlig belanglos, denn seinen Reiz bezieht dieser nicht etwa aus einer möglichst authentischen Abbildung der damaligen Realität, sondern primär aus der märchenhaften, auf die eine oder andere Weise für jeden Zuschauer nachvollziehbaren Konstellation "Durchschnittstyp trifft Weltstar, beide verlieben sich ineinander". Für Cineasten ist natürlich der Blick hinter die Kulissen einer hochkarätigen Filmproduktion ein zusätzliches Schmankerl.
Leider gelingt es Regisseur Curtis und Drehbuch-Autor Hodges
nicht so ganz, diese beiden Ebenen ihres Films zu einem homogenen Gesamtwerk
zusammenzufügen. In der ersten Hälfte dominieren die "Making
Of"-Elemente und diese funktionieren hervorragend. Durch die Augen des von
Eddie Redmayne mit ansteckender
Begeisterungsfähigkeit gespielten dritten Produktionsassistenten Colin, dessen
erster (und übrigens auch einziger) Film "Der Prinz und die Tänzerin"
ist, verfolgt man beeindruckt und vielleicht ein bißchen neidisch seine
Erlebnisse: das erste Treffen mit der Schauspiellegende Sir Laurence Olivier und
seiner nicht weniger berühmten Frau Vivien "Scarlett O'Hara" Leigh
(Julia Ormond, "Der 1. Ritter"), den ersten Tag an einem Filmset, die schüchterne Romanze mit
einer hübschen Garderoben-Assistentin (Emma Watson, "Vielleicht lieber morgen"), das
liebenswürdig-freundschaftliche Verhalten des Theaterstars Dame Sybil Thorndike
(Dame Judi Dench, "Skyfall"). Und natürlich die Begegnung mit Marilyn Monroe, dem zur
damaligen Zeit vielleicht größten Filmstar der Welt. Da diese erste Filmhälfte
zudem von erfrischendem Witz durchzogen ist und mit vielen interessanten
Nebenfiguren glänzt, handelt es sich um einen wahrlich faszinierenden Blick
durch das Schlüsselloch.
In der zweiten Filmhälfte werden all diese Stärken jedoch
zunehmend zugunsten der sich entfaltenden Romanze zwischen Colin und Marilyn
vernachlässigt. Das ist ausgesprochen schade, da diese an sich sehr spannende Beziehung im Film deutlich weniger interessant wirkt als die Geschehnisse
zuvor. Zwar gibt es einige schöne Szenen zwischen den beiden, aber insgesamt
ist die Annäherung dieser beiden Menschen aus komplett unterschiedlichen Welten zu
vorsichtig und oberflächlich in Szene gesetzt, um wirklich begeistern zu
können. Daß dafür manche der Nebencharaktere aus der ersten Hälfte völlig aus
der Handlung verschwinden müssen (beispielsweise Marilyns von Toby Jones
verkörperter Presseagent), ist schlicht eine Schande.
Dennoch ist auch dieser inhaltlich schwächere Teil von
"My Week with Marilyn" sehenswert und das liegt vor allem an Michelle
Williams. Ihre Leistung erinnert an die von Cate Blanchett, die in
"Aviator" der echten Katharine Hepburn zwar nur ansatzweise ähnlich
sah, aber durch eine darstellerische Glanzleistung eine höchst glaubwürdige
Version der Schauspielerin auf die Leinwand brachte. Auch die ehemalige
"Dawson's Creek"-Darstellerin und mittlerweile dreifache
OSCAR-Nominee Williams ähnelt der echten Marilyn optisch nicht allzu sehr, wenngleich Kostüm- und Makeupabteilung ganze Arbeit geleistet haben. Doch Williams hat
sich die Sprechweise Marilyns ebenso akribisch angeeignet wie ihren ganzen
Habitus und macht das Publikum damit spielend vergessen, daß es hier
"nur" einer hervorragenden Kopie zuschaut und nicht dem Original. Die
ständige latente Unsicherheit und Verletzlichkeit von Marilyn Monroe, dieser
Kunstfigur, die von der Öffentlichkeit zu ihrem zunehmenden Verdruß mit der
echten Person Norma Jeane Baker verwechselt wird, stellt Williams höchst
eindringlich dar. Doch auch sie muß letztlich scheitern, wo
ihr das Drehbuch nicht genügend Material gibt. Selbst die beste Schauspielerin
der Welt könnte keinen echten Tiefgang erzeugen, wo das Drehbuch nur an der
Oberfläche der ambivalenten Persönlichkeit und des Mythos Marilyn Monroe kratzt.
Um Williams' auch sprachliche Glanzleistung vollkommen würdigen zu können,
empfiehlt es sich naturgemäß, den Film in der Originalversion anzusehen. Noch
mehr gilt das übrigens für Kenneth Branagh, dessen (ebenfalls OSCAR-nominierte)
Verkörperung des großen Sir Laurence Olivier mindestens so herausragend ist wie
Williams' Transformation in Marilyn Monroe. Und wenn sich einem schon einmal die
Gelegenheit bietet, den begnadeten Shakespeare-Mimen Sir Kenneth Branagh in der Rolle
des begnadeten Shakespeare-Mimen Sir Laurence Olivier in der Originalsprache
Shakespeare-Verse rezitieren zu hören, dann sollte man sich diese tunlichst
nicht entgehen lassen ...
Fazit: "My Week with Marilyn" ist eine vor allem in
der ersten Hälfte der rund 100 Minuten wunderbar leicht und humorvoll erzählte
märchenhafte Anekdote der Filmgeschichte, die von zwei herausragenden
Schauspielern getragen wird. Die inhaltliche Schwerpunktverlagerung in der
zweiten Hälfte kann infolge von Drehbuchmängeln und der sträflichen
Vernachlässigung der Nebenfiguren nicht völlig überzeugen, ist aber dank
Michelle Williams immer noch absolut sehenswert.
Wertung: 8 Punkte.
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