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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Montag, 31. Oktober 2022

TV-Tips für die Woche 44/2022

Montag, 31. Oktober:

Arte, 23.10 Uhr: "Bacurau" (2019)

Free-TV-Premiere des vielfach ausgezeichneten (u.a. mit dem Jurypreis in Cannes) surrealen brasilianischen Mystery-Thrillers von Juliano Dornelles und Kleber Mendonça Filho ("Aquarius"). In der nahen Zukunft kommt es in dem abgelegenen, friedlichen Dorf Bacurau nach dem Tod der Dorfältesten zu seltsamen Geschehnissen. Schließlich tauchen schwerbewaffenete Ausländer auf (deren Anführer von Udo Kier gespielt wird), die die Bewohner von Bacurau für "Punkte" jagen und töten wollen ...

Dienstag, 1. November:

BR, 22.45 Uhr: "Räuber Kneißl" (2008)
In der sehenswerten tragikomischen Räuberpistole von Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot") spielt Maximilian Brückner (TV-Serie "Hindafing") den (realen) Wilderer Mathias Kneißl, der um das Jahr 1900 herum nach einem Gefängnisaufenthalt aus purer Geldnot zum gefürchteten bayerischen Räuber wird. Mit dabei sind außerdem Maria Furtwängler, Michael Fitz, Rosalie Thomass und Brigitte Hobmeier.

Außerdem:

There Will Be Blood (Paul Thomas Andersons monumentales, an Meisterwerke wie "Citizen Kane" erinnerndes Unternehmer-Epos mit Daniel Day-Lewis als Selfmade-Ölmagnat im frühen 20. Jahrhundert belegt in den IMDb Top 250 aktuell Platz 139; 20.15 Uhr bei Servus TV)

Mittwoch, 2. November:

Match Point (Woody Allens raffinierter London-Thriller mit Jonathan Rhys-Meyers und Scarlett Johansson; 20.15 Uhr bei Arte)

Donnerstag, 3. November:

Arte, 20.15 Uhr: "Pride" (2014)
Mit einem BAFTA Award ausgezeichnete und auf wahren Geschehnissen beruhende gesellschaftskritische Komödie über eine Gruppierung von schwulen und lesbischen Londoner Aktivisten, die im Jahr 1984 von Premierministerin Maggie Thatcher hart bekämpfte streikende Bergarbeiter unterstützen wollen - was von denen zunächst sehr skeptisch aufgenommen wird. Die Besetzung mit Bill Nighy, Imelda Staunton, Dominic West und Paddy Considine kann sich sehen lassen und insgesamt macht der Film einfach Spaß!

Servus TV, 22.15 Uhr: "These Final Hours" (2013)

Ungemein atmosphärisches, zwischen Melancholie und Hysterie schwankendes australisches Weltuntergangs-Drama, das vor allem von der einfühlsam erzählten Beziehung zwischen dem wenig verantwortungsvollen James (Nathan Phillips) und der von ihren Eltern getrennten 10-jährigen Rose ("The Nice Guys"- und "Spider-Man"-Star Angourie Rice in ihrem starken Kinodebüt) lebt, die zufällig aufeinandertreffen.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

A QUIET PLACE 2 (2020)

Originaltitel: A Quiet Place Part II
Regie und Drehbuch: John Krasinski, Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Emily Blunt, Cillian Murphy, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Djimon Hounsou, John Krasinski, Scoot McNairy, Wayne Duvall
A Quiet Place 2 (2020) on IMDb Rotten Tomatoes: 91% (7,5); weltweites Einspielergebnis: $297,4 Mio.
FSK: 16, Dauer: 97 Minuten.
474 Tage nach der Alieninvasion: Nachdem Evelyn Abbott (Emily Blunt, "Jungle Cruise") mit ihrer gehörlosen Tochter Regan (Millicent Simmonds, "Wonderstruck") und Sohn Marcus (Noah Jupe, "Le Mans 66") die ihr Heim bedrohenden Aliens auch dank des Opfers von Familienvater Lee (John Krasinski, "Doctor Strange 2") besiegt hat, machen sie sich gemeinsam mit Evelyns Neugeborenem auf die Suche nach einem neuen Unterschlupf. Dabei stoßen sie auf Emmett (Cillian Murphy, "Dunkirk"), einen Freund aus der Zeit vor der Invasion, der nun traumatisiert ist und nach diversen schlechten Erfahrungen eigentlich nichts mehr mit anderen Menschen zu tun haben will. Als Regan, deren Cochlea-Implantat sich mittels einer Rückkopplung als Waffe gegen die Aliens entpuppt hat, sich aber auf eigene Faust auf den Weg zu einer Insel nahe der Küste macht, von der eine Radioübertragung zu kommen scheint, überredet Evelyn Emmett, ihr zu folgen und sie zurückzuholen. Regan gelingt es jedoch, Emmett davon zu überzeugen, mit ihr zu besagter Insel zu kommen, da sie glaubt, die Aliens nachhaltig schwächen zu können, wenn sie die Rückkopplung des Implantats über das Radio verbreitet. Während die beiden sich auf den gefährlichen Weg machen, muß sich Evelyn um den verletzten Marcus und das Baby kümmern – und das möglichst geräuschlos, um die Aliens nicht auf ihre Spur zu bringen ...

Montag, 24. Oktober 2022

TV-Tips für die Woche 43/2022

Montag, 24. Oktober:

Arte, 20.15 Uhr: "Lohn der Angst" (1953)

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme: In Henri-Georges Clouzots ("Die Teuflischen") dramatischem Abenteuerfilm akzeptieren vier Männer in einem südamerikanischen Dorf ein Himmelfahrtskommando: 500 Kilometer entfernt ist ein großer Brand ausgebrochen, für dessen Löschung (durch eine Druckwelle) dringend Nitroglyzerin benötigt wird. Das muß in zwei Lastwagen auf einer holprigen Behelfsstraße durch unwegsames Gelände transportiert werden, wobei jede Erschütterung das Nitroglyzerin und damit den jeweiligen Lastwagen zur Explosion bringen kann! Der zweieinhalbstündige Film läßt sich viel Zeit, die vier an sich wenig heldenhaften Protagonisten und das trostlose Leben in dem von einer amerikanischen Ölgesellschaft dominierten Dorf vorzustellen (die von Yves Montand, Peter van Eyck, Charles Vanel und Folco Lulli verkörpert werden), was sich auszahlt, da man anschließend um so mehr mit dem ambivalenten, aber keineswegs unsympathischen Quartett mitzittert. Und die Fahrt selbst ist von Clouzot ungemein spannend und dabei überraschend abwechslungsreich und einfallsreich in Szene gesetzt. Kurzum: Einer der ganz großen Klassiker des europäischen Kinos und aktuell Platz 191 in den IMDb Top 250 der besten Filme aller Zeiten! Direkt im Anschluß um 22.40 Uhr zeigt Arte als deutsche Free-TV-Premiere die französische Doku "Ivo Livi genannt Yves Montand" aus dem Jahr 2011.

Dienstag, 25. Oktober:

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (der akzeptable, aber letztlich recht enttäuschende letzte reguläre Auftritt von Andrew Garfield als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft; 20.15 Uhr bei Nitro)

Mittwoch, 26. Oktober:

Tele 5, 22.00 Uhr: "Insidious - The Last Key" (2018)

Der Abschluß der Vorgeschichte des von Lin Shaye verkörperten Mediums Elise Rainier - die hier mit den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird - kam bei den Kritikern nicht allzu gut an, ist für mich aber nach dem Original-"Insidious" trotz eines etwas holprigen Starts der beste Film der Reihe (und wurde auch zum kommerziell erfolgreichsten). Aktuell befindet sich übrigens ein fünfter Teil in Vorbereitung.

Außerdem:

Burn After Reading (amüsante Spionage-Komödie von den Coen-Brüdern mit George Clooney, Brad Pitt und Tilda Swinton; 20.15 Uhr bei Arte)

Spider-Man: Homecoming (Tom Hollands spaßiger erster Solofilm als die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die es mit Ex-Batman Michael Keaton als Antagonist zu tun bekommt; 20.15 Uhr bei Nitro)

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Doppel-Kurz-Nachruf: Ralf Wolter (1926-2022) und Robbie Coltrane (1950-2022)

Am vergangenen Freitag sind gleich zwei europäische Schauspieler verstorben, die mit ihren bekanntesten Rollen vor allem bei jungen Zuschauern ungemein beliebt waren: Der aus den Karl May-Filmen bekannte deutsche Schauspieler Ralf Wolter und der schottische Hagrid-Darsteller aus der "Harry Potter"-Reihe Robbie Coltrane. Beiden will ich einen kurzen Nachruf widmen:

Der gebürtige Berliner Ralf Wolter war ab den 1950er Jahren im deutschen Nachkriegs-Kino gut beschäftigt, vorrangig in komischen Rollen. Nach einigen Kurzauftritten in deutschen Filmklassikern wie "Das Wirtshaus im Spessart" (1958), "Wir Wunderkinder" (1958) und "Rosen für den Staatsanwalt" (1959) gelang Wolter zu Beginn der 1960er Jahre der endgültige Durchbruch, als er zunächst für Hollywood-Regisseur Billy Wilder in dessen Berlin-Komödie "Eins, zwei, drei" (1961) als sowjetischer Kommissar glänzte und dann ein Jahr später in der ersten der enorm populären Karl May-Verfilmungen der 1960er Jahre, "Der Schatz im Silbersee", die große Nebenrolle des Sam Hawkens übernahm. Der sympathische Trapper mit dem Standard-Satzanhang "... wenn ich mich nicht irre" war (außer Winnetou) der beste Freund des von Lex Barker verkörperten Old Shatterhand und erlangte schnell Kultstatus. Wolter spielte die Rolle bis 1968 insgesamt sechs Mal (sowie später noch einmal in der kurzlebigen "Winnetou"-TV-Serie von 1980).

Ab 1964 folgte der kaum weniger kultige Beduine Hadschi Halef Omar (Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah), der in den auf Karl Mays Orient-Romanen basierenden "Der Schut", "Durchs wilde Kurdistan" (1965) und "Im Reiche des silbernen Löwen" (1965) seinem Freund Kara ben Nemsi (wiederum: Lex Barker) stets loyal zur Seite stand. Und um das Karl May-Trio perfekt zu machen, trat Ralf Wolter auch im Mexiko-Zweiteiler "Der Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes" (beide 1965) auf, wo er (erneut an der Seite von Lex Barker) den schwäbischen Kuckucksuhrenverkäufer Andreas Hasenpfeffer gab. Das Highlight von Wolters wenigen internationalen Kinoauftritten war zweifellos, als ihn 1972 Bob Fosse für seine letztlich mit acht OSCARs ausgezeichnete Musical-Adaption "Cabaret" mit Liza Minnelli in der Nebenrolle des Herrn Ludwig besetzte. Ansonsten war Ralf Wolter bis Ende der 1970er Jahre gut oft im Kino zu sehen, ohne noch weitere ganz große Erfolge vorweisen zu können; ab den 1980er Jahren wechselte er vermehrt zum Fernsehen und beendete seine Karriere etwa zur Jahrtausendwende weitgehend. Seinen letzten Auftritt vor der Kamera absolvierte Wolter 2012 in Bernd Böhlichs Komödie "Bis zum Horizont, dann links!".

Am 14. Oktober 2022 starb Ralf Wolter im Alter von 95 Jahren in München. R.I.P.

 

Der Schotte Robbie Coltrane begann seine Entertainment-Karriere als Comedian, war ab den 1980er Jahren zunächst vor allem im TV-Bereich zu sehen und ab und zu auch in größeren Kinorollen wie in Neil Jordans "Mona Lisa" (1986), Kenneth Branaghs Shakespeare-Adaption "Heinrich V." (1989) oder in der Titelrolle von Peter Richardsons Komödie "Ein Papst zum Küssen" (1991). Zum Star wurde Coltrane Mitte der 1990er Jahre, als er im Kino in zwei James Bond-Filmen ("GoldenEye" und "Die Welt ist nicht genug") den windigen Ex-KGB-Agenten Valentin Zukovsky spielte und im Fernsehen zwischen 1993 und 1996 in drei Staffeln der beliebten TV-Serie "Für alle Fälle Fitz" den Kriminalpsychologen Dr. Edward Fitzgerald gab (und 2006 noch einmal in einem TV-Film).

Die Rolle seines Lebens ergatterte Robbie Coltrane kurz nach der Jahrtausendwende, als er für die Verfilmung der "Harry Potter"-Romanreihe als ebenso riesiger wie freundlicher Wildhüter Hagrid besetzt wurde, der sich aufopferungsvoll um Harry, Ron und Hermine kümmert und sie beschützt. In allen acht Filmen dieser enorm erfolgreichen Reihe agierte Coltrane als Hagrid und war im Grunde genommen von seiner ersten Szene an ein Publikumsliebling. Nach dem letzten Teil "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2" aus dem Jahr 2011 wurde es ruhiger um Coltrane, abgesehen von der mit drei BAFTAs ausgezeichneten Miniserie "Ende einer Legende", in der er die Hauptrolle eines beliebten Komikers spielt, dem sexueller Mißbrauch vorgeworfen wird. Für seine Leistung erhielt er eine seiner insgesamt sechs BAFTA-Nominierungen, zwei Mal (jeweils für "Für alle Fälle Fitz") gewann er. Letztmals stand Coltrane 2020 für die britische Comedy-Serie "Urban Myths" vor der Kamera, wo er zwei Mal als Hollywood-Legende Orson Welles auftrat.

Am 14. Oktober 2022 starb Robbie Coltrane nach langer Krankheit mit 72 Jahren in der schottischen Ortschaft Larbert. R.I.P.

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Montag, 17. Oktober 2022

TV-Tips für die Woche 42/2022

Montag, 17. Oktober:

Arte, 20.15 Uhr: "Im Schatten von Roubaix" (2019)

Free-TV-Premiere des trotz nur leicht positiver Kritiken für immerhin sieben Césars nominierten sozialkritischen Kriminaldramas von Arnaud Desplechin ("Das Leben ist seltsam") über den jungen Polizisten Louis (Antoine Reinartz), der an seiner neuen Dienststelle in der nordfranzösischen Arbeiterstadt Roubaix gemeinsam mit dem routinierten Polizeichef (Roschdy Zem, "Point Blank") bezüglich des Mordes an einer alten Frau in einem Problemviertel ermittelt. Weitere Hauptrollen spielen Léa Seydoux ("Keine Zeit zu sterben") und Sara Forestier ("Der Name der Leute").

Arte, 22.10 Uhr: "Der See der wilden Gänse" (2019)

Free-TV-Premiere des vielfach ausgezeichneten chinesisch-französischen Noir-Thrillers von Diao Yinan ("Feuerwerk am hellichten Tage") über den Gangster Zhou Zenong (Ge Hu), der nach der versehentlichen Tötung eines Polizisten sowohl von der Polizei als auch (wegen des auf ihn ausgesetzten Kopfgeldes) den Mitgliedern seiner eigenen wie auch denen einer rivalisierenden Gang gejagt wird.

Außerdem:

Parker (mittelmäßiger Actionfilm mit Jason Statham und Jennifer Lopez; 20.15 Uhr um fünf Minuten geschnitten bei Kabel Eins, ungekürzte Wiederholung am Dienstag um 22.10 Uhr)

Resident Evil: Retribution (stark beginnender, anschließend aber zunehmend mediokrer fünfter Teil der Action-Horror-Reihe mit Milla Jovovich; 22.35 Uhr bei Kabel Eins)

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Nachruf: Angela Lansbury (1925-2022)

Der sogenannte EGOT ist gewissermaßen der Olymp der Film-, Theater- und Musikbranche: Stand 2022 haben es gerade einmal 17 Personen geschafft, jeweils mindestens einen Emmy, Grammy, OSCAR und Tony zu gewinnen (zuletzt Jennifer Hudson). Die britische Schauspielerin Dame Angela Lansbury zählt nicht zu diesem exklusiven Kreis, es hat aber gar nicht viel gefehlt: Drei OSCAR-Nominierungen (plus ein Ehren-OSCAR für das Lebenswerk) stehen neben fünf Tony Awards (plus ein weiterer für das Lebenswerk), einer Grammy-Nominierung und sage und schreibe 18 (!) Emmy-Nominierungen - von denen sie keine einzige gewann. Auch ohne EGOT ist aber klar: Angela Lansbury hat große Spuren im Kino, auf der Bühne und auf dem TV-Bildschirm hinterlassen. Gestern ist sie kurz vor ihrem 97. Geburtstag eines natürlichen Todes gestorben.

Angela Lansbury feierte ihr Leinwanddebüt 1944 als 17-Jährige in George Cukors zweifach OSCAR-prämiertem Psycho-Thriller "Das Haus der Lady Alquist" (auch bekannt unter dem Originaltitel "Gaslight", der im englischsprachigen Raum als "Gaslighting" in den allgemeinen Sprachgebrauch einging und z.B. in der Politik dafür steht, jemanden gezielt in die Irre zu führen). Und dieses Debüt an der Seite von Ingrid Bergman, Charles Boyer und Joseph Cotten hinterließ Eindruck! Für ihre Rolle des arroganten Dienstmädchens Nancy erhielt Lansbury prompt ihre erste OSCAR-Nominierung als beste Nebendarstellerin und ergatterte außerdem einen Siebenjahresvertrag beim Hollywood-Studio MGM. Diese Zeit begann vielversprechend mit Albert Lewins Oscar Wilde-Adaption "Das Bildnis des Dorian Gray" (1945), in der Lansbury die Nebenrolle der tragischen jungen Sängerin Sibyl spielte und dafür erneut für einen OSCAR nominiert wurde. Auch Frank Capras Drama "Der beste Mann" (1948), George Sidneys heitere "Die drei Musketiere"-Version (1948) mit Gene Kelly und Lana Turner oder Cecil B. DeMilles Bibelverfilmung "Samson und Delilah" (1949) mit Hedy Lamarr machen sich gut in jedem Lebenslauf, allerdings gelang Lansbury nicht der Sprung von der Neben- zur Hauptdarstellerin. Das bescherte ihr nach Auslaufen des MGM-Vertrags eine kleine Flaute, bis sie 1955 in Melvin Frank und Norman Panamas phasenweise zum Brüllen lustigem Komödienklassiker "Der Hofnarr" mit Danny Kaye und Basil Rathbone glänzte und als Prinzessin Gwendolyn ihre komödiantischen Fähigkeiten bewies.

Über das Dasein als Nebendarstellerin kam Angela Lansbury zumindest in großen Filmen trotzdem nicht hinaus, machte aber das Beste daraus - so in John Frankenheimers Paranoia-Thriller-Klassiker "Botschafter der Angst" (1962, auch bekannt unter dem Originaltitel "The Manchurian Kandidat", der in Deutschland Jahrzehnte später beim schwächeren Remake mit Denzel Washington verwendet wurde). Als populistische US-Senatorin Iselin verdiente sich Lansbury hier an der Seite von Frank Sinatra und Janet Leigh ihre dritte und letzte OSCAR-Nominierung. Erstaunlicherweise gelang es Lansbury mit um die 50 Jahren Anfang der 1970er Jahre schließlich doch noch, ein paar hochkarätige Hauptrollen zu ergattern, wobei sie vor allem als Hexerei-Studentin Miss Price in Robert Stevensons familienfreundlichem Disney-Abenteuer "Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett" viele Fans fand. Nach einer mehrjährigen Pause, in der sie sich auf ihre sogar noch erfolgreichere Theater- und Musicalkarriere konzentrierte (mit Hits wie "Mame", "Gipsy" oder "Sweeney Todd"), kehrte Lansbury 1978 als Teil eines grandiosen Ensembles für John Guillermins erfolgreiche Agatha Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" mit Sir Peter Ustinov als Meisterdetektiv Hercule Poirot auf die große Leinwand zurück; zwei Jahre später verkörperte sie Agatha Christies Kult-Hobbydetektivin Miss Marple in Guy Hamiltons "Mord im Spiegel".

Ab den 1980er Jahren zog sich Angela Lansbury zumindest vor der Kamera weitgehend vom Kino zurück, was auch damit zusammenhing, daß ihre TV-Krimiserie "Mord ist ihr Hobby" zum Megahit wurde und von 1984 bis 1996 für Top-Quoten sorgte - und ihr sagenhafterweise für jede einzelne der 12 Staffeln eine Emmy-Nominierung einbrachte (leider ohne einen einzigen Sieg, wie oben erwähnt - dafür gewann sie vier ihrer sechs Golden Globes für die Rolle als Krimiautorin Jessica Fletcher). Im Kino tauchte sie zwar trotzdem noch auf, aber meist als Sprecherin von Zeichentrick- respektive Animationsfilmen wie "Das letzte Einhorn" (1982), "Die Schöne und das Biest" (1991), "Anastasia" (1997) oder "Der Grinch" (2018). Ganz ließ sie sich die Schauspielerei im Kino allerdings nicht nehmen, wie gelegentliche Auftritte etwa als Großmutter in Neil Jordans gewagter Rotkäppchen-Variante "Die Zeit der Wölfe" (1984), in Kirk Jones' "Eine zauberhafte Nanny" (2005) und zuletzt in Rob Marshalls "Mary Poppins' Rückkehr" (2018) belegen.

Am 11. Oktober 2022 starb Angela Lansbury im Alter von 96 Jahren in Los Angeles friedlich im Schlaf. R.I.P.

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Montag, 10. Oktober 2022

TV-Tips für die Woche 41/2022

Montag, 10. Oktober:

Arte, 20.15 Uhr: "... Jahr 2022 ... die überleben wollen" (1973)

Würde ich an dieser Stelle das bekannteste Zitat dieses gesellschaftskritischen Science Fiction-Klassikers von Richard Fleischer ("Die phantastische Reise") nennen (das laut American Film Institute zu den 100 besten Filmzitaten aller Zeiten zählt), wäre das ein extremer Spoiler. Also lasse ich es schweren Herzens sein und gehe nur kurz auf die Prämisse des auch unter seinem Originaltitel "Soylent Green" bekannten SF-Krimis ein: In der fernen Zukunft des Jahres ... ähm, 2022 (*hüstel*) ist New York mit 40 Millionen Einwohnern vollkommen übervölkert - von denen die meisten arbeitslos vor sich hindarben. Außer für wirklich reiche Menschen gibt es nur noch wenig schmackhafte synthetische Nahrung auf Pflanzenbasis von der Soylent Company. Daher ist es besonders interessant, als der Polizist Robert Thorn (Charlton Heston) nach dem Mord an einem Soylent-Manager Hinweise auf eine Verschwörung findet ... Weitere Rollen spielen Hollywood-Legende Edward G. Robinson ("Little Caesar") in seinem letzten Leinwandauftritt sowie Leigh Taylor-Young ("Das Messer") und Joseph Cotten ("Citizen Kane").

ZDF, 22.15 Uhr: "The Informer" (2019)

Free-TV-Premiere des ziemlich positiv besprochenen britischen Thrillers von Andrea Di Stefano ("Escobar: Paradise Lost") über den auf die schiefe Bahn geratenen Ex-Spezialsoldaten Pete (Joel Kinnaman, "The Suicide Squad"), der für die FBI-Agentin Wilcox (Rosamund Pike, Amazon-Serie "Das Rad der Zeit") Informant bei der polnischen Drogenmafia in New York wird. Die Sache geht mächtig in die Hose, weshalb Pete zurück ins Gefängnis kommt - wo er dank intakter Tarnidentität seinen Auftrag aber fortführen soll ...

Dienstag, 11. Oktober:

Kabel Eins, 20.15 Uhr: "Per Anhalter durch die Galaxis" (2005)

Garth Jennings' ("Sing") Adaption des Kultromans von Douglas Adams reicht zwar bei weitem nicht an dessen Qualität heran, bietet aber durchaus solide Unterhaltung mit einer hochkarätigen Besetzung. Martin Freeman spielt Arthur Dent, der erfahren muß, daß sein bester Freund Ford (Mos Def) in Wirklichkeit ein Alien ist - zum Glück, denn dank Ford wird Arthur im letzten Moment gerettet, als die außerirdischen Vogonen die Erde für den Bau einer Hyperraumroute kurzerhand sprengen! Der Auftakt eines galaktischen Abenteuers für den armen Arthur ... Weitere Rollen spielen Sam Rockwell, Zooey Deschanel, Bill Nighy und John Malkovich.

Donnerstag, 6. Oktober 2022

KINOVORSCHAU OKTOBER 2022

Nachdem der September erst ganz zum Schluß einen echten Hit hervorbrachte ("Die Schule der magischen Tiere 2"), dürfen die deutschen Kinos im klassischen Horrormonat Oktober auf mehr Zuschauer hoffen - vor allem dank einer prestigeträchtigen Fortsetzung ("Halloween Ends") und eines DC-Superhelden-Films ("Black Adam"). Aber auch unter der "Mittelware" befinden sich viele interessante Projekte:
 
6. Oktober:
"The Woman King":
Einer der größten Hits des Spätsommers in den USA war dieser hochgelobte Historienfilm von Gina Prince-Bythewood ("The Old Guard"), der von einer Rezensentin als "Braveheart" mit schwarzen Frauen umschrieben wurde. Erzählt wird die im Kern wahre Geschichte der Agojie, einer gefürchteten Einheit von Kriegerinnen im frühen 19. Jahrhundert, die das afrikanische Königreich Dahomey – im heutigen Benin – beschützte (und die Dora Milaje aus Marvels "Black Panther" inspirierte). OSCAR-Gewinnerin Viola Davis ("Fences") spielt eine Generalin der Agojie namens Nanisca, die Dahomey gegen das rivalisierende Oyo-Imperium sowie portugiesische Sklavenhändler verteidigen muß. Weitere Hauptrollen spielen "Star Wars"-Star John Boyega und Lashana Lynch ("Captain Marvel").

"In einem Land, das es nicht mehr gibt":
Die in Ost-Berlin geborene "Tatort"-Regisseurin Aelrun Goette widmet sich in ihrem 1989 spielenden und autobiographisch geprägten historischen Coming of Age-Film der Schülerin Suzie (Marlene Burow, "Wunderschön"), die kurz vor dem Abitur der Schule verwiesen wird und statt des geplanten Studiums in einem Kabelwerk arbeiten soll. Allerdings wird sie auf dem Weg zur Arbeit photographiert, landet unverhofft auf dem Titelbild der beliebten ostdeutschen Frauenzeitschrift "Sibylle" und sattelt darauf hin zum Model um. Sie lernt den exzentrischen Underground-Modedesigner Rudi (Sabin Tambrea, "Narziss und Goldmund") kennen und verliebt sich in den Photographen Coyote (David Schütter, Netflix-Serie "Barbaren") ...

"Mona Lisa and the Blood Moon":
Die iranischstämmige US-Regisseur Ana Lily Amirpoor wurde 2014 bekannt mit ihrem von der Kritik gefeierten, im Iran spielenden Neo-Noir-Vampirfilm "A Girl Walks Home Alone at Night". Als ihr zweiter Langfilm "The Bad Batch" zwei Jahre später enttäuschte, geriet Amirpoors Karriere jedoch etwas ins Stocken, weshalb erst jetzt ihr dritter Film in die Kinos kommt. In dem wilden Genremix (Amirpoor selbst spricht von einem "Abenteuer-Märchen") "Mona Lisa and the Blood Moon" geht es um die titelgebende Jugendliche (Jeon Jong-seo, "Burning"), die jahrelang in einer Psychiatrie in Louisiana vor sich hindämmert, bis ihr die Flucht aus der Anstalt gelingt. In New Orleans freundet sie sich mit der Stripperin Bonnie (Kate Hudson, "Almost Famous") an und entdeckt, daß sie mit ihrer Willenskraft andere Menschen kontrollieren kann! Bonnie nutzt diese Fähigkeit, um ihnen Geld zu verschaffen, wodurch sie jedoch bald ins Visier der Polizei geraten … Der Film wurde bereits vor einem Jahr in Venedig uraufgeführt und erhielt überwiegend positive Kritiken.

"Rimini":
Der vielfach ausgezeichnete österreichische Filmemacher Ulrich Seidl ("Paradies"-Trilogie) geriet zuletzt ungewollt in die Schlagzeilen, als Vorwürfe laut wurden, er haben bei den Dreharbeiten zu seinem Film "Sparta" in Rumänien minderjährige Laiendarsteller schlecht behandelt und ausgenutzt. Seidl widerspricht vehement, doch die Uraufführung von "Sparta" in Toronto wurde als Folge der Anschuldigungen abgesagt. Vor "Sparta" drehte Seidl das positiv rezensierte Drama "Rimini" über den einstigen Schlagerstar Richie Bravo (Michael Thomas, "Import Export"), der im titelgebenden italienischen Urlaubsort verzweifelt versucht, an seinen alten Ruhm anzuknüpfen. Doch dann taucht seine erwachsene Tochter (Tessa Göttlicher) bei ihm auf und fordert Geld, das ihr zustehe ...

Montag, 3. Oktober 2022

TV-Tips für die Woche 40/2022

Montag, 3. Oktober:

Arte, 20.15 Uhr: "Das rote Zelt" (1969)

Sehr späte Free-TV-Premiere des auf einer wahren Geschichte basierenden sowjetisch-italienischen Abenteuerfilms mit europäischer Starbesetzung. Geschildert wird in Rückblenden eine von Roald Amundsen (Sean Connery, der aber eher eine Nebenrolle spielt) angeführte Rettungsexpedition für das Team des Italieners Umberto Nobile (Peter Finch), der 1928 mit einem Luftschiff zum Nordpol flog - auf dem Rückweg aber abstürzte. In weiteren Rollen agieren Hardy Krüger, Claudia Cardinale, Mario Adorf, Massimo Girotti und Nikita Michalkow (der später ein erfolgreicher Regisseur wurde, seit einigen Jahren aber in erster Linie als Putin-Propagandist tätig ist ...). Arte zeigt die knapp zweistündige internationale Fassung, die aber gut 30 Minuten kürzer ist als die damals in Osteuropa (inklusive der DDR) veröffentlichte Version.

Servus TV, 20.15 Uhr: "Bauernopfer - Spiel der Könige" (2014)

In dem wohlwollend besprochenen biographischen Drama mit Politthriller-Elementen von Edward Zwick ("Last Samurai") dreht sich alles um das historische Weltmeisterschafts-Duell im Schach zwischen dem erfahrenen sowjetischen Großmeister und Titelverteidiger Boris Spasski (Liev Schreiber) und seinem jungen, exzentrischen US-Herausforderer Bobby Fischer (Tobey Maguire). Dieses fand 1972 in Rejkjavik statt und wurde von den Medien während der Hochphase des Kalten Krieges zu einem symbolträchtigen Stellvertreter-Zweikampf aufgebauscht. Vor allem Tobey Maguire wurde für seine Darstellung des psychisch nicht übermäßig stabilen Fischer mit viel Lob bedacht.

ZDF, 22.00 Uhr: "Greenland" (2020)

Free-TV-Premiere des von der Kritik gelobten Katastrophenfilms von Ric Roman Waugh ("Angel Has Fallen"), der im Herbst 2020 einer der ersten internationalen Filmerfolge nach der ersten Hochphase der Corona-Pandemie wurde (in den USA wurde dagegen wegen der Lockdowns auf eine Kinoveröffentlichung verzichtet). Gerard Butler spielt den Familienvater John, der mit Frau (Morena Baccarin, TV-Serie "Firefly") und Sohn versucht, bis nach Grönland zu flüchten, als bekannt wird, daß ein Komet in wenigen Tagen auf der Erde einschlagen und die gesamte Menschheit auslöschen wird - die einzige Überlebenshoffnung sind einige Bunker in Grönland ... Eine Fortsetzung befindet sich in Vorbereitung (was angesichts des ausgefallenen US-Kinostarts durchaus bemerkenswert ist!).