Originaltitel: A Quiet Place Part II
Regie und Drehbuch:
John Krasinski, Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Emily
Blunt, Cillian Murphy, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Djimon Hounsou,
John Krasinski, Scoot McNairy, Wayne Duvall
FSK: 16, Dauer: 97
Minuten.
474 Tage nach
der Alieninvasion: Nachdem Evelyn Abbott (Emily Blunt, "Jungle
Cruise") mit ihrer gehörlosen Tochter Regan (Millicent
Simmonds, "Wonderstruck") und Sohn Marcus (Noah Jupe, "Le
Mans 66") die ihr Heim bedrohenden Aliens auch dank des Opfers
von Familienvater Lee (John Krasinski, "Doctor Strange 2")
besiegt hat, machen sie sich gemeinsam mit Evelyns Neugeborenem auf
die Suche nach einem neuen Unterschlupf. Dabei stoßen sie auf Emmett
(Cillian Murphy, "Dunkirk"), einen Freund aus der Zeit vor
der Invasion, der nun traumatisiert ist und nach diversen
schlechten Erfahrungen eigentlich nichts mehr mit anderen Menschen zu tun haben
will. Als Regan, deren Cochlea-Implantat sich mittels einer
Rückkopplung als Waffe gegen die Aliens entpuppt hat, sich aber auf
eigene Faust auf den Weg zu einer Insel nahe der Küste macht, von
der eine Radioübertragung zu kommen scheint, überredet Evelyn
Emmett, ihr zu folgen und sie zurückzuholen. Regan gelingt es jedoch, Emmett davon zu überzeugen, mit ihr zu besagter Insel zu
kommen, da sie glaubt, die Aliens nachhaltig schwächen zu können,
wenn sie die Rückkopplung des Implantats über das Radio
verbreitet. Während die beiden sich auf den gefährlichen Weg
machen, muß sich Evelyn um den verletzten Marcus und das Baby
kümmern – und das möglichst geräuschlos, um die Aliens nicht auf
ihre Spur zu bringen ...
Kritik:
Im Frühjahr 2018
gelang dem Schauspieler John Krasinski mit seiner zweiten
Kino-Regiearbeit "A Quiet Place" (nach der Tragikomödie
"Die Hollars – Eine Wahnsinnsfamilie") etwas, das es
nicht so häufig gibt: ein Horrorfilm, der von Kritikern und
"normalem" Publikum gleichermaßen geliebt wird und zu
einem großen kommerziellen Erfolg avanciert. Die sehr gute Aufnahme
von "A Quiet Place" war absolut verdient, weil der Film aus
einer im Kern einfachen Prämisse mit erstklassiger
Inszenierung sehr viel herausholt und mit der durch die geräuschsensitiven Aliens bedingten Zelebration der Stille sogar
einen innovativen Aspekt in das Genre einbrachte – noch
unterstrichen durch die gehörlöse Regan, deren Handicap ganz
spezielle Vor- und Nachteile in dieser bedrohlichen Situation mit
sich bringt. "A Quiet Place 2", erneut inszeniert und dieses Mal komplett geschrieben von John
Krasinski (der beim Vorgänger einer von drei Drehbuch-Autoren war), konzentriert sich auf die Stärken des Originals und erweitert diese wie
auch die Filmwelt – die sich im ersten Teil weitestgehend auf die
Abbott-Farm beschränkte – behutsam. Und das funktioniert wiederum
richtig gut, wenn auch der Originalitätsfaktor von "A Quiet
Place" erwartungsgemäß nicht reproduziert werden kann.
Dennoch: John Krasinski hat zweifellos eine sehr gelungene
Fortsetzung geschaffen.
"A Quiet Place
2" beginnt mit einem gut zehnminütigen, spannend inszenierten
Rückblick auf den Beginn der Alien-Invasion aus der Perspektive der
Abbotts – womit nach seinem Heldentod im Vorgänger auch John
Krasinski als Lee für kurze Teit zurückkehrt. Anschließend setzt die
Handlung direkt am Ende des ersten Teils an, weshalb es ein klein wenig
ungünstig ist, daß Millicent Simmonds inzwischen eindeutig
erwachsener aussieht. Das läßt sich logischerweise nicht verhindern
und ist natürlich kein echtes Problem, es fällt aber schon auf
(deutlicher als bei ihrem zwei Jahre jüngeren Filmbruder Noah Jupe).
Der erzwungene Schritt der verbliebenen Abbotts in die noch
unsicherere Welt außerhalb des eigenen Heims sorgt für
viel Spannung, auch wenn man relativ bald bei Emmetts Zuflucht in
einem alten Hochofen einen neuen, clever gewählten Unterschlupf und
mit Emmett einen (widerwilligen) Verbündeten findet. Die Aliens
selbst bleiben trotz der neuen, jedoch im Feld leider nur umständlich
einsetzbaren "Waffe" der Rückkopplungen eine tödliche
Bedrohung und sorgen dafür, dass stets eine bedrückende und
angespannte Atmosphäre herrscht – zumal ihr schön schauriges
Design auch im zweiten Film kein Stück von seiner Wirkung verloren
hat.
Leider zieht sich
die Handlung von "A Quiet Place 2" im Mittelteil ein wenig, was
auch damit zusammenhängt, dass sie sich vorübergehend in drei
parallele Handlungsstränge aufteilt, die allesamt recht gemächlich
beginnen. Das zahlt sich aber aus, denn wenn sich die Situation im
letzten Drittel des gut eineinhalbstündigen Films in allen drei
Storyfäden dramatisch zuspitzt, ist man als Zuschauer wieder voll
dabei und die Spannung wird beinahe unerträglich. Gefühlt ist
die nominelle Hauptdarstellerin Emily Blunt diesmal eher
unterbeschäftigt, macht ihre Sache mit ihrer Schauspielkunst und
ihrem Charisma aber natürlich trotzdem gut. Spannender und
ereignisreicher verläuft allerdings eindeutig die Geschichte von
Regan und Emmett, die auf ihrer Reise so einige Begegnungen er- und überleben
müssen. Dabei erweist sich Cillian Murphy wenig überraschend als
ausgezeichneter Quasi-Ersatz für Krasinskis Lee
(schauspielerisch hat Murphy sogar mehr drauf), der Emmetts
Entwicklung vom freundlichen, fürsorglichen Nachbar im Prolog zum paranoiden, traumatisierten Einzelgänger in der neuen
Filmrealität überzeugend gestaltet. Zudem harmoniert Murphy gut
mit der erneut beeindruckend aufspielenden Millicent Simmonds. Über
den Storyverlauf will ich nicht zu viel verraten, er entwickelt sich
aber sinnvoll und nachvollziehbar, auch das Ende paßt (und läßt reichlich Raum für weitere Fortsetzungen). Regisseur Krasinski
setzt wie im Vorgänger die Tonkulisse respektive deren Fehlen effektiv ein und es gibt auch wieder einige gelungene Szenen aus
Regans gehörloser Perspektive. Zudem läßt es sich Krasinski nicht
nehmen, wieder einige Jumpscares einzubauen, die aber meines
Erachtens gut dosiert und – mit einer etwas zu offensichtlichen
Ausnahme – glänzend getimt sind. Kurzum: Als Fan des Vorgängers wird man auch vom zweiten Teil richtig gut unterhalten und möchte am Ende gerne mehr sehen. Und weil "A Quiet Place 2" trotz
gut einjähriger Corona-Verschiebung den Erfolg des ersten Teils
annähernd wiederholen konnte, befinden sich erfreulicherweise
bereits eine weitere Fortsetzung sowie ein Spin-Off bzw. Prequel namens "A
Quiet Place: Day One" in Vorbereitung.
Fazit:
"A Quiet Place 2" ist eine nicht allzu innovative, aber gut
gemachte Horror-Fortsetzung, die mit starker Besetzung und spannender
Inszenierung ihr Publikum erneut in eine wenig einladende
postapokalyptische Welt entführt.
Wertung:
8 Punkte.
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