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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 20. Februar 2025

DEATH OF A LADIES' MAN (2020)

Regie und Drehbuch: Matt Bissonnette, Musik: Stephen Rennicks
Darsteller: Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson, Suzanne Clément, Karelle Tremblay, Antoine Olivier Pilon, Joel Bissonnette, Pat Kiely, Carolina Bartczak, Fred McCloskey
Rotten Tomatoes: 90% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 16, Dauer: 101 Minuten.
Samuel O'Shea (Gabriel Byrne, "Die üblichen Verdächtigen") ist ein Professor für kanadische Poesie in Montreal und trotz seiner 64 Jahre immer noch ein ziemlicher Schwerenöter. Als er plötzlich immer öfter offensichtliche Halluzinationen bekommt – so erscheint ihm regelmäßig sein seit Jahrzehnten toter Vater Ben (Brian Gleeson, "Logan Lucky") –, läßt sich Samuel medizinisch durchchecken. Die niederschmetternde Diagnose: Er hat einen riesigen und inoperablen Tumor im Kopf und höchstwahrscheinlich nur noch weniger als ein Jahr zu leben. Familie und Freunden erzählt er davon nichts, beschließt jedoch kurzerhand, in die Heimat seiner Vorfahren Irland zu reisen, wo er noch ein seit Jahren nicht mehr besuchtes kleines Häuschen am Meer besitzt. Dort will er endlich sein erstes eigenes Buch verfassen, um der Menschheit nach seinem Tod etwas zu hinterlassen. Bereits an seinem ersten Tag trifft er das attraktive Ex-Model Charlotte (Jessica Paré, "'Brooklyn") – wie er selbst Frankokanadierin mit einem Faible für den kanadischen Singer-Songwriter und Poeten Leonard Cohen – und die beiden verlieben sich ineinander ...

Kritik:
Wer mein Blog schon etwas länger verfolgt, hat sicher irgendwann mal mitbekommen, daß der 2016 verstorbene Leonard Cohen mein absoluter Lieblingsmusiker ist. Dementsprechend erfreut bin ich, dass Cohen – dessen Songs schon zu seinen Lebzeiten unzählige Male in Kinofilmen und TV-Serien Verwendung fanden, Robert Altmans legendärer Schneewestern "McCabe & Mrs. Miller" wird sogar durchgehend von Cohens Gesang begleitet – nach seinem Tod immer noch eine wichtige Rolle spielt in der Kino- und TV-Landschaft. Jüngste Beispiele dafür waren die Dokus "Marianne & Leonard: Words of Love" (2019) und "Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied" (2021) sowie die sehenswerte norwegisch-kanadisch-deutsche TV-Serie "So Long, Marianne" (2024) über die komplizierte Beziehung zwischen Cohen und seiner norwegischen Muse Marianne Ihlen. International weniger bekannt ist die kanadische Tragikomödie "Death of a Ladies' Man", bei der Cohen nicht direkt eine Rolle spielt, mit seiner Kunst aber allgegenwärtig ist. Das beginnt beim Titel, der Cohens ungewöhnlichstem (und von ihm im Nachhinein eher bereuten) Album aus dem Jahr 1977 entnommen ist, das vom damals sehr erfolgreichen Phil Specter produziert wurde und sich mit seiner bombastischen Machart auffällig von Cohens übrigen, eher auf das Grundlegende reduzierten melancholisch-ruhigen Alben abhebt. Zudem doziert Samuel am College über Cohens Texte und im ganzen Film untermalen gut ein halbes Dutzend Cohen-Songs passend die Handlung und vor allem Samuels Halluzinationen. Somit fungiert "Death of a Ladies' Man" nicht nur als sympathisch-schräge Tragikomödie über einen mit seiner Endlichkeit konfrontierten Lebemann, sondern auch als wunderbare Hommage an die kanadische Ikone Leonard Cohen – der übrigens noch kurz vor seinem Tod dem Projekt seinen Segen gab.

Der allzeit verlässliche Gabriel Byrne ist eine optimale Besetzung für den Protagonisten und mitverantwortlich dafür, dass dieses kleine, feine Indie-Werk so gut unterhält. Byrne gelingt es mit seinem rauhen Charme, den keineswegs uneingeschränkt sympathischen Professor – der es sich in unterschiedlichem Ausmaß mit jedem seiner Familienmitglieder verscherzt hat – zu einer Person zu machen, die man auf ihrem Weg gerne und mit viel Mitgefühl begleitet. Trotz der tragischen Prämisse und eines durchwegs melancholischen Tons wird "Death of a Ladies' Man" dabei aber niemals zu schwermütig, wofür neben Samuels trockenem Humor vor allem die sehr witzig gestalteten, surrealen Halluzinationen sorgen. Wenn sich beispielsweise das Eishockey-Spiel seines Sohnes an dessen College zu einer Art Eisballett verwandelt, zu dem als angebliche kanadische Nationalhymne Cohens "Bird on a Wire" gesungen wird, ist das einfach ein großer Spaß für das Publikum. Diese Halluzinationen – von denen nicht alle lustig sind, sondern speziell die Diskussionen mit Samuels Vater auch mal nachdenklich ausfallen – sind neben Byrnes Präsenz die größte Stärke von "Death of a Ladies' Man".

Nicht ganz so gelungen ist das Drehbuch von Matt Bissonette (dessen Regiedebüt "Looking for Leonard" aus dem Jahr 2002 bereits einen offensichtlichen Cohen-Bezug hatte), das ein wenig überfrachtet wirkt mit zu vielen Nebenhandlungssträngen vor allem rund um Samuels Familie, die aber zugunsten der klaren Konzentration auf den Professor arg stiefmütterlich behandelt werden. Damit wird Bissonettes Film der guten Besetzung nicht wirklich gerecht, die sich zwar über jeweils ein paar ganz gute Momente freuen darf, insgesamt aber ziemlich unterbeschäftigt ist. Für einen Film über einen ambivalenten Mann, der dem eigenen Tod ins Auge blickt, sind zudem die Dialoge nur selten tiefgründig genug, um gänzlich zu überzeugen und ein paar Passagen wirken etwas sehr weit hergeholt. Das stört letztlich jedoch nur in geringem Maße, da "Death of a Ladies' Man" mindestens Cohen-Fans wie mich mit seiner gelungenen Mischung aus surrealer Comedy und nachdenklichen bis tragischen Momenten, Gabriel Byrnes charismatischer Performance sowie natürlich dem glänzenden Soundtrack viel zu gut unterhält, um sich über die unbestreitbaren Schwächen großartig zu ärgern. Einfach ein schöner kleiner Film.

Fazit: "Death of a Ladies' Man" ist eine amüsante kanadische Tragikomödie mit einem tollen Hauptdarsteller, die zwar ganz auf Fans von Leonard Cohen zugeschnitten ist, aber generell sehr solide Unterhaltung bietet.

Wertung: 7,5 Punkte.
 
 
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