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Dienstag, 26. März 2019

PRIVATE EYES (TV-Serie, 2017/2018, 2. Staffel)

Serienschöpfer: Tim Kilby und Shelley Eriksen, Musik: Shawn Pierce
Darsteller: Jason Priestley, Cindy Sampson, Barry Flatman, Jordyn Negri, Ennis Esmer, Nicole de Boer, Samantha Wan, Bree Williamson, Mark Ghanimé, Sharon Lewis, Clé Bennett, Jonny Gray, William Shatner, Laura Vandervoort, Colin Ferguson, Anthony Lemke, Al Sapienza
 Private Eyes (2016) on IMDb Rotten Tomatoes: -; FSK: 12, Dauer: 761 Minuten.
Seit einem Jahr arbeiten der ehemalige Eishockey-Profi Matt Shade (Jason Priestley, TV-Serie "Beverly Hills, 90210") und die Privatdetektivin Angie Everett (Cindy Sampson, "The Factory") inzwischen in ihrer eigenen kleinen Detektei in der kanadischen Großstadt Toronto zusammen und in dieser Zeit haben sie eine gute Routine entwickelt. Mit Angies detektivischem Wissen und Können, Shades Beziehungen, Charisma und Instinkt und der Unterstützung ihrer neuen Assistentin Zoe (Samantha Wan) können sie selbst schwierige Fälle lösen, die sie u.a. in den Autorennzirkus, die Modebranche, eine Familien-Brauerei oder die Welt der klassischen Musik führen. Auch privat läuft es ereignisreich, denn beide beginnen neue Beziehungen – Shade mit Staatsanwältin Mel Parker (Bree Williamson aus der Seifenoper "Liebe, Lüge, Leidenschaft"), Angie mit ihrer nach längerer Zeit aus Afrika zurückgekehrten ersten großen Liebe, dem Arzt Dr. Ken Graham (Mark Ghanimé, "Für immer Adaline"). Außerdem muß sich Shade mit den Teenager-Problemen seiner stark sehbehinderten Tochter Jules (Jordyn Negri) herumschlagen und hin und wieder auch mit seiner Ex-Frau Becca (Nicole de Boer, TV-Serie "Star Trek: Deep Space Nine"), die den Sprung von der "Wetterfee" zur Moderatorin ihrer eigenen Frühstücks-Fernsehshow geschafft hat …

Kritik:
Nachdem die erste Staffel der erkennbar von US-Vorbildern wie "Castle" oder "The Mentalist" inspirierten humorvollen kanadischen Krimiserie "Private Eyes" beim Publikum sehr gut ankam, wurde die Episodenzahl der flugs bestellten zweiten Staffel von 10 auf 18 beinahe verdoppelt. Und das war für den Privatsender Global Television Network eine gute Entscheidung, denn die Zuschauerzahlen hielten sich im Bereich der ersten Season und steigerten sich im Verlauf der (auf zwei Jahre verteilten) Staffel sogar deutlich. Für Anhänger gut gemachter Krimi-Procedurals (mit einem Fall pro Folge und ohne größere durchgehende Handlungsstränge) ist das höchst angenehm, denn die US-Versuche der letzten Jahre aus diesem Genre (z.B. "Take Two" oder "Deception") floppten allzu oft und wurden entsprechend schnell abgesetzt. Glücklicherweise hat "Private Eyes" auch in beinahe doppelter Länge nichts von seinem Charme und Schwung verloren, weshalb es weiterhin viel Spaß macht, die ungleichen Privatdetektive bei ihren selten anspruchsvollen, jedoch stets unterhaltsamen und von den clever geschriebenen Plänkeleien zwischen Angie und Shade geprägten Fällen zu begleiten.
Natürlich ist es in einem über Jahrzehnte hinweg so stark beanspruchten Genre wie dem des humorvollen Krimi-Procedurals sehr schwierig, sich noch wirklich neue, fesselnde Geschichten auszudenken. Doch die Autoren von "Private Eyes" bekommen das insgesamt besser hin als viele Genrekollegen. Die Fälle von Angie und Shade sind abwechslungsreich und überwiegend gut konstruiert, hin und wieder gibt es auch überraschende Wendungen. Eine Schwäche des Genres kann allerdings auch "Private Eyes" nicht ganz umgehen: Bei manchen Folgen kommt man als Zuschauer schneller auf die Lösung (oder zumindest auf logische Lösungsansätze) als die Protagonisten, obwohl die als Profis doch viel früher in die entsprechende Richtung denken müßten. Glücklicherweise geschieht das nicht zu häufig, sondern nur in drei oder vier Episoden (wobei das natürlich je nach Zuschauer und Krimierfahrung variiert), beispielsweise in der Folge, in der sie von einem Dirigenten beauftragt werden. Ärgerlicherweise aber auch im Staffelfinale, das diesmal mit einem Cliffhanger endet und darauf hindeutet, daß im dritten Durchlauf stärkere serielle Elemente hinzukommen werden – mutmaßlich in Form einer längeren Jagd auf einen raffinierten Bösewicht. Das kennt man zwar aus so ziemlich allen Krimi-Procedurals, die länger als eine oder zwei Staffeln überleben, aber es ist nunmal ein bewährter Kniff und sollte auch bei "Private Eyes" funktionieren, zudem sollte er helfen, daß die Serie nicht zu schnell in der Fall-der-Woche-Routine erstickt.
Ein dominierendes Element der zweiten Staffel sind übrigens Romanzen. Selbstredend besteht – auch hier: man kennt es aus "Castle", "The Mentalist" und Co. – eine starke Anziehungskraft zwischen Shade und Angie, die sie über kurz oder lang zwangsläufig zusammenbringen wird. Doch zum Glück sind sich die Autoren dieser wenig originellen Zwangsläufigkeit bewußt und nutzen sie, um immer wieder schön selbstironisch damit umzugehen – wenn Angie und Shade etwa nach einem gelösten Fall (in ihren Rollen komplett un-selbstironisch) darüber witzeln, daß zwei involvierte Personen wie füreinander geschaffen seien, es jedoch einfach nicht bemerken würden … Die neuen Partner dienen natürlich primär dazu, das Unausweichliche aufzuschieben und ein paar Spannungen in das Beziehungsgeflecht einzubringen. Und das funktioniert gut, da sowohl Staatsanwältin Mel als auch Ken sympathisch sind und man sie sich durchaus (wider besseres Wissen) als Langzeit-Partner der beiden Protagonisten vorstellen könnte. Ein wenig übertrieben wirkt es allerdings, in dieser "Staffel der Liebe" auch noch Angies Polizisten-Freund Maz (Ennis Esmer, TV-Serie "The Listener") sich in Zoe verlieben zu lassen – auch wenn diese Romanze anders aufgebaut ist und vor allem als Gaglieferant dient –, Shades Vater Don (Barry Flatman, "Saw III") Restaurantbesitzerin Shona (Sharon Lewis) als Love Interest zu bescheren und seine Tochter Jules die erste Liebe mit dem etwas naiven, aber netten Liam (Jonny Gray) erleben zu lassen. Wenngleich keine dieser Beziehungen breit ausgewalzt wird … so gehäuft ist es schon ein bißchen viel des Guten. Wenigstens Shades Ex-Frau Becca darf sich vorerst ganz auf ihre Karriere konzentrieren und gerät wenig überraschend einmal selbst ins Zentrum eines Falls. Durch das angewachsene Ensemble kommen aber einige Nebenrollen etwas kurz: Speziell der gerne mit Shade rivalisierende Detective Nolan (Clé Bennett, "Barney's Version") taucht viel weniger auf als noch in Staffel 1, aber auch Shades Familie gerät ein bißchen in den Hintergrund. Schlimm ist das nicht, da eben die Neuzugänge ähnlich gut funktionieren und es wieder einige aus anderen populären Serien bekannte Gaststars wie William Shatner ("Boston Legal"), Colin Ferguson ("Eureka"), Anthony Lemke ("Dark Matter"), Al Sapienza ("Person of Interest") oder Laura Vandervoort ("Bitten") gibt.
Die deutsche Synchronfassung von "Private Eyes" ist übrigens, soweit ich es anhand mehrerer Stichproben sagen kann, kompetent gemacht, dennoch gibt es mindestens zwei gute Gründe, sich die Serie nach Möglichkeit im englischsprachigen Originalton anzuhören: Erstens hat vor allem Shade einen starken Hang zu Wortspielen, die sich erwartungsgemäß meist entweder nur holprig oder gar nicht direkt ins Deutsche übertragen lassen. Auf Deutsch verpaßt man also einen Teil des Humors – zudem gibt es außer Jenson Ackles in der US-Serie "Supernatural" meiner Ansicht nach niemanden, der nach einem albernen Wortwitz so schön selbstzufrieden grinst wie Jason Priestley, und das funktioniert logischerweise nur dann richtig, wenn man das entsprechende Wortspiel auch mitbekommt. Und zweitens wirkt das schlagfertige Geschäkere zwischen der zu trockenem Humor neigenden Angie und dem eher kindischen Shade mit den Originalstimmen noch ein wenig besser, da das Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Stimme harmonischer ist als in der deutschen Fassung – außerdem hat speziell Priestley einfach eine tolle Stimme. Aber wie gesagt: Wer sich "Private Eyes" auf Deutsch anschaut, macht nichts falsch; ihm entgehen aber ein paar Facetten und nette Gags.

Fazit: Die zweite Staffel der betont humorvollen kanadischen Krimiserie "Private Eyes" macht mit einem behutsam erweiterten Ensemble, witzigen Dialogen und abwechslungsreichen Fällen mindestens genauso viel Spaß wie die erste.

Wertung: 8 Punkte.

Staffel 2 von "Private Eyes" ist am 22. Februar 2019 von Edel:Motion auf DVD erschienen und umfaßt mehrere kurze Featurettes mit Hintergründen zu einzelnen Aspekten der Serie (etwa Shades 1969er Porsche). Ein Rezensionsexemplar wurde mir netterweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.


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