Serienschöpfer: Tim Kilby und Shelley Eriksen, Musik: Shawn
Pierce
Darsteller: Jason Priestley, Cindy Sampson, Barry Flatman,
Jordyn Negri, Ennis Esmer, Nicole de Boer, Samantha Wan, Bree Williamson, Mark
Ghanimé, Sharon Lewis, Clé Bennett, Jonny Gray, William Shatner,
Laura Vandervoort, Colin Ferguson, Anthony Lemke, Al Sapienza
Seit einem Jahr arbeiten der ehemalige Eishockey-Profi Matt
Shade (Jason Priestley, TV-Serie "Beverly Hills, 90210") und die Privatdetektivin Angie Everett (Cindy Sampson, "The Factory") inzwischen in ihrer eigenen kleinen Detektei in der
kanadischen Großstadt Toronto zusammen und in dieser Zeit haben sie eine gute Routine entwickelt. Mit Angies detektivischem Wissen und Können, Shades
Beziehungen, Charisma und Instinkt und der Unterstützung ihrer neuen
Assistentin Zoe (Samantha Wan) können sie selbst schwierige Fälle lösen, die
sie u.a. in den Autorennzirkus, die Modebranche, eine Familien-Brauerei oder
die Welt der klassischen Musik führen. Auch privat läuft es ereignisreich, denn
beide beginnen neue Beziehungen – Shade mit Staatsanwältin Mel Parker (Bree
Williamson aus der Seifenoper "Liebe, Lüge, Leidenschaft"), Angie
mit ihrer nach längerer Zeit aus Afrika zurückgekehrten ersten großen Liebe,
dem Arzt Dr. Ken Graham (Mark Ghanimé, "Für immer Adaline"). Außerdem
muß sich Shade mit den Teenager-Problemen seiner stark sehbehinderten Tochter
Jules (Jordyn Negri) herumschlagen und hin und wieder auch mit seiner Ex-Frau
Becca (Nicole de Boer, TV-Serie "Star Trek: Deep Space Nine"), die den Sprung von der "Wetterfee" zur Moderatorin ihrer
eigenen Frühstücks-Fernsehshow geschafft hat …
Kritik:
Nachdem die erste Staffel der erkennbar von US-Vorbildern
wie "Castle" oder "The Mentalist" inspirierten humorvollen
kanadischen Krimiserie "Private Eyes" beim Publikum sehr gut ankam, wurde
die Episodenzahl der flugs bestellten zweiten Staffel von 10 auf 18
beinahe verdoppelt. Und das war für den Privatsender Global Television Network
eine gute Entscheidung, denn die Zuschauerzahlen hielten sich im Bereich der
ersten Season und steigerten sich im Verlauf der (auf zwei Jahre verteilten)
Staffel sogar deutlich. Für Anhänger gut gemachter Krimi-Procedurals (mit
einem Fall pro Folge und ohne größere durchgehende
Handlungsstränge) ist das höchst angenehm, denn die US-Versuche der letzten Jahre
aus diesem Genre (z.B. "Take Two" oder "Deception")
floppten allzu oft und wurden entsprechend schnell abgesetzt. Glücklicherweise
hat "Private Eyes" auch in beinahe doppelter Länge nichts von seinem
Charme und Schwung verloren, weshalb es weiterhin viel Spaß macht, die
ungleichen Privatdetektive bei ihren selten anspruchsvollen, jedoch stets unterhaltsamen
und von den clever geschriebenen Plänkeleien zwischen Angie und Shade geprägten
Fällen zu begleiten.
Natürlich ist es in einem über Jahrzehnte hinweg so stark
beanspruchten Genre wie dem des humorvollen Krimi-Procedurals sehr schwierig,
sich noch wirklich neue, fesselnde Geschichten auszudenken. Doch die Autoren
von "Private Eyes" bekommen das insgesamt besser hin als viele Genrekollegen.
Die Fälle von Angie und Shade sind abwechslungsreich und überwiegend gut
konstruiert, hin und wieder gibt es auch überraschende Wendungen. Eine Schwäche
des Genres kann allerdings auch "Private Eyes" nicht ganz umgehen:
Bei manchen Folgen kommt man als Zuschauer schneller auf die Lösung (oder
zumindest auf logische Lösungsansätze) als die Protagonisten, obwohl die als
Profis doch viel früher in die entsprechende Richtung denken müßten.
Glücklicherweise geschieht das nicht zu häufig, sondern nur in drei oder
vier Episoden (wobei das natürlich je nach Zuschauer und Krimierfahrung
variiert), beispielsweise in der Folge, in der sie von einem Dirigenten
beauftragt werden. Ärgerlicherweise aber auch im Staffelfinale, das
diesmal mit einem Cliffhanger endet und darauf hindeutet, daß im dritten
Durchlauf stärkere serielle Elemente hinzukommen werden – mutmaßlich in Form einer
längeren Jagd auf einen raffinierten Bösewicht. Das kennt man zwar aus so
ziemlich allen Krimi-Procedurals, die länger als eine oder zwei Staffeln
überleben, aber es ist nunmal ein bewährter Kniff und sollte auch bei
"Private Eyes" funktionieren, zudem sollte er helfen, daß die Serie
nicht zu schnell in der Fall-der-Woche-Routine erstickt.
Ein dominierendes Element der zweiten Staffel sind
übrigens Romanzen. Selbstredend besteht – auch hier: man kennt es aus
"Castle", "The Mentalist" und Co. – eine starke
Anziehungskraft zwischen Shade und Angie, die sie über kurz oder lang
zwangsläufig zusammenbringen wird. Doch zum Glück sind sich die Autoren dieser
wenig originellen Zwangsläufigkeit bewußt und nutzen sie, um immer wieder schön
selbstironisch damit umzugehen – wenn Angie und Shade etwa nach einem gelösten Fall (in ihren Rollen komplett un-selbstironisch) darüber
witzeln, daß zwei involvierte Personen wie füreinander geschaffen seien,
es jedoch einfach nicht bemerken würden … Die neuen Partner dienen natürlich
primär dazu, das Unausweichliche aufzuschieben und ein paar Spannungen in das
Beziehungsgeflecht einzubringen. Und das funktioniert gut, da sowohl Staatsanwältin
Mel als auch Ken sympathisch sind und man sie sich durchaus (wider besseres Wissen)
als Langzeit-Partner der beiden Protagonisten vorstellen könnte. Ein wenig übertrieben wirkt es allerdings, in dieser "Staffel der Liebe"
auch noch Angies Polizisten-Freund Maz (Ennis Esmer, TV-Serie "The
Listener") sich in Zoe verlieben zu lassen – auch wenn diese Romanze
anders aufgebaut ist und vor allem als Gaglieferant dient –, Shades Vater Don
(Barry Flatman, "Saw III") Restaurantbesitzerin Shona (Sharon
Lewis) als Love Interest zu bescheren und seine Tochter Jules die erste
Liebe mit dem etwas naiven, aber netten Liam (Jonny Gray) erleben zu lassen. Wenngleich keine dieser Beziehungen breit ausgewalzt wird … so gehäuft ist es
schon ein bißchen viel des Guten. Wenigstens Shades Ex-Frau Becca darf sich
vorerst ganz auf ihre Karriere konzentrieren und gerät wenig überraschend
einmal selbst ins Zentrum eines Falls. Durch das angewachsene Ensemble kommen
aber einige Nebenrollen etwas kurz: Speziell der gerne mit Shade rivalisierende Detective Nolan (Clé Bennett, "Barney's Version") taucht viel weniger
auf als noch in Staffel 1, aber auch Shades Familie gerät ein bißchen in den
Hintergrund. Schlimm ist das nicht, da eben die Neuzugänge ähnlich
gut funktionieren und es wieder einige aus anderen populären Serien bekannte Gaststars wie William Shatner ("Boston Legal"), Colin Ferguson ("Eureka"), Anthony Lemke ("Dark Matter"), Al Sapienza ("Person of Interest") oder Laura Vandervoort ("Bitten") gibt.
Die deutsche Synchronfassung von "Private Eyes"
ist übrigens, soweit ich es anhand mehrerer Stichproben sagen kann, kompetent
gemacht, dennoch gibt es mindestens zwei gute Gründe, sich die Serie nach
Möglichkeit im englischsprachigen Originalton anzuhören: Erstens hat vor allem
Shade einen starken Hang zu Wortspielen, die sich erwartungsgemäß meist entweder nur
holprig oder gar nicht direkt ins Deutsche übertragen lassen. Auf Deutsch
verpaßt man also einen Teil des Humors – zudem gibt es außer Jenson Ackles
in der US-Serie "Supernatural" meiner Ansicht nach niemanden, der nach
einem albernen Wortwitz so schön selbstzufrieden grinst wie Jason Priestley,
und das funktioniert logischerweise nur dann richtig, wenn man das entsprechende
Wortspiel auch mitbekommt. Und zweitens wirkt das schlagfertige Geschäkere
zwischen der zu trockenem Humor neigenden Angie und dem
eher kindischen Shade mit den Originalstimmen noch ein wenig besser, da das
Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Stimme harmonischer ist als
in der deutschen Fassung – außerdem hat speziell Priestley einfach eine tolle
Stimme. Aber wie gesagt: Wer sich "Private Eyes" auf Deutsch anschaut, macht
nichts falsch; ihm entgehen aber ein paar Facetten und nette Gags.
Fazit: Die zweite Staffel der betont humorvollen kanadischen
Krimiserie "Private Eyes" macht mit einem behutsam erweiterten
Ensemble, witzigen Dialogen und abwechslungsreichen Fällen mindestens
genauso viel Spaß wie die erste.
Wertung: 8 Punkte.
Staffel 2 von "Private Eyes" ist am 22. Februar 2019 von Edel:Motion auf DVD erschienen und umfaßt mehrere kurze Featurettes mit Hintergründen zu einzelnen Aspekten der Serie (etwa Shades 1969er Porsche). Ein Rezensionsexemplar wurde mir netterweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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