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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 21. August 2018

PRIVATE EYES (TV-Serie, 2016, 1. Staffel)

Serienschöpfer: Tim Kilby und Shelley Eriksen, Musik: Shawn Pierce
Darsteller: Jason Priestley, Cindy Sampson, Barry Flatman, Jordyn Negri, Ennis Esmer, Clé Bennett, Nicole de Boer, Mimi Kuzyk, Mayko Nguyen, Natalie Brown, Adam Copeland, Doug Gilmour, Kardinal Offishall, Thomas King
 Private Eyes (2016) on IMDb Rotten Tomatoes: -; FSK: 12, Dauer: 439 Minuten.
Der Mittvierziger Matt Shade (Jason Priestley, TV-Serie "Call Me Fitz") ist ein sehr bekannter ehemaliger Profi-Eishockeyspieler, der sich nun als Agent für Highschool-Talente durchschlägt. Als seine größte Hoffnung mit einem Herzinfarkt auf dem Eis zusammenbricht, versucht Shade herauszufinden, wie das passieren konnte – Unterstützung erhält er auf Anraten seines Vaters Don (Barry Flatman, "Saw III") von der Privatdetektivin Angie Everett (Cindy Sampson, TV-Serie "Supernatural"). Die gemeinsame Detektivarbeit macht Shade so viel Spaß, daß er nach der Auflösung des Eishockey-Falls beschließt, ebenfalls ein Ermittler zu werden. Zunächst eher widerwillig stellt ihn Angie ein, die aber schnell erkennt, daß Shades Menschenkenntnis und sein Bauchgefühl sich gut mit ihrer methodischen Vorgehensweise ergänzen – und Shades Bekanntheit kann ebenfalls manche Türen öffnen, die ansonsten verschlossen blieben. Privat versucht Shade immer noch, sich an die neue Rolle als Vater der fast blinden Teenagerin Jules (Jordyn Negri) zu gewöhnen. Während seiner aktiven Karriere hatte er sie sehr vernachlässigt, nun ist er zumindest vorübergehend alleine für sie verantwortlich, da seine Ex-Frau für längere Zeit im Ausland weilt …

Kritik:
Die humorvolle kanadische Krimiserie "Private Eyes" hat sich als Titelsong eine Coverversion des gleichnamigen Hall & Oates-Hits aus dem Jahr 1981 ausgesucht. Für mich von Beginn an eine katastrophale, nicht nachvollziehbare Wahl, zumal am Ende der Pilotfolge auch noch das Original eingespielt wird und die himmelweiten Unterschiede zwischen einem Popklassiker und einer besseren Fahrstuhlmusik demonstriert. Nach zwei oder drei Folgen hatte ich mich dann einigermaßen an die Version der kanadischen Synth-Rock-Band Dear Rouge gewöhnt und fand sie gar nicht mehr so schlimm. Nach Episode 5 ertappte ich mich immer wieder dabei, die Melodie leise vor mich hinzusammen; nach der achten Folge war mein Widerstand endgültig gebrochen und ich habe während des Vorspanns jedes Mal lauthals mitgesungen (das Original ist trotzdem besser) … Diese Entwicklung steht stellvertretend für meine Gefühle gegenüber der gesamten Serie. Die Pilotfolge ist zwar nicht schlecht, aber so unglaublich mittelmäßig und generisch, daß jeglicher direkte Vergleich mit den US-Vorreitern in Sachen humorvolle Krimi-Procedurals á la "The Mentalist" verloren werden muß, zumal die Ähnlichkeiten der Prämisse speziell zur TV-Serie "Castle" unübersehbar sind. Hier geht es um einen Schriftsteller, der mit einer taffen, attraktiven und eingangs ziemlich widerwilligen Polizistin zusammenarbeitet und privat vor allem mit seiner Mutter und seiner aufgeweckten Teenager-Tochter zu tun hat – dort ist der frühere Eishockey-Star, der mit einer taffen, attraktiven und eingangs recht widerwilligen Privatdetektivin zusammenarbeitet und privat primär mit seinem Vater und seiner aufgeweckten (und dazu noch fast blinden) Tochter zu tun hat. Nicht gerade originell. Nach drei Folgen dachte ich mir: Okay, ist immer noch generisch, kommt aber sympathisch rüber und macht durchaus Laune. Nach vier oder fünf Episoden harmonieren die beiden Protagonisten immer besser, es kommen sogar richtig gute Lacher dazu und die Fälle der Woche werden deutlich interessanter. Und spätestens mit dem Karaoke-Abend mit Gloria Gaynors "I Will Survive" als Höhepunkt in Episode 7 hatte mich "Private Eyes". Denn in dieser Sequenz fühlt sich das Team erstmals wie eine richtige Familie an – ein ganz entscheidender Punkt für jede Krimiserie, die auf ein langes Leben hofft.
Obwohl ich in den 1990er Jahren aufgewachsen bin, habe ich nie auch nur eine Episode der kultigen Jugendserie "Beverly Hills, 90210" gesehen – daß deren Hauptdarsteller damals von der holden Weiblichkeit ausdauernd angehimmelt wurden, habe ich aber schon mitbekommen. Zumindest im Fall von Jason Priestley kann ich das nun mit großer Verspätung nachvollziehen, denn der Kanadier sieht immer noch blendend aus und hat sich vor allem einen jugendlich wirkenden Lausbuben-Charme erhalten, dem man sich kaum entziehen kann. Wichtig für das Funktionieren einer TV-Serie dieser Machart ist selbstredend, daß die Chemie zwischen den beiden zentralen Protagonisten stimmt, es im Idealfall sogar noch ordentlich zwischen ihnen knistert. Diesen Punkt kann man bei "Private Eyes" ohne Zögern abhaken, denn Priestley und die ein paar Jahre jüngere Cindy Sampson harmonieren gut miteinander, wenn sie sich beinahe im Stil einer alten Screwball-Komödie á la "Die Nacht vor der Hochzeit" oder "Sein Mädchen für besondere Fälle" schlagfertig und in einem beständig neckenden Tonfall verbal duellieren. Das übrige Team fügt sich gut ins Gesamtbild ein, zu dem neben Shades Vater und Tochter auch die nicht in jeder Folge auftauchenden Polizei-Detectives Maz (Ennis Esmer, TV-Serie "The Listener") und Nolan (Clé Bennett, "Barney's Version") zählen. Maz ist ein Kindheitsfreund von Angie und ihr Kontakt zum Polizeirevier, der ihr immer wieder Fälle oder wichtige Informationen zuschanzt, während zum auf die Einhaltung der Regeln bedachten und vor allem von Shade wenig begeisterten Nolan ein leicht gespanntes Verhältnis besteht – was durchaus mit Angie zusammenhängen könnte …
Wie bei den meisten Krimi-Procedurals gibt es auch bei "Private Eyes" ein paar Storystränge, die im Hintergrund über mehrere Episoden oder gar die gesamte Staffel laufen – das trifft wenig überraschend vor allem auf die privaten Entwicklungen zu. Besonders gefreut habe ich mich in diesem Zusammenhang über das Auftauchen von Nicole de Boer, die in den letzten drei Folgen Shades Ex-Frau Becca spielt. Da ich seit ihren Serienrollen in "Star Trek: Deep Space Nine" (als Ezri Dax in der Finalstaffel) und "Dead Zone" (als Sarah Bannerman, die Frau des Sheriffs) ein Fan der auch in Interviews immer ungemein sympathisch rüberkommenden Kanadierin bin, war das eine sehr schöne Überraschung – zumal sich de Boer seit dem Ende von "Dead Zone" im Jahr 2007 leider ziemlich rar gemacht hat als Schauspielerin. Im Gegensatz zu den privaten Angelegenheiten sind die zu lösenden Fälle in "Private Eyes" in dieser Staffel zuverlässig am Ende der Folge aufgeklärt. Wirklich spektakuläre Aufgaben bekommen Angie und Shade nicht gestellt, vielmehr dürften eifrigen Krimizuschauern die meisten Ausgangslagen (toter Chefkoch, verschwundenes Rennpferd, Brandstiftung, Identitätsdiebstahl, geklauter Hochzeitsschmuck) bekannt vorkommen. Zu einfach machen es sich die Autoren dankenswerterweise aber nicht, weshalb die Auflösung selten allzu offensichtlich ist, sich eher leichte und ziemlich ernste Fälle abwechseln und man sich über ein paar interessante Wendungen freuen darf. Zudem gibt es einige aus anderen Serien bekannte Gaststars wie Mayko Nguyen ("ReGenesis"), Ex-Wrestler Adam Copeland ("Haven") oder Natalie Brown ("Being Human", "Bitten") sowie – eine weitere Parellele zu "Castle" mit seiner unregelmäßigen Promi-Pokerrunde – Cameos kanadischer Berühmtheiten wie Ex-Eishockey-Star Doug Gilmour oder Schriftsteller Thomas King ("Wenn Coyote tanzt"). Im Mittelpunkt steht aber natürlich in erster Linie das höchst unterhaltsame Zusammenspiel der beiden ungleichen Privatdetektive. In Kanada ist bereits die mit 18 Folgen fast doppelt so lange zweite Staffel gelaufen, eine dritte wurde bestellt – Matt Shade und Angie Everett werden uns also noch eine Weile erhalten bleiben.

Fazit: "Private Eyes" ist ein humorvolles kanadisches Krimi-Procedural, das nach bekanntem Genremuster funktioniert, jedoch nach einem etwas zähen Einstieg dank gut harmonierender Figuren und interessanter Fälle viel Laune macht.

Wertung: 8 Punkte.

Die erste Staffel von "Private Eyes" ist am 17. August 2018 von Edel:Motion auf DVD und Blu-ray erschienen. Das Bonusmaterial umfaßt vier kurze Featurettes, in denen die wichtigsten Darsteller über ihre Rollen reden, sowie eine vierteilige, insgesamt etwa 15-minütige kurzweilige Webisode, in der Shade und Angie von einem entflohenen Häftling gezwungen werden, seinen Fall zu überprüfen. Ein Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.


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