Die Gewerkschaftspreise mögen nicht der glamouröseste Wegweiser für die OSCARs sein (da liegen die Golden Globes klar vorne), aber sie sind definitiv die besten - kein Wunder, ist doch die Schnittmenge zwischen der Academy und den einzelnen Branchengilden hoch, weshalb ein Gewinn bei den Vertretungen der Produzenten, Schauspieler, Autoren oder Regisseure sehr häufig zum späteren OSCAR-Gewinn führt. Entsprechend tritt die Awards Season jedes Jahr mit der Verleihung dieser Gildenpreise in ihre letzte, heiße Phase ein. Nachdem bereits einige Gewerkschaften aus den technischen Bereichen an der Reihe waren, standen am vergangenen Wochenende nun die Protagonisten einiger Hauptkategorien im Mittelpunkt: Die Produzenten- (PGA) und die Schauspielergilde (SAG) haben ihre Ehrungen verliehen.
Speziell bei den SAG Awards gerieten die Filme jedoch fast in den Hintergrund, da fast jeder Redner die Gelegenheit nutzte, sich klar gegen Donald Trumps Einreisebann gegen Bürger aus sieben überwiegend muslimischen Staaten und für Toleranz, Mitgefühl und Zusammenhalt auszusprechen. Da ging fast unter, daß die Gewerkschaftsmitglieder mit ihrem Votum für einige heftige Überraschungen sorgten. Als Gewinner des Wochenendes kann sich der neue OSCAR-Rekordnominee "La La Land" fühlen, der zunächst wie erwartet den Preis der Produzentengilde gewann und dann von einem unerwarteten Nicht-Gewinn seines größten Konkurrenten in der Kategorie "Bester Film" profitierte, nämlich "Moonlight". Auf den ersten Blick endete das Duell zwar unentschieden, da Emma Stone für das Musical als Beste Hauptdarstellerin geehrt wurde und Mahershala Ali für das Drama als Bester Nebendarsteller. Völlig überraschend ging jedoch die Auszeichnung für das Beste Ensemble - die SAG Award-Entsprechung der "Bester Film"-Kategorie - nicht an den großen Favoriten "Moonlight", sondern an den "nur" für drei OSCARs nominierten Crowdpleaser "Hidden Figures". "La La Land" war hier aufgrund seiner starken Konzentration auf die zwei Hauptdarsteller gar nicht erst nominiert worden, aber für "Moonlight" ist diese Niederlage ein heftiger Rückschlag. Sollte "La La Land" nun auch noch bei den Regisseuren und bei den Drehbuch-Autoren gewinnen, wäre das Duell in der Königskategorie höchstwahrscheinlich frühzeitig entschieden ...
Dies gilt umso mehr, als sich der dritte noch halbwegs aussichtsreiche "Bester Film"-Anwärter "Manchester by the Sea" bei den SAG Awards endgültig aus dem Rennen verabschiedet haben dürfte. Nicht nur, daß das berührende Trauerdrama ebenfalls den "Bestes Ensemble"-Gewinn verpaßte, sogar der haushoch favorisierte Hauptdarsteller Casey Affleck ging sensationell leer aus. Nachdem Affleck in der Awards Season 2016/2017 jede namhafte Auszeichnung für sich entscheiden konnte, haben ihm ausgerechnet seine Berufskollegen einen echten Veteranen vorgezogen: Denzel Washington ("Fences"; für die Theateradaption gewann außerdem Viola Davis erwartungsgemäß bei den Nebendarstellerinnen). Mag also die Königskategorie bei den Academy Awards momentan wenig spannend scheinen, so haben die Schauspieler zumindest dafür gesorgt, daß eine vermeintlich "langweilige" Kategorie wieder völlig offen ist - immerhin haben von 23 "Best Actor"-Gewinnern 19 anschließend auch bei den OSCARs triumphiert (bei den Hauptdarstellerinnen waren es immerhin 17, bei den Nebendarstellerinnen 16 und bei den Nebendarstellern 14).
Alle Gewinner, also auch aus den TV-Kategorien, gibt es auf den Homepages der PGA Awards (ist allerdings noch nicht aktualisiert) und der SAG Awards.
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