Regie und Drehbuch: Kevin Smith
Darsteller: John Goodman, Michael Parks, Melissa Leo, Kyle
Gallner, Michael Angarano, Kerry Bishé, Stephen Root, Nicholas Braun, Kevin
Pollak, Anna Gunn, Ralph Garman, James Parks, Kevin Alejandro, Marc Blucas,
Patrick Fischler, David Marciano, Matt L. Jones, Haley Ramm, Jennifer
Schwalbach Smith, Kevin Smith
Irgendwo in der amerikanischen Provinz: Teenager Jarod (Kyle Gallner, "Beautiful
Creatures", "Das Haus der Dämonen") und zwei Freunde fahren
erwartungsfroh zu einem übers Internet vereinbarten Sexdate mit einer
Unbekannten. Dumm gelaufen: Das Sexdate erweist sich als Falle, die von der
Anhängerschaft des lokalen christlich-fundamentalistischen Predigers Abin
Cooper (Michael Parks, "Django Unchained", "Death Proof")
gestellt wurde, um den Teenagern die höchst unchristliche Wollust gewaltsam und final
im abgeriegelten Anwesen der Sekte auszutreiben. Als Pastor Cooper höchstpersönlich einen
Polizisten erschießt, der den finsteren Machenschaften seiner Anhänger eher zufällig auf
die Spur zu kommen droht, schaltet der örtliche Sheriff (Stephen Root,
prägnanter Gastdarsteller in zahllosen TV-Serien wie "Justified" oder
"Boardwalk Empire") die Bundesbehörden ein. Da das ATF (Amt für Alkohol,
Tabak, Schußwaffen und Sprengstoffe) dem radikalen Prediger schon länger auf der
Spur ist, sieht man dort eine passende Gelegenheit gekommen, seiner Sekte schnell ein
Ende zu bereiten und schickt eine Spezialeinheit unter Führung des erfahrenen
Joseph Keenan (John Goodman, "Flight") zur zu einer Festung
umgebauten Farm von Abin Cooper. Als die Bundesagenten sofort unter Beschuß
genommen werden, eskaliert die Situation, derweil der entführte Jarod
verzweifelt versucht, aus der nun belagerten Farm zu entkommen ...
Kritik:
Kevin Smith ist der unumstrittene König der Slacker-Komödien. "Clerks", "Mall
Rats", "Chasing Amy", "Dogma", "Jay und Silent
Bob schlagen zurück" – allesamt Filme, die von seinen vielen Anhängern
kultisch verehrt werden. Nachdem jedoch bereits "Jay und Silent Bob
schlagen zurück" Schwächen gezeigt hatte, erlitt er mit der harmlosen
romantischen Komödie "Jersey Girl" mit Ben Affleck seinen ersten echten Flop
(kommerziell wie auch künstlerisch) und konnte mit den anschließenden
Werken "Clerks II" und "Zack and Miri Make a Porno" ebenfalls nicht
wieder ganz an die Qualitäten seiner Werke aus den 1990er Jahren anknüpfen.
"Zeit für was Neues", dachte er sich wohl und drehte kurzerhand mit
"Red State" seinen ersten Horrorfilm. Zumindest bezeichnet Smith selbst
"Red State" als einen Horrorfilm, aber in Wirklichkeit handelt es
sich eher um einen ausgesprochen schwarzhumorigen Action-Thriller mit einer deutlichen
anti-fundamentalistischen Botschaft.
Leider muß ich gleich konstatieren, daß Kevin Smith auch mit "Red
State" nicht wieder zu seiner alten Hochform zurückgefunden hat –
zumindest nicht durchgehend, denn in der brillanten Schlußviertelstunde zeigt
er dann doch noch, was er vor allem als Drehbuch-Autor eigentlich drauf hat. In den
ersten 70 Minuten ist der Film jedoch erschreckend mittelmäßig, teilweise sogar
langweilig geraten. Die notgeilen Teenies, die zu Beginn als Hauptfiguren
agieren, eignen sich nicht gerade als Identifikationsfiguren für das
Publikum, insofern ist diesem auch ihr Schicksal relativ egal. Die
fundamentalistische Sekte auf der Gegenseite ist zwar durchaus erschreckend und keineswegs
unrealistisch dargestellt, wobei vor allem Michael Parks mit einer erstklassigen
Performance als charismatischer Prediger Cooper überzeugt. Allerdings läßt ihn Smith für
meinen Geschmack etwas zu viel predigen, was auf Dauer eher langweilt als
beunruhigt. Zudem kommt der Handlungsverlauf unterm Strich arg
konventionell daher.
Besser wird es, als – relativ spät – die Bundesagenten Coopers Festung
umstellen. Erstens ist und bleibt John Goodman ganz einfach ein unfaßbar cooler Schauspieler,
der in einer so knochentrockenen Badass-Glanzrolle wie dieser erst recht aufblüht.
Zweitens zieht Smith nun das Tempo deutlich an und es geht endlich richtig
zur Sache. Dennoch kann "Red State" auch zu diesem Zeitpunkt noch
nicht vollends überzeugen. Der Storyverlauf bleibt weitgehend überraschungsarm
und die ständigen Perspektivwechsel zwischen Pastor Cooper und seinen fanatischen
Anhängern, den entführten Teenies sowie den Bundesagenten nerven, sodaß man
eigentlich nur noch darauf hofft, daß es wenigstens einen gelungenen Showdown
gibt. Doch dann kommt der angesprochene Geniestreich von Kevin Smith, den zu
verraten allerdings eine wahre Sünde wäre. Daher nur soviel: Egal, wie man die
ersten 70, 75 Minuten findet, für dieses vollkommen unerwartete, aber grandios
haarsträubende Ende lohnt es sich, durchzuhalten (zumindest, wenn man wie ich ein Faible für durchgeknallte Storywendungen hat ...)! Das von Smith ursprünglich geplante, noch konsequentere Ende, das leider von Budgetrestriktionen verhindert wurde, würde ich dem nun präsentierten zwar vorziehen, aber auch so funktioniert es gut.
Was die erwähnte Botschaft des Films betrifft: Natürlich geht es Smith primär darum, gegen jeglichen Fundamentalismus zu wettern und dabei auch und gerade gegen den in den USA wohl besonders ernstzunehmenden christlichen Fundamentalismus. Daraus läßt sich übrigens auch der Titel des Films ableiten, denn als "Red States" werden in den USA bekanntlich republikanisch geprägte, meist ländliche Bundesstaaten bezeichnet (im Gegensatz zu den "demokratischen" "Blue States"), in denen Religion und teilweise eben auch deren extreme Ausprägungen eine deutlich größere Rolle spielen. Erwartungsgemäß hat Smith diese Titelwahl im Zusammenspiel mit den christlichen Fundamentalisten als Antagonisten jede Menge Beschimpfungen von Anhängern der entsprechenden politischen Richtung eingebracht, wobei aber unterzugehen scheint, daß sich die Botschaft von "Red State" keineswegs auf dieses Ziel beschränkt. Denn die Bundesbehörden werden als mindestens ebenso größenwahnsinnig und skrupellos dargestellt wie die religiösen Fanatiker. Im Grunde genommen ist John Goodmans Agent Keenan fast die einzige Person im gesamten Film, die man als einigermaßen vernünftig bezeichnen kann. Zwar ist Smiths Kritik in beide Richtungen nicht gerade subtil präsentiert und letztlich wird er – eine ironische Parallele zum Sektenführer Abin Cooper – vermutlich sowieso nur zu den bereits "Bekehrten" predigen; aber das ist ja meistens so.
Schauspielerisch wird "Red State" eindeutig von John Goodman und Michael Parks dominiert, die übrigen Rollen sind, obgleich prominent besetzt (u.a. mit OSCAR-Gewinnerin Melissa Leo und Kevin Pollak sowie zahlreichen bekannten Seriendarstellern wie Patrick Fischler aus "Lost", Kerry Bishé aus der letzten Staffel von "Scrubs", Marc Blucas aus "Buffy", Anna Gunn aus "Breaking Bad", Kevin Alejandro aus "Southland" oder David Marciano aus "Homeland"), eigentlich zu klein, um nachhaltig beeindrucken zu können.
Fazit: "Red State" ist ein gut gemeinter Versuch von Kevin Smith, aus seiner bisherigen cineastischen Wohlfühlzone auszubrechen und einen Thriller mit einer wichtigen Aussage zu drehen, der aber – trotz des stets präsenten schwarzen Humors – zu lange zu mittelmäßig und konventionell ausfällt, um wirklich überzeugen können.
Wertung: Dank der tollen Schlußviertelstunde reicht es noch knapp für 6,5 Punkte.
Was die erwähnte Botschaft des Films betrifft: Natürlich geht es Smith primär darum, gegen jeglichen Fundamentalismus zu wettern und dabei auch und gerade gegen den in den USA wohl besonders ernstzunehmenden christlichen Fundamentalismus. Daraus läßt sich übrigens auch der Titel des Films ableiten, denn als "Red States" werden in den USA bekanntlich republikanisch geprägte, meist ländliche Bundesstaaten bezeichnet (im Gegensatz zu den "demokratischen" "Blue States"), in denen Religion und teilweise eben auch deren extreme Ausprägungen eine deutlich größere Rolle spielen. Erwartungsgemäß hat Smith diese Titelwahl im Zusammenspiel mit den christlichen Fundamentalisten als Antagonisten jede Menge Beschimpfungen von Anhängern der entsprechenden politischen Richtung eingebracht, wobei aber unterzugehen scheint, daß sich die Botschaft von "Red State" keineswegs auf dieses Ziel beschränkt. Denn die Bundesbehörden werden als mindestens ebenso größenwahnsinnig und skrupellos dargestellt wie die religiösen Fanatiker. Im Grunde genommen ist John Goodmans Agent Keenan fast die einzige Person im gesamten Film, die man als einigermaßen vernünftig bezeichnen kann. Zwar ist Smiths Kritik in beide Richtungen nicht gerade subtil präsentiert und letztlich wird er – eine ironische Parallele zum Sektenführer Abin Cooper – vermutlich sowieso nur zu den bereits "Bekehrten" predigen; aber das ist ja meistens so.
Schauspielerisch wird "Red State" eindeutig von John Goodman und Michael Parks dominiert, die übrigen Rollen sind, obgleich prominent besetzt (u.a. mit OSCAR-Gewinnerin Melissa Leo und Kevin Pollak sowie zahlreichen bekannten Seriendarstellern wie Patrick Fischler aus "Lost", Kerry Bishé aus der letzten Staffel von "Scrubs", Marc Blucas aus "Buffy", Anna Gunn aus "Breaking Bad", Kevin Alejandro aus "Southland" oder David Marciano aus "Homeland"), eigentlich zu klein, um nachhaltig beeindrucken zu können.
Fazit: "Red State" ist ein gut gemeinter Versuch von Kevin Smith, aus seiner bisherigen cineastischen Wohlfühlzone auszubrechen und einen Thriller mit einer wichtigen Aussage zu drehen, der aber – trotz des stets präsenten schwarzen Humors – zu lange zu mittelmäßig und konventionell ausfällt, um wirklich überzeugen können.
Wertung: Dank der tollen Schlußviertelstunde reicht es noch knapp für 6,5 Punkte.
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