Regie: Sturla Gunnarsson, Drehbuch: Andrew Rai Berzins,
Musik: Hilmar Örn Hilmarsson
Darsteller: Gerard Butler, Sarah Polley, Stellan Skarsgård,
Ingvar E. Sigurdsson, Eddie Marsan, Tony Curran, Steinunn Ólína
Thorsteinsdóttir, Martin Delaney, Mark Lewis, Hringur Ingvarsson, Ronan Vibert,
Spencer Wilding, Rory McCann, Ólafur Darri Ólafsson, Elva Ósk Ólafsdóttir,
Gísli Örn Gardarsson
Im 5. Jahrhundert nach Christus werden der dänische König Hrothgar (Stellan
Skarsgård, "The Avengers") und sein Volk von einem mächtigen Troll
namens Grendel (Ingvar E. Sigurdsson, "Reykjavik Rotterdam")
heimgesucht. Die kampfstarke Kreatur tötet ausschließlich Krieger und scheint unbesiegbar zu
sein. Der gautische Held Beowulf (Gerard Butler, "RocknRolla") macht
sich schließlich mit einigen Getreuen auf den Weg, um seinem väterlichen Freund
Hrothgar beizustehen. Doch als sich herausstellt, daß Grendel nicht mit den
Gauten kämpfen will, ist Beowulf zunächst ratlos. Mehr Informationen über den
rätselhaften Troll erhält er erst von der von den Dänen verstoßenen Hexe Selma
(Sarah Polley, "Dawn of the Dead") ...
Kritik:
Die Kanadierin Sarah Polley ist ein echtes Multitalent.
Bekannt wurde sie in ihrer Heimat (nach einer größeren Rolle in Terry Gilliams "Die
Abenteuer des Baron Münchhausen") bereits als Kinderdarstellerin in der
beliebten TV-Serie "Avonlea – Das Mädchen aus der Stadt", ihren
internationalen Durchbruch schaffte sie mit 18 Jahren: Als verkrüppelte
Überlebende eines schweren Schulbusunfalls spielte sie in Atom Egoyans
vielschichtigem Drama "Das süße Jenseits" den eigentlichen
Hauptdarsteller, den großartigen Sir Ian Holm (Bilbo in den "Der Herr der
Ringe"-Filmen), fast an die Wand. Danach sah es eine Zeitlang so aus, als
würde Polley sich als Star der Independentszene etablieren, schließlich
überzeugte sie in Werken wie Doug Limans Episodenfilm "Go", David
Cronenbergs SF-Thriller "eXistenZ", Michael Winterbottoms Kunstwestern
"Das Reich und die Herrlichkeit" oder Isabel Coixets Krebsdrama
"Mein Leben ohne mich". Und dann kam 2004 Zack Synders ebenso
überraschend gutes wie überraschend erfolgreiches Remake von George A. Romeros
Zombieklassiker "Dawn of the Dead" in die Kinos und machte die nur 1,57
Meter große Hauptdarstellerin mit dem ausdrucksstarken Gesicht einem
größeren Publikum als unwahrscheinliche Actionheldin bekannt. Die nun
Mittzwanzigerin nutzte den neugewonnenen Ruhm höchst geschickt aus, allerdings
auf andere Weise als erwartet: Sie stieg nicht etwa zur gutbezahlten
Blockbusterdarstellerin auf, sondern blieb ihrer eigensinnigen Ader treu und wagte sich selbstbewußt an ihr Kinodebüt als
Regisseurin und Drehbuch-Autorin. Das gefeierte Alzheimerdrama "An ihrer
Seite" mit Julie Christie brachte Sarah Polley prompt mit gerade einmal 29
Jahren eine OSCAR-Nominierung für das Drehbuch ein. Seitdem kann sie endgültig
(in einem gewissen Rahmen) machen, was sie will: Sie spielt in gefeierten
HBO-Miniserien mit ("John Adams") oder in anspruchsvollen Autorenfilmen
(Jaco Van Dormaels "Mr. Nobody"), gelegentlich auch in kreativen Horrorfilmen
(Vincenzo Natalis "Splice"). Außerdem steht sie weiterhin hinter der Kamera
(zuletzt bei dem Beziehungsdrama "Take This Waltz" mit Michelle
Williams und Seth Rogen), beeindruckt sogar als Dokumentarfilm-Regisseurin ("Stories We
Tell") und ist nebenbei noch politisch und gesellschaftlich aktiv (bereits
als 12-Jähriger gelang es ihr, ihren damaligen Arbeitgeber Disney zu verärgern,
indem sie während des Irak-Krieges mit einem Anhäger mit dem
"Peace"-Symbol zu einer Preisverleihung erschien ...). Sorry, wenn
ich etwas zu sehr ins Schwärmen komme, aber es läßt sich nicht anders sagen:
Ich bin ein großer Fan von Sarah Polley!
In der isländisch-kanadisch-britischen Co-Produktion
"Beowulf & Grendel" aus dem Jahr 2005, die auf dem berühmten
angelsächsischen Beowulf-Heldenepos basiert, dieses aber in einigen durchaus entscheidenden
Aspekten deutlich abwandelt, begnügt sich Polley mit der relativ kleinen, aber
wichtigen Nebenrolle der Hexe Selma, die mit Beowulf ihr Wissen über Grendel teilt. Und natürlich zeigt sie eine vorzügliche Leistung. Es
gibt bereits ein paar Filme über die Beowulf-Sage (am bekanntesten sind wohl
Graham Bakers trashige SF-Variante "Beowulf" von 1999 mit Christopher
Lambert, Rhona Mitra und Götz Otto sowie Robert Zemeckis Big Bugdet-Animationsfilm
"Die Legende von Beowulf" von 2007), allerdings keinen wirklich
guten. Sturla Gunnarssons "Beowulf & Grendel", trotz der
namhaften Besetzung mit einem sehr begrenzten Budget verwirklicht, ist
ebenfalls fern von einem Meisterwerk, weiß aber insgesamt gut zu unterhalten
und sammelt u.a. durch originelle Storyeinfälle etliche Sympathiepunkte an.
Das Filmteam hat für "Beowulf & Grendel" einen
Look geschaffen, der in den Nahaufnahmen passend zum betont authentischen Erzählansatz weniger an einen Hollywoodfilm erinnert als an eine
historische Dokumentation mit nachgestellten Szenen. Um dieses leichte optische Manko zu überdecken, hat Regisseur
Gunnarsson dafür die mystische Landschaft Islands in beeindruckenden Aufnahmen zu
einem weiteren Hauptdarsteller des Films gemacht – und dieser Kniff funktioniert gut.
Leider macht sich der Geldmangel jedoch auch in den Action-Szenen bemerkbar, es gibt
nämlich kaum welche. Von Grendels Angriffen werden meist nur die blutigen
Folgen gezeigt und selbst der von "300"-Star Gerard Butler angemessen
heldenhaft verkörperte Krieger Beowulf hat nur wenige echte Kämpfe zu bestehen.
Doch auch diesen Nachteil weiß Gunnarsson auszugleichen, indem er dafür mehr
Wert auf die Geschichte und ihre Figuren legt. Es gibt in "Beowulf
& Grendel" kein Gut und kein Böse, alle wichtigen – anders als einige
Nebenrollen durchgehend gut gespielten – Charaktere verbleiben in einer moralischen
Grauzone, was eine nette Abwechslung zur Mehrheit der Genrekonkurrenz
ist. Zudem hat Drehbuch-Autor Andrew Rai Berzins durch die angesprochenen
Änderungen aus der Geschichte von Beowulf und Grendel eine interessante Parabel
auf die heutige Zeit gemacht. Das ist angesichts einiger etwas holpriger Dialoge nicht übermäßig subtil, aber durchaus recht unterhaltsam.
Alles in allem ist "Beowulf & Grendel" somit ein Film, der sich anders entwickelt, als man es angesichts der Thematik erwarten würde. Kein typischer historischer Abenteuerfilm mit grober Schwarz-Weiß-Malerei und flachen Charakteren, sondern eine gemächlich erzählte, aber dafür authentisch wirkende Geschichte mit einer Botschaft. Nunja, authentisch? Bedauerlicherweise nicht durchgehend. Denn bei der Sprache der Protagonisten hat Autor Berzins versucht, eine angemessen altertümlich wirkende Sprechweise mit eher modernen Wörtern aufzupeppen, vor allem dann, wenn jemand im Film flucht. Das wirkt merkwürdig, manchmal sogar unfreiwillig komisch, auf jeden Fall aber sehr gewöhnungsbedürftig.
Fazit: "Beowulf & Grendel" ist ein ungewöhnlicher, aber sehenswerter historischer Abenteuer-Fantasyfilm mit einer guten Besetzung und schönen Landschaftsaufnahmen, der seine meist budgetbedingten Schwächen in Sachen Optik und Action relativ gut überdecken kann.
Alles in allem ist "Beowulf & Grendel" somit ein Film, der sich anders entwickelt, als man es angesichts der Thematik erwarten würde. Kein typischer historischer Abenteuerfilm mit grober Schwarz-Weiß-Malerei und flachen Charakteren, sondern eine gemächlich erzählte, aber dafür authentisch wirkende Geschichte mit einer Botschaft. Nunja, authentisch? Bedauerlicherweise nicht durchgehend. Denn bei der Sprache der Protagonisten hat Autor Berzins versucht, eine angemessen altertümlich wirkende Sprechweise mit eher modernen Wörtern aufzupeppen, vor allem dann, wenn jemand im Film flucht. Das wirkt merkwürdig, manchmal sogar unfreiwillig komisch, auf jeden Fall aber sehr gewöhnungsbedürftig.
Fazit: "Beowulf & Grendel" ist ein ungewöhnlicher, aber sehenswerter historischer Abenteuer-Fantasyfilm mit einer guten Besetzung und schönen Landschaftsaufnahmen, der seine meist budgetbedingten Schwächen in Sachen Optik und Action relativ gut überdecken kann.
Wertung: 7 Punkte.
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