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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 14. Mai 2013

BEOWULF & GRENDEL (2005)

Regie: Sturla Gunnarsson, Drehbuch: Andrew Rai Berzins, Musik: Hilmar Örn Hilmarsson
Darsteller: Gerard Butler, Sarah Polley, Stellan Skarsgård, Ingvar E. Sigurdsson, Eddie Marsan, Tony Curran, Steinunn Ólína Thorsteinsdóttir, Martin Delaney, Mark Lewis, Hringur Ingvarsson, Ronan Vibert, Spencer Wilding, Rory McCann, Ólafur Darri Ólafsson, Elva Ósk Ólafsdóttir, Gísli Örn Gardarsson
Beowulf & Grendel
(2005) on IMDb Rotten Tomatoes: 50% (5,5); weltweites Einspielergebnis: $0,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 100 Minuten.
Im 5. Jahrhundert nach Christus werden der dänische König Hrothgar (Stellan Skarsgård, "The Avengers") und sein Volk von einem mächtigen Troll namens Grendel (Ingvar E. Sigurdsson, "Reykjavik Rotterdam") heimgesucht. Die kampfstarke Kreatur tötet ausschließlich Krieger und scheint unbesiegbar zu sein. Der gautische Held Beowulf (Gerard Butler, "RocknRolla") macht sich schließlich mit einigen Getreuen auf den Weg, um seinem väterlichen Freund Hrothgar beizustehen. Doch als sich herausstellt, daß Grendel nicht mit den Gauten kämpfen will, ist Beowulf zunächst ratlos. Mehr Informationen über den rätselhaften Troll erhält er erst von der von den Dänen verstoßenen Hexe Selma (Sarah Polley, "Dawn of the Dead") ...

Kritik:
Die Kanadierin Sarah Polley ist ein echtes Multitalent. Bekannt wurde sie in ihrer Heimat (nach einer größeren Rolle in Terry Gilliams "Die Abenteuer des Baron Münchhausen") bereits als Kinderdarstellerin in der beliebten TV-Serie "Avonlea – Das Mädchen aus der Stadt", ihren internationalen Durchbruch schaffte sie mit 18 Jahren: Als verkrüppelte Überlebende eines schweren Schulbusunfalls spielte sie in Atom Egoyans vielschichtigem Drama "Das süße Jenseits" den eigentlichen Hauptdarsteller, den großartigen Sir Ian Holm (Bilbo in den "Der Herr der Ringe"-Filmen), fast an die Wand. Danach sah es eine Zeitlang so aus, als würde Polley sich als Star der Independentszene etablieren, schließlich überzeugte sie in Werken wie Doug Limans Episodenfilm "Go", David Cronenbergs SF-Thriller "eXistenZ", Michael Winterbottoms Kunstwestern "Das Reich und die Herrlichkeit" oder Isabel Coixets Krebsdrama "Mein Leben ohne mich". Und dann kam 2004 Zack Synders ebenso überraschend gutes wie überraschend erfolgreiches Remake von George A. Romeros Zombieklassiker "Dawn of the Dead" in die Kinos und machte die nur 1,57 Meter große Hauptdarstellerin mit dem ausdrucksstarken Gesicht einem größeren Publikum als unwahrscheinliche Actionheldin bekannt. Die nun Mittzwanzigerin nutzte den neugewonnenen Ruhm höchst geschickt aus, allerdings auf andere Weise als erwartet: Sie stieg nicht etwa zur gutbezahlten Blockbusterdarstellerin auf, sondern blieb ihrer eigensinnigen Ader treu und wagte sich selbstbewußt an ihr Kinodebüt als Regisseurin und Drehbuch-Autorin. Das gefeierte Alzheimerdrama "An ihrer Seite" mit Julie Christie brachte Sarah Polley prompt mit gerade einmal 29 Jahren eine OSCAR-Nominierung für das Drehbuch ein. Seitdem kann sie endgültig (in einem gewissen Rahmen) machen, was sie will: Sie spielt in gefeierten HBO-Miniserien mit ("John Adams") oder in anspruchsvollen Autorenfilmen (Jaco Van Dormaels "Mr. Nobody"), gelegentlich auch in kreativen Horrorfilmen (Vincenzo Natalis "Splice"). Außerdem steht sie weiterhin hinter der Kamera (zuletzt bei dem Beziehungsdrama "Take This Waltz" mit Michelle Williams und Seth Rogen), beeindruckt sogar als Dokumentarfilm-Regisseurin ("Stories We Tell") und ist nebenbei noch politisch und gesellschaftlich aktiv (bereits als 12-Jähriger gelang es ihr, ihren damaligen Arbeitgeber Disney zu verärgern, indem sie während des Irak-Krieges mit einem Anhäger mit dem "Peace"-Symbol zu einer Preisverleihung erschien ...). Sorry, wenn ich etwas zu sehr ins Schwärmen komme, aber es läßt sich nicht anders sagen: Ich bin ein großer Fan von Sarah Polley!

In der isländisch-kanadisch-britischen Co-Produktion "Beowulf & Grendel" aus dem Jahr 2005, die auf dem berühmten angelsächsischen Beowulf-Heldenepos basiert, dieses aber in einigen durchaus entscheidenden Aspekten deutlich abwandelt, begnügt sich Polley mit der relativ kleinen, aber wichtigen Nebenrolle der Hexe Selma, die mit Beowulf ihr Wissen über Grendel teilt. Und natürlich zeigt sie eine vorzügliche Leistung. Es gibt bereits ein paar Filme über die Beowulf-Sage (am bekanntesten sind wohl Graham Bakers trashige SF-Variante "Beowulf" von 1999 mit Christopher Lambert, Rhona Mitra und Götz Otto sowie Robert Zemeckis Big Bugdet-Animationsfilm "Die Legende von Beowulf" von 2007), allerdings keinen wirklich guten. Sturla Gunnarssons "Beowulf & Grendel", trotz der namhaften Besetzung mit einem sehr begrenzten Budget verwirklicht, ist ebenfalls fern von einem Meisterwerk, weiß aber insgesamt gut zu unterhalten und sammelt u.a. durch originelle Storyeinfälle etliche Sympathiepunkte an.

Das Filmteam hat für "Beowulf & Grendel" einen Look geschaffen, der in den Nahaufnahmen passend zum betont authentischen Erzählansatz weniger an einen Hollywoodfilm erinnert als an eine historische Dokumentation mit nachgestellten Szenen. Um dieses leichte optische Manko zu überdecken, hat Regisseur Gunnarsson dafür die mystische Landschaft Islands in beeindruckenden Aufnahmen zu einem weiteren Hauptdarsteller des Films gemacht – und dieser Kniff funktioniert gut. Leider macht sich der Geldmangel jedoch auch in den Action-Szenen bemerkbar, es gibt nämlich kaum welche. Von Grendels Angriffen werden meist nur die blutigen Folgen gezeigt und selbst der von "300"-Star Gerard Butler angemessen heldenhaft verkörperte Krieger Beowulf hat nur wenige echte Kämpfe zu bestehen. Doch auch diesen Nachteil weiß Gunnarsson auszugleichen, indem er dafür mehr Wert auf die Geschichte und ihre Figuren legt. Es gibt in "Beowulf & Grendel" kein Gut und kein Böse, alle wichtigen – anders als einige Nebenrollen durchgehend gut gespielten – Charaktere verbleiben in einer moralischen Grauzone, was eine nette Abwechslung zur Mehrheit der Genrekonkurrenz ist. Zudem hat Drehbuch-Autor Andrew Rai Berzins durch die angesprochenen Änderungen aus der Geschichte von Beowulf und Grendel eine interessante Parabel auf die heutige Zeit gemacht. Das ist angesichts einiger etwas holpriger Dialoge nicht übermäßig subtil, aber durchaus recht unterhaltsam.

Alles in allem ist "Beowulf & Grendel" somit ein Film, der sich anders entwickelt, als man es angesichts der Thematik erwarten würde. Kein typischer historischer Abenteuerfilm mit grober Schwarz-Weiß-Malerei und flachen Charakteren, sondern eine gemächlich erzählte, aber dafür authentisch wirkende Geschichte mit einer Botschaft. Nunja, authentisch? Bedauerlicherweise nicht durchgehend. Denn bei der Sprache der Protagonisten hat Autor Berzins versucht, eine angemessen altertümlich wirkende Sprechweise mit eher modernen Wörtern aufzupeppen, vor allem dann, wenn jemand im Film flucht. Das wirkt merkwürdig, manchmal sogar unfreiwillig komisch, auf jeden Fall aber sehr gewöhnungsbedürftig.


Fazit: "Beowulf & Grendel" ist ein ungewöhnlicher, aber sehenswerter historischer Abenteuer-Fantasyfilm mit einer guten Besetzung und schönen Landschaftsaufnahmen, der seine meist budgetbedingten Schwächen in Sachen Optik und Action relativ gut überdecken kann.

Wertung: 7 Punkte.


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