Originaltitel:
Lobos de Arga
Regie und Drehbuch: Juan Martínez Moreno, Musik: Sergio
Moure
Darsteller: Gorka
Otxoa, Carlos Areces, Secun de la Rosa, Manuel Manquiña, Mabel Rivera, Luis
Zahera, Marcos Ruiz
Als der mäßig erfolgreiche Schriftsteller Tomás (Gorka
Otxoa) eine Einladung als Ehrengast zu einer Feier in seinem Heimatdorf irgendwo in der tiefsten spanischen Provinz
erhält, fühlt er sich geschmeichelt und nimmt die Chance gerne wahr, erstmals seit
langem wieder den Ort zu besuchen, an dem er einst aufwuchs. Von Calisto
(Carlos Areces, "Mad Circus"), seinem besten Freund aus
Kindheitstagen, wird er herzlich empfangen, wenngleich dieser insgeheim doch ein
wenig sauer ist, daß Tomás sich nach seinem Wegzug nie mehr bei ihm gemeldet
hat. Der Empfang durch die restliche Dorfgemeinschaft ist weit weniger
freundlich, denn schnell findet Tomás heraus, daß er als Blutopfer dienen soll,
um einen Werwolf-Fluch zu bannen, den eine Vorfahrin von ihm vor langer Zeit
ausgelöst hat ...
Kritik:
Als Gast beim Fantasy Filmfest 2012 verriet der spanische
Regisseur Juan Martínez Moreno, was er vom englischsprachigen Titel seines
dritten Langfilms hält: gar nichts. Verständlich, ist es doch allzu offensichtlich, daß
mit dieser Namenswahl lediglich plump auf der weltweiten Erfolgswelle der HBO-Fantasyserie "Game of
Thrones" nach der Romanreihe von George R.R. Martin mitgeritten werden
soll. Dabei muß man irgendwelche Parallelen zu Morenos betont altmodisch inszeniertem
Werwolf-Streifen schon mit der Lupe suchen – und selbst dann ist es fraglich, ob
man damit Erfolg hat. Mit großen Filmpreisen wird "Game of
Werewolves" jedenfalls nicht überhäuft werden, doch etliche Auszeichnungen
und Nominierungen bei internationalen Festivals belegen, daß Morenos
Horrorkomödie sehr wohl ihre eigenen Qualitäten hat.
Es ist schwer, ein Element von "Game of
Werewolves" zu benennen, das qualitativ hervorsticht. Daß der Film im Ganzen gut
funktioniert, liegt vor allem darin begründet, daß seine einzelnen Teile hervorragend
miteinander harmonieren. Die überwiegend handgemachten und teilweise recht heftigen Spezialeffekte (die bei der FSK aber noch mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren durchgingen)
versprühen einen wunderbar altmodischen Monsterfilm-Charme, die markanten Darsteller
agieren spielfreudig und die Handlung ehrt die Traditionen der großen
cineastischen Vorbilder wie "Der Wolfsmensch" oder "American
Werewolf", entwickelt zugleich aber ganz eigene Stärken und unternimmt
dabei immer wieder unerwartete und witzige Storyschlenker. Diese zeigen, daß "Game of
Werewolves" nicht einfach nur eine Auftragsarbeit ist, sondern ein Film, der
ganz eindeutig mit viel Herzblut von einem echten Fan des Genres realisiert
wurde.
Moreno läßt die klassischen Werwolf-Klischees durchaus in
seine Geschichte einfließen, hebelt sie im entscheidenden Moment aber ebenso
konsequent wie clever aus und umgeht so eine traditionelle Schwäche des
Horrorgenres: die dumme, unlogische und unglaubwürdige Verhaltensweise der
Protagonisten. Die Hauptfiguren in "Game of Werewolves" reagieren
viel authentischer, vor allem zwei Personen – Tomás' bester Freund Calisto und
ein später im Film auftauchender Polizist (Luis Zahera, "Zelle 211") – handeln unerwartet
schlau. Zudem stellen sie sich (mit teilweise höchst amüsanten Konsequenzen)
genau jene Fragen, die bei vielen Horrorfilmen auch das Publikum
bewegen, die Protagonisten aber komischerweise so gut wie nie.
Von dieser kenntnisreichen Gewitztheit des Drehbuchs und den liebenswert-schrulligen Figuren (darunter Mabel Rivera aus Filmen wie
"Das Waisenhaus" oder "Goyas Geister" als Tomás' rabiate
Großmutter), denen ein ignorant-fanatischer Mob um den
bösartigen (selbsternannten) Dorfgeistlichen Evaristo (Manuel Manquiña) gegenübersteht, der
direkt aus einem der Universal-Klassiker der 1930er und 1940er Jahre wie
"Frankenstein" stammen könnte,
profitiert "Game of Werewolves" ungemein. Daß die grundlegende Handlung
altbekannt ist, stört angesichts des reichlich versprühten Witzes und der effektiven
Dramaturgie kaum. Lediglich einige übertriebene akustische Schockeffekte, die
der Film überhaupt nicht nötig hätte, trüben das Gesamtbild ein wenig.
Fazit: "Game of Werewolves" ist eine
Horrorkomödie von Genrefans für Genrefans, die mit ihrem Retrostil, einigen
richtig guten, teilweise recht derben Gags sowie einem detailverliebten, anspielungsreichen Drehbuch
durchgehend gut unterhält. Nicht mehr und nicht weniger.
Wertung: 7,5 Punkte.
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