Regie: Simon West, Drehbuch: Richard Wenk und Sylvester
Stallone, Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Dolph
Lundgren, Randy Couture, Terry Crews, Jet Li, Liam Hemsworth, Yu Nan,
Jean-Claude van Damme, Chuck Norris, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Scott
Adkins, Charisma Carpenter, Nikolette Noel
Im Auftrag des CIA-Mannes Mr. Church (Bruce Willis, "Looper") sollen
Barney (Sylvester Stallone) und seine hartgesottene Söldnertruppe aus einem inmitten der Wildnis
abgestürzten chinesischen Flugzeug einen wichtigen Gegenstand bergen. Doch sie
laufen direkt in einen klugen Hinterhalt des skrupellosen Gangsters Jean Vilain
(Jean-Claude van Damme). Wie sich herausstellt, befand sich in dem Flugzeug die
Karte einer verlassenen Plutonium-Mine aus Sowjetzeiten, auf die es
sowohl CIA als auch Vilain abgesehen haben. Da Barney und seine Truppe sich
nicht gerne überrumpeln lassen, verfolgen sie Vilain und wollen ihn unbedingt
aufhalten, bevor er das waffenfähige Plutonium benutzen oder verkaufen kann ...
Kritik:
Obwohl es etliche überzeugende Gegenbeispiele gibt
("Der Pate", "Star Wars", "Alien"), ist die
allgemeine Erwartungshaltung bezüglich der Fortsetzung eines erfolgreichen
Films, daß sie qualitativ hinter dem Vorgänger zurückstehen wird. Im Falle von
"The Expendables 2" wäre das angesichts der sehr bescheidenen
Qualität des ersten Teils schon eine erstaunliche Leistung gewesen, doch
stattdessen fällt das zweite Klassentreffen der Actionstars der 1980er Jahre
nicht einfach nur besser aus, sondern sogar viel besser.
Einen großen Anteil an dieser erfreulichen Entwicklung trägt
Hauptdarsteller Sylvester Stallone. Und zwar nicht nur wegen all dem, was er getan, sondern auch – vielleicht sogar vor allem – wegen dem, was er nicht getan
hat. Auf der einen Seite hat er sich offenbar die Kritik vieler Zuschauer am
ersten Teil zu Herzen genommen und sich davon beim Drehbuch, das er diesmal
gemeinsam mit Richard Wenk ("16 Blocks", "The Mechanic")
verfaßte, inspirieren lassen. Tatsächlich sind dort fast alle Schwachpunkte des
ersten Teils ausgemerzt worden. So handelt es sich diesmal endlich um einen echten
Ensemblefilm, in dem alle "Expendables" relativ gleichberechtigt
behandelt werden und gute Szenen und Sprüche auf den Leib geschrieben bekommen
haben. Zwar absolviert Jet Li diesmal nur einen größeren Gastauftritt und Mickey
Rourke fehlt komplett, dafür wurden die Rollen von Bruce Willis und Arnold
Schwarzenegger ausgeweitet und mit Chuck Norris ("Missing in Action"), Liam Hemsworth ("Die Tribute von Panem") und Yu Nan ("Tuyas Hochzeit", "Speed Racer") gibt es gleich drei überzeugende Neuzugänge. Noch wichtiger:
Anders als im ersten Teil, in dem Eric Roberts, David Zayas und Steve Austin nie
den Eindruck gleichwertiger Gegner für Stallone und Co. machten, gibt es
diesmal mit dem Belgier Jean-Claude van Damme ("Karate Tiger", "Universal Soldier") einen zwar klischeehaften, aber
absolut würdigen Oberbösewicht – der allerdings gerne noch etwas mehr
Screentime hätte bekommen dürfen.
Vielleicht noch wichtiger als die Konsequenzen, die Stallone
aus den Fehlern des Vorgängers für das Drehbuch dieses zweiten Teils gezogen hat,
ist seine uneitle Entscheidung, diesmal die Leitung einem anderen zu überlassen.
Zwar ist der Altstar selbst kein unerfahrener Regisseur und hat im
Lauf der Jahre durchaus dazugelernt, dennoch sind seine bisherigen
Regiearbeiten (von "Rocky II" bis "John Rambo") von etlichen
unübersehbaren Schwächen durchzogen. Deshalb war es eine glänzende Idee, nun mit dem Briten
Simon West ("Con Air", "Tomb Raider") einen Mann
anzuheuern, der zwar nicht zur ersten Liga der Hollywood-Regisseure zählt, aber
über große Erfahrung und handwerkliches Können im Action-Genre verfügt. Und
genau diese Stärken spielt West bei "The Expendables 2" von der ersten
Minute an aus. Bereits der (lange) Prolog – eine Geiselbefreiung in Nepal – ist
viel besser der gesamte erste Teil und hat nebenbei auch
noch einen ziemlich rekordverdächtigen Bodycount zu bieten, der die fehlende Jugendfreigabe durch die FSK sehr nachvollziehbar macht. Krachende Action am
hellichten Tage, hochprofessionell ausgeleuchtet (normalerweise nichts, was man bei einem Hollywood-Film extra hervorheben müßte, aber angesichts des Vorgängers ist es hier definitiv einer Erwähnung wert), spektakulär choreographiert und mit rasanten
Kamerafahrten durch die überwiegend in Bulgarien gelegenen Drehorte in Szene gesetzt: Ja, genau so bereitet man jedem Actionfan große
Freude!
Positiv hervorzuheben ist weiterhin, daß sich das Drehbuch
sogar Mühe gibt, einen Hauch von Charakterentwicklung in die dünne Story zu
integrieren. Das funktioniert über weite Strecken gut, zumal die neuen Figuren
hinsichtlich der Gruppendynamik viel Schwung hineinbringen. Speziell die
Miteinbeziehung einer Frau in Person der von Yu Nan verkörperten resoluten
Maggie erweist sich dabei als Glücksgriff. Generell läßt sich sagen, daß
"The Expendables 2" zwar wenig überraschend wiederum nur eine
Geschichte erzählt, die nicht mehr als Mittel zum Zweck ist, sich dabei aber
mit schlagfertigeren Dialogen, besseren Onelinern und herrlich theatralisch inszenierten
Einführungen der neuen Figuren wesentlich besser verkauft als der Vorgänger.
Vor allem der erste Auftritt von Chuck Norris in Zeitlupe und unterlegt mit
Musik von Ennio Morricone (gefolgt von einem wunderbaren Beispiel der beliebten "Chuck Norris Facts") ist ein wahrer Hochgenuß, der zugleich die
erfrischende und im Vergleich zum ersten Film deutlich stärker ausgeprägte
Selbstironie repräsentiert. Spielerisch werden die ikonischsten
Rollen und Catchphrases der Stars in die frechen Wortduelle eingeflochten,
zudem sorgen witzige Details wie der Zauberwürfel – DAS Kultobjekt der 1980er
Jahre –, mit dem Dolph Lundgren im Hintergrund herumspielt, immer wieder für
Unterhaltung.
Der einzige echte Kritikpunkt aus Sicht eines Actionfans –
bei gänzlich objektiver Betrachtung kann man natürlich die
dramaturgisch meist wenig sinnvoll integrierten Gastauftritte bemängeln, ebenso diverse Logikfehler und Klischees, manch arg banalen Dialog sowie ganz allgemein die wenig
aufregende Story – ist, daß im Mittelteil aufgrund der Bemühungen um eine
gewisse Figurenzeichnung doch ein wenig zu sehr das Tempo herausgenommen wird. Das macht das furiose Finale auf einem Flughafen allerdings mehr als wett.
Nicht unerwähnt soll abschließend ein kleines Manko der
deutschen Synchronfassung bleiben: Sowohl Arnold Schwarzenegger als auch Sylvester Stallone
werden seit Jahrzehnten von Thomas Danneberg gesprochen. Da lange Zeit nicht
damit zu rechnen war, daß die beiden Erzkonkurrenten der 1980er Jahre jemals einen gemeinsamen Film realisieren würden und da Danneberg zudem ein sehr guter
Sprecher ist, der beiden Schauspielern ihren ganz eigenen Charakter verleiht, war
das nie ein Problem. Nun treffen Stallone und Schwarzenegger also
erstmals in nennenswertem Umfang vor der Kamera aufeinander und es wurde entschieden, daß
Danneberg auch hier beide Sprechrollen übernimmt, Stallone aber zur deutlicheren
Unterscheidbarkeit in einer etwas tieferen Tonlage spricht als sonst. Im Großen
und Ganzen funktioniert dieses Vorgehen, mitunter (speziell in den gemeinsamen
Szenen) wirkt seine Sprechweise allerdings ein wenig gezwungen. Aber das ist nur ein winziger Schönheitsfehler.
Fazit: "The Expendables 2" bietet im Grunde
genommen all das, was Actionfans vom ersten Teil vergebens erhofft hatten:
Spektakuläre, blutige Kämpfe und Schießereien, eine durchgängig
saubere Inszenierung, mehr Humor, mehr Selbstironie, mehr Actionheroen und einen
würdigen Gegenspieler. Aber trotz dieser deutlich gestiegenen Qualität bleibt
es natürlich dabei, daß nicht actionaffine Zuschauer eher wenig mit diesem
Spektakel werden anfangen können.
Wertung: 8 Punkte.
P.S.: Im Jahr 2014 folgte "The Expendables 3"; ohne Bruce Willis, dafür mit den Neuzugängen Harrison Ford, Mel Gibson, Antonio Banderas und Wesley Snipes.
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