Die Kino-Sommersaison mit den teuren Blockbustern ist
weitestgehend gelaufen, auch wenn es in Deutschland noch ein paar Nachzügler
wie "Das Bourne Vermächtnis" oder "Madagascar 3" geben
wird. Es steht der Herbst bevor, der traditionell u.a. eine kleine
Horrorfilm-Schwemme vor Halloween zutagefördern wird, dazu etliche Arthouse-Filme und in Richtung Weihnachten auch schon die nächsten potentiellen Highlights sowie einige
OSCAR-Kandidaten. Die aus meiner Sicht vielversprechendsten und/oder namhaftesten
Deutschlandstarts bis Jahresende:
30. August:
Auf seiner Europatournee macht Woody Allen nach London,
Barcelona und Paris nun in Rom halt – den Kritikern zufolge kommt "To Rome
with Love" zwar nicht an den OSCAR-prämierten "Midnight in Paris"
heran, bietet aber gewohnt solide Unterhaltung mit einem zusätzlichen
Schmankerl für Allen-Fans: Erstmals seit "Scoop" (2006) hat der
Meister auch wieder eine Rolle vor der Kamera übernommen. Außerdem dabei:
Roberto Benigni, Ellen Page, Jesse Eisenberg, Penélope Cruz, Alec Baldwin,
Ornella Muti.
Nach dem Erfolg des ersten Teils des Klassentreffens der
Actionfilm-Stars der 1980er Jahre war diese Fortsetzung nur eine Frage der Zeit.
Zur Kerntruppe des Vorgängers um Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Jet Li, Mickey Rourke und
"Jungspund" Jason Statham sind nun auch noch Chuck Norris und
Jean-Claude van Damme gestoßen, zudem wurden die Cameos des ersten Teils von
Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis zu größeren Rollen ausgebaut. Bleibt zu hoffen,
daß das Resultat überzeugender ausfällt als beim eher mäßigen ersten Versuch. Die
bisherigen internationalen Kritiken und Zuschauerreaktionen sprechen durchaus
dafür (auch wenn die US-Einspielergebnisse unter den Erwartungen
zurückblieben).
6. September:
Der in Deutschland mehrfach verschobene (ich hatte ihn
bereits in meiner Sommervorschau empfohlen) und auf Festivals hymnisch
gefeierte etwas andere Horrorfilm nach einem Drehbuch von
"The Avengers"-, "Buffy"- und "Firefly"-Schöpfer Joss
Whedon erzählt die ganz klassisch anmutende Horrorgeschichte von fünf Freunden, die in einer einsam gelegenen Waldhütte mit unheimlichen Geschehnissen konfrontiert werden, auf
unerwartete Art und Weise neu ...
"Robin Hood – Ghosts of Sherwood" (3D):
Kurzfristig mit einem Kinostart versehen richtet sich diese
x-te Variation der Legende von Robin Hood zweifelsfrei an Fans von Trashfilmen.
Die blutige Low Budget-Horrorversion von dem deutschen Regisseur
("Crossclub") und Horror-Labelchef (Astro) Oliver Krekel kann
Genrefans zumindest mit drei namhaften Darstellern locken: Kane Hodder (Jason
Voorhees in mehreren Filmen der "Freitag der 13."-Reihe) spielt
Little John, während Tom Savini ("From Dusk Till Dawn", "Planet
Terror") den bösen Sheriff von Nottingham verkörpert und Claude-Oliver Rudolph
("James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug") als Guy of Gisbourne zu
sehen ist. Die Titelrolle verkörpert übrigens der unbekannte Martin Thon.
Kurioserweise soll der Film sowohl in einer um rund 15 Minuten gekürzten
FSK12-Fassung als auch in der ungeschnittenen Originalversion ohne Jugendfreigabe in
die Kinos kommen ...
13. September:
Der vierte Film in der auf den Romanen von Robert Ludlum
basierenden "Bourne"-Reihe geht ein Wagnis ein und etabliert einen neuen
Hauptdarsteller: Statt Matt Damon ist nun Jeremy Renner (Hawkeye in "The Avengers", "Mission: Impossible – Phantom Protokoll") als von
der CIA verratener Geheimagent zu sehen. Allerdings als ein anderer namens
Aaron Cross, denn "Das Bourne Vermächtnis" spielt mehr oder weniger
parallel zur Handlung der Damon-Trilogie. In der weiblichen Hauptrolle ist
OSCAR-Gewinnerin Rachel Weisz ("Der ewige Gärtner") zu sehen, dazu
kommen Edward Norton, Stacy Keach, Zeljko Ivanek, Oscar Isaac und die bereits
in den vorherigen "Bourne"-Filmen agierenden Joan Allen, David
Strathairn, Albert Finney und Scott Glenn. An die drei Damon-Filme soll
"Das Bourne Vermächtnis" qualitativ aufgrund einiger Schwächen im
Drehbuch von Tony Gilroy ("Michael Clayton", "Duplicity")
leider nicht herankommen, aber solide Action-Thriller-Kost wird dennoch geboten.
20. September:
Nachdem sich der vierte Teil der Horror-Action-Reihe mit dem
Untertitel "Afterlife" wohl vor allem aufgrund des grandiosen
3D-Einsatzes zum globalen Hit gemausert hat, will Regisseur und Autor Paul W.S.
Anderson ("Die drei Musketiere") mit "Extinction" und einem dem Vernehmen nach noch einmal
deutlich aufgestockten Budget noch eins draufsetzen. "Mehr Action"
heißt die klare Devise, zudem tauchen fast alle in den vier vorangegangenen
Filmen verstorbenen Weggefährten von Protagonistin Alice (Milla Jovovich)
wieder auf – Klontechnologie sei dank. Ein raffiniertes Skript braucht man von
Anderson nicht zu erwarten, aber ein Actionfeuerwerk mit dem vielleicht besten 3D-Einsatz
seit "Avatar" wäre ja auch nicht so schlecht.
"Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der
Welt":
In dieser Tragikomödie steht das Ende der Welt kurz bevor,
da ein Asteroid auf der Erde einschlagen wird. Als Dodge (Steve Carell,
"Date Night"), ein Mann mittleren Alters, kurzerhand von seiner
Ehefrau verlassen wird, entscheidet er sich, die verbleibenden drei Wochen Zeit
zur Suche nach seiner großen Jugendliebe zu nutzen. Begleitet wird er dabei von
seiner jungen, attraktiven Nachbarin Penny (Keira Knightley, "Fluch der Karibik") und angesichts des
Chaos um sie herum ist es kein Wunder, daß auch ihre Gefühle Purzelbäume
schlagen ...
Die Kritiker waren von dem Regiedebüt von Lorene Scafaria
(schrieb das Drehbuch für "Nick & Norah – Soundtrack einer
Nacht") nicht allzu begeistert und bemängelten vor allem ein
Ungleichgewicht zwischen dramatischen, romantischen und komödiantischen
Elementen. Die Kinozuschauer waren deutlich mehr angetan, wie auch der aktuelle
IMDB-Durchschnittswert von 7,0 belegt.
"Liebe":
Quasi das intellektuelle Gegenprogramm zu "Resident
Evil: Retribution" liefert Arthouse-Regisseur Michael Haneke mit seinem in Cannes
gefeierten Liebesdrama über ein Ehepaar jenseits der 80, dessen harmonisches Leben durch
einen Schlaganfall auf eine schwere Probe gestellt wird. Haneke gelang es mit
seinem Drehbuch sogar, den eigentlich seit Jahren im Ruhestand befindlichen französischen
Star Jean-Louis Trintignant ("Leichen pflastern seinen Weg",
"Drei Farben – Rot", "Z") zu einem umjubelten Comeback zu
bewegen, die weibliche Hauptrolle spielt mit Emmanuelle Riva ("Hiroshima,
mon amour") ein weiterer französischer Altstar. Als Tochter des Ehepaars
agiert zudem Isabelle Huppert ("Die Klavierspielerin").
27. September:
"Schutzengel":
Nach seinen zahlreichen Komödien-Erfolgen versucht sich Til
Schweiger nun an einem Thriller, in dem er selbst als Leibwächter einer
minderjährigen Mordzeugin (gespielt von seiner Tochter Luna Schweiger) agiert. Weitere
Rollen haben u.a. Moritz Bleibtreu, Heiner Lauterbach, Hannah Herzsprung und
Herbert Knaup übernommen. Mal sehen, ob Schweiger auch mit einem Genrewechsel ein
Publikumsmagnet bleibt. In der Vergangenheit gingen solche Versuche meist
schief ("One Way", "Phantomschmerz"), allerdings fungierte
er da "nur" als Hauptdarsteller, während er bei "Schutzengel" auch
Regisseur und Co-Autor ist.
"Wie beim ersten Mal":
In der Beziehungskomödie von Regisseur David Frankel ("Der Teufel
trägt Prada") bewirbt sich Hauptdarstellerin Meryl Streep um ihre sage und
schreibe 18. OSCAR-Nominierung. Sie spielt Kay, die der Meinung ist, daß ihre
eingefahrene Ehe mit Arnold (Tommy Lee Jones, "No Country for Old Men") eine Auffrischung brauchen
könnte. Deshalb überredet sie ihren Mann zu einer einwöchtigen Paartherapie bei
Dr. Feld (Steve Carell) in einem idyllischen Küstenort, doch die Sitzungen
laufen nicht ganz so, wie sich Kay das vorgestellt hatte ...
"Wie beim ersten Mal" richtet sich eindeutig an
ein älteres Publikum und kann nach Ansicht der Kritiker vor allem mit seinen
herausragenden Hauptdarstellern punkten.
4. Oktober:
"Madagascar 3 – Flucht durch Europa" (3D):
Die ersten beiden "Madagascar"-Animationsfilme
genießen unter Kinofreunden keinen allzu guten Ruf, waren aber in kommerzieller
Hinsicht veritable Hits. Dem dritten Film, der in weiten Teilen der Welt
schon lange gestartet ist, scheint das Kunststück zu gelingen,
der mit Abstand beste Film der Reihe zu sein – was bei Fortsetzungen ja
bekanntlich eher selten vorkommt. Dafür spricht schon der witzige Trailer, aber auch Kritiker und internationales Publikum sind sehr angetan von den chaotischen Versuchen von Löwe Alex, Zebra
Marty, Nilpferd Gloria und Giraffe Melman, in ihren Heimatzoo in New York
zurückzukehren.
"Abraham Lincoln – Vampirjäger" (3D):
Regisseur Timur Bekmambetovs ("Wanted", "Night
Watch") Horror-Actionfilm um das geheime Doppelleben des wohl berühmtesten
US-Präsidenten (verkörpert von Dominic Cooper, "Captain America")
sollte bereits im Juli starten. Angesichts mäßiger Kritiken und
Einspielergebnisse in den USA hofft der deutsche Verleiher im Vorfeld von Halloween und
ohne große Blockbuster-Konkurrenz wohl auf ein besseres Ergebnis.
"Die Qual der Wahl":
In den USA ist 2012 ein Wahljahr, also gibt es natürlich
auch einen Film zum Thema. Wobei sich "Die Qual der Wahl" trotz
zweier ziemlich durchgeknallter Kandidaten um einen Platz im US-Kongreß (Will
Ferrell spielt den demokratischen Amtsinhaber, Zach Galifianakis aus den
"Hangover"-Filmen seinen republikanischen Herausforderer) wird
anstrengen müssen, um das Niveau des realen US-Präsidentschaftswahlkampfes zu
unterbieten. Davon abgesehen kam die Komödie in den USA gut an und konnte auch
bei den Kritikern punkten.
Der neue Film von Rian Johnson vereint den
"Brick"-Regisseur wieder mit seinem damaligen Hauptdarsteller Joseph
Gordon-Levitt ("The Dark Knight Rises", "(500) Days of Summer"). In dem Science-Fiction-Thriller spielt Gordon-Levitt den
Auftragskiller Joe, der im Jahr 2047 jene Menschen tötet, die ihm die Mafia aus der
Zukunft schickt. Bis er eines Tages erkennt, daß sein neuestes potentielles
Opfer sein 30 Jahre älteres Ich (Bruce Willis) ist ...
Bei Zeitreise-Filmen kann erfahrungsgemäß jede Menge
schiefgehen, aber mein Vertrauen in das Können von Regisseur und Autor Rian
Johnson ist groß – und Bruce Willis hat ja dank "12 Monkeys" bereits
Erfahrung darin, in einem guten Zeitreisefilm mitzuspielen.
"Unterwegs – On the Road":
Walter Salles' ("Die Reise des jungen Che")
Verfilmung des gleichnamigen Kultbuches von Jack Kerouac polarisiert Kritiker
und Kinogänger gleichermaßen. Die Besetzung mit Viggo Mortensen, Kirsten Dunst,
Steve Buscemi, Amy Adams und "Twilight"-Star Kristen Stewart (deren
Nacktszenen dem Film bereits große mediale Aufmerksamkeit eingebracht haben
...) ist jedenfalls vielversprechend und Anhänger des Buches werden sich die
Adaption wohl so oder so nicht entgehen lassen.
11. Oktober:
Mit diesem anarchischen Thriller über zwei junge
Marijuana-Produzenten (Aaron Johnson aus "Kick-Ass" und Taylor Kitsch
aus "John Carter – Zwischen zwei Welten"), die sich mit einem konkurrierenden mexikanischen
Drogenkartell anlegen, das prompt ihre Freundin (Blake Lively aus der TV-Serie
"Gossip Girl") entführt, knüpft Regisseur Oliver Stone
("Platoon", "Wall Street") zumindest wieder etwas an seine
früheren Qualitäten an. Kritiker stören sich zwar an einigen Drehbuch-Schwächen
(kein Wunder, einer der drei Autoren ist Shane Salerno, der auch das Skript
zu "Aliens vs. Predator 2" verbrochen hat ...), loben jedoch Stones
stilsichere Inszenierung und die bis in die Nebenrollen prominent besetzte
Darstellerriege, zu der Salma Hayek, John Travolta und Benicio del Toro zählen.
"96 Hours – Taken 2":
Der von Luc Besson geschriebene und produzierte
Action-Thriller "96 Hours" mit Liam Neeson als rachedurstigem
Ex-CIA-Agent Bryan auf der Jagd nach den Entführern seiner Tochter war 2008 ein
Überraschungshit. In der Fortsetzung wird der Spieß umgedreht und Tochter Kim
(Maggie Grace aus der TV-Serie "Lost") muß ihre von einem albanischen Gangster,
dessen Sohn Bryan im ersten Teil getötet hat, entführten Eltern retten. Die
Regie ging von Pierre Morel auf Olivier Megaton ("Colombiana",
"Transporter 3") über, Besson ist wiederum am Drehbuch beteiligt und
produziert.
18. Oktober:
"Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer
Majestät" (3D):
Nach dem qualitativ eher mißlungenen "Asterix bei den
Olympischen Spielen" versucht die Reihe nun wieder zurück auf die
Erfolgsspur zu finden. Auf Kontinuität wird dabei erneut nicht wirklich
gesetzt, denn mit Edouard Baer ("Moliére", "Huhn mit
Pflaumen") gibt es bereits den dritten Asterix-Darsteller im vierten Film
und mit Fabrice Luchini ("Das Schmuckstück") gar den vierten Julius
Cäsar. Immerhin ist Gérard Depardieu ("Der Hornochse und sein Zugpferd") erneut in seiner Paraderolle als Obelix
dabei und als britannische Königin konnte keine geringere als Catherine Deneuve
("Belle de jour", "8 Frauen") gewonnen werden. Regie führt
dieses Mal Laurent Tirard ("Der kleine Nick").
"Premium Rush":
Nochmal Joseph Gordon-Levitt: In dem von den Kritikern gelobten, an den US-Kassen aber grandios gescheiterten Action-Thriller "Premium Rush" von David Koepp ("Wen die Geister lieben") spielt er einen Fahrradboten, der aufgrund seiner "Fracht" ins Visier eines korrupten Cops (Michael Shannon, "Zeiten des Aufruhrs") gerät.
"Paranormal Activity 4":
"Premium Rush":
Nochmal Joseph Gordon-Levitt: In dem von den Kritikern gelobten, an den US-Kassen aber grandios gescheiterten Action-Thriller "Premium Rush" von David Koepp ("Wen die Geister lieben") spielt er einen Fahrradboten, der aufgrund seiner "Fracht" ins Visier eines korrupten Cops (Michael Shannon, "Zeiten des Aufruhrs") gerät.
"Paranormal Activity 4":
Kurz vor Halloween darf ein neuer Teil der erfolgreichen
Wackelkamera-Poltergeist-Reihe natürlich nicht fehlen. Genauere Details sind
noch nicht bekannt.
25. Oktober:
Kultregisseur Detlev Buck ("Karniggels",
"Männerpension", "Knallhart") hat sich für seinen neuen
Film einiges vorgenommen: "Die Vermessung der Welt" ist die für deutsche Verhältnisse sehr aufwendige Verfilmung des gleichnamigen humorvollen Bestsellers von Daniel Kehlmann über
den fiktiven Wettstreit zwischen den beiden brillanten Wissenschaftlern
Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauss. In den Hauptrollen sind u.a. Florian David Fitz, David
Kross, Katharina Thalbach und Karl Markovics zu sehen. Kehlmann selbst
adaptierte seinen Roman als Drehbuch.
Für seine Darstellung in der in der nahen Zukunft spielenden Independent-Tragikomödie
von Kinodebütant Jake Schreier gilt Frank Langella ("Frost/Nixon",
"Good Night, and Good Luck.") bereits als OSCAR-Kandidat. Er spielt einen
ehemaligen Juwelendieb, der von seinem Sohn einen Roboter geschenkt bekommt und
diesen prompt als Komplizen bei einem weiteren Raub mißbraucht. Außer von
Langellas Leistung haben sich die Kritiker auch von dem humorvoll-skurrilen und
intelligenten Drehbuch sehr angetan gezeigt.
Teil 2 der Herbstvorschau
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