Originaltitel: Kunsten å tenke negativt
Regie und Drehbuch: Bård Breien, Musik: Stein Berge Svendsen
Darsteller: Fridtjov Såheim, Kjersti Holmen, Henrik Mestad,
Kari Simonsen, Per Schaaning, Kirsti Eline Torhaug, Marian Saastad Ottesen
Der 33-jährige Geirr (Fridtjov Såheim, "Cold Prey
2") ist nach einem Unfall querschnittsgelähmt und impotent. Und deshalb verständlicherweise verdammt
mies drauf. Seine Zeit verbringt er fast ausschließlich mit Nörgeleien, Kriegsfilmen
(sein Favorit ist offensichtlich Michael Ciminos "Die durch die Hölle
gehen") und Musik von Johnny Cash. Darunter leidet wenig überraschend
seine Ehe mit Ingvild (Kirsti Eline Torhaug, "Besessen") und so kommt
diese auf die Idee, eine Selbsthilfegruppe samt erfolgsgewöhnter Therapeutin
(Kjersti Holmen, "Sofies Welt") zu
sich nach Hause einzuladen. Geirr findet das nicht so toll und innerhalb
weniger Stunden gelingt es ihm mit seiner notorischen Übellaunigkeit, die
blasierte Therapeutin zum Aufgeben zu bringen. Prompt werden die nur scheinbar
erfolgreich Therapierten aus einem Zustand oberflächlicher
Harmonie in totale, aber authentische Anarchie überführt ...
Kritik:
"Die Kunst des negativen Denkens" ist, man kann es
angesichts der Inhaltsbeschreibung bereits vermuten, eine bitterböse und
politisch vollkommen unkorrekte Komödie aus Norwegen. Beim Fantasy Filmfest
2008 war der Film einer der Publikumsfavoriten, was angesichts der herrlich
provokanten Prämisse und des unverkrampft-boshaften Umgangs mit den größtenteils
schwerbehinderten Figuren nicht allzu verwunderlich ist. Leider kann das
Langfilmdebüt des Regisseurs Bård Breien die vielversprechenden Ansätze jedoch
nicht auf einem konsequent hohen qualitativen Niveau durchhalten.
Natürlich ist es unterhaltsam anzusehen, wie Geirrs
bemerkenswerte Miesepetrigkeit ohne Rücksicht auf Verluste alle ansteckt, dabei
die teils sehr ernsten Probleme aller Anwesenden (inklusive, wenn nicht
sogar vor allem der körperlich Gesunden) offenbart und schließlich alles auf
ausgesprochen krude Art und Weise zu so etwas wie einem sehr, sehr schrägen
Happy End führt. Doch insgesamt sind der Handlungsverlauf und die zentralen
Figuren zu plakativ und klischeehaft, letztlich trotz des anarchischen Humors an der Oberfläche
auch zu konventionell geraten, um vollends zu überzeugen zu können. Zumal die
boshaften Gags auch irgendwann etwas repetitiv werden und sich totlaufen.
Ein großer Pluspunkt ist dafür der gelungene Soundtrack, nicht nur dank der zahlreichen Johnny Cash-Songs. Die außerhalb Norwegens wenig bekannte Schauspielerriege zeigt durchgehend überzeugende, wenngleich manchmal vielleicht etwas übertrieben hysterische darstellerische Leistungen, auch Breiens Inszenierung kann mit einigen gelungenen visuellen Einfällen punkten. Schade, daß sein Drehbuch das Potential der provokanten Ausgangslage nicht ausreizen kann.
Fazit: "Die Kunst des negativen Denkens"
ist eine anfänglich in ihrer politischen Unkorrektheit sehr erfrischende und
typisch skandinavische Komödie, der mit zunehmender Dauer etwas die Ideen
ausgehen und die leider zu wenig Wert auf echte Handlungstiefe legt.
Wertung: 6,5 Punkte.
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