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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 14. Juni 2012

HAIRSPRAY (2007)

Regie: Adam Shankman, Drehbuch: Leslie Dixon, Musik: Marc Shaiman
Darsteller: Nikki Blonsky, John Travolta, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken, James Marsden, Zac Efron, Amanda Bynes, Queen Latifah, Brittany Snow, Allison Janney, Jerry Stiller, Paul Dooley, Jayne Eastwood, Elijah Kelley, John Waters
Hairspray
(2007) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (7,8); weltweites Einspielergebnis: $203,6 Mio.
FSK: 0, Dauer: 116 Minuten.


Im Baltimore der 1960er Jahre kennt die Jugend nur ein Gesprächsthema: Die Musiksendung des smarten Corny Collins (James Marsden, "X-Men", "27 Dresses") im lokalen Fernsehen. Als es eines Tages ein Vortanzen gibt, da eine der Tänzerinnen in der Show neun Monate lang "verhindert" sein wird, will die zwar übergewichtige, aber musikbegeisterte Tracy Turnblad (Nikki Blonsky erhielt für ihr Leinwanddebüt eine verdiente Golden Globe-Nominierung) unbedingt teilnehmen. Ihre liebevolle, aber überfürsorgliche Mutter Edna (John Travolta im Fatsuit – das ist zum Glück bei weitem nicht so geschmacklos wie es klingt, vor allem nicht so geschmacklos wie bei Eddie Murphy in Trash-Komödien wie "Norbit") ist dagegen, da sie ihrer Tochter eine Enttäuschung ersparen will. Tracy tanzt dennoch vor und tatsächlich: Ihr Tanzstil begeistert Corny Collins und kurz darauf auch die TV-Zuschauer – Tracy ist ein Star! Das wiederum gefällt der fiesen Produzentin Velma von Tussle (Michelle Pfeiffer, "Dark Shadows") ganz und gar nicht, die ihre zickige Tochter Amber (Brittany Snow, "Pitch Perfect") mit allen Mitteln zum landesweiten Star machen will ...

Kritik:
Bei "Hairspray" vom bis dahin eher für bestenfalls mittelmäßige Filme bekannten Regisseur Adam Shankman ("Wedding Planner", "Der Babynator", "Haus über Kopf") handelt es sich um ein Remake des gleichnamigen Kultfilms von Trash-Legende John Waters (der übrigens gleich zu Beginn ein witziges Cameo hat) aus dem Jahr 1988 – den ich leider nicht gesehen habe. Einen Vergleich zwischen Original und Neuauflage sucht man hier also vergeblich. Für sich genommen ist Shankmans "Hairspray" aber ohne Zweifel hervorragendes Entertainment und beweist, daß sich der Regisseur bis dahin deutlich unter Wert verkauft hatte. Die Songs im Sixties-Stil sind mitreißend, hervorragend choreographiert und von den Darstellern mit Verve vorgetragen, sodaß sie mindestens zum rhythmischen Mit-den-Gliedmaßen-zucken animieren, wenn nicht gar zum lautstarken Mitsingen.

Doch obwohl die Musik eindeutig im Zentrum des Geschehens steht, gelingt es "Hairspray", so ganz nebenbei auch noch eine interessante Story zu erzählen und eine lebensbejahende Botschaft zu vermitteln. Einerseits gelingt dies durch die typisch amerikanische "Lebe deinen Traum!"-Philosophie, die hier Tracy personifiziert. Aber auch ein so ernstes Thema wie die zum Zeitpunkt der Handlung in den letzten Zügen liegende Rassentrennung – beispielsweise gibt es in der Corny-Collins-Show einmal pro Monat einen speziellen "Negertag" ... – spielt eine wichtige Rolle und damit die Gleichberechtigung insgesamt.

Dabei gelingt es dem Film unter anderem mittels beeindruckender Musical-Nummern, die großen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte in dieser Thematik hervorzuheben, gleichzeitig aber nachdrücklich daran zu erinnern, daß der Weg zu einer echten, unbegrenzten Gleichberechtigung auch in Zeiten eines dunkelhäutigen US-Präsidenten noch lange nicht zu Ende gegangen ist. Doch bevor das nun so rüberkommt, als wäre "Hairspray" ein gar zu bedeutungsschwerer Film: Dank der Musik und auch der bewußt übertriebenen Charaktere wie der von Michelle Pfeiffer wunderbar boshaft gespielten TV-Produzentin bleibt die Stimmung stets locker-flockig. Kurz gesagt: "Hairspray" macht einfach Spaß. Die innerhalb der Handlung präsentierten Konflikte werden eher satirisch aufgearbeitet, das Original soll in dieser Hinsicht wohl deutlich tiefer in die Materie eingedrungen sein.

Besonders erfreulich ist übrigens, daß die naiv-optimistisch erscheindende Botschaft "Du kannst es schaffen, wenn du dich nur richtig anstrengst" in diesem Fall tatsächlich zutraf. In den USA wurde "Hairspray" mit einem Einspielergebnis von fast $120 Mio. ein unerwartet großer Erfolg (in Deutschland reichte es gerade mal zu 200.000 Zuschauern) und damit wurde auch die auf den ersten Blick allen Kino- und TV-Standards widersprechende 19-jährige Nikki Blonsky durch ihren allerersten Leinwandauftritt zu einem kleinen Star, dem eine große Zukunft vorausgesagt wurde. Bislang jedoch zu Unrecht, denn bis zum Jahr 2012 kam bis auf zwei vorrübergehende Hauptrollen in relativ unbekannten TV-Serien ("Valemont" und "Huge") leider noch nicht viel nach ...

Das ist zwar bedauerlich, ändert aber natürlich nichts daran, daß nicht nur Blonsky, sondern generell die jüngeren Schauspieler "Hairspray" zu dem großen Vergnügen machen, das es ist. Zwar liefern Travolta (dessen Besetzung in einer Frauenrolle übrigens eine Hommage an das Original-"Hairspray" ist, in dem die gleiche Rolle von dem berühmten Travestie-Star Divine gespielt wurde), Pfeiffer sowie Christopher Walken ("7 Psychos") als Tracys gutherziger Vater überzeugende Leistungen ab. Für die echten Highlights sorgen neben Blonsky jedoch vor allem James Marsden als lässiger Crooner im Dean-Martin-Stil, die für die musikalischen Höhepunkte sorgende Queen Latifah, die großes Comedy-Talent offenbarende Amanda Bynes ("Einfach zu haben") als Tracys herzensgute beste Freundin Penny Pingleton und der dank der "High School Musical"-Reihe zum Idol von Millionen Teenagern avancierte Zac Efron als Tracys großer Schwarm.

Fazit: "Hairspray" ist ein hervorragend inszeniertes und stark gespieltes Feelgood-Musical mit leichten sozialkritischen Anklängen, das pure Lebensfreude atmet und damit nicht nur Freunde der Sixties-Musik begeistern dürfte.

Wertung: 8,5 Punkte.


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