Originaltitel:
Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street
Regie: Tim Burton, Drehbuch: John Logan, Musik: Stephen
Sondheim
Darsteller: Johnny Depp, Jamie Campbell Bower, Alan Rickman,
Helena Bonham Carter, Laura Michelle Kelly, Timothy Spall, Sacha Baron Cohen,
Jayne Wisener, Edward Sanders, Anthony Head
London, 19. Jahrhundert: Einst war der junge Barbier
Benjamin Barker (OSCAR-Nominierung für Johnny Depp) unschuldig aus England
verbannt worden, weil der mächtige Richter Turpin (Alan Rickman, "Tatsächlich ... Liebe") ein Auge auf
seine schöne Frau Lucy geworfen hatte. 15 Jahre später kehrt Barker unter dem Namen Sweeney Todd zurück. Als er erfahren muß, daß seine Frau sich
nach seiner Verbannung umgebracht hat und seine Tochter vom Richter adoptiert wurde, hat er nur eines
im Sinn: Gnadenlose Rache. Hilfe erhält er bei seinem Vorhaben von Mrs. Lovett
(Helena Bonham Carter, "Dark Shadows"), der Inhaberin des Fleischpastetenladens unter Barkers/Todds
früherem Barbiersalon, der nun wieder in (blutigen) Betrieb genommen wird ...
Kritik:
Mit "Sweeney Todd" hat Regisseur Tim Burton nach einem Drehbuch von "Gladiator"-Autor John Logan ein vor allem im englischsprachigen Raum sehr bekanntes und ziemlich düsteres Musical für die Leinwand adaptiert. Dafür verzichtete er sogar auf seinen Lieblingskomponisten Danny Elfman, stattdessen hat Stephen Sondheim, der Komponist der Bühnen-Vorlage, die musikalische Umsetzung selbst übernommen. Doch obwohl ein erklärter Musical-Fan, bin ich mit "Sweeney Todd" nicht so richtig warm geworden.
Mit "Sweeney Todd" hat Regisseur Tim Burton nach einem Drehbuch von "Gladiator"-Autor John Logan ein vor allem im englischsprachigen Raum sehr bekanntes und ziemlich düsteres Musical für die Leinwand adaptiert. Dafür verzichtete er sogar auf seinen Lieblingskomponisten Danny Elfman, stattdessen hat Stephen Sondheim, der Komponist der Bühnen-Vorlage, die musikalische Umsetzung selbst übernommen. Doch obwohl ein erklärter Musical-Fan, bin ich mit "Sweeney Todd" nicht so richtig warm geworden.
Das Hauptproblem des Films ist meines Erachtens, daß die zugrundeliegende Geschichte
letztlich nicht viel mehr als eine klassische, wenig originelle und ziemlich
vorhersehbare Rächer-Story ist, die trotz einiger fantasievoller Szenen nicht sonderlich aufregend ist. Um sich von den zahllosen ähnlichen Geschichten abzuheben, benötigt es also etwas Besonderes. Und da es sich um ein Musical
handelt, sind in dieser Hinsicht naturgemäß primär die Lieder gefragt. Zwar ist die Musik schön bombastisch und
die Schauspieler singen mit Verve und Leidenschaft (und sogar ziemlich gut),
allen voran Johnny Depp in der Titelrolle. Doch fehlt es den meisten Songs für meinen Geschmack an dem gewissen Etwas. Sie sind nicht allzu eingängig, auch nicht
übermäßig melodiös. Mit den üblichen Musical-Melodien haben sie wenig
gemein, es handelt sich um düstere Songs, die eher in Richtung Oper beziehungsweise Operette (wie Sondheim selbst sagt) gehen. So
weit, so ungewöhnlich und eigentlich sehr interessant. Aber Fakt ist leider: Kaum ein Song konnte mich wirklich begeistern und in mein Gedächtnis einbrennen.
Tim Burton verleiht "Sweeney Todd" seinen bewährten fantastischen Look und leistet dabei in Zusammenarbeit mit den technischen Abteilungen erneut Großartiges. Für die Ausstattung gab es sogar einen hochverdienten OSCAR, aber auch Kostüm- und Make-Up-Abteilung haben eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Unter den gewohnt hochkarätigen Schauspielern sticht neben Johnny Depp vor allem Alan Rickman in der Bösewicht-Rolle hervor, während Helena Bonham Carter als Todds Helferin glänzt und Sacha Baron Cohen ("Borat") in einer Nebenrolle als konkurrierender Barbier. Jamie Campbell Bower ("Anonymus") hingegen wirkt als braver Seemann, der sich in Todds von Richter Turpin aufgezogene Tochter verliebt, vergleichsweise langweilig, was aber auch an seiner wenig glamourösen Rolle liegt.
Damit wären wir bei einem weiteren Problem des Films angelangt, nämlich den fehlenden Identifikationsfiguren für das Publikum.
Sweeney Todd und Mrs. Lovett sind zwar eindeutig die Protagonisten des Films, doch eigentlich sind sie in ihrer Blutgier noch schlimmer als der bösartige Richter Turpin, dem
Sweeney an den Kragen will. So sehr man ihre Rachepläne nachvollziehen kann – echte Zuneigung wecken sie kaum. Die einzigen Figuren, die tatsächlich ungeteilte Sympathie verdienen, sind Sweeneys Tochter
Johanna und eben der junge Seemann Anthony, der sich in sie
verliebt. Doch bleiben diese beiden viel zu blaß und unterbeschäftigt, um nachhaltig als
Identifikationsfiguren zu taugen. Zwar wird dieses Manko durch das starke Schauspielerensemble und einen (vielleicht sogar etwas zu) fein dosierten schwarzen Humor weitgehend
aufgewogen, aber gerade im Mittelteil fehlt es dem Film deutlich an Tempo, was vorübergehend gar zu gepflegter Langeweile führt.
Immerhin wird man dafür durch ein hochdramatisches Finale entschädigt,
aber es bleibt ein leicht bitterer Nachgeschmack: Tim Burtons
"Sweeney Todd" ist zweifelsohne ein guter, in inszenatorischer und schauspielerischer
Hinsicht phasenweise brillanter Film. Aber es bleibt das Gefühl, daß man mehr daraus hätte machen können.
Fazit: "Sweeney Todd" ist ein düsteres Gothic-Märchen, das in Musical-Form eine im Kern simple Rachestory erzählt. Darstellerisch und handwerklich großartig, leidet der Film unter einer oberflächlichen Figurenzeichnung und einer etwas unterentwickelten Dramaturgie. Die nicht allzu eingängigen Songs sind Geschmackssache.
Wertung: 7 Punkte.
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