Regie: Tim Burton, Drehbuch: Seth Grahame-Smith, Musik:
Danny Elfman
Darsteller: Johnny Depp, Eva Green, Michelle Pfeiffer, Bella
Heathcote, Helena Bonham Carter, Chloë Grace Moretz, Jackie Earle Haley, Jonny
Lee Miller, Gulliver McGrath, Sir Christopher Lee, Alice Cooper
Ende des 18. Jahrhunderts befindet sich der aus England in
die Neue Welt ausgewanderte Collins-Clan auf dem Höhepunkt seiner Macht: Als
Gründerfamilie des Küstenorts Collinsport beherrschen sie den Fischfang und
schwimmen auf ihrem mondänen Familiensitz Collinwood in ihrem Reichtum. Bis Sohn
Barnabas (Johnny Depp, "Fluch der Karibik") einen verhängnisvollen Fehler begeht, indem er die arme
Magd Angelique (Eva Green, "Casino Royale") verführt, nur um sie dann für seine große Liebe
Josette (die australische Newcomerin Bella Heathcote) im Stich zu lassen. Zu
seinem Unglück ist Angelique in Wirklichkeit eine mächtige Hexe, die sich an
Barnabas' Familie rächt und ihn selbst, nachdem sie ihn in einen Vampir
verwandelt hat, lebendig begraben läßt. Bis er im Jahr 1972 bei
Straßenbauarbeiten wieder ausgegraben wird. Nachdem er seinen ersten Durst
gestillt hat, sucht er seine verarmten Nachfahren auf dem heruntergekommenen
Collinwood auf und will den guten Namen der Familie wiederherstellen.
Doch auch Angelique ist noch am Leben und noch immer rachsüchtig ...
Kritik:
Daß die Verfilmung einer amerikanischen Horror-Seifenoper aus den späten 1960er Jahren mit einer Art "Was bisher geschah ..."-Sequenz beginnt, ist ein netter Einfall. Gleichzeitig deuten sich jedoch bereits in diesem vor allem optisch gelungenen Prolog die vielfältigen Probleme von Tim Burtons neuem Werk an. Eines der größten ist eine merkwürdige – stilistische wie auch inhaltliche – Unschlüssigkeit, die den gesamten Film durchzieht. Ebenso wie "Dark Shadows" zwischen Vergangenheit und, nunja, ferner Vergangenheit wechselt, durchläuft er verschiedene Genres in teils atemberaubender Geschwindigkeit. Gothic-Grusel á la "Sleepy Hollow", Slapstick, feine Satire, epische Liebesgeschichte, Actionspektakel, Genreparodie und natürlich Seifenoper. Für sich genommen funktionieren diese Elemente mal mehr, mal weniger gut. Ein harmonierendes Ganzes ergeben sie zu keiner Zeit.
Daß die Verfilmung einer amerikanischen Horror-Seifenoper aus den späten 1960er Jahren mit einer Art "Was bisher geschah ..."-Sequenz beginnt, ist ein netter Einfall. Gleichzeitig deuten sich jedoch bereits in diesem vor allem optisch gelungenen Prolog die vielfältigen Probleme von Tim Burtons neuem Werk an. Eines der größten ist eine merkwürdige – stilistische wie auch inhaltliche – Unschlüssigkeit, die den gesamten Film durchzieht. Ebenso wie "Dark Shadows" zwischen Vergangenheit und, nunja, ferner Vergangenheit wechselt, durchläuft er verschiedene Genres in teils atemberaubender Geschwindigkeit. Gothic-Grusel á la "Sleepy Hollow", Slapstick, feine Satire, epische Liebesgeschichte, Actionspektakel, Genreparodie und natürlich Seifenoper. Für sich genommen funktionieren diese Elemente mal mehr, mal weniger gut. Ein harmonierendes Ganzes ergeben sie zu keiner Zeit.
Normalerweise kann ich es nicht leiden, wenn Kritiker einem
Genrefilm vorwerfen, er nehme sich zu ernst. Meiner Erfahrung nach bedeutet das
in der Regel lediglich, daß der Rezensent mit dem entsprechen Genre (meist
Fantasy oder Horror) einfach nichts anfangen kann, sofern es nicht in Comedy-Form
daherkommt. Dummerweise muß ich nun "Dark Shadows" selbst
vorwerfen: Dieser Film nimmt sich definitiv zu ernst. Hätte er tatsächlich jene
Comedy-Richtung eingeschlagen, die die witzigen Trailer vermuten
ließen, wäre das Resultat wahrscheinlich deutlich besser ausgefallen, denn
die meisten der komischen Elemente von "Dark Shadows" funktionieren einwandfrei. Leider sind sie
deutlich unterrepräsentiert, denn gerade aus Barnabas' Anpassungsschwierigkeiten
nach fast 200-jähriger Abwesenheit hätte man mehr als gelegentliche Gags und
Anspielungen herausholen können, die zudem fast alle bereits in den Trailern zu
sehen sind. Stattdessen werden etliche
Nebenhandlungsstränge eröffnet, die zwar überraschend ernsthaft, aber viel zu lieblos und oberflächlich
abgehandelt werden, um Wirkung erzielen können. Helena Bonham Carters Rolle als Psychiaterin, die Barnabas
wieder zum Menschen machen will, ist beispielsweise eine schöne
Frankenstein-Parodie, die ihr Potential aber bei bei weitem nicht ausschöpfen darf. Jonny Lee
Miller ("Trainspotting", TV-Serie "Elementary") andererseits, der den lieblosen Vater des jungen, von Barnabas
faszinierten David Collins (Gulliver McGrath, "The Loved Ones")
verkörpert, wirkt mit seiner ganzen
Storyline vollkommen fehl am Platz. Da es etliche ähnlich unfertig wirkende Handlungsstränge gibt, wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, deren Anzahl zu reduzieren und sich den verbleibenden dafür mit umso mehr Elan und Überzeugungskraft zu widmen.
Immerhin, ein Film von Tim Burton kann wohl niemals ein
kompletter Reinfall sein, dafür ist er einfach ein viel zu guter Regisseur. In
"Dark Shadows" manifestiert sich dies wieder einmal in wunderschönen
Bildkompositionen und einigen verrückt-genialen Einfällen sowie einem tollen
1970er Jahre-Soundtrack samt Gastauftritt von Alice Cooper. Zudem hat Burton wie
gewohnt ein tolles Schauspielerensemble zusammengetrommelt, das selbst noch so
flachen Figuren erstaunlich viel Leben einhauchen kann. Johnny Depp spielt den
Vampir Barnabas zwar nicht viel anders als den Pirat Jack Sparrow, aber da er
das bekanntlich grandios macht und es auch hier zur Rolle paßt, kann man es
kaum kritisieren. Zudem überzeugt Eva Green als ebenso schöne wie teuflische
Hexe und Michelle Pfeiffer ("Der Sternwanderer") beweist als willens-starker Familienvorstand
Elizabeth, daß sie auch mit 54 Jahren (die man ihr weißgott nicht
ansieht) noch jeden Film veredeln kann.
Die unausgegorene, im Mittelteil richtiggehend langweilige
Handlung und die schablonenhaften Charaktere können diese positiven Seiten von
"Dark Shadows" zwar auch nicht wettmachen, doch immerhin kann der krachende
Over-the-top-Showdown noch mit (tendentiell sogar zu) zahlreichen beeindruckenden Spezialeffekten punkten.
Fazit: "Dark Shadows" ist in meinen Augen Tim
Burtons bislang schwächster Film (ja, auch schwächer als "Planet der
Affen") und ein heißer Anwärter auf den Titel "größte filmische
Enttäuschung des Jahres". Gute Schauspielleistungen, tolle Musik und eine
handwerklich überzeugende Inszenierung können nicht darüber hinwegtäuschen, daß
die Seifenopern-Adaption eine zwar gelegentlich witzige, aber dramaturgisch unterentwickelte und phasenweise
schlicht langweilige Nummernrevue ist.
Wertung: 5 Punkte.
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