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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 19. Dezember 2017

STAR WARS EPISODE VIII: DIE LETZTEN JEDI (3D, 2017)

Originaltitel: Star Wars Episode VIII: The Last Jedi
Regie und Drehbuch: Rian Johnson, Musik: John Williams
Darsteller: Mark Hamill, Carrie Fisher, Daisy Ridley, Oscar Isaac, John Boyega, Adam Driver, Kelly Marie Tran, Peter Mayhew, Joonas Suotamo, Andy Serkis, Domhnall Gleeson, Benicio del Toro, Laura Dern, Billie Lourd, Gwendoline Christie, Mark Lewis Jones, Anthony Daniels, Lupita Nyong'o, Jimmy Vee, Frank Oz, Mike Quinn, Timothy D. Rose, Veronica Ngô, Warwick Davis, Noah Segan, Simon Pegg, Justin Theroux, Lily Cole, Joseph Gordon-Levitt, Tom Hardy, Gareth Edwards, Gary Barlow, Edgar Wright, Joe Cornish
Star Wars: Die letzten Jedi
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 91% (8,1); weltweites Einspielergebnis: $1332,5 Mio.
FSK: 12, Dauer: 152 Minuten.

Die Erste Ordnung unter der Führung von Supreme Commander Snoke (Andy Serkis, "Planet der Affen: Survival") steht kurz davor, das zu vollbringen, woran viele Jahre zuvor der Imperator noch kläglich gescheitert war: den Widerstand um General Leia Organa (Carrie Fisher, "Blues Brothers") zu vernichten. Dessen letzter Rückzugsort wurde nun aufgespürt und noch während der verzweifelten Evakuierungsbemühungen taucht eine große Flotte der Ersten Ordnung auf, angeführt von General Hux (Domhnall Gleeson, "Ex Machina"). Dank einer Harakiri-Aktion von X-Wing-Pilot Poe Dameron (Oscar Isaac, "Inside Llewyn Davis") und einigen Getreuen kann sich der Großteil der verbliebenen Rebellen zunächst retten, doch die Erste Ordnung, verstärkt um Leias abtrünnigen Sohn Kylo Ren (Adam Driver, "Logan Lucky") ist ihnen dicht auf der Spur. Nur ein verzweifelter Plan kann vielleicht noch die Rettung bringen, dafür müssen allerdings Ex-Sturmtruppler Finn (John Boyega, "Attack the Block") und die Mechanikerin Rose Tico (Kelly Marie Tran) in der Spielerstadt Canto Bight einen brillanten Hacker ausfindig machen. Derweil hat Rey (Daisy Ridley, "Mord im Orient Express") auf dem abgelegenen Wasserplaneten Ahch-To endlich den verschollenen Jedimeister Luke Skywalker (Mark Hamill, "Kingsman: The Secret Service") aufgestöbert und will ihn davon überzeugen, zu den Rebellen zurückzukehren oder zumindest ihre eigenen Jedikräfte zu trainieren. Doch der desillusionierte Luke hat eigentlich abgeschlossen mit seinem Leben als Kämpfer oder als Jedi …

Kritik:
Daß professionelle Filmkritiker und "normale" Zuschauer nicht immer den gleichen Geschmack haben und noch nicht einmal unbedingt die gleichen Anforderungen an einen guten Film stellen, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Häufig kommen spektakuläre, jedoch inhaltlich eher dünne Hollywood-Blockbuster bei den Kinogängern besser an als bei den Kritikern, umgekehrt wissen diese anspruchsvolle, aber nischige Arthouse-Produktionen häufig mehr zu schätzen als der durchschnittliche Kinobesucher (sofern der sich überhaupt einmal in solche Filme verirrt). Eine eher ungewöhnliche Konstellation ist es, wenn Profi-Rezensenten ein aufwendiges Hollywood-Spektakel, das auch noch Teil eines langlebigen Franchise ist, fast ausnahmslos feiern, dieses bei den erklärten Fans selbiger Reihe hingegen höchst kontrovers diskutiert wird. Genau das scheint bei "Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi" der Fall zu sein – zumindest, wenn man den sozialen Netzwerken oder den Nutzerbewertungen bei Rotten Tomatoes glaubt. In Wahrheit dürfte es sich um eine vergleichsweise kleine, aber lautstarke Minderheit von (selbsternannten) Hardcore-Fans handeln, denn weder die Entwicklung der Zuschauerzahlen noch die gängigen Methoden, das Urteil der Kinogänger abzufragen, weisen auf eine negative Mundpropaganda hin: So gab es etwa in den USA von den Zuschauern am Starttag den zweitbesten möglichen Cinemascore "A", der aktuelle IMDb-Wert wird oben angezeigt (ist allerdings wirklich etwas niedriger als erwartet, was an mehreren Tausend Niedrigstbewertungen liegt). Trotzdem sind die Kontroversen natürlich sehr interessant und haben bereits Analysen von Branchenkennern nach sich gezogen, wobei sich die meisten Experten einig sind, daß vor allem eine Nichterfüllung persönlicher Erwartungen hinsichtlich Story- und Figurenentwicklung Grund der Unzufriedenheit sein dürfte. Die These ergibt Sinn, denn Regisseur und Drehbuch-Autor Rian Johnson ("Brick", "Looper") trifft in der Tat mutige Entscheidungen, von denen zumindest einige mit Sicherheit nicht dem entsprechen, was Fans sich nach dem Ende von "Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter" so für ihre Helden vorgestellt hatten (oder auch dem, was in Romanen und Comics in den folgenden Jahrzehnten präsentiert wurde – jetzt wissen wir auch, warum die seit der Lucasfilm-Übernahme durch Disney offiziell nicht mehr gültig sind …). Auch ich bin nicht mit jeder von Johnsons Entscheidungen restlos glücklich, aber das ändert nichts daran, daß "Die letzten Jedi" für sich genommen ein höchst unterhaltsamer "Star Wars"-Film ist, der sowohl für alte als auch für neue Fans sehr viel zu bieten hat.

Der Hauptkritikpunkt an der insgesamt sehr positiv aufgenommenen Episode VII namens "Das Erwachen der Macht" war bekanntlich, daß sich die Handlung allzu stark an der des allerersten "Star Wars"-Films "Eine neue Hoffnung" orientierte. Ein Stück weit folgt auch "Die letzten Jedi" noch den Fußspuren von "Das Imperium schlägt zurück", sogar ein paar Elemente von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" fließen in die Story ein. Am auffälligsten sind die Parallelen wohl am Anfang, der wie in "Episode V" eine verzweifelte Flucht der Rebellen vor dem mit aller Macht anrückenden Imperium respektive der Ersten Ordnung zeigt, sowie bei Reys Handlungsstrang, der strukturell stark an Lukes Ausflug zu Meister Yoda in die Sümpfe von Dagobah ähnelt. Im Gegensatz zu "Das Erwachen der Macht" löst sich "Die letzten Jedi" jedoch in vielerlei Hinsicht von den Vorbildern und schlägt neue, unerwartete Wege ein, spielt teilweise sogar regelrecht mit den Erwartungen, um sie sodann raffiniert zu hinterlaufen. Das ist sehr erfrischend, da mit Sicherheit für jeden Zuschauer ein paar große Überraschungen enthalten sind, gleichzeitig wird man als Fan aber aus seiner Komfortszene gerissen – was vielleicht den Unmut gerade unter Hardcore-Anhängern erklärt. Besonders Lukes Darstellung sorgt für Aufregung, da der einstige strahlende Held und Bezwinger des Bösen nun ein verbitterter, schrulliger alter Mann ist, der am liebsten alleingelassen werden will und sich von all dem, was ihm einst etwas bedeutete, abgewandt hat. Wie gesagt, Rian Johnson (der nach eigenen Angaben keinerlei Vorgaben oder Restriktionen seitens der Produzenten hatte) geht mutige Wege, dieser spezielle war selbst für Luke-Darsteller Mark Hamill erklärtermaßen gewöhnungsbedürftig. Jedoch: Angesichts dessen, was wir über Luke und die Geschehnisse rund um seinen ehemaligen Schüler Ben Solo alias Kylo Ren erfahren, wirkt seine Entwicklung auf mich psychologisch absolut schlüssig; zugleich scheint aber immer noch genügend vom alten Luke durch, daß man nicht behaupten kann, es würde sich um eine völlig neue Figur handeln. Verständlicherweise ist die Naivität des jungen Jedi-Ritters verflogen, doch seine Verschmitztheit und sogar ein gewisser Übermut sind speziell im späteren Handlungsverlauf immer noch erkennbar. Hilfreich ist es natürlich, daß Mark Hamill bei der langerwarteten Rückkehr in seine Paraderolle die stärkste schauspielerische Leistung seines Lebens abruft – sein Luke Skywalker ist das emotionale Zentrum von "Die letzten Jedi", gerade weil er sich (anders als Han Solo in "Das Erwachen der Macht") so sehr verändert hat. Man leidet mit Luke, man wünscht ihm, daß er sein Selbstvertrauen und sein Vertrauen in die Macht und die Rebellion wiederfindet und sich erneut dem Bösen entgegenstellt – gleichzeitig kann man dank Hamills leidenschaftlicher Darstellung des innerlich Zerrissenen aber auch gut nachvollziehen, warum er das eigentlich nicht will.

Gerade weil Hamill als desillusionierter Luke so grandios ist, ist es bedauerlich, daß er nicht eine noch größere Rolle spielt und zudem in seiner Interaktion großteils auf Rey beschränkt ist – auch wenn man dafür gegen Ende mit einige phantastischen Luke-Sequenzen entschädigt wird. Ähnlich sieht es übrigens bei Leia aus, die dem Vernehmen nach in Episode IX ihren ganz großen Auftritt haben sollte – was nach dem tragischen Herzinfarkt-Tod von Carrie Fisher kurz nach Abschluß der Dreharbeiten zu "Die letzten Jedi" natürlich nicht mehr geht. Hier ist ihre Rolle ein wenig größer als in "Das Erwachen der Macht", zwischenzeitlich verschwindet sie jedoch sogar komplett von der Bildfläche. Dabei zeigt auch Carrie Fisher eine starke Leistung und bekommt von Rian Johnson immerhin sogar einen ganz eigenen "Superwoman"-Moment spendiert … Daß sie nicht mehr zu tun bekommt, liegt daran, daß der Handlungsstrang rund um die aussichtslos erscheinende Flucht des Widerstands vor der Ersten Ordnung action- und temporeich inszeniert ist. Tatsächlich war ich überrascht, welch kurzen Zeitraum "Die letzten Jedi" nur abdeckt, denn die Verfolgungsjagd im All ist – abgesehen vom Rey / Luke-Strang – letztlich die gesamte Handlung. Nachvollziehbarerweise ist die Storytiefe daher überschaubar, was während des Anschauens nicht wirklich stört, da ständig etwas passiert und man kaum zum Nachdenken kommt. Rückblickend wären mehr Hintergründe jedoch schon nett gewesen. So bleibt es beispielsweise ziemlich unklar, wie groß genau der Widerstand überhaupt noch ist, gleichzeitig erfahren wir über die Erste Ordnung sogar noch weniger. Speziell der erneute Verzicht auf eine Hintergrundgeschichte für Supreme Commander Snoke ist sehr schade – wer und was genau ist er? Wie ist er überhaupt an die Macht gekommen? Wie konnte er Ben Solo korrumpieren? Auch dieses Element von "Die letzten Jedi" ist sicherlich Teil des Grummelns in der Fanschar, denn seit "Das Erwachen der Macht" wurden dort in mühevoller Kleinstarbeit zahlreiche Theorien rund um Snoke entwickelt, selbst wenn einige vermutlich oder hoffentlich nicht ganz ernst gemeint waren und dem durchschnittlichen Zuschauer lächerlich erscheinen mögen (Snoke soll in Wirklichkeit Mace Windu sein? Oder Boba Fett? Oder gar Jar Jar Binks? Echt jetzt?).

Generell wird die Lüftung etlicher Geheimnisse wie auch die Erklärung wichtiger vergangener Geschehnisse auf Episode IX verschoben – zumindest hoffentlich, denn ein Ignorieren wäre selbstredend nicht wünschenswert. In "Die letzten Jedi" ist das vollständige Fehlen etwa der "Knights of Ren" angesichts der kurzen behandelten Zeitspanne entschuldbar, das sollte aber schon nachgeholt werden. Immerhin: Zeit genug dafür sollte sein, denn das Figurenensemble wird in "Die letzten Jedi" ganz schön ausgedünnt – wobei es Haupt- wie Nebenfiguren erwischt, Gute und Böse, liebgewonnene Veteranen wie auch frisch dazugestoßene Neulinge. Wobei es Rian Johnsons Talent als Autor zu verdanken ist, daß einem selbst eine Figur wie der Erste Ordnung-Schlachtschiff-Captain Canady, herrlich knorrig gespielt von dem Waliser Mark Lewis Jones ("Königin der Wüste"), innerhalb weniger Minuten ans Herz wächst. Erst Recht gilt das natürlich für die Neuzugänge auf Seiten der Rebellion, also die undurchschaubare Vizeadmiralin Amilyn Holdo (Lauren Dern, "Jurassic Park") – die des öfteren mit Poe aneinandergerät und Mechanikerin Rose Tico. Deren Nebenhandlungsstrang mit Finn, der auch zum Treffen mit dem zwielichtigen Hacker DJ (Benicio del Toro, "Sicario") führt, ist zwar in dramaturgischer Hinsicht eher überflüssig, macht aber trotzdem viel Laune und etabliert die herzensgute, mutige Rose in Windeseile als neuen Publikumsliebling. Außerdem hätte Finn ansonsten kaum etwas zu tun, und das hätte der frühere Sturmtruppler nicht verdient gehabt – so kann er seine charakterliche Entwicklung (zumindest vorerst) abschließen, was auch einem unverhofften Wiedersehen mit seiner früheren Kommandantin Captain Phasma (Gwendoline Christie, "Game of Thrones") zu verdanken ist, deren Auftritt für meinen Geschmack aber definitiv zu kurz geraten ist.

Der einzige Punkt, an dem sich die Handlung in "Die letzten Jedi" entscheidend entwickelt, ist bei der weiterhin mysteriösen Beziehung zwischen Rey und Kylo Ren. Wie sich herausstellt, sind die beiden nämlich durch die Macht verbunden, was beide für den Versuch ausnutzen, den jeweils anderen auf die eigene Seite zu ziehen obwohl sie selbst nicht hundertprozentig in der eigenen Seite verwurzelt sind. Die intensiven, von stetem Hin und Her geprägten Zwiegespräche zwischen diesen beiden sind das Herz des Films, sie verbinden die Handlungsstränge (denn Kylo befindet sich ja körperlich auf der Jagd nach der Rebellenflotte, während Rey in Ahch-To ausgebildet werden will) und sie sorgen für die wenigen (vermutlich) gelüfteten Geheimnisse in "Die letzten Jedi". Denn wir erfahren nun – allerdings aus zwei einigermaßen unterschiedlichen Perspektiven –, warum Kylo wirklich zur dunklen Seite der Macht überlief, und wenngleich die Erklärung nicht restlos befriedigend sein mag, ist sie doch gut genug und vor allem von Adam Driver und Mark Hamill überzeugend genug gespielt, daß man sie soweit akzeptiert. Vielleicht folgen in Episode IX ja noch zusätzliche Informationen, was übrigens auch bei der Enthüllung über Reys Familie möglich ist. Wobei ich in diesem Fall hoffe, daß das tatsächlich alles war, denn für meine Begriffe handelt es sich um die bestmögliche Auflösung des Rätsels über Reys Herkunft, in das sich etliche Fans arg reingesteigert hatten (und jetzt entsprechend enttäuscht sind, wenn sie sich geirrt haben). Abgesehen von Kylo bekommt die dunkle Seite der Macht diesmal leider nicht allzu viel zusätzliche Konturen. Über Snoke erfahren wir, wie gesagt, kaum Neues, der ehrgeizige General Hux wird weiterhin eher als Lachnummer dargestellt, die selbst innerhalb der Ersten Ordnung wenig Respekt genießt. Dabei macht er in strategischer Hinsicht gar nicht viel falsch – ihm fehlt es sicherlich an Innovationskraft und Phantasie, aber unfähig ist er definitiv nicht. Generell setzt sich der Trend aus "Das Erwachen der Macht" fort, daß die Truppen der Ersten Ordnung durchaus gefährlicher und fähiger wirken als die grundsätzlich danebenschießenden Sturmtruppler der Originaltrilogie, die nur durch schiere Masse erfolgreich waren. Gleichzeitig fehlt aber ein zweiter wirklich ernstzunehmender Gegenspieler neben Kylo, jemand wie Grand Moff Tarkin – Snoke, Captain Phasma oder der erwähnte Captain Canady haben dafür zu wenig Screentime, Hux fällt aus den genannten Gründen ebenso aus. Immerhin kommt aber Snokes sehr cool aussehende, in eine rote Rüstung gekleidete Prätorianer-Garde endlich mal zum Einsatz, was eine eindrucksvolle, martial arts-lastige Kampfsequenz zur Folge hat.

Obwohl die Handlung mit dem stetigen Überlebenskampf der Rebellen und Lukes Verbitterung im Grundsatz sehr düster ist, entpuppt sich "Die letzten Jedi" überraschenderweise gleichzeitig als der vermutlich witzigste "Star Wars"-Film bislang. Bemerkenswerterweise gelingt Johnson die Gratwanderung zwischen dramatischen und lustigen Szenen ausgesprochen gut. Na gut, ein so regelrecht parodistischer Gag wie der mit dem Bügeleisen ist grenzwertig, aber das meiste funktioniert ausgezeichnet. Vor allem Poe Dameron – der zunehmend in eine Han Solo-artige Rolle schlüpft, allerdings inzwischen etwas zu sehr von sich selbst überzeugt wirkt (naja, wobei das bei Han Solo auch nicht wirklich anders war) – und sein Droide BB-8 sorgen für viele Lacher, ebenso das ungleiche Duo Finn und Rose. Für die Highlights sorgt aber die Interaktion von Wookie Chewbacca (Joonas Suotamo / Peter Mayhew) mit den Porgs, kleinen pelzigen Vogelwesen auf Ahch-To, die seit ihrem Auftauchen im ersten Trailer bereits Kultstatus erlangt haben. Und das völlig zurecht, denn im Vergleich zu früheren witzig gemeinten "Star Wars"-Kreaturen wie den Ewoks oder Gungans sind sie erstens mit einem schier unwiderstehlichen Niedlichkeitsbonus ausgestattet (dem sich in der witzigsten, wenn auch genau genommen recht schwarzhumorigen Szene des Films selbst Chewie nicht entziehen kann) und werden von Johnson zweitens genau so dosiert eingesetzt, daß sie gar nicht erst die Chance bekommen, zu nerven. Auch Luke hat übrigens erstaunlich viele humorvolle Szenen, die aber ganz anders, oft eher sarkastisch gestaltet sind und den sowieso schon hohen Coolneß-Faktor Lukes noch erhöhen. An dieser Stelle muß ich mich wiederholen: Was Hamill aus der Figur herausholt, ist einfach phänomenal (Stichwort "Staub von der Schulter wischen"), zudem sieht er (wie auch Carrie Fisher) sensationell gut aus, in einzelnen Szenen – speziell Nahaufnahmen – sieht man tatsächlich unverkennbar die jungen Luke und Leia durchscheinen. Übrigens an dieser Stelle ein Lob an die Verantwortlichen für die deutsche Synchronfassung, die Hans-Georg Panczak als Lukes Sprecher zurückgeholt haben, obwohl der seit der Original-Trilogie Hamill nur noch sporadisch synchronisierte. Seine Stimme erkennt man sofort wieder und sie paßt noch immer perfekt!

In technischer Hinsicht gibt es wie erwartet wenig zu beanstanden. Die Raumschlacht ganz zu Beginn ist spektakulär in Szene gesetzt, auch die zahlreichen intimeren Kampfsequenzen mit TIE Fightern, X-Wings oder AT-ATs überzeugen wieder einmal auf der ganzen Linie. Die neuen Kreaturen sind ebenfalls ausnehmend schön gestaltet, neben den Porgs sind das vor allem die faszinierenden (und selbsterklärenden) "Funkelfüchse" und die pferdeähnlichen Fathiers (oder Fathiere?) in Canto Bight, wo es übrigens auch etliche, teils nur stimmliche Cameos bekannter Namen gibt. Zudem hat John Williams bei der Musik noch einmal eine Schippe draufgelegt und erinnert an seine besten Zeiten – klar, es finden wiederum Leitmotive aus den früheren Filmen Verwendung, aber meinem Eindruck nach ist die musikalische Begleitung im Vergleich zu "Das Erwachen der Macht" variantenreicher und phantasievoller ausgefallen. Insgesamt bin ich mit "Die letzten Jedi" ziemlich glücklich, auch wenn ich nicht jede Storyentscheidung perfekt finde und der (wirklich endgültige?) Abschied manch einer Figur nicht jenen emotionalen Eindruck hinterläßt, der möglich und verdient gewesen wäre (ähnlich einem anderen Disney-Erfolgsfilm des Jahres 2017, "Thor: Tag der Entscheidung"). Aber Johnson hat das "Star Wars"-Universum mit diesem bislang längsten Film der Reihe gekonnt weiterentwickelt, dabei – passend zu dem, was Kylo Ren fordert, womit ich aber (wohl im Gegensatz zu einigen unzufriedenen Hardcore-Fans) nicht behaupten will, daß Johnson der dunklen Seite der Macht dient … – einige alte Zöpfe abgeschnitten, jedoch viel erzählerisches Potential für den wieder von "Das Erwachen der Macht"-Regisseur J.J. Abrams inszenierten Trilogie-Abschluß im Jahr 2019 offengelegt. Was dann passieren wird, ist nach den vielen unerwarteten Wendungen in "Die letzten Jedi" in der Tat weitgehend unvorhersehbar; das mag nicht jedem gefallen, ich finde es aber toll. Traurig ist selbstredend das Fehlen von Leia, jedenfalls haben die Produzenten gesagt, daß man Carrie Fisher nicht via CGI integrieren werde (wobei ich trotzdem eine kurze Abschiedsszene nicht für ganz ausgeschlossen halte). Fishers Tod führte zwangsläufig dazu, daß das Skript komplett umgeschrieben werden mußte; es wird interessant zu sehen sein, ob man Leias Rolle mehr oder weniger komplett auf eine andere Person überträgt (die von Fishers Tochter Billie Lourd verkörperte und bereits diesmal mit einer etwas größeren Rolle gesegnete Rebellen-Offizierin Lieutenant Connix würde sich dafür anbieten) oder sich etwas ganz anderes ausdenkt. So oder so: Es wird spannend und ich freue mich darauf!

Fazit: "Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi" ist ein spektakuläres, atemloses Weltraum-Spektakel, das zwar die Story nicht sehr voranbringt, aber mit reichlich Dramatik, überraschend viel Humor und zahlreichen unerwarteten und mutigen Wendungen extrem gut unterhält – auch wenn einige storytechnischen Fan-Erwartungen enttäuscht werden mögen.

Wertung: 9 Punkte.


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