Originaltitel:
Love Actually
Regie und Drehbuch: Richard Curtis, Musik: Craig Armstrong
Darsteller: Bill Nighy, Gregor Fisher, Hugh Grant, Martine
McCutcheon, Billy Bob Thornton, Keira Knightley, Chiwetel Ejiofor, Andrew
Lincoln, Colin Firth, Lúcia Moniz, Sienna Guillory, Alan Rickman, Emma Thompson, Heike Makatsch, Liam Neeson, Thomas
Sangster, Martin Freeman, Joanna Page, Laura Linney, Rodrigo Santoro, Michael
Fitzgerald, Abdul
Salis, Kris Marshall, Rowan Atkinson, Olivia Olson, Claudia Schiffer, Elisha Cuthbert, Shannon Elizabeth, Denise Richards, January Jones, Ivana Milicevic, Ant & Dec

London in der Vorweihnachtszeit: Während der neue
Premierminister (Hugh Grant, "Cloud Atlas") sein Amt antritt und dabei u.a. mit einer
schusselig-charmanten Bediensteten (Sängerin Martine McCutcheon) und einem
arroganten US-Präsidenten (Billy Bob Thornton, "Bad Santa") konfrontiert wird, plant der
alternde Rockstar Billy Mack (grandios: Bill Nighy, "Zorn der Titanen") sein Comeback mit einer Weihnachtsversion des Wet Wet Wet-Klassikers "Love
is all around". Der Schriftsteller Jamie (Colin Firth, "Dame, König, As, Spion")
flieht derweil nach Frankreich, nachdem er seine Frau (Sienna Guillory, "Resident Evil: Retribution") mit
seinem Bruder im Bett erwischt hat, und kommt dort trotz Sprachbarriere
seiner portugiesischen Haushälterin (Lúcia Moniz) näher. Das ältere Ehepaar
Harry (Alan Rickman, "Harry Potter") und Karen (Emma Thompson, "Sinn und Sinnlichkeit") sollte über solche Flausen
längst hinweg sein, doch Harry schmeicheln die Avancen seiner jungen Sekretärin
(Heike Makatsch). Peter (Chiwetel Ejiofor, "Serenity") grämt sich, daß sein bester Freund
Mark (Andrew Lincoln aus der TV-Serie "The Walking Dead") seine
frischangetraute Ehefrau Juliet (Keira Knightley, "Anna Karenina") offenbar nicht leiden kann,
doch dessen wahre Beweggründe für sein distanziertes Verhalten kennt er nicht. Unterdessen müssen sich Daniel (Liam
Neeson, "The Grey") und sein Sohn Sam (Thomas Sangster, "Die letzte Legion") mit dem Verlust von Ehefrau bzw.
Mutter arrangieren – was dadurch nicht einfacher wird, daß Sam mit den
unerträglichen Seelenqualen der ersten Liebe konfrontiert wird ...
Kritik:
Als der in Neuseeland geborene britische Drehbuch-Autor und
Spezialist für romantische Komödien ("Vier Hochzeiten und ein
Todesfall", "Notting Hill") Richard Curtis im Herbst 2003 sein Regiedebüt
"Tatsächlich ... Liebe" vorlegte, war nicht wirklich zu erahnen, daß
sich der Episodenfilm innerhalb kürzester Zeit zu einem modernen
Weihnachts-Klassiker entwickeln würde. Schließlich waren die Kritiken nur
verhalten wohlwollend und das US-Einspielergebnis von knapp $60 Mio. nicht viel mehr als
ordentlich. Doch vor allem in Europa strömten die Menschen in Scharen in die
Kinosäle und sorgten dafür, daß das Budget von $40 Mio. mehr als versechsfacht
wurde – und die Heimkino- und TV-Auswertung taten ihr übriges, um
"Tatsächlich ... Liebe" unauslöschlich in den Herzen der Menschen zu verankern.
Nun, natürlich nicht aller Menschen. Denn Curtis' Film ist hemmungslos
romantisch, dabei durchaus manipulativ und jederzeit bereit, die Grenze zum
Kitsch selbstbewußt zu überschreiten mit Szenen, die so wunderschön und
zuckersüß sind, daß man vor Rührung beinahe anfängt zu weinen. Oder schreiend
wegrennt, da so etwas naturgemäß nicht jedem gefällt – ähnliches schrieb ich
übrigens in meiner Renzesion zu Steven Spielbergs schwelgerischem Pferde-Epos
"Gefährten", dessen Skript von wem wohl stammt? Richtig, Richard Curtis
(gemeinsam mit Lee Hall).
Insgesamt umfaßt "Tatsächlich ... Liebe" neun
Episoden, die von Curtis geschickt miteinander verwoben wurden und verschiedene
Aspekte der Liebe thematisieren. Die romantische Liebe (sowohl in der
erwiderten als auch der unerwiderten Form) steht im Mittelpunkt, aber auch
verwandschaftliche Liebe, platonische Liebe und natürlich auch körperliche
Liebe spielen eine Rolle. Auf diese Weise wird das zweifelsohne
dominierende komödiantische Element mit Dramatik und Melancholie verbunden. Da es sich nun eimal um
einen Weihnachtsfilm handelt, überwiegen letztlich erwartungsgemäß die
Happy-Ends, doch Curtis scheut keineswegs davor zurück, auch diejenigen zu
zeigen, die ihr Glück (noch?) nicht finden. Sein bereits seit den 1980er Jahren
(unter anderem in der Kultserie "Black Adder") immer wieder nachgewiesenes
überragendes Talent für unfaßbar witzige, dabei oft auch
hintersinnige Dialoge sorgt dafür, daß man sich als der Thematik gegenüber
aufgeschlossener Zuschauer niemals langweilt. Die neun Episoden funktionieren
allesamt einwandfrei, lediglich eine – der junge, von der heimischen Damenwelt
frustrierte Colin (Kris Marshall, "Sterben für Anfänger") reist kurzentschlossen in die USA, um dort
mit seinem britischen Charme (und Dialekt) sein Liebesglück zu finden – fällt
für meine Begriffe etwas ab. Nicht etwa, weil sie nicht witzig wäre, sondern
weil sie als einzige komplett komödiantisch und dabei recht
oberflächlich ist.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor von "Tatsächlich ...
Liebe" ist zudem das gewaltige und ausnehmend gut aufgelegte Staraufgebot.
An erster Stelle ist hierbei der wunderbare Bill Nighy zu nennen, der
tatsächlich erst durch seine Darstellung des herrlich schrägen Rockstars Billy
Mack zu seinem internationalen Durchbruch gelangte. Doch auch Hugh Grant als charmante Idealvorstellung
eines Politikers, Keira Knightley als Traumfrau von nebenan, Alan Rickman als strauchelnder
Ehemann, Emma Thompson als seine zutiefst verletzte Gattin oder Laura Linney
als durch die schmerzhafte, aber unerschütterliche Liebe zu ihrem geistig
behinderten Bruder gebeutelte Sarah verleihen dem Film und ihren Figuren
Persönlichkeit und schauspielerisches Gewicht. Ebenso wie Martin Freeman
("Der Hobbit") als schüchterner Pornodarsteller, Liam Neeson als nach
dem Tod seiner Frau zunächst überfordert erscheinender Vater, OSCAR-Gewinner
Colin Firth als romantischer Schriftsteller, Thomas Sangster als Teenager im
Gefühlschaos zwischen tiefer Trauer und erster Liebe, Rowan Atkinson ("Johnny English") als
gewissenhafter, aber begrenzt hilfreicher Kaufhausangestellter sowie alle,
wirklich ausnahmslos alle übrigen Darsteller.
Dazu präsentiert Richard Curtis eine nicht unbedingt originelle,
aber zum vorweihnachtlichen Geschehen hervorragend passende Songauswahl, deren
Spektrum von den Beatles über Joni Mitchell und Santana bis hin zu den Sugababes
und Mariah Carey reicht. Ausgesprochen sehenswert sind übrigens ebenfalls die auf DVD und
BluRay enthaltenen (und von Curtis kommentierten) "Deleted Scenes", die mehr als eine halbe Stunde
umfassen und nur deshalb gestrichen wurden, weil der Film mit gut 130 Minuten sowieso schon sehr lang ist.
Fazit: "Tatsächlich ... Liebe" ist ein wunderbarer Weihnachtsfilm mit Mut zu gehobenem Kitsch, der ganz in der Tradition von Frank Capra ("Ist das Leben nicht schön?") eine romantische Handlung mit viel Humor, etwas Dramatik und einer nicht zu unterschätzenden Prise Melancholie würzt – und dabei mit einem großartigen Schauspieler-Ensemble glänzt. Kurzum: Ein Film zum Verlieben.
Wertung: 10 Punkte.
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