Originaltitel: Marvel's The Avengers
Regie und Drehbuch: Joss Whedon, Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemsworth,
Mark Ruffalo, Tom Hiddleston, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Samuel L.
Jackson, Cobie Smulders, Gwyneth Paltrow, Stellan Skarsgård, Clark Gregg, Jenny
Agutter, Powers Boothe, Harry Dean Stanton, Alexis Denisof
Thors machtgieriger Bruder Loki (Tom Hiddleston, "Gefährten") dringt in die Zentrale des von
Nick Fury (Samuel L. Jackson, "Django Unchained") geleiteten Geheimdienstes S.H.I.E.L.D. ein und
bringt ein mächtiges Artefakt in seine Gewalt. Mit diesem will er ein Portal zu einer
außerirdischen Kriegerrasse öffnen und sich mit deren Hilfe zum alleinigen Herrscher der
Erde erklären. Durch eine Art von Gehirnwäsche sichert Loki sich zusätzlich
die Unterstützung des treffsicheren S.H.I.E.L.D.-Agenten Hawkeye (Jeremy Renner, "Das Bourne Vermächtnis") und des
Wissenschaftlers Dr. Selvig (Stellan Skarsgård, "Thor"). Um die Erde zu retten, sieht
Fury nur noch einen Weg: Er ruft die Superhelden Captain America, Iron Man und
Hulk zusammen, Thor folgt freiwillig, um seinen Bruder ein weiteres Mal
aufzuhalten ...
Kritik:
Es war durchaus mutig, ein so gigantisches und von Comicfans auf der ganzen Welt sehnsüchtigst erwartetes Großprojekt wie die Superhelden-Vereinigung "The Avengers" einem Mann anzuvertrauen, der zwar von seiner großen Fangemeinde geradezu hymnisch verehrt wird, dessen (vor allem kommerzielle) Kino-Meriten sich bislang jedoch in engen Grenzen halten: Joss Whedon, Schöpfer der TV-Serien "Buffy", "Angel" und "Firefly" sowie des Kinofilms "Serenity", zeichnet nicht nur für das Drehbuch von "The Avengers" verantwortlich, sondern hat auch gleich die Regie übertragen bekommen. Künstlerisch hat sich dieses unternehmerische Risiko eindeutig ausgezahlt – ob der Film auch an den Kinokassen wird überzeugen können, muß sich erst in den nächsten Tagen und Wochen herausstellen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch sehr hoch.
Es war durchaus mutig, ein so gigantisches und von Comicfans auf der ganzen Welt sehnsüchtigst erwartetes Großprojekt wie die Superhelden-Vereinigung "The Avengers" einem Mann anzuvertrauen, der zwar von seiner großen Fangemeinde geradezu hymnisch verehrt wird, dessen (vor allem kommerzielle) Kino-Meriten sich bislang jedoch in engen Grenzen halten: Joss Whedon, Schöpfer der TV-Serien "Buffy", "Angel" und "Firefly" sowie des Kinofilms "Serenity", zeichnet nicht nur für das Drehbuch von "The Avengers" verantwortlich, sondern hat auch gleich die Regie übertragen bekommen. Künstlerisch hat sich dieses unternehmerische Risiko eindeutig ausgezahlt – ob der Film auch an den Kinokassen wird überzeugen können, muß sich erst in den nächsten Tagen und Wochen herausstellen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch sehr hoch.
Die ersten zwei Drittel des gut 140 Minuten langen Werks
unterscheiden sich qualitativ nicht allzu sehr von den sechs
"Einzelfilmen" des Franchises. Da die Helden alle bereits in den
vorherigen Filmen eingeführt wurden, geht Whedon ziemlich schnell in medias
res. Die vier Haupt-Superhelden werden sozusagen der Reihe nach eingesammelt
(schönes Detail am Rande: Iron Mans Einführungsszene ist mit dem AC/DC-Song "Shoot to Thrill"
unterlegt, nachdem die australischen Hardrock-Legenden ja in Form eines
Best-Ofs fast den kompletten Soundtrack zu "Iron Man 2" beigesteuert
hatten) und dann beginnt auch schon die Suche nach Loki und seinen beiden
unfreiwilligen Verbündeten. Die Story ist nicht mehr als zweckmäßig
und auch den Charakteren werden nicht wirklich neue Facetten abgewonnen, aber
das war bei einem High-Concept-Film wie diesem auch nicht anders zu erwarten.
Allein die schiere Masse an wichtigen Figuren verhindert echte Entwicklungen,
für die waren erklärtermaßen die sechs vorangegangenen Filme gedacht. Das ist
für Iron Man, Captain America, Hulk und Thor, die jeweils mindestens einen
"eigenen" Film gewidmet bekamen, absolut okay – bei Black Widow
(Scarlett Johansson) und Hawkeye, die bislang nur je einmal in Nebenrollen zu
sehen waren, wäre etwas mehr Hintergrund jedoch schön gewesen. Whedon hat das
zwar natürlich erkannt und ansatzweise berücksichtigt, die beiden Figuren bleiben dem Publikum
dennoch relativ fremd. Gleiches gilt für die toughe S.H.I.E.L.D.-Agentin Maria Hill (Cobie Smulders aus der TV-Serie "How
I Met your Mother"), den einzigen richtigen Neuzugang im Ensemble.
Das Hauptaugenmerk von "The Avengers" liegt
zunächst ganz eindeutig bei den Versuchen der Superhelden, trotz ihrer gigantischen
Egos halbwegs effektiv zusammenzuarbeiten. Zunächst bleibt es bei Versuchen,
denn Teamarbeit sind die so unterschiedlichen Charaktere einfach nicht gewohnt.
Der altmodisch ernsthafte Captain America, der stoisch-schweigsame Banner, der
stürmische Thor und der selbstverliebte, ständig witzelnde Iron Man – da sind
Konflikte vorprogammiert. In wechselnden Konstellationen gibt es denn auch
zahlreiche, meist verbale, gelegentlich auch physische Auseinandersetzungen, die
alle eines gemeinsam haben: Sie sind höchst amüsant. Whedons bewährtes Talent
für gewitzte Dialoge samt popkultureller Anspielungen scheint immer wieder durch,
auch wenn er sich im Sinne des Gesamtprojekts offensichtlich etwas
zurückgehalten hat.
Ganz und gar nicht gilt das jedoch für eine weitere große
Stärke von ihm: sein Gespür für Dramaturgie. Während fast alle der
"Avengers"-Einzelfilme in dieser Hinsicht mehr oder weniger deutliche
Schwächen offenbarten, spielt Whedon hier sein ganzes Können aus. Auch wenn die
ersten 100 Minuten vielleicht hier und da ein klein wenig hätten gestrafft
werden können – im finalen Akt läuft "The Avengers" zur absoluten
Hochform auf. Für mich ist es oft ein Ärgernis, daß bei vielen Comicverfilmungen und sonstigen
Sommerblockbustern die Handlung gegen Ende hin immer stärker
in den Hintergrund gedrängt wird und man stattdessen auf Nonstop-Action setzt.
"The Avengers" ist in dieser Hinsicht eigentlich nicht anders strukturiert, nur:
Hier ist der Showdown zwischen den Superhelden auf der einen Seite und Loki mit seiner Alien-Armee
auf der anderen dermaßen virtuos in Szene gesetzt, daß es eine wahre Freude ist. Das
Kreaturendesign der Aliens ist hervorragend, Loki – meiner Meinung nach sowieso
der beste Bösewicht der bisherigen Filme – läuft ein weiteres Mal zur Hochform auf, der
Hulk ist beeindruckender als je zuvor. Komponist Alan Silvestri packt seine
bombastischsten Melodien aus, die Balance zwischen krachenden Actionsequenzen
und eingestreuten Humorhäppchen ist nahezu perfekt und man wird auch für den
zuvor etwas enttäuschenden Mangel an epischen Momenten entschädigt. Daß ein
paar Verwundungen der Helden in Rekordzeit zu verheilen scheinen und das Schicksal
einer Nebenfigur arg schnell abgehandelt wird, ist angesichts dieses grandiosen
Finales verzeihbar. Kurzum: Die finalen 40 Minuten sind wohl das beste, was ich
bei einem Sommerblockbuster seit "The Dark Knight" gesehen habe.
Das Schauspielensemble füllt seine Rollen gewohnt
spielfreudig aus, was gerade bei den internen Scharmützeln zu Beginn naturgemäß
sehr hilfreich ist. Ein besonderer Coup ist jedoch mit der eigentlich
umstrittenen erneuten Umbesetzung von Bruce Banner alias Hulk gelungen. Nach
Eric Bana und Edward Norton schlüpft nun Mark Ruffalo ("The Kids Are All
Right", "Shutter Island") in die Rolle des leidgeprüften
Wissenschaftlers und obwohl seine beiden Vorgänger jeweils eine gute Leistung
gezeigt haben, wirkt Ruffalo deutlich überzeugender. Er füllt die Rolle so perfekt aus, daß man nur hoffen kann, daß er sie noch öfters
spielen darf – zumal er in "The Avengers" von den vier Haupthelden
leider am wenigsten zu tun bekommt. Dafür ist, wie erwähnt, der Hulk ein
absolutes Highlight. Erstmals wirkt er nicht mehr wie ein computergeneriertes
grünes Monstrum, sondern fügt sich absolut glaubwürdig in die realen
Hintergründe ein – zudem ist die Ähnlichkeit des Hulk zu Banner/Ruffalo
unübersehbar, womit einer der größten optischen Kritikpunkte der vorherigen
"Hulk"-Filme getilgt ist. Die für die Reihe obligatorische zusätzliche
Szene gibt es übrigens auch, diesmal allerdings bereits nach dem ersten Teil
des Abspanns und nicht erst ganz am Schluß.
Fazit: "The Avengers" ist ein
Sommerblockbuster, wie man ihn sich wünscht. Zwar storymäßig schlicht und zu
Beginn möglicherweise einen Tick zu redselig, aber mit einer durchdachten
Dramaturgie, starken Schauspielern, viel Humor, teilweise brillanten
Spezialeffekten und einem virtuos durchchoreographierten Showdown, der
seinesgleichen sucht.
Wertung: 9 Punkte.
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