Regie und Drehbuch: Rawson Marshall Thurber, Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Dwayne
Johnson, Ryan Reynolds, Gal Gadot, Ritu Arya, Ivan Mbakop, Vincenzo Amato, Chris Diamantopoulos,
Daniel Bernhardt, Rawson Marshall
Thurbert
FSK: 12, Dauer: 118
Minuten.
Als der erfahrene
FBI-Profiler John Hartley (Dwayne Johnson, "San Andreas")
gemeinsam mit Interpol-Inspector Urvashi Das (Ritu Arya, "Last
Christmas") nach einem anonymen Hinweis den
Diebstahl eines von drei wertvollen "Goldenen Eiern"
verhindern will, die einstmals Marcus Antonius der ägyptischen Pharaonin
Kleopatra geschenkt hatte, kommen sie zu spät – das Ei ist bereits
weg. Zwar gelingt es Hartley und Das recht schnell, den Täter Nolan Booth (Ryan
Reynolds, "Deadpool") und das Diebesgut aufzuspüren, jedoch
verschwindet das Ei sogleich erneut spurlos – und in Verdacht gerät nun
angesichts eines hohen Geldeingangs auf ein auf seinen Namen
lautendes Konto Hartley! Tatsächlich landet der FBI-Mann letztlich
gemeinsam mit Booth in einem russischen Gefängnis, wo er erfährt,
wer ihn hereingelegt hat: Es war Booth' Erzrivalin Sarah Black (Gal
Gadot, "Wonder Woman"). Die bietet Booth eine
Zusammenarbeit an, um gemeinsam das letzte noch fehlende Goldene Ei
aufzuspüren, doch der Dieb lehnt ab – und wagt stattdessen
gemeinsam mit Hartley einen Gefängnisausbruch. Es beginnt eine wilde
Jagd über die Kontinente im Wettlauf darum, wer das dritte Goldene Ei
zuerst findet: Hartley und Booth, Black oder doch Interpol ...
Kritik:
Während
Streaming-Platzhirsch Netflix mit seinen auf die OSCARs schielenden Produktionen wie "The Irishman", "Die zwei
Päpste", "Marriage Story", "Roma" oder "The
Power of the Dog" in den letzten Jahren viele Erfolge erzielte – obwohl man die Ehre, als erster Streamingdienst den
"Bester Film"-OSCAR zu gewinnen, Apple TV+ mit "CODA"
überlassen mußte –, sieht es bei Netflix-Actionfilmen nicht
so gut aus. Zwar können viele davon hohe Abrufzahlen
vorweisen, die Kritiken fielen aber selten sonderlich gut aus und
generell muß man sagen, daß sie kaum nachhaltigen Eindruck
hinterließen. Ob "Bright" (dessen lang geplante
Fortsetzung inzwischen abgesagt wurde), "Polar",
"Triple Frontier", "6 Underground", "The Old
Guard", "Kate", "Spenser Confidential" oder
"Tyler Rake: Extraction" – mehr als bestenfalls solide
Actionunterhaltung kam trotz zumeist hochkarätiger Besetzung
eigentlich nie heraus. Rawson Marshall Thurbers ("Wir sind die
Millers") "Red Notice" ist zwar streng genommen gar
keine komplette Netflix-Eigenproduktion, aber weil das koproduzierende
Studio Universal kalte Füße bekam, sprang Netflix ein und als die
Pandemie kam, wurde der geplante Kinostart in den meisten Ländern
gestrichen und der Film direkt bei Netflix veröffentlicht. Zumindest
gefühlt ist "Red Notice" also ein echter Netflix-Actionfilm und
leider reiht er sich auch qualitativ bei den aufgezählten, eher
mediokren Werken ein. Handlungstechnisch fällt "Red Notice"
vielleicht sogar noch etwas ab, wird dafür aber von seinen drei
charismatischen Stars in den Hauptrollen (vor allem den beiden
männlichen) halbwegs gerettet.
Zugegebenermaßen
zeichnen sich Actionfilme wie auch Actionkomödien relativ selten durch eine ausnehmend originelle oder komplexe Handlung aus –
doch "Red Notice" unterbietet den üblichen Standard sogar noch
ein wenig. Die abenteuerliche Schnitzeljagd rund um die Welt
scheint in den letzten Jahren sowieso ein Comeback zu geben, war sie
doch beispielsweise in "Jungle Cruise", den
"Jumanji"-Filmen oder auch "Men in Black:
International" treibende Kraft, um die Helden in turbulente
Abenteuer zu schicken. Und grundsätzlich stellt sich "Red Notice"
dabei auch nicht schlechter an – handwerklich ist das alles solide
gemacht und speziell die Chemie zwischen dem Schnitzeljagd-Experten
Dwayne Johnson und Ryan Reynolds sorgt für etliche amüsante Momente.
Ärgerlicherweise kommt die Story allerdings dermaßen generisch
daher und langweilt mit diversen "überraschenden"
Wendungen, die mitsamt des großen finalen Twists sowas von
vorhersehbar sind, daß man über die Handlung wenig Gutes berichten
kann. Das Drehbuch von Rawson Marshall Thurber verläßt sich vielmehr ganz auf die charismatischen Stars und zumindest das
funktioniert dann auch ganz gut – wenngleich Gal Gadot gegenüber
ihren beiden männlichen Co-Stars doch deutlich abfällt und generell
recht wenig zu tun hat.
Trotzdem
macht "Red Notice", wenn man keine zu hohen Ansprüche
stellt, irgendwie Spaß. Er bietet locker-leichte Action- und
Abenteuerunterhaltung auf handwerklich gutem Niveau und mit einigen
sehenswerten Schauplätzen rund um die Welt, außerdem sind vor allem die
ständigen Schäkereien zwischen Hartley und Booth amüsant anzusehen. Auch zahlreiche popkulturelle Anspielungen lenken von
den Storyschwächen ab, wobei mir neben einem netten Gastauftritt von
Pop-Superstar Ed Sheeran vor allem die "Jurassic
Park"-Diskussion im Kolosseum gut gefallen hat.
Insgesamt läßt die Entwicklung der dünnen Story einen
echten Spannungsbogen aber schmerzlich vermissen, weshalb "Red
Notice" in etwas zu langen knapp zwei Stunden die meiste Zeit
über höhepunktfrei vor sich hinplätschert. Wie gesagt: Das kann
man sich schon gut ansehen und es tut niemandem weh, aber gerade bei dieser
bewährten Top-Besetzung ist es fast schon ein Verbrechen, daß nicht
mehr als Mittelmaß dabei herauskommt. Immerhin sorgten die
Stars dafür, daß "Red Notice" bei Netflix populär genug
war, um trotz der hohen Produktionskosten von etwa $200 Mio. gleich zwei
Fortsetzungen spendiert zu bekommen – Steigerungspotential ist ja
definitiv vorhanden, diese zweite (und dritte) Chance sollte dann aber bitte auch
tatsächlich für einen besseren Film genutzt werden!
Fazit:
"Red Notice" ist eine solide gemachte, aber denkbar
mediokre und einfallslose Action-Abenteuerkomödie, an die sich
ohne die prominente Besetzung schon in Kürze niemand mehr erinnern
würde.
Wertung:
6 Punkte.
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