Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 7. Juni 2018

Klassiker-Rezension: JURASSIC PARK (1993)

Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Michael Crichton und David Koepp, Musik: John Williams
Darsteller: Sam Neill, Laura Dern, Sir Richard Attenborough, Jeff Goldblum, Ariana Richards, Joseph Mazzello, Wayne Knight, Samuel L. Jackson, Bob Peck, BD Wong, Miguel Sandoval, Martin Ferrero, Jerry Molen
 Jurassic Park
(1993) on IMDb Rotten Tomatoes: 91% (8,3); weltweites Einspielergebnis: $1029,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 127 Minuten.

John Hammond (Sir Richard Attenborough, "Gesprengte Ketten") ist ein Multimilliardär und ein Visionär. Seine Vision: Mithilfe modernster Wissenschaft lebendige Dinosaurier zu erschaffen und diese in einem riesigen, auf der pazifischen Isla Nublar beheimateten Freizeitpark Touristen aus aller Welt vorzuführen. Ein kühnes Vorhaben, das kurz vor der Vollendung steht, als bei einem Unfall ein Arbeiter von einem Velociraptor getötet wird – in der Folge sollen unabhängige Experten die Sicherheit des "Jurassic Park" überprüfen und damit letztlich über die Freigabe entscheiden. Ausgewählt wurden dafür der Paläontologe Alan Grant (Sam Neill, "Wimbledon"), die Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern, "Star Wars Episode VIII") und Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum, "Thor 3"). Während Alan und Ellie von ihrer ersten Begegnung mit lebenden Dinosauriern vor allem überwältigt sind, befürchtet Ian von Anfang an, daß Hammonds Idee über kurz oder lang schiefgehen muß. Schneller als erwartet behält er Recht, denn der von der Konkurrenz bestochene Programmierer Dennis Nedry (Wayne Knight, "Hail, Caesar!") löst eine so nicht geplante, verhängnisvolle Kettenreaktion aus, die dazu führt, daß die Dinosaurier – darunter auch ein Tyrannosarurus Rex! – frei im Park herumstreifen können, während sich die drei Wissenschaftler und auch Hammonds Enkelkinder Lex (Ariana Richards) und Tim (Joseph Mazzello) noch darin befinden …

Kritik:
Als Steven Spielberg im September 1993 "Jurassic Park" in die deutschen Kinos brachte und damit das in jeder Hinsicht erfolgreichste Jahr seiner Karriere einläutete (im Dezember folgte zumindest in den USA "Schindlers Liste", der in Deutschland aber erst im März 1994 anlief), war ich mit meinen 14 Jahren vermutlich genau im richtigen Alter dafür – auch dank der FSK, die den Film bereits ab 12 Jahren freigab und nicht erst ab 16, was damals durchaus diskutiert wurde. Damit will ich nicht behaupten, daß "Jurassic Park" nichts für Erwachsene wäre, ganz im Gegenteil – immerhin ist er bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Aber ich bin mir doch ziemlich sicher, daß die Erfahrung bei der Erstsichtung für einen Heranwachsenden noch eindrücklicher und prägender sein dürfte. Immerhin war es, als hätte Spielberg die Träume aller Kinder und Teenager mit Dinosaurier-Faible (was auf die meisten Jungs und sicher auch auf viele Mädchen zutreffen dürfte) verfilmt. Und obwohl es damals sehr wohl enttäuschte Stimmen gab, die sich dramaturgisch mehr versprochen hatten, war ich wie so viele andere Kinogänger – derer es alleine in Deutschland über neun Millionen gab! – restlos begeistert von dieser visuell bahnbrechenden und hochspannenden Achterbahnfahrt der Gefühle und vor allem vom "Sense of Wonder", den Spielberg mit diesen ersten wirklich lebensecht wirkenden Dinosauriern der Filmgeschichte (die auch 25 Jahre später kaum an Wirkung verloren haben) in den staunenden Zuschauern auslöste.

Bereits der exzellente Prolog setzt den Ton mit einer ungemein atmosphärisch eingefangenen Szene im Dinopark voller Hochspannung – und das, ohne daß man das involvierte Urzeitviech wirklich zu sehen bekäme. Spielberg mit seiner ganzen "Der weiße Hai"-Erfahrung reizt das Anteasen der Dinos beinahe sadistisch aus und als es endlich so weit ist und wir zusammen mit den drei zwischen Begeisterung und Besorgnis schwankenden Wissenschaftlern die ersten (dankenswerterweise herbivoren) Dinos erblicken, ist dies ein wahrlich denkwürdiger Moment. Daß die Kritiker der Filmhandlung gar nicht so falsch liegen und die Story in der Tat keine dramaturgische Sensation ist, vielmehr hin und wieder einigermaßen konstruiert wirkt, verzeiht man da gerne, zumal auch die dinofreien Passagen dank überwiegend gut ausgearbeiteter und interessanter Figuren Spaß machen. Das gilt bereits, als noch alles friedlich ist – und es gilt erst Recht, als alles schiefzugehen beginnt, wobei Jeff Goldblums zynischer Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm schnell zum Publikumsliebling avanciert. Zugegeben, Hammonds Enkelkinder können phasenweise schon ein bißchen nervig wirken, aber zu einem Spielberg-Abenteuerfilm gehören Kinder einfach dazu. Und daß sie in einige der ikonischsten Szenen involviert sind und die Darsteller Richards (deren Schauspielkarriere als Erwachsene eher im Sande verlief) und Mazzello (der immer noch ganz gut als Nebendarsteller im Geschäft ist und u.a. in "The Social Network" und "G.I. Joe – Die Abrechnung" zu sehen war) die schiere Panik ihrer Figuren sehr überzeugend rüberbringen – Stichwort "Velociraptoren in der Küche" –, macht jegliche Kritik an ihrem Dasein sowieso obsolet.

Tatsächlich gibt es wenige Filme in der Geschichte des Kinos, in denen so viele denkwürdige Spannungsmomente dermaßen gekonnt in Szene gesetzt sind wie in "Jurassic Park" – wozu John Williams' grandiose musikalische Untermalung ihren Teil beiträgt, speziell das verspielt-majestätische Leitmotiv zählt zu den besten Melodien, die Williams je schuf. Ob es sich um das unvergeßlich erste Auftauchen des T. Rex handelt, um Nedrys Flucht von der Insel oder um die tapferen Versuche von Chefingenieur Ray Arnold (Samuel L. Jackson, "The Hateful 8") und Wildhüter Robert Muldoon (der britische Theaterstar Bob Peck, der leider 1999 mit 53 Jahren an Krebs verstarb), das Schlimmste zu verhindern – als Zuschauer zittert man permanent mit, ist immer auf der Lauer vor dem nächsten Dinoangriff. So extrem unterhaltsam das auch alles unzweifelhaft ist, ist es doch bedauerlich, daß das Drehbuch von David Koepp ("Panic Room", "Spider-Man") und Romanautor Michael Crichton nicht noch etwas mehr Augenmerk auf die eigentliche Handlung legt. Denn Crichtons Romanvorlage geht nicht nur wissenschaftlich richtig in die Tiefe und ist der Verfilmung – so sehr ich sie auch liebe – in jeglicher inhaltlicher Hinsicht überlegen. Aber zugegeben, für einen Film wäre das sowieso zu viel Stoff gewesen, insofern mußte man die Handlung etwas verkürzen und über das Resultat kann man sich ja auch nicht beschweren – abgesehen vielleicht von der von einem glücklichen Zufall abhängigen Auflösung des stark vom Buch abweichenden Showdowns. Letztlich ist das aber nur ein Wermutstropfen, der in meinen Augen lediglich die absolute Höchstwertung verhindert, aber nichts daran ändert, daß der mit drei OSCARs (allesamt in den technischen Kategorien) prämierte "Jurassic Park" ein extrem unterhaltsamer Abenteuerfilm mit wunderbar gestalteten, dabei dosiert, aber höchst effektiv eingesetzten Dinosauriern ist.

Fazit: "Jurassic Park" ist der Prototyp einer Hollywood-Großproduktion für die ganze Familie, die Spannung, Humor, Gefühle und sogar einige Horrorelemente dank Spielbergs meisterhafter Regie zu einem Meilenstein des Blockbuster-Kinos kombiniert.

Wertung: 9,5 Punkte.


Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen