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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 5. Mai 2021

HELLBOY (2004)

Regie und Drehbuch: Guillermo del Toro, Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Ron Perlman, Selma Blair, Rupert Evans, Doug Jones, David Hyde Pierce (Stimme), John Hurt, Karel Roden, Jeffrey Tambor, Brian Steele, Ladislav Beran, Bridget Hodson, Corey Johnson, Brian Caspe, James Babson, Stephen Fisher, Garth Cooper, Angus MacInnes, Jim Howick, William Hoyland, Winter Ave Zoli, Guillermo del Toro, Mike Mignola
Hellboy (2004) on IMDb Rotten Tomatoes: 81% (6,8); weltweites Einspielergebnis: $99,4 Mio.
FSK: 12 (Director's Cut: 16), Dauer: 122 Minuten (Director's Cut: 127 Minuten, aufgrund der etwas schnelleren Abspielgeschwindigkeit auf DVD im Vergleich zum Kino sind es aber gut 10 Minuten mehr).
Als die Nazis im Jahr 1944 mit der Hilfe von Grigori Rasputin (Karel Roden, "A Lonely Place to Die") höllische Mächte zu ihrer Unterstützung herbeirufen wollen, können alliierte Spezialkräfte um Professor Trevor "Broom" Bruttenholm (John Hurt, "Alien") das gerade noch so verhindern. Etwas ist allerdings doch durch das Portal zur Hölle geschlüpft, ehe es wieder geschlossen werden konnte: ein kleiner, roter, gehörnter Baby-Dämon. Der Professor entschließt sich, den kurzerhand "Hellboy" genannten Dämon selbst aufzuziehen und zu einem geheimen Streiter für das Gute zu machen. 60 Jahre später ist der körperlich erwachsene, aber immer noch ziemlich kindische Hellboy (Ron Perlman, "Moonwalkers") zu einem mehr oder weniger zuverlässigen Agenten der geheimen FBI-Unterabteilung "Amt zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen" (englische Abkürzung: B.P.R.D.) geworden, der sich gemeinsam mit seinem Mentor Broom, dem telepathischen Fischwesen Abe Sapien (Doug Jones, TV-Serie "Star Trek: Discovery"; in der Originalfassung gesprochen von David Hyde Pierce aus der TV-Kultserie "Frasier"), der Pyrokinetikerin Liz (Selma Blair, "Eiskalte Engel") – in die Hellboy verliebt ist – und dem neuen Agenten Myers (Rupert Evans, "Agora") auf die Bekämpfung übernatürlicher Gefahren für die Menschheit spezialisiert hat. Richtig gefährlich wird es jedoch, als der Magier Rasputin von den Toten erweckt wird und das Ende der Welt einleiten will – wofür er Hellboy benötigt …
 
Kritik:
Im Jahr 2021 ist der Mexikaner Guillermo del Toro ein OSCAR-gekrönter Filmemacher, der global für so stimmungsvolle und originelle Werke wie "Pans Labyrinth" oder "Shape of Water" gefeiert wird – 17 Jahre zuvor sah das noch etwas anders aus. Zwar hatte del Toro da bereits mit seinen beiden äußerst atmosphärischen mexikanischen Gruselfilmen "Cronos" (1993) und "The Devil's Backbone" (2001) das Interesse Hollywoods geweckt und nach einem ersten Flop mit dem Horrorfilm "Mimic" (1997) mit Marvels "Blade II" auch einen Hit gelandet, allerdings war das eine Auftragsarbeit, bei der er ausnahmsweise mit einem fremden Drehbuch (von David S. Goyer) arbeitete. Doch offensichtlich reichte das gerade so aus, um genügend Vertrauen nicht nur in del Toros Fähigkeiten (die kaum jemand bezweifelt haben dürfte), sondern ebenso in die breite Vermarktbarkeit seines Schaffens zu wecken, weshalb er für "Hellboy" (nach zunächst einigen Absagen) mehr Handlungsfreiheit erhielt. Wie "Blade II" basiert auch "Hellboy" auf einer beliebten und langlebigen Comicreihe (die ich nie gelesen habe), deren Schöpfer Mike Mignola eng mit del Toro zusammenarbeitete, wobei del Toro aber letztlich das Drehbuch verantwortete. Das Ergebnis ihrer Mühen konnte sich sehen lassen, denn "Hellboy" war zwar in kommerzieller Hinsicht kein wirklicher Hit, lief aber im Kino und im Heimkino sehr solide und konnte trotz eines allzu großen Action-Fokus und einer eher zweckmäßigen Story auch die Fans von sich überzeugen.
 
Um das wahrscheinlich vorwiegend nicht mit Mignolas "Hellboy"-Universum vertraute Publikum möglichst schonend mit der ziemlich exotischen Welt voller übernatürlicher und dämonischer Bedrohungen vertraut zu machen, greift del Toro zu einem bewährten dramaturgischen Kniff: Er etabliert mit dem jungen FBI-Agenten Myers einen Neuling, der diese geheime Welt mit ebenso staunenden Augen betrachtet wie wir Zuschauer. Das ist wenig einfallsreich, funktioniert aber einwandfrei, wenngleich Myers in der Interpretation des jungen Briten Rupert Evans ein wenig blaß bleibt – gerade im Vergleich zu seinen Mitstreitern. Vermutlich ist das auch der Grund dafür, daß er in der Fortsetzung "Hellboy – Die goldene Armee" nicht mehr auftaucht und seine Abwesenheit nebenbei mit einem Satz erklärt wird. Seine Aufgabe im ersten "Hellboy" erfüllt Myers aber gut und daß er von so schillernden Charakteren wie Hellboy, Abe Sapien oder Liz überschattet wird, kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Tatsächlich ist speziell dieses Trio – flankiert von Myers, Broom und dem als Comic Relief fungierenden steifen Bürokraten Tom Manning (Jeffrey Tambor, "The Death of Stalin"), der wenig überraschend seine Probleme mit Hellboys Alleingängen hat – der Grund dafür, daß Guillermo del Toros "Hellboy" ein sehr spaßiges Kinoabenteuer wurde. Für Ron Perlman ist Hellboy wohl die Rolle seines Lebens, der Genrespezialist paßt mit dem kantigen Aussehen und seiner Statur nicht nur optisch perfekt, sondern versteht es auch ausgezeichnet, die Kindlichkeit, die Hellboy selbst nach 60 Jahren noch auszeichnet, mit dem kraftvollen Selbstvertrauen im Kampf gegen das Böse zu verbinden und ebenso mit einer gewissen Melancholie und Weltmüdigkeit, weil er sich aufgrund seines Aussehens stets vor jenen verborgen halten muß, für deren Schutz er kämpft (abgesehen von den menschlichen Mitgliedern seiner Abteilung, versteht sich).
 
Kurzum: Hellboy ist trotz seines Aussehens und seines mitunter ungehobelten Verhaltens ein ungemein liebenswürdiger Protagonist, der uns mit seinen leicht angeberischen Sprüchen zum Lachen bringt und mit seiner Verletzlichkeit zum Mitfühlen. Dazu harmoniert er wunderbar mit Liz und Abe Sapien, sodaß selbst die Romanze mit der von Selma Blair sehr sympathisch dargestellten Liz (auf die übrigens auch Myers ein Auge geworfen hat) jederzeit glaubwürdig wirkt. Bedauerlicherweise kann die Qualität der Handlung mit jener der Figurenzeichnung nicht mithalten. Die Geschichte rund um Rasputins Weltvernichtungspläne ist ebenso klischeehaft wie überwiegend vorhersehbar (beispielsweise wird Hellboy natürlich von der "dunklen Seite der Macht" in Versuchung geführt). Der Tscheche Karel Roden gibt zwar einen guten Bösewicht ab, bekommt aber vom Drehbuch zu wenige Gelegenheiten, um sich nachdrücklich ins Gedächtnis des Publikums einzubrennen. Hinzu kommt, daß der Showdown in Rußland sich (durchaus genretypisch) als ein ziemliches Actiongewitter entpuppt, das zwar handwerklich gut gemacht ist, aber letztlich doch recht generisch wirkt. Immerhin am Kreaturendesign und den sonstigen Spezialeffekten gibt es im gesamten Film wenig zu bemängeln, was insofern kaum überrascht, als sich del Toro ausdrücklich den Meister der Stop Motion-Spezialeffekte Ray Harryhausen zum Vorbild nahm (den er sogar in die Produktion involvieren wollte, Harryhausen sagte aber ab, da ihm moderne Filme zu gewalttätig seien). Für den Heimkinomarkt wurde später übrigens ein rund zehn Minuten längerer Director's Cut veröffentlicht, der primär Handlungsszenen einfügt (aber in Deutschland trotzdem eine höhere Altersfreigabe erhielt) und damit meiner Meinung nach besser funktioniert als die allzu actionlastige Kinofassung. Wie erwähnt, war "Hellboy" in kommerzieller Hinsicht kein großer Erfolg, es reichte aber aus, um vier Jahre später die noch deutlich bessere Fortsetzung "Hellboy – Die goldene Armee" in die Kinos zu bringen.
 
Fazit: Guillermo del Toros "Hellboy" ist ein recht exotisches Superhelden-Fantasy-Abenteuer, das primär mit seinen denkwürdigen, hervorragend besetzten Figuren und dem detailverliebten Worldbuilding punktet, aber ein wenig unter einer simplen Story und zu viel Action leidet.
 
Wertung: 7 Punkte (Kinofassung) bzw. 7,5 Punkte (Director's Cut).
 
 
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