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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 18. Oktober 2018

PARIS, JE T'AIME (2006)

Regie, Drehbuch und Musik: Diverse
Darsteller: Bruno Podalydès, Florence Muller, Leïla Bekhti, Cyril Descours, Marianne Faithfull, Gaspard Ulliel, Steve Buscemi, Frankie Pain, Gulliver Hecq, Catalina Sandino Moreno, Barbet Schroeder, Miranda Richardson, Sergio Castellitto, Juliette Binoche, Leonor Watling, Javier Cámara, Willem Dafoe, Hippolyte Girardot, Paul Putner, Yolande Moreau, Nick Nolte, Ludivine Sagnier, Maggie Gyllenhaal, Aїssa Maїga, Seydou Boro, Bob Hoskins, Fanny Ardant, Olga Kurylenko, Elijah Wood, Wes Craven, Emily Mortimer, Rufus Sewell, Alexander Payne, Natalie Portman, Melchior Beslon, Gena Rowlands, Ben Gazzara, Gérard Depardieu, Margo Martindale
 Paris, je t'aime (2006) on IMDb Rotten Tomatoes: 87% (7,1); weltweites Einspielergebnis: $17,5 Mio.
FSK: 6, Dauer: 120 Minuten.

21 renommierte Regisseure aus der ganzen Welt haben 18 jeweils etwa fünfminütige Kurzfilme gedreht, die in den 18 Stadtbezirken (Arrondissements) von Paris spielen und allesamt auf die eine oder andere Art und Weise mit der Liebe zu tun haben. Das ursprünglich von Tom Tykwer angestoßene Konzept war so erfolgreich, daß seitdem mehrere weitere Städte-Episodenfilme veröffentlicht wurden und werden, die in New York ("New York, I Love You", 2009) und Rio de Janeiro ("Rio, Eu Te Amo", 2014) sowie in Berlin ("Berlin, I Love You", soll 2018 oder 2019 erscheinen), Jerusalem und Shanghai (beide im Planungsstadium) angesiedelt sind. Qualitativ bleibt bislang aber die Pariser Ausgabe klar die beste.

Kritik:
"Montmatre" von Bruno Podalydés ("Das Geheimnis des gelben Zimmers"):
Ein Autofahrer (Bruno Podalydès) badet in Selbstmitleid, weil er es einfach nicht schafft, eine dauerhafte Liebesbeziehung einzugehen. Da sieht er plötzlich, wie eine hübsche Frau (Florence Muller, "Nachtblende") auf dem Gehsteig in Ohnmacht fällt – er eilt ihr zur Hilfe …
Ein sehr unspektakulärer, wenn auch nicht uncharmanter Auftakt. 6 Punkte.

"Quais de Seine" von Gurinder Chadha ("Kick it like Beckham", "Der Stern von Indien"):
Die gläubige Muslimin Zarka (Leïla Bekhti, "Ein Prophet") stürzt am Ufer der Seine, woraufhin ihr ein junger Mann (Cyril Descours, "Französisch für Anfänger") aufhilft – nachdem sie zuvor ihn und seine Freunde dabei beobachtet hatte, wie sie Passantinnen mit wenig vornehmen Anmachsprüchen nervten …
Ein nicht sehr originelles, aber sehr sympathisches Toleranz-Plädoyer, das demonstriert, daß nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. 8 Punkte.

"Le Marais" von Gus van Sant ("Good Will Hunting", "Milk"):
Gaspard (Gaspard Ulliel, "Hannibal Rising") redet in einer Druckerei leidenschaftlich auf einen Angestellten (Elias McConnell, "Elephant") ein, offensichtlich in der Hoffnung auf ein Date …
Eine wenig aufregende Episode, die aber mit einer hübschen Pointe endet. 7 Punkte.

"Tuileries" von Joel & Ethan Coen ("True Grit", "The Big Lebowski"):
Ein amerikanischer Tourist (Steve Buscemi, "Ghost World") wartet auf die U-Bahn und hat ein eher unangenehmes Erlebnis mit einem verliebten Pärchen …
Skurril, exzentrisch, böse und sehr witzig – die Coen-Brüder in Bestform und erwartungsgemäß eines der Highlights von "Paris, je t'aime"! 9 Punkte.

"Unweit des 16. Arrondissements" von Walter Salles ("Die Reise des jungen Che", "On the Road") und Daniela Thomas (Co-Regisseurin bei den frühen Salles-Filmen "Fremdes Land" und "Mitternacht"):
Die beinahe wortlos erzählte Geschichte des Kindermädchens Ana (Catalina Sandino Moreno, "Maria voll der Gnade", "A Most Violent Year") ist stimmungsvoll inszeniert, aber letztlich recht banal. 7 Punkte.

"Porte de Choisy" von Christopher Doyle (Kameramann bei Filmen wie "In the Mood for Love", "Hero", "Infernal Affairs" und "Das Mädchen aus dem Wasser"):
Der ältere Vertreter Henny (Barbet Schroeder, Regisseur von "Weiblich, ledig, jung sucht …" und "Mord nach Plan") hat im asiatischen Viertel von Paris diverse seltsame Begegnungen mit schönen Frauen ...
Abwechslungsreich, unterhaltsam, sehr skurril. 9 Punkte.

"Bastille" von Isabel Coixet ("Mein Leben ohne mich"):
Eine sehr anrührende Geschichte über das Vergehen und Wiederaufblühen einer großen Liebe zwischen einem Ehemann (Sergio Castellitto, "Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia") und seiner Frau (Miranda Richardson, "Sleepy Hollow"), treffend begleitet von einem lakonischen Erzähler aus dem Off. 10 Punkte.

"Place des Victoires" von Nobuhiro Suwa ("Ein perfektes Paar"):
Suzanne (Juliette Binoche, "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins") kommt nicht über den Tod ihres kleinen Sohnes hinweg, bis sie eines Nachts die Stimme des Verstorbenen zu einem mysteriösen Cowboy (Willem Dafoe, "Grand Budapest Hotel") führt ...
Gut gespielt, aber nicht so bewegend, wie man meinen könnte. 7 Punkte.

"Tour Eiffel" von Sylvain Chomet ("Das große Rennen von Belleville"):
Ein Schulkind erzählt, wie sich sein Vater (der britische Komiker Paul Putner, "Little Britain"), ein übergewichtiger Pantomime, und seine Mutter (Yolande Moreau, "Die fabelhafte Welt der Amélie"), ebenfalls Pantomimin, kennengelernt haben ...
Die erste richtige Comedy-Episode ist sehr albern, aber auch sehr amüsant! 9 Punkte.

"Parc Monceau" von Alfonso Cuarón ("Children of Men", "Gravity"):
Ein älterer Mann (Nick Nolte, "Parker") wandert mit seiner jungen Begleiterin (Ludivine Sagnier, "Swimming Pool") durch die Straßen und versucht, sie von etwas zu überzeugen …
Eine eher medioke Geschichte, die ganz von den guten Schauspielern und der gelungenen, aber recht vorhersehbaren Pointe lebt. 6,5 Punkte.

"Quartier des Enfants Rouge" von Olivier Assayas ("Die Wolken von Sils Maria"):
Die drogensüchtige amerikanische Schauspielerin Liz (Maggie Gyllenhaal, "In guten Händen") erwartet am Filmset ihren Dealer ...
Eine ziemlich belanglose Episode ohne Höhepunkte. 6 Punkte.

"Place des Fetes" von Oliver Schmitz (TV-Serie "Türkisch für Anfänger"):
Der schwer verletzte Hassan (Seydou Boro) erzählt der Sanitäterin Sophie (Aїssa Maїga, "Ein Dorf sieht schwarz"), wie stark sie sein Leben beeinflußt hat, obwohl er sie zuvor nur einmal in einem Parkhaus sah …
Originell und sehr bewegend. 9 Punkte.

"Pigalle" von Richard LaGravanese ("P.S. Ich liebe Dich"):
Das etwas ältere Ehepaar Bob (Bob Hoskins, "Lady Henderson präsentiert") und Fanny (Fanny Ardant, "Elizabeth") versucht auf unkonventionelle Art und Weise, wieder etwas Schwung in die Beziehung zu bringen …
Gefühlvoll und humorig inszeniert, mit zwei tollen Darstellern. 9 Punkte.

"Quartier de la Madeleine" von Vincenzo Natali ("Cube"):
Eine Vampirin (Olga Kurylenko, "Oblivion") wird von einem jungen Mann (Elijah Wood, "Der Herr der Ringe") dabei beobachtet, wie sie ein Opfer ("Scream"-Regisseur Wes Craven) aussaugt. Sie will den ungewollten Zeugen sofort töten, läßt jedoch im letzten Moment von ihm ab …
Die bizarre Vampirgeschichte wird getragen von einer wunderbar übertrieben melodramatischen Musik und erweist sich als Hommage an alte B-Film-Horrorklassiker. Für meinen Geschmack ist das aber etwas zu übertrieben dargeboten und vor allem paßt es vom Tonfall her überhaupt nicht zu den anderen Episoden. 5 Punkte.

"Pére Lachaise" von Wes Craven ("Nightmare – Mörderische Träume"):
Am Grabmal von Oscar Wilde erkennt Frances (Emily Mortimer, "Hugo Cabret"), daß sie ihren humorlosen Verlobten William (Rufus Sewell, "Hercules") nicht heiraten kann. Dann geschieht etwas Unerwartetes ...
Eine witzige Hommage an Oscar Wilde. 8 Punkte.

"Faubourg Saint Denis" (bereits zuvor als eigenständiger Kurzfilm "True" erschienen) von Tom Tykwer ("Cloud Atlas"):
Die heile Welt des blinden Thomas (Melchior Beslon, "Der Krieger und die Kaiserin") bricht zusammen, als seine Freundin, die Schauspielerin Francine (Natalie Portman, "Black Swan"), am Telefon mit ihm Schluß macht …
Originell und temporeich erzählt, mit einer gewohnt starken Natalie Portman. 8,5 Punkte.

"Quartier Latin" von Frédéric Auburtin & Gérard Depardieu:
Das alte Ehepaar Gena (Gena Rowlands, "Eine Frau unter Einfluß") und Ben (Ben Gazzara, "Anatomie eines Mordes") lebt schon länger getrennt, beide sind bereits wieder neu liiert. Nun treffen sie sich in einem Restaurant, um die letzten Details der Scheidung zu vereinbaren …
Hervorragende, einsichtsreiche Dialoge, eindringlich vorgetragen von zwei Leinwand-Legenden – was will man mehr? 10 Punkte.

"Das 14. Arrondissement" von Alexander Payne ("The Descendants"):
Carol (Margo Martindale, TV-Serie "The Americans"), eine US-amerikanische Touristin mittleren Alters, erzählt von ihren Erlebnissen in Paris …
Ein unspektakulärer, aber charmanter Abschluß. 8 Punkte.

Fazit: Der abwechslungsreiche Episodenfilm "Paris, je t'aime" erfreut das Publikum mit einigen richtig guten Kurzgeschichten, manche lustig, manche skurril, andere nachdenklich – daß ein paar Storys nur mittelmäßig ausfallen, läßt sich da leicht verschmerzen.

Wertung: Knapp 8 Punkte.


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