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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 23. Oktober 2018

NEW YORK, I LOVE YOU (2008)

Regie, Drehbuch und Musik: Diverse
Darsteller: Hayden Christensen, Rachel Bilson, Andy Garcia, Natalie Portman, Irrfan Khan, Christina Ricci, Orlando Bloom, Ethan Hawke, Maggie Q, Chris Cooper, Robin Wright Penn, Anton Yelchin, Blake Lively, James Caan, Olivia Thirlby, Bradley Cooper, Drea de Matteo, Shia LaBeouf, Julie Christie, Sir John Hurt, Cesar De León, Carlos Acosta, Jacinda Barrett, Taylor Geare, Uğur Yücel, Shu Qui, Burt Young, Eli Wallach, Cloris Leachman, Emilie Ohana, Justin Bartha, Eva Amurri
New York, I Love You (2008) on IMDb Rotten Tomatoes: 37% (5,1); weltweites Einspielergebnis: $10,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 103 Minuten.

Anfang 2007 kam mit "Paris, je t'aime" ein Film in die deutschen Kinos, der aus eineinhalb Dutzend Kurzfilmen internationaler Regisseur besteht, die allesamt in Paris spielen. Dieses Projekt war insgesamt sehr gelungen (ich vergab knappe 8 Punkte) und inspirierte Nachahmer aus der ganzen Welt. Den Anfang machte New York – zwar leider ohne die beiden New Yorker Regisseure schlechthin (Woody Allen und Martin Scorsese), aber mit reichlich versammeltem Talent vor und hinter der Kamera. Im Unterschied zu "Paris, je t'aime" sind die einzelnen Storys in "New York, I love you" nicht streng voneinander abgegrenzt, sondern gehen teils ineinander über oder werden in mehreren "Etappen" erzählt und sind deshalb im Schnitt deutlich länger als die Fünfminüter in Paris. Auf diese Weise wirkt der Film insgesamt runder, allerdings hat auch die Pariser Variante etwas für sich, da man sich mit deren Konzept stärker auf die einzelnen Episoden konzentrieren kann. Noch ein kleiner Unterschied: Während die kurzen Geschichten in Paris nach den Departements der Millionenstadt benannt waren, tragen sie hier schlicht den Namen des jeweiligen Regisseurs. Einziger "Wiederholungstäter" auf Regieseite ist übrigens der Deutsche Fatih Akin, der auch als Initiator dieser Städte-Anthologien gilt.

Kritik:
"Jiang Wen" (Schauspieler in "Rogue One", Regisseur von "Let the Bullets Fly"):
Ein junger Taschendieb namens Ben (Hayden Christensen, "Star Wars Episode I-III") trifft in Chinatown auf die schöne Molly (Rachel Bilson, TV-Serie "Hart of Dixie") und deren älteren Liebhaber Garry (Andy Garcia, "Der Pate, Teil III") der ihm auch sonst einiges voraus hat ... Ein recht gelungener Auftakt mit einer netten Pointe. 6,5 Punkte.

"Mira Nair" ("Kama Sutra", "Monsoon Wedding", "Queen of Katwe"):
Ein indischstämmiger Juwelier (Irrfan Khan, "Life of Pi") aus dem New Yorker Diamond District und die chassidische Jüdin Rifka (Natalie Portman, "Jackie") diskutieren über das Wesen der Religionen. Klug und amüsant. 8 Punkte.

"Shunji Iwai" ("Yentown"):
Der überspannte Filmkomponist David (Orlando Bloom, "Der Hobbit 2-3") aus der Upper West Side verliebt sich übers Telefon in Camille (Christina Ricci, "Black Snake Moan"), Liebhaberin klassischer Literatur. Nett; sonst gibt es dazu nicht viel zu sagen. 6,5 Punkte.

"Yvan Attal" ("Meine Frau, die Schauspielerin", "Die brillante Mademoiselle Neїla"):
Gleich zwei kurze Liebes-Episoden in SoHo, die zwar stark besetzt sind die eine mit Ethan Hawke ("Boyhood") und Maggie Q ("Mission: Impossible III"), die andere mit Robin Wright Penn ("Blade Runner 2049") und Chris Cooper ("Adaption.") , jedoch arg platt den Satz "Nicht alles ist so, wie es scheint" illustrieren. 4 Punkte.

"Brett Ratner" ("Rush Hour 1-3", "Aushilfsgangster"):
Ein Teenager (Anton Yelchin, "Vollblüter") wird von dem Apotheker Mr. Riccoli (James Caan, "Der Pate") gebeten, mit seiner hübschen Tochter (Olivia Thirlby, "Dredd") auf den Abschlußball zu gehen. Er willigt ein, muß jedoch überrascht feststellen, daß sie im Rollstuhl sitzt. Der Junge ist ernüchtert, doch auf dem Rückweg durch den Central Park wird es noch ein schöner Abend ... Mit Blake Lively ("Savages") in einer Nebenrolle. Eine unterhaltsame, jedoch recht plakative Kurzgeschichte. 6,5 Punkte.

"Allen Hughes" ("From Hell", "Alpha"):
Gus (Bradley Cooper, "American Sniper") wartet in der Kneipe schon seit einer Weile auf seine Verabredung; Lydia (Drea de Matteo, TV-Serie "Die Sopranos") ist zu spät dran. Eine simple, aber charmante und authentisch wirkende Geschichte über Männer, Frauen und Taxis in New York. 7 Punkte.

"Shekhar Kapur" ("Elizabeth", "Die vier Federn"), nach einem Drehbuch von Anthony Minghella ("Der englische Patient"):
Die gealterte Sängerin Isabelle (Julie Christie, "Doktor Schiwago") trifft in einem Hotel in der Upper East Side in dem jungen Angestellten Jacob (Shia LaBeouf, "Herz aus Stahl") auf einen Geistesverwandten oder so. Denn diese traumartige Episode ist die mit Abstand schönste und zugleich unverständlichste Geschichte dieser Sammlung. Laut Kapur war das vollkommen beabsichtigt und jeder soll seine eigene Interpretation finden. Insofern ist es natürlich ein wenig unglücklich, daß im Rahmen von "New York, I Love You" unverzüglich die nächste Episode folgt, weshalb man kaum Zeit zum Nachdenken hat. Aber letztlich gilt: Wen interessiert schon der tiefere Sinn, wenn es toll inszeniert ist? Und das ist Kapurs Episode, in der Sir John Hurt ("Alien") die Nebenrolle des Hotelinhabers spielt, definitiv. 9 Punkte.

"Natalie Portman" ("Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"):
Der junge Vater Dante (Carlos Acosta) geht mit seiner kleinen Tochter Teya (Taylor Geare, "Dream House") in den Central Park, wo sie bald auf Teyas Mutter Maggie (Jacinda Barrett, "Poseidon") und ihren neuen Freund (Cesar de Léon) treffen. Traurig, aber arg unspektakulär in Szene gesetzt. 6 Punkte.

"Fatih Akin" ("Gegen die Wand", "Im Juli", "Aus dem Nichts"):
Ein älterer Maler (Uğur Yücel, "Soul Kitchen") in Chinatown will eine junge Chinesin (Shu Qui, "Mojin: The Lost Legend") portraitieren, diese ziert sich jedoch zunächst. Erst nach ein paar Tagen will sie zusagen, doch es ergibt sich ein Problem ... Ein bißchen poetisch, ein bißchen melancholisch, durchaus sehenswert. Mit Altstar Burt Young ("Rocky", "Chinatown") in einer Nebenrolle als Vermieter des Malers. 7 Punkte.

"Joshua Marston" ("Maria voll der Gnade"):
Das alte Ehepaar Abe (Eli Wallach, "Zwei glorreiche Halunken") und Mitzie (Cloris Leachman, "Frankeinstein Junior") feiert seinen 63. Hochzeitstag mit einem Spaziergang im ehemaligen Vergnügungsviertel Coney Island. Klingt simpel und ist es auch. Macht aber trotzdem Spaß und ist ein guter Abschluß. 7,5 Punkte.

Trotz einiger Höhepunkte in "New York, I Love You" ist "Paris, je t'aime" eindeutig besser, da dessen Geschichten unterschiedlicher und insgesamt einfach schöner und berührender sind. Bei "New York, I love you" geht es ein bißchen zu oft einfach nur um die Liebe, außerdem ist die (vermutlich authentische) hektische Atmosphäre weniger einnehmend als das gemütlichere Pariser Leben.

Fazit: Der stargespickte "New York, I Love You" ist ein ziemlich mittelmäßiger Episodenfilm, der zwar einige schöne Kurzgeschichten präsentiert, aber auch ein paar ziemlich lahme Enten beinhaltet.

Wertung: 6,5 Punkte.



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