Regie: Zack Snyder, Drehbuch: Chris Terrio und Joss Whedon,
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, Jason
Momoa, Ezra Miller, Ray Fisher, Ciarán Hinds, Amy Adams, Jeremy Irons, J.K.
Simmons, Diane Lane, Joe Morton, Connie Nielsen, Billy Crudup, Amber Heard, Michael
McElhatton, Tomi May, Tessa Bonham Jones, Lisa Loven Kongsli, Samantha Jo, Eleanor Matsuura, Robin
Wright, David Thewlis, Jesse Eisenberg, Joe Manganiello, Marc McClure
Vor Tausenden von Jahren vereinten Menschen, Atlanter,
Amazonen und sogar die Götter ihre Kräfte, um eine zerstörerische außerirdische
Kreatur namens Steppenwolf (Ciarán Hinds, "Die Frau in Schwarz") von
der Erde zu verbannen. Nun ist Steppenwolf zurück, angelockt vom Tod Supermans (Henry Cavill,
"Krieg der Götter") und dem sich in der Folge verstärkt auf der Erde ausbreitenden
Chaos. Bruce Wayne (Ben Affleck, "Gone Girl") aka Batman versucht mit Diana "Wonder Woman" Prince (Gal Gadot), eine Gruppierung von Superhelden zusammenzustellen, um gegen Steppenwolf
und seine fliegenden Paradämonen anzukommen, die auf der Suche nach drei
mächtigen "Mutterboxen" sind, die sie zur Eroberung der Erde
benötigen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn der atlantische Thronfolger Aquaman (Jason Momoa, TV-Serie "Stargate
Atlantis") ist eher ein Einzelgänger und sowohl Barry "The
Flash" Allen (Ezra Miller, "Vielleicht lieber morgen") als auch
Victor "Cyborg" Stone (Ray Fisher) wissen noch nicht so richtig mit
ihren Kräften umzugehen. Da faßt Batman einen gewagten Plan: Könnte es mit der
Hilfe einer der Mutterboxen gelingen, Superman ins Leben zurückzuholen?
Kritik:
Auch vier Jahre nach dem Auftakt mit "Man of Steel" hinkt das DC Extended Universe vor allem in qualitativer Hinsicht
noch immer stark hinter den Erwartungen her – doch nachdem es mit "Wonder Woman" einen ersten großen Lichtblick gab, sahen Fans dem großen Superhelden-Aufeinandertreffen in "Justice League" durchaus
freudig entgegen. Dabei verlief die Produktion des $300 Mio.-Spektakels nicht
gerade harmonisch, denn der längst nicht mehr unumstrittene
DCEU-Mastermind Zack Snyder (der sowohl "Man of Steel" als auch
"Batman v Superman" inszenierte) mußte aufgrund eines tragischen
Todesfalls in der Familie vor den obligatorischen umfangreichen Nachdrehs
die Regie abgeben. Den Staffelstab übernahm allerdings jemand, der sich mit Filmen
dieser Art gut auskennt: Joss Whedon, Schöpfer kultiger TV-Serien wie
"Buffy" und "Firefly" und Regisseur der beiden extrem
erfolgreichen "The Avengers"-Filme beim großen Konkurrenten Marvel.
Daß Whedon zu DC wechseln würde, war schon vorher bekannt, jedoch sollte er
eigentlich zuerst ein "Batgirl"-Abenteuer konzipieren – nach
Snyders Abgang war er deutlich früher gefragt und wenn man Brancheninsidern
glauben darf, hat er "Justice League" ziemlich umgekrempelt.
Das wirkt sich teils positiv aus, denn Whedon hat das Prestigeprojekt sich
mehr an den erfolgreichen "Wonder Woman"-Elementen orientieren lassen
als an den düsteren, oft bleischwer wirkenden direkten Vorgängern von Snyder,
was sich primär in einem höheren Humoranteil auswirkt; und wenn es um
gehaltvoll-amüsante Dialoge geht, reicht kaum jemand Joss Whedon das Wasser. Im
vorliegenden Fall bedeutet das allerdings auch, daß man immer wieder allzu
deutlich erkennt, welche Sequenzen von Snyder stammen und welche von Whedon;
kurzum: "Justice League" wirkt nicht wie aus einem Guß, sondern eher
mühsam zusammengestückelt. Im Verbund mit einer erschreckend einfallslosen Handlung bedeutet das, daß "Justice League" in meinen Augen trotz
starker Momente eine weitere Enttäuschung im DCEU darstellt.
Dabei beginnt alles hoffnungsvoll … naja, genau genommen
eher hoffnungslos, denn während des Vorspanns erfahren wir auf eine sehr
effektive, ohne Worte auskommende Art und Weise, wie stark sich Supermans Tod
auf die Gesellschaft ausgewirkt hat, indem er den Menschen ihren
strahlendsten Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft geraubt hat. Das wird
mit einer fließenden Aneinanderreihung zwar teilweise recht banaler, aber
deshalb nicht weniger eindrucksvoller Szenen verdeutlicht, melancholisch
untermalt von den treffsicheren Textzeilen von Leonard Cohens gesellschaftskritischem
"Everybody Knows" ("Everybody knows the war is over, everybody
knows the good guys lost"), hier vorgetragen in einer gelungenen
Coverversion der norwegischen Sängerin Sigrid. Doch sobald der Vorspann beendet
ist, geht es ziemlich steil bergab. Hier rächt es sich wenig überraschend, daß
DC – wohl im Bemühen, den großen Vorsprung von Erzrivale Marvel mit seinem
Marvel Cinematic Universe aufzuholen – sich dazu entschieden hat, das erste
Multi-Superhelden-Großereignis bereits zu einem Zeitpunkt in die Kinos zu
bringen, an dem die Hälfte der beteiligten Heroen nur durch kurze Cameos in
"Batman v Superman" und "Suicide Squad" eingeführt wurde.
Denn wo Marvel in "The Avengers" das Zusammenrufen der Superhelden
zügig und humorvoll abhandeln und dann direkt in medias res gehen konnte,
verplempert "Justice League" mehr als die Hälfte der für einen Film
dieser Art sowieso kurz bemessenen zwei Stunden (inklusive eines gut
zehnminütigen Abspanns!) damit, ziemlich einfallslos die Neuen vorzustellen.
Dramaturgische Einfälle sucht man bis zum Schluß vergeblich, auch die angemessen emotional in Szene gesetzte Wiedererweckung Supermans entpuppt sich eher als
Strohfeuer, auf das dezente Langeweile folgt. Tatsächlich ist "Justice
League" in meinen Augen sogar der langweiligste aller bisherigen DCEU-
oder MCU-Filme!
Den Darstellern ist dabei nichts vorzuwerfen, die
sind allesamt erfreulich gut ausgewählt. Ezra Miller ist als Flash vorrangig
für den Humor zuständig, wobei er seine Figur etwas exzentrischer und
kindlicher anlegt als es Grant Gustins TV-Flash ist. Das ist keine
schlechte Entscheidung, denn wenn DC schon unbedingt zwei parallele Flashs
haben will (was ich grundsätzlich immer noch für eine schlechte Idee halte),
dann sollten die sich wenigstens erkennbar voneinander unterscheiden – und das
ist hier eindeutig der Fall. Bei Cyborg und Aquaman ergibt sich die Problematik
sowieso nicht, aber sowohl der afroamerikanische Newcomer Ray Fisher als auch Jason Momoa schaffen es trotz
der insgesamt durchwachsenen "Justice League"-Qualität, mir Appetit
auf ihren jeweiligen geplanten (in Aquamans Fall sogar schon abgedrehten)
Solofilm zu machen. Und das ist umso beeindruckender, als ihre Vorstellung
durch das von Whedon noch überarbeitete Drehbuch des immerhin OSCAR-gekrönten
Chris Terrio ("Argo") generischer und langweiliger kaum sein könnte.
Bei allen dreien werden kurz und alibihaft ein paar grundlegende Aspekte
abgehandelt, die niemandem, der sich ein bißchen mit dem DC-Universum auskennt, unbekannt sind, aber gleichzeitig Neulingen auch nicht wirklich viel verraten; in die Tiefe geht
die Figurenzeichnung jedenfalls so gut wie gar nicht – ansatzweise vielleicht noch
bei Cyborg. Selbst Wonder Woman wird für eventuelle neue Zuschauer noch einmal
ein Stück weit erklärt, inklusive einer fast schmerzhaft uneleganten Szene, die die Funktionsweise ihres "Lassos der Wahrheit" erklärt. So
ganz nebenbei offenbaren sich durch diese überlange Expositionsphase auch noch
ein paar Ungereimtheiten innerhalb des DCEU, denn Flash beispielsweise steht
hier ganz offensichtlich früher in seiner Superhelden-Entwicklung als es zuvor
bei "Suicide Squad" der Fall war. So etwas ist einfach ein
ärgerlicher, völlig überflüssiger Lapsus, der bei Marvels generalstabsmäßig
durchgeplantem MCU kaum vorstellbar wäre.
In anderen Belangen gibt es jedoch durchaus
Ähnlichkeiten zwischen DCEU und MCU, leider nicht unbedingt in den positivsten.
So erinnert Antagonist Steppenwolf in gewisser Weise stark an den "Thor 2"-Gegenspieler Malekith: Beide sind eigentlich coole, ansprechend
designte und gut gespielte (in Steppenwolfs Fall per Motion Capture-Verfahren)
Bösewichte, die vom Skript bedauerlicherweise nach einer gelungenen
Einführung komplett im Stich gelassen werden. Die Motivation ist maximal
einfallslos und obwohl der dämonisch aussehende Steppenwolf optisch ziemlich
beeindruckend wirkt, gewinnt er keinerlei Tiefe und qualifiziert sich somit
nicht wirklich als furchteinflößender Gegner, weshalb sich auch das klar
angestrebte Gefühl der Epik kaum einstellen will. Die Spezialeffekte und
Kreaturen sind übrigens für sich genommen ziemlich gut, gerade in Massenszenen
wirkt allerdings alles ziemlich künstlich und man hat eher das Gefühl, einem Computerspiel
zuzuschauen – wobei die kurzen, aber stimmungsvollen (und mit einigen
Kurzauftritten verstorbener "Wonder Woman"-Figuren versehenen)
Rückblenden auf die erste Verbannung Steppenwolfs stark an die Optik
von Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Trilogie erinnern. Bei dem
enormen Budget von $300 Mio. dürfte man trotzdem definitiv mehr erwarten, zumal
auch der 3D-Einsatz einmal mehr weitestgehend überflüssig bis kaum zu
bemerken ist. Positives gibt es aber zum Glück auch noch zu vermelden, denn die
Superhelden trotzen dem schwachen Drehbuch recht erfolgreich, indem sie eine
zwar zusammengewürfelte, aber doch in mehrfacher Hinsicht gut
harmonierende Truppe ergeben, deren Kabbeleien man ebenso gerne zuhört wie man
ihren im actionreichen Showdown bereits recht flüssig
koordinierten Kämpfen zusieht. Schauspielerische Höchstleistungen sind mangels
dramaturgischer Herausforderungen nicht gefragt, Grund zur Beschwerde gibt es jedoch auch nicht, wobei Miller und Gadot leicht positiv hervorstechen – Ben
Affleck kommt als Batman hingegen ungewöhnlich leidenschaftslos rüber. Whedons
Federstrich ist den neckischen Dialogen und One-Linern dafür immer wieder
anzuhören und das macht absolut Lust auf mehr, zumal beim nächsten Abenteuer ja die
lange Einführungsphase wegfallen wird. Und dieses "mehr" wird durch
eine zusätzliche Szene nach dem langen Abspann schon einmal eingeleitet …
Fazit: "Justice League" ist ein aufwendig
produzierter und für DC-Verhältnisse recht humorvoller
Multi-Superhelden-Film, dessen sympathische Heroen bedauerlicherweise im
Kampf gegen ein einfallsloses Drehbuch überfordert sind.
Wertung: Gerade noch 6 Punkte.
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