Die letzte Woche hatte in den Vereinigten Staaten aufgrund des Martin Luther King-Feiertags nur vier Arbeitstage, zudem begann Robert Redfords Sundance Film Festival, bei dem auch die Verleih-Rechte für zahlreiche bereits abgedrehte Werke veräußert werden. Insofern kann es kaum verwundern, daß es eher wenige Nachrichten über kommende Projekte gab. Zumindest mit zwei kann ich trotzdem dienen:
- Wer sich ein bißchen für Wintersport interessiert und nicht mehr ganz jung ist, der kann sich bestimmt noch an Michael Edwards erinnern. Nicht? Na, vielleicht unter seinem Spitznamen: "Eddie the Eagle". Edwards war in den 1980er Jahren ein Skispringer, allerdings nicht irgendeiner. Nein, Edwards war der erste Skispringer, der berühmt wurde, weil er so furchtbar schlecht war! Eigentlich kein Wunder, denn wo soll man als Brite schon Skispringen trainieren? Insofern war sein Kosename "Eddie the Eagle" natürlich ausgesprochen ironisch bis spöttisch zu verstehen, doch enthielt er gleichzeitig immer eine gewisse Anerkennung, vielleicht sogar Bewunderung für einen nicht allzu talentierten, aber dafür umso leidenschaftlicheren Sportler. Hilfreich war dabei sicher, daß Edwards seine Mißerfolge stets mit viel Humor und Selbstironie nahm, immer gut gelaunt schien und schlicht und ergreifend mordsmäßig sympathisch rüberkam. Da dürften ihm selbst jene richtig guten Skispringer, denen Edwards mitunter ein wenig das Rampenlicht stahl, kaum böse gewesen sein. Vielmehr haben sich alle mit ihm gefreut, als er 1988 in Calgary als erster Brite überhaupt am olympischen Skispringen teilnehmen durfte. Der übrigens stets mit Brille springende Edwards wurde in beiden Wettbewerben Letzter, aber das tat seiner Popularität überhaupt keinen Abbruch, vielmehr wurde er mitunter von den Fans gefeiert wie ein Popstar. Beendet wurde die Karriere von "Eddie the Eagle" letztlich übrigens vom Weltverband, der seinetwegen die Qualifikationsregeln für Großereignisse verschärfte und (nicht nur seinetwegen) auch für die normalen Weltcup-Springen eine Vorqualifikation einführte, um die ausufernden Starterfelder einzugrenzen (bei der Vierschanzentournee waren oft weit über 100 Athleten am Start, von denen die wenigsten eine Chance auf eine vordere Plazierung hatten). Dennoch ist Michael Edwards nicht vergessen; und nun wird seine Geschichte auch noch verfilmt. Einen Titel gibt es bisher noch nicht (er dürfte aber vermutlich das Wort "Eagle" enthalten), dafür einen Regisseur, einen namhaften Produzenten ("Kick-Ass"-Regisseur Matthew Vaughn), zwei Hauptdarsteller und sogar schon einen Komponisten. Die Regie übernimmt Dexter Fletcher, bislang vor allem als Schauspieler in diversen überwiegend britischen TV- und Kino-Produktionen (u.a. in "Cockneys vs. Zombies" sowie den Serien "Hotel Babylon" und "Band of Brothers") tätig. In den letzten Jahren hat er sich bereits zwei Mal hinter der Kamera versucht, wobei sowohl das Drama "Wild Bill" als auch die Tragikomödie "Sunshine on Leith" in Großbritannien wohlwollend rezensiert wurden. Da Fletcher bei "Wild Bill" auch das Drehbuch schrieb, könnte es sein, daß er das ebenfalls für diesen Film getan hat, denn ein Autor wurde bislang noch nicht bekanntgegeben. Vielleicht wird als Basis auch jenes Manuskript genommen, das Newcomer Sean Macauley bereits vor einigen Jahren schrieb (dessen Verfilmung dann aber nicht zustandekam). Die Hauptrolle des Michael Edwards wird der Newcomer Tarin Egerton übernehmen, der mit Matthew Vaughns just in Großbritannien gestarteter und in den Kritiken beinahe hymnisch gefeierter Spionagefilm-Parodie "Kingsman: The Secret Service" an der Seite von Colin Firth seinen internationalen Durchbruch feiern wird. Hugh Jackman ("Les Misérables") wird als Chuck Berghorn zu sehen sein, der Edwards als Trainer auf die Olympischen Spiele in Calgary vorbereitet. Zudem befindet sich Timothy Spall ("Mr. Turner") in Verhandlungen für die Rolle als Edwards' Vater. Für die Musik soll Take That-Sänger Gary Barlow (der bereits den sehr schönen Abspann-Song "Rule the World" für Vaughns "Der Sternwanderer" schrieb und sang) sorgen, wobei nicht ganz klar ist, ob er den gesamten Score komponieren oder nur den Titelsong beisteuern wird. Ein Drehplan ist noch nicht bekannt, aber da das Casting im vollen Gange ist, kann man wohl davon ausgehen, daß es in den nächsten Wochen bis Monaten losgehen wird. Je nachdem, wie schnell es geht, könnte es also sogar noch mit einem Kinostart Ende 2015 klappen (in die Weihnachtszeit würde eine Geschichte wie diese sicherlich gut passen).
- Larry Charles ist einer der einflußreichsten Comedy-Autoren Amerikas. Er schrieb zahlreiche Drehbücher für Episoden von Kultserien wie "Seinfeld", "Entourage" oder "Verrückt nach dir" und war auch maßgeblich (als Produzent und Regisseur) an "Curb Your Enthusiasm" (deutscher Titel: "Lass es, Larry!") beteiligt. Seine größten Erfolge feierte er jedoch als Regisseur der Sacha Baron Cohen-Vehikel "Borat", "Brüno" und "Der Diktator". Mit seinem nächsten Film wird Larry Charles dem Genre treu bleiben, denn "Army of One" wird eine satirische Komödie über einen amerikanischen Durchschnittsbürger, der in den Jahren nach 9/11, angespornt vom ausgesetzten Kopfgeld, alleine auf die Jagd nach Osama bin Laden geht. Das ist übrigens im Kern eine wahre Geschichte, die auf der Reportage "An Army of One" im Magazin GQ basiert. Diese haben Rajiv Joseph und Scott Rothman ("Draft Day" mit Kevin Costner) in ein Drehbuch umgearbeitet. Die Hauptrolle übernimmt Nicolas Cage ("Der letzte Tempelritter"), der damit nach vielen Jahren voller überwiegend mieser Rollen in miesen Direct-to-DVD-Produktionen tatsächlich mal wieder positive Schlagzeilen machen könnte. Zumal Charles seinen recht stark improvisierten Stil der Cohen-Filme beibehalten und Cage viel Raum zur künstlerischen Entfaltung lassen will. Die Dreharbeiten zu "Army of One" sollen Ende März beginnen, die Kinoauswertung ist laut Produzentenlegende Bob Weinstein für Ende des Jahres geplant.
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