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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 8. Mai 2014

MUPPETS MOST WANTED (2014)

Regie: James Bobin, Drehbuch: Nicholas Stoller und James Bobin, Musik: Christophe Beck, Songs: Bret McKenzie
Darsteller: Die Muppets, Ricky Gervais, Tina Fey, Ty Burrell, Jemaine Clement, Danny Trejo, Ray Liotta, Dylan "Hornswoggle" Postl, Frank Langella und unzählige Cameos
 Muppets Most Wanted
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 80% (6,7); weltweites Einspielergebnis: $80,4 Mio.
FSK: 0, Dauer: 108 Minuten.

Nachdem die Muppets am Ende von "Die Muppets" eine triumphale Rückkehr auf die Bühne feierten, mit der sie ihr angestammtes Theater vor dem Verkauf retten konnten, wollen sie das Momentum ausnutzen und – angetrieben von ihrem neuen Manager Dominic Badguy (Ricky Gervais, "Lügen macht erfinderisch") – auf große Europa-Tournee gehen. Badguy hat jedoch (wer hätte das angesichts dieses Namens wohl gedacht?) sinistre Hintergedanken: Er tauscht Kermit heimlich gegen den aus dem sibirischen Gulag entflohenen gefährlichsten Frosch der Welt namens Constantine aus, der bis auf einen Leberfleck im Gesicht haargenau so aussieht wie Kermit. Trotz Constantines unüberhörbarem russischen Akzent geht der Plan auf und so nutzen Badguy und der fiese Frosch die einzelnen Etappen der Muppets-Tour in Berlin, Madrid und Dublin, um ihren eigentlichen Coup vorzubereiten: den Diebstahl der Kronjuwelen aus dem Tower of London! Derweil muß sich Kermit im Gulag mit der Chef-Gefängniswärterin Nadya (Tina Fey, "Date Night") herumärgern, die alle seine Fluchtversuche vereitelt und ihn auch noch dazu verdonnert, mit den übrigen Gefangenen eine Musical-Revue auf die Beine zu stellen …

Kritik:
Es ist schon reichlich unverfroren und zugleich äußerst charmant, wie "Muppets Most Wanted" unmittelbar an das Ende von "Die Muppets" anschließt und sofort mit dem schmissigen Song "We're doing a sequel" den Fortsetzungswahn Hollywoods – und somit auch sich selbst – auf die Schippe nimmt. Box Office-Experten erkennen im Text sogar deutliche Anspielungen darauf, daß "Die Muppets" zwar für Disney ein kommerzieller Erfolg war (deshalb eben die Fortsetzung), aber angesichts der vielen Vorschußlorbeeren und der in den USA geradezu hymnischen Rezensionen doch etwas hinter den Erwartungen zurückblieb. Das gibt gleich die Richtung für den ganzen Film vor und zeigt wieder einmal, daß die Muppets immer noch in der Lage sind, Alt und Jung glänzend zu unterhalten. Auch wenn die Einspielergebnisse leider weiter gesunken sind, weshalb ein dritter Muppets-Film von diesem Team wohl nicht so schnell (wenn überhaupt) zu erwarten ist.

Im Vergleich zum Vorgänger stehen die Muppets dieses Mal noch stärker im Vordergrund, da es angesichts des Fehlens von Jason Segel und Amy Adams im Grunde genommen keine menschlichen Hauptdarsteller mehr gibt, sondern nur noch Nebendarsteller. Mein größtes inhaltliches Problem mit "Die Muppets" war ja, daß die "Wir holen einen Muppet nach dem anderen zurück"-Masche etwas sehr und überraschungsarm in die Länge gezogen war. Dieses Problem besteht nun natürlich nicht mehr, da die Gruppe gleich von Beginn an vollständig ist. Entsprechend ist die Story deutlich tempo- und gagreicher als im Vorgänger, wenn auch etwas weniger emotional. Echte erzählerische Raffinesse darf man aber nicht erwarten, die Handlung rund um den geplanten Kronjuwelenraub ist recht simpel gestrickt; jedoch mit vielen – oft genug selbstironischen – Anspielungen auf die Filmgeschichte und beliebte Genreklischees gespickt. Und die Filmemacher haben sorgfältig darauf geachtet, daß alle einzelnen Muppets mindestens eine markante Szene haben.

Daß ausgerechnet Kermit über weite Strecken im sibirischen Gulag von den übrigen Muppets getrennt ist, hätte ein Problem werden können – ist aber tatsächlich ein absolutes Highlight. Seine Interaktion mit Tina Fey, die wieder einmal ihr großes komödiantisches Talent ausspielt (und damit ihren ebenfalls gut agierenden Kollegen Gervais noch toppt), ist bereits hochgradig amüsant, getoppt wird sie noch von den übrigen Gefängnis-Insassen. Ganz ehrlich: Alleine die Möglichkeit, harten Typen wie Danny Trejo ("Machete") oder Ray Liotta ("Good Fellas", "Killing Them Softly") dabei zusehen und zuhören zu dürfen, wie sie zu einer Musical-Einlage von Tina Fey eine einstudierte Tanzchoreographie zum Besten geben oder gemeinsam inbrünstig einen Schmalzsong von Boyz II Men schmettern, ist das Eintrittsgeld locker wert. Danny Trejo geht dabei übrigens bemerkenswerterweise ganz besonders enthusiastisch zur Sache (beim bloßen Gedanken an seine Tanzbewegungen kommen mir vor Lachen die Tränen …) – und wenn man weiß, daß Trejo vor seiner Schauspieler-Karriere jahrelang im Gefängnis saß, wird die Pointe einer "Waltons"-Anspielung, bei der Nadya und die Insassen sich reihum eine gute Nacht wünschen und Nadya ausdrücklich "Gute Nacht, Danny Trejo" sagt, noch eine Spur pikanter. Und Trejo einem glatt noch sympathischer dafür, daß er solch herrlichen Blödsinn mitmacht, ohne mit der Wimper zu zucken.

Es spricht für das Drehbuch von Nicholas Stoller und James Bobin, wie oft es ihnen gelungen ist, beiläufig solche absoluten Insider-Gags einzubauen, die aber absolut nicht stören, wenn man sie nicht versteht oder gar nicht erst bemerkt. Man kann beispielsweise nicht erwarten, daß auch nur ein einziges Kind im Publikum die Hommage an Ingmar Bergmans "Das siebente Siegel" im Rahmen des "We're doing a sequel"-Songs einordnen kann, vermutlich wird das selbst den meisten erwachsenen Zuschauern nicht gelingen. Doch so elegant, wie sie in den Song eingeflochten ist, funktioniert sie auch problemlos als generelle Klischee-Anspielung auf künstlerische europäische Schwarzweiß-Filme mit Untertiteln. Ich kann mich nur wiederholen: Herrlich! Naturgemäß funktionieren nicht alle Einfälle so prima, das Gagniveau ist durchaus schwankend und manchmal wird es mir persönlich eine Spur zu kindisch – wie bei der albernen "Wer hat den Größten" (Geheimagentenausweis)-Nummer zwischen dem Muppet-CIA-Agenten Sam Eagle und dem französischen Interpol-Agenten Jean Pierre Napoleon (Ty Burrell, TV-Serie "Modern Family"). Aber die Treffer-Anzahl ist insgesamt wie beim Vorgänger hoch genug, um nie Langeweile aufkommen zu lassen.

Dazu tragen zwei weitere muppettypische Elemente ebenfalls ihren Teil bei: die Songs und die Cameos. Die wie bei "Die Muppets" (wo es für "Man or Muppet" sogar einen OSCAR gab) vom Neuseeländer Bret McKenzie verfaßten Songs sind fast ausnahmslos hervorragend gelungen und variieren dabei zwischen musikalischen Parodien (Constantines Disco-Pop-Schnulze "I'll Get You What You Want" für Miss Piggy) und klassischen Musical-Nummern mit hinreißend komischem Text (z.B. "I'm Number One" von Constantine und Badguy oder Nadyas Gulag-Nummer "The Big House"), wobei sich gar einige Musikgrößen in einzelne Songs einschalten. Womit wir schon bei den Cameos wären, die zu Muppets-Filmen einfach dazugehören. Manche kritisieren, daß bei "Muppets Most Wanted" nur wenige echte Stars auftauchen, aber Filmfans können sich darauf verlassen, daß fast jede Person, die auch nur kurz (und mitunter bis an den Rand der Unkenntlichkeit verkleidet) ihre Nase in die Kamera steckt, bekannt ist. Da es auch einen Reiz des Films ausmacht, die Cameos selbst zu entdecken, werde ich an dieser Stelle aber keine Namen nennen (wer sie trotzdem wissen will, kann bei der IMDB oder bei Wikipedia nachschauen).

Abschließend möchte ich nur noch kurz anmerken, daß ich die Originalfassung gesehen habe. Ich weiß nicht, inwiefern in der deutschen Fassung die Songs synchronisiert wurden oder nicht, meine Bewertung beruht jedenfalls ausdrücklich auf den englischsprachigen Songs. Und da es beim Berlin-Abstecher der Muppets zudem ein paar deutsch-englische Wortspiele gibt, werden die in der Originalfassung höchstwahrscheinlich auch deutlich besser funktionieren.

Fazit: Gag- und temporeicher als "Die Muppets", läßt es "Muppets Most Wanted" vielleicht ein wenig an Herz vermissen – angesichts der zahllosen witzigen Cameos, der vielen gelungenen Gags und der teils großartigen Songs (samt Performances) läßt sich darüber aber großzügig hinwegsehen.

Wertung: 7,5 Punkte.

Als Vorfilm gibt es übrigens "Party Central" mit den beliebten Figuren aus Pixars "Die Monster Uni". In dem Sechsminüter geben Mike und Sully ihr Bestes, um eine zünftige Studentenparty auszurichten – was auf dem von Pixar gewohnten hohen Animations- und Gagniveau vonstatten geht. Dafür gibt es von mir 8 Punkte.


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