Regie: James Bobin, Drehbuch: Nicholas Stoller und James
Bobin, Musik: Christophe Beck, Songs: Bret McKenzie
Darsteller: Die Muppets, Ricky Gervais, Tina Fey, Ty
Burrell, Jemaine Clement, Danny Trejo, Ray Liotta, Dylan
"Hornswoggle" Postl, Frank Langella und unzählige Cameos
FSK: 0, Dauer: 108 Minuten.
Nachdem die Muppets am Ende von "Die Muppets" eine
triumphale Rückkehr auf die Bühne feierten, mit der sie ihr angestammtes Theater
vor dem Verkauf retten konnten, wollen sie das Momentum ausnutzen und –
angetrieben von ihrem neuen Manager Dominic Badguy (Ricky Gervais, "Lügen macht erfinderisch") – auf große Europa-Tournee gehen. Badguy hat jedoch
(wer hätte das angesichts dieses Namens wohl gedacht?) sinistre Hintergedanken:
Er tauscht Kermit heimlich gegen den aus dem sibirischen Gulag entflohenen
gefährlichsten Frosch der Welt namens Constantine aus, der bis auf einen
Leberfleck im Gesicht haargenau so aussieht wie Kermit. Trotz Constantines
unüberhörbarem russischen Akzent geht der Plan auf und so nutzen Badguy und der
fiese Frosch die einzelnen Etappen der Muppets-Tour in Berlin, Madrid und
Dublin, um ihren eigentlichen Coup vorzubereiten: den Diebstahl der
Kronjuwelen aus dem Tower of London! Derweil muß sich Kermit im Gulag mit
der Chef-Gefängniswärterin Nadya (Tina Fey, "Date Night")
herumärgern, die alle seine Fluchtversuche vereitelt und ihn auch noch dazu
verdonnert, mit den übrigen Gefangenen eine Musical-Revue auf die Beine zu
stellen …
Kritik:
Es ist schon reichlich unverfroren und zugleich äußerst
charmant, wie "Muppets Most Wanted" unmittelbar an das Ende von
"Die Muppets" anschließt und sofort mit dem schmissigen Song
"We're doing a sequel" den Fortsetzungswahn Hollywoods – und somit
auch sich selbst – auf die Schippe nimmt. Box Office-Experten erkennen im Text
sogar deutliche Anspielungen darauf, daß "Die Muppets" zwar für
Disney ein kommerzieller Erfolg war (deshalb eben die Fortsetzung), aber angesichts der
vielen Vorschußlorbeeren und der in den USA geradezu hymnischen Rezensionen
doch etwas hinter den Erwartungen zurückblieb. Das gibt gleich die Richtung für
den ganzen Film vor und zeigt wieder einmal, daß die Muppets immer noch in der
Lage sind, Alt und Jung glänzend zu unterhalten. Auch wenn die
Einspielergebnisse leider weiter gesunken sind, weshalb ein dritter
Muppets-Film von diesem Team wohl nicht so schnell (wenn überhaupt) zu erwarten
ist.
Im Vergleich zum Vorgänger stehen die Muppets dieses
Mal noch stärker im Vordergrund, da es angesichts des Fehlens von Jason Segel
und Amy Adams im Grunde genommen keine menschlichen Hauptdarsteller mehr gibt,
sondern nur noch Nebendarsteller. Mein größtes inhaltliches Problem mit
"Die Muppets" war ja, daß die "Wir holen einen Muppet nach dem
anderen zurück"-Masche etwas sehr und überraschungsarm in die Länge
gezogen war. Dieses Problem besteht nun natürlich nicht mehr, da die Gruppe gleich von
Beginn an vollständig ist. Entsprechend ist die Story deutlich tempo- und
gagreicher als im Vorgänger, wenn auch etwas weniger emotional. Echte erzählerische
Raffinesse darf man aber nicht erwarten, die Handlung rund um den geplanten Kronjuwelenraub ist recht
simpel gestrickt; jedoch mit vielen – oft genug selbstironischen – Anspielungen
auf die Filmgeschichte und beliebte Genreklischees gespickt. Und die Filmemacher haben sorgfältig darauf geachtet, daß alle einzelnen Muppets mindestens eine markante Szene haben.
Daß ausgerechnet Kermit über weite Strecken im sibirischen
Gulag von den übrigen Muppets getrennt ist, hätte ein Problem werden können –
ist aber tatsächlich ein absolutes Highlight. Seine Interaktion mit Tina Fey,
die wieder einmal ihr großes komödiantisches Talent ausspielt (und damit
ihren ebenfalls gut agierenden Kollegen Gervais noch toppt), ist bereits hochgradig amüsant, getoppt wird sie noch von den übrigen
Gefängnis-Insassen. Ganz ehrlich: Alleine die Möglichkeit, harten Typen wie
Danny Trejo ("Machete") oder Ray Liotta ("Good Fellas",
"Killing Them Softly") dabei zusehen und zuhören zu dürfen, wie sie
zu einer Musical-Einlage von Tina Fey eine einstudierte Tanzchoreographie zum
Besten geben oder gemeinsam inbrünstig einen Schmalzsong von Boyz II Men schmettern, ist
das Eintrittsgeld locker wert. Danny Trejo geht dabei übrigens
bemerkenswerterweise ganz besonders enthusiastisch zur Sache (beim bloßen
Gedanken an seine Tanzbewegungen kommen mir vor Lachen die Tränen …) – und wenn
man weiß, daß Trejo vor seiner Schauspieler-Karriere jahrelang im Gefängnis
saß, wird die Pointe einer "Waltons"-Anspielung, bei der Nadya und
die Insassen sich reihum eine gute Nacht wünschen und Nadya ausdrücklich "Gute
Nacht, Danny Trejo" sagt, noch eine Spur pikanter. Und Trejo einem glatt
noch sympathischer dafür, daß er solch herrlichen Blödsinn mitmacht, ohne
mit der Wimper zu zucken.
Es spricht für das Drehbuch von Nicholas Stoller und James
Bobin, wie oft es ihnen gelungen ist, beiläufig solche absoluten Insider-Gags einzubauen,
die aber absolut nicht stören, wenn man sie nicht versteht oder gar
nicht erst bemerkt. Man kann beispielsweise nicht erwarten, daß auch nur ein
einziges Kind im Publikum die Hommage an Ingmar Bergmans "Das siebente
Siegel" im Rahmen des "We're doing a
sequel"-Songs einordnen kann, vermutlich wird das selbst den meisten
erwachsenen Zuschauern nicht gelingen. Doch so elegant, wie sie in den Song eingeflochten
ist, funktioniert sie auch problemlos als generelle Klischee-Anspielung
auf künstlerische europäische Schwarzweiß-Filme mit Untertiteln. Ich kann mich
nur wiederholen: Herrlich! Naturgemäß funktionieren nicht alle Einfälle so prima, das Gagniveau ist durchaus schwankend und manchmal wird es mir persönlich eine Spur zu kindisch – wie bei der albernen "Wer hat den
Größten" (Geheimagentenausweis)-Nummer zwischen dem Muppet-CIA-Agenten
Sam Eagle und dem französischen Interpol-Agenten Jean Pierre Napoleon (Ty Burrell, TV-Serie "Modern
Family"). Aber die Treffer-Anzahl ist insgesamt wie beim Vorgänger hoch
genug, um nie Langeweile aufkommen zu lassen.
Dazu tragen zwei weitere muppettypische Elemente ebenfalls
ihren Teil bei: die Songs und die Cameos. Die wie bei "Die Muppets"
(wo es für "Man or Muppet" sogar einen OSCAR gab) vom Neuseeländer Bret
McKenzie verfaßten Songs sind fast ausnahmslos hervorragend gelungen und
variieren dabei zwischen musikalischen Parodien (Constantines Disco-Pop-Schnulze
"I'll Get You What You Want" für Miss Piggy) und klassischen
Musical-Nummern mit hinreißend komischem Text (z.B.
"I'm Number One" von Constantine und Badguy oder Nadyas Gulag-Nummer "The Big House"),
wobei sich gar einige Musikgrößen in einzelne Songs einschalten. Womit wir
schon bei den Cameos wären, die zu Muppets-Filmen einfach dazugehören. Manche
kritisieren, daß bei "Muppets Most Wanted" nur wenige echte Stars
auftauchen, aber Filmfans können sich darauf verlassen, daß fast jede Person, die auch nur
kurz (und mitunter bis an den Rand der Unkenntlichkeit verkleidet) ihre Nase in
die Kamera steckt, bekannt ist. Da es auch einen Reiz des Films ausmacht, die
Cameos selbst zu entdecken, werde ich an dieser Stelle aber keine Namen nennen
(wer sie trotzdem wissen will, kann bei der IMDB oder bei Wikipedia nachschauen).
Abschließend möchte ich nur noch kurz anmerken, daß ich die
Originalfassung gesehen habe. Ich weiß nicht, inwiefern in der deutschen
Fassung die Songs synchronisiert wurden oder nicht, meine Bewertung beruht
jedenfalls ausdrücklich auf den englischsprachigen Songs. Und da es beim
Berlin-Abstecher der Muppets zudem ein paar deutsch-englische Wortspiele
gibt, werden die in der Originalfassung höchstwahrscheinlich auch deutlich
besser funktionieren.
Fazit: Gag- und temporeicher als "Die Muppets", läßt es "Muppets Most Wanted" vielleicht ein wenig an Herz
vermissen – angesichts der zahllosen witzigen Cameos, der vielen
gelungenen Gags und der teils großartigen Songs (samt Performances) läßt
sich darüber aber großzügig hinwegsehen.
Wertung: 7,5 Punkte.
Als Vorfilm gibt es übrigens "Party Central" mit
den beliebten Figuren aus Pixars "Die Monster Uni". In dem
Sechsminüter geben Mike und Sully ihr Bestes, um eine zünftige Studentenparty
auszurichten – was auf dem von Pixar gewohnten hohen Animations- und Gagniveau
vonstatten geht. Dafür gibt es von mir 8 Punkte.
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