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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 8. Oktober 2013

WRONG (2012)

Regie und Drehbuch: Quentin Dupieux, Musik: Tahiti Boy und Mr. Oizo
Darsteller: Jack Plotnick, William Fichtner, Alexis Dziena, Éric Judor, Steve Little, Arden Myrin, Mark Burnham, Regan Burns
Wrong
(2012) on IMDb Rotten Tomatoes: 65% (6,1); weltweites Einspielergebnis: $0,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 93 Minuten.
Das Leben von Dolph Springer (Jack Plotnick, "Gods and Monsters") entwickelt sich nicht gerade vorteilhaft: Erst vor kurzem hat er seinen Job verloren; sein Gärtner Victor (Éric Judor, "Barfuß") enthüllt ihm, daß sich die Palme in seinem Garten über Nacht aus unerfindlichen Gründen in eine Kiefer verwandelt hat (und Dolph kann Kiefern nicht ausstehen); die attraktive Emma (Alexis Dziena, "Broken Flowers") steht vor seinem Haus und erklärt Dolph, daß sie ihren Ehegatten für ihn verlassen habe und nun bei ihm einziehe – was schon schräg genug wäre, wenn Dolph die junge Frau wenigstens kennen würde. Tut er aber nicht. Mit Abstand am schlimmsten ist jedoch, daß Dolphs einziger echter Freund, sein über alles geliebter Hund Paul, über Nacht spurlos verschwunden ist. Doch dann erhält er eine Nachricht von einem Master Chang (William Fichtner, "The Dark Knight"), der mit Dolph über Paul reden will ...

Kritik:
Keine Frage: "Wrong" ist schon ein sehr spezielles Vergnügen. Bereits mit seinen vorherigen Spielfilmen "Nonfilm", "Steak" und "Rubber" – über einen menschenmordenden Autoreifen! – sorgte der Franzose Quentin Dupieux bei seinen wenigen Zuschauern für viel Verwirrung, aber auch einiges an Erheiterung. Und unter dem Künstlernamen "Mr. Oizo" eroberte er mit dem House-Song "Flat Beat" 1999 sogar die weltweiten Musikcharts. Man weiß also: Wenn es etwas Neues von Monsieur Dupieux gibt, dann wird das zwar nicht automatisch gut, aber auf jeden Fall sehr interessant und sehenswert. Im Vergleich zu "Rubber" gibt sich die Handlung von "Wrong" zwar beinahe konventionell – ein Hundebesitzer auf der Suche nach seinem verschwundenen Liebling, das klingt nicht wirklich nach aufregendem Kinostoff. Aber natürlich sind wieder so viele verrückte Ideen und surreale Bildkompositionen eingebaut, daß am Ende ein typischer Dupieux dabei herauskommt. Das ist spannend, aber auch sehr anstrengend.
In seinen besten Momenten erinnert "Wrong" mit seiner konsequenten Pointenverweigerung an eine Mischung aus Monty Python, Charlie Kaufman ("Being John Malkovich") und Luis Buñuel ("Das Gespenst der Freiheit"). Wenn Dolph etwa seinen ehemaligen Arbeitsplatz betritt, der sich als ein tristes Großraumbüro herausstellt, in dem es aus unerfindlichen Gründen ständig regnet, ohne daß irgendeiner der Angestellten das auch nur im entferntesten für merkwürdig zu halten scheint, dann ist das absurde Komik vom Feinsten und einfach ein tolles Bild. Leider kommen solche Highlights aber nur in relativ großen Abständen vor. Zwischendurch gibt es zwar häufig etwas zum Schmunzeln, aber auch immer wieder ziemlichen Leerlauf und etliche (Nicht-)Gags, die nicht so richtig funktionieren. Dupieuxs Versuch, seinen Nonsens-Humor in eine simple, aber – ganz wie bei Luis Buñuel – sehr ernsthaft erzählte Story einzubetten, funktioniert insgesamt recht ordentlich, aber nicht hundertprozentig. Zumindest meiner Ansicht nach, aber wie kaum anders zu erwarten war, gab es beim Publikum der Vorführung beim Fantasy Filmfest sehr konträre Reaktionen, die das komplette Spektrum von "Meisterwerk" bis "totaler Mist" abdeckten.
Eine Stärke von "Wrong" sind auf jeden Fall die zahlreichen Figuren, die in ihrer kollektiven Durchgeknalltheit frei von Klischees sind, dafür aber sehr interessant und unkonventionell. Abgesehen vielleicht vom naiven Dolph, der, von Jack Plotnick souverän verkörpert, als relativer Normalo durch Quentin Dupieuxs verrückte Welt wandelt und einfach nur seinen geliebten Hund wiederfinden will. Womit er in gewisser Weise ein Gegenentwurf zur Titelfigur von Tim Burtons Frühwerk "Pee-wees irre Abenteuer" ist, die auf einer ganz ähnlichen Mission ist (mit einem Fahrrad als Objekt der Begierde), dabei aber selbst extrem schräg rüberkommt. Die Gestalten, auf die Dolph auf seiner verzweifelten Suche trifft, sind für ihn nicht wirklich hilfreich, für das Publikum dafür sehr unterhaltsam. Da wäre beispielsweise der Hunde-Detektiv Ronnie (Steve Little) mit seinen bahnbrechenden Ermittlungsmethoden (die ziemlich viel mit Hundekot zu tun haben ...) oder die attraktive, aber unfaßbar doofe Emma (Alexis Dziena), die Dolph noch mehr Probleme bereitet, die er wirklich nicht gebrauchen kann. Schräges Highlight des Ensembles ist aber ohne Frage der mysteriöse Master Chang, von William Fichtner mit offensichtlicher Spielfreude höchst merkwürdig und (zumindest in der Originalfassung) mit einem seltsamen, wohl pseudo-asiatischen Akzent verkörpert, dessen genaue Motivation für sein Auftauchen in Dolphs Leben ich lieber nicht spoilern will; sie ist aber definitiv denkwürdig.
Diese wilde Kombination aus skurrilen Charakteren, surrealistisch-nihilistischer Handlung und phantasievoller Bildsprache (Multitalent Dupieux zeichnet nicht nur für Regie, Drehbuch und Musik verantwortlich, sondern auch für Kamera und Schnitt) sorgt dafür, daß man "Wrong" nicht so schnell vergessen wird. Aber wie gesagt: Man braucht ein recht aufgeschlossenes Humorverständnis, um Dupieuxs Film wirklich goutieren zu können ...

Fazit: "Wrong" ist eine experimentelle schwarze Komödie, die aus einer simplen Prämisse ein zutiefst seltsames, absurdes Kinoabenteuer mit schrägen Figuren und einem sehr speziellen Humor entwickelt, der viele Zuschauer eher verstören dürfte.

Wertung: 6,5 Punkte.


1 Kommentar:

  1. Ach, endlich habe ich mal noch einen Blogger gefunden, der FFF-Gänger ist! :) Letztes Jahr war ich nur in wenigen Filmen, aber in Wrong war ich auch: http://singendelehrerin.wordpress.com/2013/09/06/fantasy-filmfest-2013-fff-wrong-quentin-dupieux-usaf-2012/

    Du hast sicherlich Recht, dass dieser sehr spezielle Humor viele Zuschauer eher verstören dürfte - ich habe mich aber köstlich amüsiert!

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