Regie und Drehbuch:
Quentin Dupieux, Musik: Tahiti Boy und Mr. Oizo
Darsteller: Jack Plotnick,
William Fichtner, Alexis Dziena, Éric Judor, Steve Little, Arden Myrin, Mark
Burnham, Regan Burns
Rotten Tomatoes: 65%
(6,1); weltweites Einspielergebnis: $0,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 93
Minuten.
Das Leben von Dolph Springer (Jack
Plotnick, "Gods and Monsters") entwickelt sich nicht gerade
vorteilhaft: Erst vor kurzem hat er seinen Job verloren; sein Gärtner Victor (Éric
Judor, "Barfuß") enthüllt ihm, daß sich die Palme in seinem Garten
über Nacht aus unerfindlichen Gründen in eine Kiefer verwandelt hat (und Dolph kann Kiefern nicht ausstehen); die attraktive
Emma (Alexis Dziena, "Broken Flowers") steht vor seinem Haus und
erklärt Dolph, daß sie ihren Ehegatten für ihn verlassen habe und nun bei ihm
einziehe – was schon schräg genug wäre, wenn Dolph die junge Frau wenigstens
kennen würde. Tut er aber nicht. Mit Abstand am schlimmsten ist jedoch, daß
Dolphs einziger echter Freund, sein über alles geliebter Hund Paul, über Nacht spurlos verschwunden ist. Doch dann
erhält er eine Nachricht von einem Master Chang (William Fichtner,
"The Dark Knight"), der mit Dolph über Paul reden will ...
Kritik:
Keine Frage:
"Wrong" ist schon ein sehr spezielles Vergnügen. Bereits mit seinen
vorherigen Spielfilmen "Nonfilm", "Steak" und
"Rubber" – über einen menschenmordenden Autoreifen! – sorgte der
Franzose Quentin Dupieux bei seinen wenigen Zuschauern für viel Verwirrung,
aber auch einiges an Erheiterung. Und unter dem Künstlernamen "Mr.
Oizo" eroberte er mit dem House-Song "Flat Beat" 1999 sogar die
weltweiten Musikcharts. Man weiß also: Wenn es etwas Neues von Monsieur Dupieux
gibt, dann wird das zwar nicht automatisch gut, aber auf jeden Fall sehr
interessant und sehenswert. Im Vergleich zu "Rubber" gibt sich die
Handlung von "Wrong" zwar beinahe konventionell – ein Hundebesitzer
auf der Suche nach seinem verschwundenen Liebling, das klingt nicht wirklich
nach aufregendem Kinostoff. Aber natürlich sind wieder so viele verrückte Ideen
und surreale Bildkompositionen eingebaut, daß am Ende ein typischer Dupieux
dabei herauskommt. Das ist spannend, aber auch sehr anstrengend.
In seinen besten Momenten
erinnert "Wrong" mit seiner konsequenten Pointenverweigerung an eine
Mischung aus Monty Python, Charlie Kaufman ("Being John Malkovich")
und Luis Buñuel ("Das Gespenst der Freiheit"). Wenn Dolph etwa seinen
ehemaligen Arbeitsplatz betritt, der sich als ein tristes Großraumbüro herausstellt, in dem es
aus unerfindlichen Gründen ständig regnet, ohne daß irgendeiner der
Angestellten das auch nur im entferntesten für merkwürdig zu halten scheint,
dann ist das absurde Komik vom Feinsten und einfach ein tolles Bild. Leider
kommen solche Highlights aber nur in relativ großen Abständen vor.
Zwischendurch gibt es zwar häufig etwas zum Schmunzeln, aber auch immer wieder
ziemlichen Leerlauf und etliche (Nicht-)Gags, die nicht so richtig funktionieren.
Dupieuxs Versuch, seinen Nonsens-Humor in eine simple, aber – ganz wie
bei Luis Buñuel – sehr ernsthaft erzählte Story einzubetten, funktioniert insgesamt
recht ordentlich, aber nicht hundertprozentig. Zumindest meiner Ansicht nach,
aber wie kaum anders zu erwarten war, gab es beim Publikum der Vorführung beim
Fantasy Filmfest sehr konträre Reaktionen, die das komplette Spektrum von
"Meisterwerk" bis "totaler Mist" abdeckten.
Eine Stärke von
"Wrong" sind auf jeden Fall die zahlreichen Figuren, die in ihrer kollektiven
Durchgeknalltheit frei von Klischees sind, dafür aber sehr interessant und
unkonventionell. Abgesehen vielleicht vom naiven Dolph, der, von Jack Plotnick
souverän verkörpert, als relativer Normalo durch Quentin Dupieuxs verrückte Welt
wandelt und einfach nur seinen geliebten Hund wiederfinden will. Womit er in gewisser Weise ein Gegenentwurf zur Titelfigur von Tim Burtons Frühwerk "Pee-wees irre Abenteuer" ist, die auf einer ganz ähnlichen Mission ist (mit einem Fahrrad als Objekt der Begierde), dabei aber selbst extrem schräg rüberkommt. Die Gestalten,
auf die Dolph auf seiner verzweifelten Suche trifft, sind für ihn nicht wirklich hilfreich, für das
Publikum dafür sehr unterhaltsam. Da wäre beispielsweise der Hunde-Detektiv
Ronnie (Steve Little) mit seinen bahnbrechenden Ermittlungsmethoden (die
ziemlich viel mit Hundekot zu tun haben ...) oder die attraktive, aber unfaßbar
doofe Emma (Alexis Dziena), die Dolph noch mehr Probleme bereitet, die er wirklich nicht gebrauchen kann. Schräges
Highlight des Ensembles ist aber ohne Frage der mysteriöse Master Chang, von
William Fichtner mit offensichtlicher Spielfreude höchst merkwürdig und (zumindest in der
Originalfassung) mit einem seltsamen, wohl pseudo-asiatischen Akzent verkörpert, dessen genaue
Motivation für sein Auftauchen in Dolphs Leben ich lieber nicht spoilern will;
sie ist aber definitiv denkwürdig.
Diese wilde Kombination aus
skurrilen Charakteren, surrealistisch-nihilistischer Handlung und phantasievoller
Bildsprache (Multitalent Dupieux zeichnet nicht nur für Regie, Drehbuch und
Musik verantwortlich, sondern auch für Kamera und Schnitt) sorgt dafür,
daß man "Wrong" nicht so schnell vergessen wird. Aber wie gesagt: Man
braucht ein recht aufgeschlossenes Humorverständnis, um Dupieuxs Film wirklich
goutieren zu können ...
Fazit: "Wrong" ist eine experimentelle
schwarze Komödie, die aus einer simplen Prämisse ein zutiefst seltsames,
absurdes Kinoabenteuer mit schrägen Figuren und einem sehr speziellen Humor
entwickelt, der viele Zuschauer eher verstören dürfte.
Wertung: 6,5 Punkte.
Wertung: 6,5 Punkte.
Ach, endlich habe ich mal noch einen Blogger gefunden, der FFF-Gänger ist! :) Letztes Jahr war ich nur in wenigen Filmen, aber in Wrong war ich auch: http://singendelehrerin.wordpress.com/2013/09/06/fantasy-filmfest-2013-fff-wrong-quentin-dupieux-usaf-2012/
AntwortenLöschenDu hast sicherlich Recht, dass dieser sehr spezielle Humor viele Zuschauer eher verstören dürfte - ich habe mich aber köstlich amüsiert!