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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 23. August 2013

TAFFE MÄDELS (2013)

Originaltitel: The Heat
Regie: Paul Feig, Drehbuch: Katie Dippold, Musik: Michael Andrews
Darsteller: Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Demián Bichir, Michael Rapaport, Marlon Wayans, Tom Wilson, Jane Curtin, Michael Tucci, Spoken Reasons, Dan Bakkedahl, Michael McDonald, Tony Hale, Nathan Corddry, Kaitlin Olson, Paul Feig
The Heat
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 66% (6,2); weltweites Einspielergebnis: $229,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 118 Minuten

Die FBI-Agentin Sarah Ashburn (Sandra Bullock, "Extrem Laut & Unglaublich Nah") aus New York ist intelligent, hochprofessionell, stets überkorrekt und verdammt gut in ihrem Job. Da sie das auch stets raushängen läßt, ist sie außerdem extrem unbeliebt bei ihren Kollegen. Das hat sie mit der übergewichtigen, ruppigen und lustvoll auf jegliche Vorschriften pfeifenden Bostoner Polizistin Shannon Mullins (Melissa McCarthy, "Brautalarm") gemeinsam, mit der sie auf der Jagd nach einem skrupellosen Drogenbaron auf Befehl ihres Chefs (Demián Bichir, "Savages") zusammenarbeiten muß. Was weder Ashburn noch Mullins behagt, da ihre Unbeliebtheit und ihr Talent bei der Verbrecherjagd so ziemlich das einzige sind, das sie vereint. Doch als Mullins' auf die schiefe Bahn geratener Bruder Jason (Michael Rapaport, "Copland") ins Visier der Kriminellen gerät, kombinieren die beiden ungleichen Gesetzeshüterinnen ihre Talente, um dem mysteriösen Drogenboß endgültig das Handwerk zu legen ...

Kritik:
Melissa McCarthy hat in den vergangenen Jahren trotz ihres – für Hollywood-Verhältnisse – bereits fortgeschrittenen Alters (sie ist Jahrgang 1970) einen recht erstaunlichen Karrieresprung hingelegt. Bis 2010 war sie eigentlich nur als sympathische Nebendarstellerin der Kultserie "Gilmore Girls" und aus diversen weiteren TV-Gastauftritten bekannt. Dann folgte ihre erste Serienhauptrolle in "Mike & Molly", die in den USA auf Anhieb ein Hit wurde und McCarthys Bekanntheit weiter steigerte. Den endgültigen Durchbruch zum Comedystar bedeutete dann 2011 Paul Feigs weibliche "Hangover"-Version "Brautalarm". Theoretisch ein Ensemblestück, stahl McCarthy ihren durchaus hochkarätigen Partnerinnen in der derben Komödie problemlos die Schau und wurde sogar für einen OSCAR nominiert. Und Regisseur Feig war offenbar so angetan von McCarthys Leistung, daß er sie in seinem nächsten Film, einem weiblichen Buddy-Movie, prompt zur Co-Hauptdarstellerin neben der OSCAR-Gewinnerin Sandra Bullock machte. Natürlich wurde auch "Taffe Mädels" zum Hit, was angesichts der hohen Gagdichte kaum verwundert. Auch wenn der Film keineswegs frei von Schwächen ist.

Daß Klassiker des Cop-Buddy-Movies der 1980er Jahre wie "Lethal Weapon" oder "Nur 48 Stunden" für "Taffe Mädels" Pate standen, läßt sich nicht übersehen. Und eigentlich wundert man sich, warum es rund 30 Jahre gedauert hat, bevor jemand auf die Idee kam, das bewährte Konzept der scheinbar komplett unterschiedlichen Gesetzeshüter, die sich im Kampf gegen die Kriminalität zusammenraufen müssen, mit Frauen auszuprobieren. Vermutlich sagt das auch einiges über Hollywood aus, das das weibliche Zuschauerpotential vor allem in den Sommer-Blockbuster-Monaten konsequent ignoriert. "Taffe Mädels" funktioniert jedenfalls wunderbar, da Sandra Bullock und Melissa McCarthy sichtlich Spaß an ihren Rollen haben und zudem eine wunderbare Leinwandchemie entwickeln.

Bullock ist es dabei hoch anzurechnen, daß sie uneitel ihrer polternden Partnerin die besten Gags überläßt, deren regelmäßig mit Verve vorgetragene phantasievolle Schimpfkanonaden – egal ob in der wohl witzigsten Szene des Films gegen ihren von Tom Wilson aus "Zurück in die Zukunft" verkörperten, bemitleidenswerten Vorgesetzten, gegen flüchtende Kleinkriminelle oder gegen ihre sehr schrullige Familie – für zahllose Lacher im Publikum sorgen. Bullock überläßt in ihrer steifen, etwas an "Miss Undercover" erinnernden Rolle McCarthy die Führung, nur um zwischendurch immer wieder für fein getimte Humor-Nadelstiche zu sorgen. Eine hervorragende Kombination, die ihren Zweck dank vieler gut geschriebener Gags und Dialoge absolut erfüllt. Echte Tiefe entwickeln ihre Figuren zwar nicht, aber für eine Komödie sind sie zumindest recht glaubwürdig gezeichnet.

Unglücklicherweise ist das Drehbuch von Katie Dippold (die sonst vor allem für die TV-Serie "Parks and Recreation" schreibt) jedoch nicht in jeder Hinsicht so gelungen. Ihre Vorliebe für die besagten 1980er Jahre-Klassiker ist offenbar so groß, daß sie gar nicht auf den Gedanken kam, eine auch nur ansatzweise eigenständige Handlung zu entwickeln. Die Jagd auf einen Drogenbaron, die natürlich auch Kompetenzstreitigkeiten mit anderen Bundesbehörden und einen Verräter in den eigenen Reihen beinhaltet, mag vor einigen Jahrzehnten noch halbwegs originell gewesen sein, im Jahr 2013 ist sie in der Form, wie sie hier präsentiert wird, einfach nur abgestanden. Wenn es wenigstens ein paar Variationen der altbekannten Handlungsmuster gäbe, dann könnte man es ja noch als Hommage durchgehen lassen, aber so sind Story, Figurenkonstellation und Handlungsverlauf einfach nur einfallslos (weshalb auch die Identität des Verräters unschwer zu erraten ist). Dabei wird die Handlung noch nicht einmal wirklich konsequent vorangetrieben und es mangelt auch an einem überzeugenden Bösewicht (zumal diejenigen, die vorkommen, sich teilweise reichlich dämlich anstellen). Es wirkt oft eher so, als würde sich der Plot von einer Gelegenheit für die beiden Hauptdarstellerinnen, ihr komisches Talent auszuspielen, zur nächsten hangeln, selbst wenn einige dieser Szenen dramaturgisch absolut überflüssig sind.

Da Bullock und McCarthy so enthusiastisch aufspielen, kann man darob zwar nicht einmal richtig böse sein, dennoch bleibt festzuhalten: Mit einer etwas originelleren und durchdachteren Handlung hätte "Taffe Mädels" ein richtig guter Film werden können. So ist er "nur" ein eher mittelmäßiger Film, der dank seiner beider Hauptdarstellerinnen und zahlreicher witziger Gags deutlich unterhaltsamer ist, als er es eigentlich sein dürfte.

Fazit: Der abgestandene Kriminalplot löst wenig Begeisterung aus, aber als weibliche Variante der Buddy-Movies der 1980er Jahre ist "Taffe Mädels" dank hoher Gagfrequenz und zweier gut aufgelegter Protagonistinnen sehr amüsant geraten.

Wertung: 7,5 Punkte.


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