Regie:
Shane Black, Drehbuch: Drew Pearce und Shane Black, Musik: Brian Tyler
Darsteller:
Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Don Cheadle, Sir Ben Kingsley, Guy Pearce,
Rebecca Hall, James Badge Dale, Ty Simpkins, William Sadler, Jon Favreau,
Miguel Ferrer, Stephanie Szostak, Dale Dickey, Shaun Toub, Stan Lee
Nach den spektakulären Ereignissen in New York (geschildert
in "The Avengers") ist Tony Stark (Robert Downey Jr.) alias Iron Man traumatisiert. Er
kann einfach nicht schlafen, und wenn er doch endlich vor Erschöpfung einnickt,
plagen ihn Alpträume. Deshalb stürzt sich Tony alleine in die Arbeit in seinem
Labor, wo er einen Anzug-Prototyp nach dem nächsten entwickelt, während seine
Freundin Pepper (Gwyneth Paltrow, "Die Royal Tenenbaums") sich trotz der Sorgen um ihn um die Geschäfte
von Stark Industries kümmert. Auch als ein mysteriöser Terrorist namens
Mandarin (Sir Ben Kingsley, "Hugo Cabret") die USA mit blutigen Anschlägen provoziert, läßt
sich Tony zunächst nicht von seiner Arbeit abhalten – schließlich gibt es ja
noch seinen Freund Colonel Rhodes (Don Cheadle, "The Guard"), der unter seinem neuen Namen
"Iron Patriot" die Jagd nach dem Mandarin aufnimmt. Außerdem wollen
US-Regierung und -Militär nach dem von den Avengers in New York abgewehrten Alienangriff sowieso beweisen, daß sie sehr wohl auch noch mit (irdischen)
Bedrohungen umgehen können. Doch dann gerät Tonys Ex-Bodyguard Happy Hogan (Jon
Favreau), inzwischen Sicherheitschef bei Stark Industries, in einen
Anschlag des Mandarin und wird schwer verletzt, was Tony sehr persönlich nimmt
...
Kritik:
Das ist er also: Der erste Solofilm aus Marvels
"Avengers"-Superhelden-Filmreihe seit dem Megablockbuster "The
Avengers", dem nach Einspielergebnis (nicht inflationsbereinigt)
dritt-erfolgreichsten Film aller Zeiten. Der zweite Zyklus des Marvel-Filmuniversums
– der im Frühjahr 2015 in "The Avengers 2" kulminieren wird – beginnt
also folgerichtig mit Tony Stark, nachdem die erste Phase nach den mäßig
erfolgreichen "Hulk" und "Der unglaubliche Hulk" mit
"Iron Man" erst so richtig Fahrt aufgenommen hatte. "Iron Man
3" ist demnach so eine Art Neubeginn, entsprechend macht es durchaus Sinn,
daß es in diesem Film einige Neuerungen gibt. Jon Favreau, Regisseur der ersten
beiden Geschichten rund um Tony Stark, ist nur noch als Nebendarsteller mit von
der Partie, an seiner Stelle hat Shane Black die Verantwortung hinter der Kamera übernommen. Und der läßt
es richtig krachen, indem er die bekannten "Iron Man"-Stärken mit
seinen Erfahrungen als Autor und/oder Regisseur ebenso humorvoller wie
actionreicher Buddy-Movies wie "Lethal Weapon" oder "Kiss Kiss
Bang Bang" in Einklang bringt.
Die Handlung von "Iron Man 3" knüpft erfreulich
nahtlos an "The Avengers" an. Tony Stark ist von seinen Erlebnissen
sichtlich gezeichnet, was schnell wieder daran erinnert, warum Iron Man oft als
menschlichster Superheld der Avengers-Filmreihe bezeichnet wird (einmal davon
abgesehen, daß Thor sowieso kein Mensch ist ...) und deshalb auch der populärste
ist. Robert Downey Jr., der in seinem Leben ja selbst mehr als genug
Erfahrungen mit Höhen und Tiefen gemacht hat, bringt diese innere Zerrissenheit
einmal mehr hervorragend zur Geltung, ohne dabei je seinen typischen,
spitzbübischen Lausejunge-Charme zu verlieren. Doch dieses Mal scheint er einen
ebenbürtigen Gegenspieler gefunden zu haben, denn der Mandarin – eine echte
Paraderolle für den äußerst spielfreudigen Sir Ben Kingsley, die allerdings zum
Ärger der Hardcore-Fans offenbar nicht mehr viel mit der Comicvorlage gemein
hat – trifft Tony genau dort, wo es ihm richtig wehtut. Und er hat tatkräftige
Unterstützung in Person des Wissenschaftlers Aldrich Killian (Guy Pearce,
"L.A. Confidential"), der einst von Tony beiläufig gedemütigt wurde
und so dafür sorgt, daß "Iron Man 3" in beide Richtungen als
Rachestory funktioniert.
Der Figurenzeichnung wird in den ersten zwei Akten des
übrigens in der Vorweihnachtszeit spielenden 130-Minuten-Werks für
Blockbuster-Verhältnisse erfreulich viel Platz eingeräumt – auch wenn das daraus
wiederholt resultierende relativ niedrige Erzähltempo vermutlich nicht jedem
Actionjunkie gefallen wird. Es geht in diesem Film lange Zeit mehr um Tony
Stark als um Iron Man, was einerseits, wie gesagt, die Menschlichkeit dieser
Figur betont, andererseits aber auch klarmacht, daß Tony mit seinem
Superhelden-Alter Ego noch immer nicht ganz im Reinen ist. Nach einem ersten
Action-Höhepunkt verschlägt es Tony auf seiner Spurensuche in die amerikanische
Provinz, wo er mit der Hilfe eines kleinen Jungen (Ty Simpkins,
"Insidious") weiterkommt und zugleich von diesem lernt, mit seinen
Schwächen außerhalb des Anzugs umzugehen. In dieser äußerst vergnüglichen Phase
des Films kommen Shane Blacks Stärken in Sachen schlagfertige Dialoge besonders
gut zum Tragen.
Leider wartet der finale Akt zwar mit dem erwarteten
großartigen Action-Showdown auf, läßt aber in Sachen Handlung einiges
vermissen. So gut die Figurenzeichnung vor allem von Tony, aber auch seinen
Freunden und Verbündeten lange Zeit funktioniert und so unvorhergesehen, aber
keineswegs unlogisch die zahlreichen unerwarteten Wendungen daherkommen, so
sehr flacht die letzte halbe Stunde inhaltlich ab. Vor allem die Bösewichte,
wiewohl hervorragend gespielt (neben Kingsley und Pearce beeindruckt auch James
Badge Dale aus "Shame" als Killians Handlanger Savin), lassen echten Tiefgang vermissen,
auch eine wirklich überzeugende Motivation für ihre Taten, die über reine
Alibiklischees hinausginge, fehlt. Besonders augenfällig ist dies bei der
ambivalent angelegten Nebenfigur der brillanten Wissenschaftlerin Maya Hansen (Rebecca
Hall, "Vicky Cristina Barcelona"), die für Killian arbeitet, aber auch mit Tony befreundet ist. Lange Zeit
weiß man nicht, wo genau sie in dieser Geschichte steht – und als man es dann
erfährt, ist die psychologische Herleitung ziemlich unbefriedigend. Was aber
auch schon wieder egal ist, weil sie anschließend kaum noch eine Rolle spielt.
Es ist einfach schade, wie offensichtlich das vergeudete Potential etlicher
Personen in "Iron Man 3" ist, zumal man problemlos den Actiongehalt ein
wenig hätte verringern und die gewonnene Zeit für die Ausmerzung genau dieser
Schwächen nutzen können. Aber ein 3D-Superhelden-Spektakel muß
heutzutage wohl einfach überreichlich Krachbumm beinhalten, ganz gleich, ob es in
diesem Ausmaß wirklich notwendig oder sinnvoll ist oder eben nicht.
Apropos: Die 3D-Qualität von "Iron Man 3" ist
hervorragend und gehört für mich sogar zum Besten, das ich bislang gesehen
habe – soweit ich als Techniklaie das beurteilen kann, zumal ja immer auch die Qualität der Projektion im jeweiligen Kino eine Rolle spielt. Dennoch kann ich denjenigen, die die Wahl zwischen der 3D- und der
günstigeren 2D-Version haben, nicht eindeutig zu ersterer raten. Zwar ist die
Tiefenschärfe beeindruckend, wodurch das Gezeigte ungemein natürlich wirkt, und
es gibt nur ganz selten leichte Unschärfen, wie sie in vielen anderen
3D-Filmen immer noch reichlich vorkommen; aber im Grunde genommen reicht die 2D-Version vollkommen
aus. Selbst in den Actionszenen fällt die Dreidimensionalität nicht wirklich
auf, Pop-Out-Effekte gibt es (nach Meinung des Rezensenten: dankenswerterweise)
überhaupt nicht. Dafür ist der rockige Soundtrack von Brian Tyler (anders als in den ersten beiden Filmen übrigens ohne AC/DC-Song) sehr
gelungen.
Robert Downey Jr. ließ zuletzt in Interviews wiederholt
anklingen, daß "Iron Man 3" sein letzter Solo-Auftritt als Tony Stark
sein könnte. Ob es tatsächlich so kommt, werden wir wohl erst in einigen Jahren
erfahren (ein vierter Teil dürfte frühestens 2016 kommen), aber falls ja,
dann wäre das Ende dieses Films auf jeden Fall ein runder Abschluß für die
Trilogie, der aber genügend Möglichkeiten für eventuelle Fortsetzungen
offenläßt. In "The Avengers 2" und "The Avengers 3" wird Downey Jr. seine Paraderolle aber definitiv wieder aufnehmen.
Fazit: "Iron Man 3" durchlebt im Vergleich
zu den beiden Vorgängern mit neuem Regisseur und Autor eine deutliche
Stiländerung, die sicherlich nicht jedem gefällt (vor allem Fans der
Comicvorlage scheinen ihre Probleme damit zu haben) – für sich genommen ist er
jedoch eine äußerst humorvolle, wenn auch etwas oberflächliche Actionkomödie mit
toller Besetzung und schlagfertigen Dialogen, die allerdings unter einer
unausgewogenen Figurenzeichnung und einer nicht ganz sauber zu Ende gebrachten
Handlung leidet.
Wertung: 8 Punkte.
P.S.: Der Vollständigkeit halber soll nicht unerwähnt bleiben, daß es
nach dem Abspann eine zusätzliche Szene mit prominentem Cameo gibt. Man sollte
meinen, es hätte sich inzwischen herumgesprochen, daß das bei (fast) allen
Avengers-Filmen der Fall ist, aber bei meinem Kinobesuch haben geschätzt 90%
der Zuschauer die Szene verpaßt ...
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