Regie: Julie Taymor, Drehbuch: Dick Clement und Ian La
Frenais, Musik: Elliot Goldenthal
Darsteller: Evan Rachel Wood, Jim Sturgess, Joe Anderson,
Dana Fuchs, T.V. Carpio, Martin Luther McCoy, Spencer Liff, Robert Clohessy, Linda
Emond, Jacob Pitts, Logan Marshall-Green, Lynn Cohen, Salma Hayek, Bono, Joe
Cocker, Eddie Izzard, Harry Lennix, Dylan Baker, Bill Irwin
Ende der 1960er Jahre: Der junge Liverpooler Werftarbeiter Jude (Jim Sturgess,
"Cloud Atlas") hat genug von seinem geregelten, aber eher trostlosen
Leben in England und heuert auf einem Kohlendampfer an, um seinen Vater (Robert
Clohessy aus TV-Serien wie "Blue Bloods" und "Boardwalk Empire")
in den USA zu besuchen, der in New Jersey an der Princeton University als Hausmeister
arbeitet und nicht weiß, daß er einen Sohn hat. Zufällig trifft Jude auf dem
Unigelände auf den den hitzköpfigen Studenten Max (Joe Anderson, "The Grey") und verliebt sich in dessen Schwester Lucy (Evan Rachel Wood,
"Whatever Works"). Gemeinsam machen sich die drei auf nach New York,
wo sie mit einigen Gleichgesinnten in einer Künstler-WG wohnen und ein
glückliches Leben führen. Zumindest solange, bis Max von der Armee für den Dienst im Vietnam-Krieg
eingezogen wird ...
Kritik:
"Across the Universe" von der OSCAR-nominierten
"Frida"-Regisseurin Julie Taymor erinnert nicht nur auf den ersten
Blick stark an Milos Formans Broadway-Musical-Adaption "Hair" aus dem
Jahr 1979 – nur daß die (leider ziemlich klischeehafte) Handlung rund um
kiffende Hippies, Friedensaktivisten und Vietnam-Krieg statt von Rockmusik von insgesamt
33 Beatles-Songs begleitet und vorangetrieben wird. Dabei ist die erste Stunde
des Films ein absoluter Traum. Die zahlreichen Musical-Nummern sind ebenso grandios wie phantasievoll
arrangiert, teilweise phänomenal choreographiert (mein Favorit: "Let me
hold your hand" während eines Football-Trainings!) und von den zur Zeit
der Dreharbeiten noch überwiegend unbekannten Darstellern mitreißend und mit
Verve vorgetragen.
Doch dann folgt ein radikaler Stimmungsumschwung. Es ist klar, daß ein in den 1960er Jahren spielender Film mit der thematischen Ausrichtung von "Across the Universe" die umwälzenden gesellschaftlichen Strömungen dieser Zeit nicht einfach ignorieren kann. Aber man kann es auch übertreiben, und das tut Taymors Werk meiner Ansicht nach eindeutig. Die zweite Stunde des Films ist über weite Strecken dermaßen düster und schwermütig gehalten, daß man als Zuschauer fast schon in Depressionen verfällt. Zugegeben, die Musical-Nummern sind weiterhin hervorragend in Szene gesetzt und werden dabei immer bizarrer und psychedelischer, was ja im Grunde genommen prima zu dieser Ära paßt. Allerdings werden dafür etliche weniger bekannte und eher schwer zugängliche Songs der Beatles verwendet. Grundsätzlich ist das ja nicht schlecht, aber wenn ein Beatles-Musical dafür sogar auf "Yellow submarine" verzichtet, obwohl sich dieses Lied doch perfekt in die psychedelische Stimmung einfügen würde, dann läuft in meinen Augen irgendetwas falsch (mit "Yesterday", "Help!" und "Michelle" fehlen übrigens weitere Songs, die eigentlich unverzichtbar erscheinen).
Auch wird nun zunehmend offenbar, daß die Geschichten einiger in der ersten Stunde noch so liebevoll eingeführter Figuren wie der lesbischen Prudence (T.V. Carpio, "Ohne Limit") entweder gar nicht oder nur alibimäßig weiter vorangetrieben werden. Hier gibt es definitiv jede Menge verschenktes erzählerisches Potential zu beklagen. Immerhin kommen Stars wie Joe Cocker, Bono oder Salma Hayek zu unterhaltsamen Gastauftritten, doch das nagende Gefühl der Enttäuschung darüber, daß die Qualität der ersten Filmhälfte nicht gehalten werden kann, können die auch nicht nachhaltig überspielen.
Erst im versöhnlichen Finale, das ein erwartbares, im besten Sinne
zuckersüßes, aber auch recht überhastet herbeigeführtes Happy-End liefert,
knüpft "Across the Universe" wieder ansatzweise an die anfänglichen
Stärken an. Die Leistungen der
Jungdarsteller in den zentralen Rollen sind zudem aller Ehren wert. Jim Sturgess und
Evan Rachel Wood harmonieren als potentielles Liebespaar gut, aber auch
Joe Anderson und die hauptberuflichen Sänger Dana Fuchs ("Der Sezierer"), Martin Luther McCoy und T.V. Carpio sorgen mit ihrem
unübersehbaren Enthusiasmus dafür, daß es eine wahre Freude ist, ihr buntes Treiben zu verfolgen.
Ein spezielles Problem der deutschen Fassung ist übrigens die nicht wirklich nachvollziehbare Inkonsequenz bei den Untertiteln. Zu Beginn werden die Songs noch zuverlässig deutsch untertitelt, was durchaus Sinn ergibt, da die Handlung einigermaßen mit den Liedtexten korrespondiert. Je länger der Film jedoch dauert, desto sporadischer kommen die Untertitel zum Zuge, bis sie irgendwann fast vollständig wegfallen. Das macht beinahe den Eindruck, als wäre den dafür Zuständigen das Geld oder die Zeit ausgegangen und wirkt auf jeden Fall höchst unprofessionell (auch wenn es für das Verständnis des Films absolut nicht entscheidend ist).
Ein spezielles Problem der deutschen Fassung ist übrigens die nicht wirklich nachvollziehbare Inkonsequenz bei den Untertiteln. Zu Beginn werden die Songs noch zuverlässig deutsch untertitelt, was durchaus Sinn ergibt, da die Handlung einigermaßen mit den Liedtexten korrespondiert. Je länger der Film jedoch dauert, desto sporadischer kommen die Untertitel zum Zuge, bis sie irgendwann fast vollständig wegfallen. Das macht beinahe den Eindruck, als wäre den dafür Zuständigen das Geld oder die Zeit ausgegangen und wirkt auf jeden Fall höchst unprofessionell (auch wenn es für das Verständnis des Films absolut nicht entscheidend ist).
Fazit: "Across the Universe" ist ein
Beatles-Musical, das vor allem mit einigen herausragenden Song-Inszenierungen
und begeisterungsfähigen, unverbrauchten Hauptdarstellern überzeugt, durch
mangelnde inhaltliche Kohärenz und eine phasenweise allzu klischeehafte Story
aber sein gewaltiges Potential nicht genügend ausschöpfen kann.
Wertung: 7 Punkte.
Wertung: 7 Punkte.
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