Regie: Taylor Hackford, Drehbuch: John J. McLaughlin, Musik:
David Buckley
Darsteller: Jason Statham, Jennifer Lopez, Michael Chiklis,
Nick Nolte, Patti LuPone, Clifton Collins Jr., Bobby Cannavale, Emma Booth,
Wendell Pierce, Daniel Bernhardt, Billy Slaughter, Micah Hauptman, Carlos
Carrasco, Kip Gilman
Parker (Jason Statham, "The Expendables 2") ist
ein Krimineller mit Prinzipien: Er stiehlt nur von denjenigen, die sowieso
genug Geld haben, und Unschuldige dürfen nicht zu Schaden kommen. Als er
gemeinsam mit einem vierköpfigen Team, das ihm sein Schwiegervater Hurley (Nick Nolte, "Hulk")
vermittelt hat, die Einnahmen eines Vergnügungsparks in Ohio raubt, muß er
feststellen, daß seine Komplizen sich nur wenig um Parkers Prinzipien scheren –
und als er sich weigert, seinen Anteil direkt in einen nächsten, weit größeren
Raubzug zu stecken, schießen sie mehrmals auf ihn, werfen ihn aus dem Auto und
lassen den scheinbar Toten einfach liegen. Doch der unverwüstliche Parker wird
gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er sich in Rekordzeit erholt. Sein
nächstes Ziel: Rache. Mit der unwissentlichen Hilfe der attraktiven, aber
weinerlichen Immobilienmaklerin Leslie Rodgers (Jennifer Lopez) findet Parker recht
schnell heraus, welchen Coup seine verräterischen Ex-Partner im mondänen Küstenort Palm
Beach planen. Allerdings muß er auch erfahren, daß die Männer, an denen er sich
rächen will, ziemlich große Fische mit direkten Verbindungen zu einem mächtigen
Mafiaboß in Detroit sind ...
Kritik:
Auch wenn der britische Ex-Wasserspringer Jason Statham vor
allem durch seine Hauptrollen in schlichten, aber oft unterhaltsamen und
handwerklich grundsoliden Actionkrachern wie der "Transporter"- oder
der "Crank"-Reihe zum Genrestar wurde – hin und wieder versucht er
sehr wohl, sich und seine schauspielerischen Fähigkeiten in
anspruchsvolleren Filmen zu beweisen. "Snatch", "The Italian
Job" oder "Bank Job" sind gelungene Beispiele dafür,
"Parker" sollte offensichtlich ein weiteres werden. Das zeigt schon
die Tatsache, daß mit Hollywood-Veteran und OSCAR-Gewinner Taylor Hackford
("Ein Offizier und Gentleman", "Ray") ein echter Könner für
die Regie angeworben wurde. Zudem basiert der Film (lose) auf einem Roman der
beliebten "Parker"-Kriminalromanreihe von Donald E. Westlake
(veröffentlicht unter dem Pseudonym Richard Stark), die bereits Grundlage
mehrerer erfolgreicher Kinoadaptionen war. Doch an genau diesen – allen voran
John Boormans Action-Klassiker "Point Blank" mit Lee Marvin aus dem
Jahr 1967, John Flynns "Revolte in der Unterwelt" (1973) mit Robert
Duvall und Brian Helgelands "Payback" (2006) mit Mel Gibson – muß
sich "Parker" dann natürlich auch messen lessen. Und dieser Vergleich
fällt für Hackfords Film nicht sehr schmeichelhaft aus.
Denn selbst für sich genommen ist "Parker" bestenfalls ein mittelmäßiger Thriller. Zwar beginnt es mit dem Überfall auf
den Vergnügungspark recht vielversprechend, doch anschließend geht es
qualitativ fast nur noch bergab. Das fängt schon damit an, daß Parker sich
selbst von schwersten Verletzungen in Windeseile erholt – zugegeben, das ist
sozusagen eine typische Genre-Krankheit, über die man normalerweise wohlwollend
hinwegblicken könnte. Doch Parkers Selbstheilungskräfte sind dermaßen
extrem ausgeprägt, daß es schon ziemlich lächerlich ist. Für einen Film, der
sich anders als etwa "Crank" nicht als durchgeknalltes B-Movie sieht,
sondern eigentlich als seriösen Kriminal-Thriller, ist das dann doch peinlich.
Auch ansonsten dominieren Logikfehler und unglaubwürdige Verhaltensweisen
(warum zum Teufel warnt Parker seine Familienangehörigen erst dann vor
eventuellen Vergeltungsschlägen der Mafia, nachdem er seinen Rachefeldzug bereits
angetreten hat? Hätte jemand mit seiner Erfahrung und Abgebrühtheit das nicht
besser wissen müssen?). Ganz zu schweigen davon, daß der Handlungsverlauf sehr
vorhersehbar ist und damit im Lauf der immerhin zwei Stunden ziemlich langweilt. Hackford macht auch
kaum Anstalten, die Story irgendwie aufzulockern. Zaghafte Versuche, etwas
Humor einzubringen, mißlingen, stattdessen nervt der Regisseur zu Beginn mit
völlig sinnfreien Rückblenden, die zum Glück schnell im Nichts verlaufen. Hinzu
kommt, daß der finale Raubzug der Bösewichte dermaßen dilettantisch geplant
ist, daß er – zumindest in der Art, wie er in "Parker" gezeigt wird –
niemals erfolgreich sein dürfte. Kurzum: Die ganze Angelegenheit entwickelt
sich ziemlich ärgerlich.
Besonders erschreckend ist, daß Hackford, der
immerhin Louis Gossett Jr. und Jamie Foxx zu OSCARs geführt hat, hier
seine Darsteller nicht einmal ansatzweise zu Karrierebestleistungen treibt.
Statham macht seine Sache wie gewohnt ordentlich und baut zumindest ansatzweise
eine emotionale Bindung zum Publikum auf, aber ansonsten gibt es in Sachen
Schauspieler wenig Erbauliches. Jennifer Lopez, die unter der Regie von Steven
Soderbergh in "Out of Sight" bewiesen hat, zu was sie in einem Film
dieser Art fähig ist, bleibt sehr blaß, was auch an der offensichtlich
fehlenden Chemie mit Statham liegt. Während in "Out of Sight"
zwischen Lopez und George Clooney die erotischen Funken nur so sprühten,
knistert es zwischen ihr und Statham noch nicht einmal leise. Nick Noltes
Beitrag beschränkt sich im Wesentlichen darauf, erschreckend alt auszusehen, und
selbst Michael Chiklis (TV-Serie "The Shield") hat als Oberbösewicht
zwar ein paar nette Szenen, bleibt aber weit hinter seinen Möglichkeiten
zurück. Lediglich Patti LuPone ("Der einzige Zeuge", "Miss Daisy
und ihr Chaffeur") sorgt in ihrer Nebenrolle als Leslies pragmatische
Mutter für etwas Schwung. Davon abgesehen ist auch die Synchronisation nicht
allzu hilfreich, indem sie versucht, Parkers texanischen Akzent (den er für
eine Tarnung vorübergehend verwendet) ins Deutsche zu
übertragen. Das Resultat klingt erwartungsgemäß unnatürlich und albern – allerdings kann
es theoretisch natürlich sein, daß dies sogar gewollt und Stathams
Akzent in der Originalfassung ähnlich unglaubwürdig ist.
So enttäuschend das alles ist, ein Totalausfall ist
"Parker" dennoch nicht. Das liegt vor allem an den zwar eher wenigen,
jedoch routiniert inszenierten Actionszenen, in denen Statham seine
physische Präsenz und seine Kampffertigkeiten ausspielen kann. Auch der rockige
Soundtrack von David Buckley ("The Town") macht Laune. Das reicht
zwar bei weitem nicht aus, um Hackfords Film in höhere Wertungsgefilde zu
hieven, aber immerhin macht es "Parker" zu mediokrer Genreware.
Fazit: "Parker" ist ein generischer Action-Thriller,
der trotz guter Ansätze in Vorhersehbarkeit erstickt. Solide Actionszenen und ein in diesem Genre bewährter Hauptdarsteller
sorgen wenigstens gelegentlich für Freude, dafür nerven die schablonenhaften
Charaktere, die sich ausgesprochen dämlich verhalten.
Wertung: 5 Punkte.
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