Regie: Ang Lee, Drehbuch: John Turman, Michael France und
James Schamus, Musik: Danny Elfman
Darsteller: Eric Bana, Jennifer Connelly, Nick Nolte, Sam
Elliott, Josh Lucas, Cara Buono, Celia Weston, Kevin Rankin, Lou Ferrigno,
Daniel Dae Kim
Der nach einer Familientragödie bei
Pflegeeltern aufgewachsene Bruce Banner (Eric Bana, "Star Trek") ist ein ebenso brillanter wie ambitionierter
Wissenschaftler. Bei einem Laborunfall wird er einer gefährlich hohen Dosis
Gammastrahlen ausgesetzt, was zunächst jedoch keine negativen Auswirkungen
zeitigt. Bereits kurze Zeit später stellt sich jedoch heraus, daß der Unfall
keineswegs ohne Folgen blieb, denn bei einem Wutanfall verwandelt sich Bruce
plötzlich und vorübergehend in ein riesiges, muskelbepacktes grünes Monster.
Damit wird er zum Spielball verschiedenster Interessen: Sein totgeglaubter und
stets am Rande des Wahnsinns stehender Vater (Nick Nolte, "Parker") will ihn mit allen
Mitteln schützen, sein Wissenschaftler-Kollege Talbot (Josh Lucas, "Poseidon") will Bruces neue
"Fähigkeit" skrupellos zur Profit-maximierung nutzen. Seine
Ex-Freundin Betty (Jennifer Connelly, "Little Children") sorgt sich um ihn, doch ihr Vater,
der pragmatische General Ross (Sam Elliott, "Der goldene Kompaß"), möchte die Bedrohung vernichten ...
Kritik:
Es ist nicht allzu verwunderlich, daß Ang Lees "Hulk" bei den Kritikern deutlich besser ankam als bei den meisten Comicfans. Denn er ist sehr viel weniger traditionelle Comicverfilmung als emotionales Drama. Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man einem erklärten Arthouse-Regisseur wie dem OSCAR-gekrönten Ang Lee ("Brokeback Mountain", "Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger", "Tiger & Dragon") die Inszenierung überläßt. Gemeinsam mit seinem Stammautor James Schamus (und zwei Co-Autoren) hat Lee einen "Hulk Begins"-Film geschaffen, bei dem die Action zur Enttäuschung vieler Fans der Comicvorlage eher eine Nebenrolle spielt. Dafür werden die Charaktere gründlich eingeführt und sind (für Genre-Verhältnisse) ungewöhnlich vielschichtig, die Konflikte zwischen ihnen werden häufiger in langen, gut geschriebenen Dialogen ausgetragen, als man das bei einem Film über ein riesiges grünes Wut-Monster erwarten würde. Das ist harter Tobak für eingefleischte Comicfans, aber für mich eine sehr willkommene Abwechslung zum sonstigen Genre-Einerlei.
Dabei soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß Lee es auch aus meiner Sicht doch ein bißchen übertrieben hat. So sehr mir die detaillierte Charakterzeichnung und die zahlreichen Dialogsequenzen in "Hulk" grundsätzlich gefallen – manchmal neigt Lees Version der Geschichte doch etwas zur Geschwätzigkeit und das Tempo leidet darunter. Die bis auf den großen Showdown eher seltenen Actionsequenzen sind zwar sehr stylish in Szene gesetzt (Höhepunkt ist Hulks Kampf gegen genmutierte Kampfhunde) und das von Lee immer wieder in einer gekonnten Anspielung auf Comic-Bücher verwendete Split-Screen-Verfahren funktioniert gut. Dennoch ist die Choreographie der Actionsequenzen nicht durchgehend überzeugend, was sicherlich auch an den Spezialeffekten liegt. Bereits beim Kinostart 2003 wurden diese recht heftig kritisiert, knapp zehn Jahre später wirken sie naturgemäß erst recht veraltet. Schlecht sind sie jedoch keineswegs, lobenswert ist vor allem, daß man in den Gesichtszügen des Hulk durchaus noch den Schauspieler Eric Bana erahnen kann.
Schauspielerisch hat "Hulk" gerade durch Lees Handschrift mehr zu bieten als viele vergleichbare Filme, da die Darsteller schlicht mehr Gelegenheit haben, ihr Können zu zeigen als in einem Film, der von Action dominiert wird. Eric Bana bleibt zwar im Vergleich zu seinenAng Lees "Hulk" ist mehr Psycho-/Familiendrama als Actionfilm mit zahlreichen langen Dialogszenen, glaubwürdigen Charakteren und zwar vergleichsweise wenigen, aber stilvoll in Szene gesetzten Actionsequenzen. Trotz nicht immer überzeugender Spezialeffekte sowie gelegentlicher Längen ein zwar höchst ungewöhnlicher, aber guter Superhelden-Film. Mitspielern etwas blaß, gibt aber doch einen überraschend glaubwürdigen Wissenschaftler (obwohl er nicht wirklich wie einer aussieht) und die Leinwandchemie zwischen ihm und Jennifer Connelly ist sehr ordentlich. Sam Elliotts Verkörperung des skrupellosen General Ross ist erfreulich glaubwürdig und nachvollziehbar, Josh Lucas überzeugt als (allerdings arg klischeehafter) Fiesling und für Nick Nolte ist eine Rolle als verrückter (Ex-)Wissenschaftler sowieso ein gefundenes Fressen ...
Fazit: Ang Lees "Hulk" ist mehr Psycho-/Familiendrama als Actionfilm mit zahlreichen langen Dialogszenen, glaubwürdigen Charakteren und zwar vergleichsweise wenigen, aber stilvoll in Szene gesetzten Actionsequenzen. Trotz nicht immer überzeugender Spezialeffekte sowie gelegentlicher Längen ein zwar höchst ungewöhnlicher, aber guter Superhelden-Film.
Wertung: 7,5 Punkte.
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