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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 13. Februar 2013

Klassiker-Rezension: PEE-WEES IRRE ABENTEUER (1985)

Originaltitel: Pee-wee's Big Adventure
Regie: Tim Burton, Drehbuch: Phil Hartman, Paul Reubens und Michael Varhol, Musik: Danny Elfman
Darsteller: Paul Reubens, Elizabeth Daily, Mark Holton, Diane Salinger, Judd Omen, Alice Nunn, Jan Hooks, Cassandra Peterson, James Brolin, Morgan Fairchild
Pee-wee's Big Adventure
(1985) on IMDb Rotten Tomatoes: 88% (7,8); US-Einspielergebnis: $40,9 Mio.
FSK: 6, Dauer: 114 Minuten.
Der größte Stolz des nach Lebensjahren zwar erwachsenen, geistig aber sehr kindlichen Pee-wee Herman (Paul Reubens) ist sein schickes rotes Fahrrad. Entsprechend wütend und verzweifelt ist er, als dieses trotz seiner sorgfältigen Sicherheitsmaßnahmen gestohlen wird. Nachdem ihm eine Wahrsagerin weismacht, das Fahrrad befinde sich im Keller von Fort Alamo, macht sich Pee-wee unverzüglich auf den Weg nach Texas – als Anhalter. Nach etlichen unwahrscheinlichen Abenteuern endlich dort angekommen, wird er allerdings nicht fündig. Seine weitere Suche führt ihn bis nach Hollywood, wo er für reichlich Chaos sorgt ...

Kritik:
Tim Burtons Karriere als Hollywood-Regisseur hätte ein sehr frühes Ende finden können. Nachdem er von den Disney Studios nach seinem Kurzfilm "Frankenweenie", einer naiven, aber phantasievollen "Frankenstein"-Hommage, die den Herren von Micky Maus und Co. jedoch viel zu morbide war, gefeuert wurde, bekam er die Gelegenheit, einen ersten Langfilm in die Kinos zu bringen. Comedian Paul Reubens hatte "Frankenweenie" gesehen und sehr gemocht und engagierte Burton deshalb für eine Kinoversion seiner populären Bühnenfigur Pee-wee Herman. Das für vergleichsweise günstige Produktionskosten von $8 Mio. erzielte Resultat ist dermaßen bescheuert, daß man vor allem als jemand, der (wie wohl fast jeder außerhalb der USA) nicht mit der Titelfigur vertraut ist, zunächst kaum seinen Augen trauen mag. Allerdings sind zugleich Burtons kunterbunte Bildsprache so leidenschaftlich und seine verrückten Regieeinfälle so kreativ, daß man sich letztlich doch gar nicht so sehr wundert, daß "Pee-wees irre Abenteuer" in den nordamerikanischen Kinos mehr als das fünffache seines Budgets wieder einspielte. Zumal der nach einem zähen ersten Filmdrittel einsetzende Roadmovie-Teil der aberwitzigen Komödie richtig gut ist. Und somit stellt "Pee-wees irre Abenteuer" nicht etwa das Ende, sondern den Anfang von Burtons beeindruckender Kino-Karriere dar.

Daß der Beginn des Films so irritierend wirkt, liegt vor allem an dem schrillen Protagonisten, den als "ungewöhnlich" zu beschreiben eine extreme Untertreibung wäre. Der ständig kichernde, zwar recht freundliche, aber auch übertrieben selbstbewußte Pee-wee Herman wirkt wie eine äußerst krude Mischung aus dem sympathischen Erfinder Wallace aus den "Wallace & Gromit"-Knetgummifilmen, Stummfilmstar Buster Keaton und dem deutschen Brachial-Komiker Oliver Pocher. Das ist phasenweise witzig, oft aber einfach nur nervtötend. Tim Burtons wunderbar phantasievolle Bildgestaltung (inklusive einiger geschickt eingeflochtener Tricksequenzen), die bereits deutlich den Weg weist für seine 20 Jahre später folgende Kinderbuch-Adaption "Charlie und die Schokoladenfabrik", tröstet zum Glück einigermaßen darüber hinweg. Gleiches gilt für die verspielten, stets irgendwie entrückt wirkenden Melodien des Komponisten Danny Elfman, der hier erstmals mit Burton zusammenarbeitete und den Regisseur offenbar so sehr beeindruckte, daß dieser ihn kurzerhand zum Stammkomponisten seiner Werke gemacht hat.

Nach rund einer halben Stunde, als Pee-wee sich auf den Weg nach Texas macht, nimmt dann endlich auch die Story Fahrt auf. Pee-wee selbst nervt deutlich weniger und die vergnüglich-skurrilen Anekdoten, die das von Paul Reubens mitverfaßte Drehbuch den seltsamen Helden durchleben läßt, bereiten dem gehobenem Blödsinn gegenüber aufgeschlossenen Zuschauer selbst dann zunehmend Freude, wenn er das Kindesalter bereits lange hinter sich gelassen hat. Natürlich ist und bleibt die Handlung dämlich und einen echten Spannungsbogen gibt es auch nicht, aber als Sketchparade machen "Pee-wees irre Abenteuer" richtig Laune – manchmal mehr, manchmal weniger, aber spätestens nach der Ankunft in Hollywood sollte kein Auge mehr trocken bleiben. Die schauspielerischen Leistungen der bis auf die Gaststars James Brolin und Morgan Fairchild unbekannten Darsteller sind dabei teilweise eher mäßig, bei einem Film dieser Art stört das aber nur wenig.

Fazit: "Pee-wees irre Abenteuer" ist ein durchgeknallter Comedy-Kinderfilm mit einem schrillen, gewöhnungsbedürftigen Protagonisten, der nach zähem Beginn dank Tim Burtons innovativer Bildsprache und einiger netter Drehbuch-Ideen auch Erwachsene ordentlich unterhält – sofern sie ein Faible für sehr schrägen Humor haben.

Wertung: Knapp 7,5 Punkte.


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