Originaltitel:
Pee-wee's Big Adventure
Regie: Tim Burton, Drehbuch: Phil Hartman, Paul Reubens und
Michael Varhol, Musik: Danny Elfman
Darsteller: Paul Reubens, Elizabeth Daily, Mark Holton,
Diane Salinger, Judd Omen, Alice Nunn, Jan Hooks, Cassandra Peterson, James Brolin, Morgan Fairchild
Der größte Stolz des nach Lebensjahren zwar erwachsenen,
geistig aber sehr kindlichen Pee-wee Herman (Paul Reubens) ist sein schickes
rotes Fahrrad. Entsprechend wütend und verzweifelt ist er, als dieses trotz seiner
sorgfältigen Sicherheitsmaßnahmen gestohlen wird. Nachdem ihm eine Wahrsagerin
weismacht, das Fahrrad befinde sich im Keller von Fort Alamo, macht sich Pee-wee
unverzüglich auf den Weg nach Texas – als Anhalter. Nach etlichen
unwahrscheinlichen Abenteuern endlich dort angekommen, wird er allerdings nicht
fündig. Seine weitere Suche führt ihn bis nach Hollywood, wo er für reichlich
Chaos sorgt ...
Kritik:
Tim Burtons Karriere als Hollywood-Regisseur hätte ein sehr
frühes Ende finden können. Nachdem er von den Disney Studios nach seinem Kurzfilm
"Frankenweenie", einer naiven, aber phantasievollen "Frankenstein"-Hommage, die den Herren von
Micky Maus und Co. jedoch viel zu morbide war,
gefeuert wurde, bekam er die Gelegenheit, einen ersten Langfilm in die Kinos zu
bringen. Comedian Paul Reubens hatte "Frankenweenie" gesehen und sehr
gemocht und engagierte Burton deshalb für eine Kinoversion seiner populären
Bühnenfigur Pee-wee Herman. Das für vergleichsweise günstige Produktionskosten
von $8 Mio. erzielte Resultat ist dermaßen bescheuert, daß man vor allem als
jemand, der (wie wohl fast jeder außerhalb der USA) nicht mit der Titelfigur
vertraut ist, zunächst kaum seinen Augen trauen mag. Allerdings sind zugleich
Burtons kunterbunte Bildsprache so leidenschaftlich und seine verrückten
Regieeinfälle so kreativ, daß man sich letztlich doch gar nicht so sehr
wundert, daß "Pee-wees irre Abenteuer" in den nordamerikanischen
Kinos mehr als das fünffache seines Budgets wieder einspielte. Zumal der nach
einem zähen ersten Filmdrittel einsetzende Roadmovie-Teil der aberwitzigen
Komödie richtig gut ist. Und somit stellt "Pee-wees irre Abenteuer" nicht etwa das Ende, sondern den Anfang von Burtons beeindruckender Kino-Karriere dar.
Daß der Beginn des Films so irritierend wirkt, liegt vor allem
an dem schrillen Protagonisten, den als "ungewöhnlich" zu beschreiben eine
extreme Untertreibung wäre. Der ständig kichernde, zwar recht freundliche, aber
auch übertrieben selbstbewußte Pee-wee Herman wirkt wie eine äußerst krude
Mischung aus dem sympathischen Erfinder Wallace aus den "Wallace &
Gromit"-Knetgummifilmen, Stummfilmstar Buster Keaton und dem deutschen
Brachial-Komiker Oliver Pocher. Das ist phasenweise witzig, oft aber einfach
nur nervtötend. Tim Burtons wunderbar phantasievolle Bildgestaltung (inklusive
einiger geschickt eingeflochtener Tricksequenzen), die bereits deutlich den Weg
weist für seine 20 Jahre später folgende Kinderbuch-Adaption "Charlie und die Schokoladenfabrik", tröstet zum Glück einigermaßen darüber hinweg.
Gleiches gilt für die verspielten, stets irgendwie entrückt wirkenden Melodien
des Komponisten Danny Elfman, der hier erstmals mit Burton zusammenarbeitete
und den Regisseur offenbar so sehr beeindruckte, daß dieser ihn kurzerhand zum
Stammkomponisten seiner Werke gemacht hat.
Nach rund einer halben Stunde, als Pee-wee sich auf den Weg
nach Texas macht, nimmt dann endlich auch die Story Fahrt auf. Pee-wee selbst
nervt deutlich weniger und die vergnüglich-skurrilen Anekdoten, die das von
Paul Reubens mitverfaßte Drehbuch den seltsamen Helden durchleben läßt,
bereiten dem gehobenem Blödsinn gegenüber aufgeschlossenen Zuschauer selbst dann
zunehmend Freude, wenn er das Kindesalter bereits lange hinter sich gelassen hat.
Natürlich ist und bleibt die Handlung dämlich und einen echten Spannungsbogen
gibt es auch nicht, aber als Sketchparade machen "Pee-wees irre
Abenteuer" richtig Laune – manchmal mehr, manchmal weniger, aber spätestens
nach der Ankunft in Hollywood sollte kein Auge mehr trocken bleiben. Die
schauspielerischen Leistungen der bis auf die Gaststars James Brolin und
Morgan Fairchild unbekannten Darsteller sind dabei teilweise eher mäßig, bei
einem Film dieser Art stört das aber nur wenig.
Fazit: "Pee-wees irre Abenteuer" ist ein
durchgeknallter Comedy-Kinderfilm mit einem schrillen, gewöhnungsbedürftigen
Protagonisten, der nach zähem Beginn dank Tim Burtons innovativer Bildsprache
und einiger netter Drehbuch-Ideen auch Erwachsene ordentlich unterhält – sofern
sie ein Faible für sehr schrägen Humor haben.
Wertung: Knapp 7,5 Punkte.
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