Bereits nach der Verleihung der Golden Globes war klar, daß die Awards Season 2012/2013 als eine der spannendsten seit ziemlich langer Zeit in die Filmgeschichte eingehen würde. Die Produzentengilde PGA – deren Zusammensetzung viele Überschneidungen mit der der Academy hat – hat die Situation gestern Abend noch weiter zugespitzt, als sie anstelle des zwölffach OSCAR-nominierten Favoriten "Lincoln" den Golden Globe-Gewinner "Argo" zum besten Film des Jahres 2012 kürte. Mit Siegen bei den Globes und der PGA sowie zahlreichen Kritikerehrungen müßte der launige CIA-Befreiungsthriller "Argo" normalerweise klarer OSCAR-Favorit sein, zumal in den letzten fünf Jahren der PGA-Sieger auch den Academy Award gewann. Ist er aber nicht, weil Regisseur Ben Affleck sensationell nicht als bester Regisseur nominiert wurde. Und die letzte Produktion, die den Academy Award für den besten Film ohne korrespondierende Regie-Nominierung gewinnen konnte, war "Miss Daisy und ihr Chauffeur". Das war 1989. Seit der ersten OSCAR-Verleihung 1928 haben nur zwei weitere Filme dieses Kunststück geschafft, nämlich gleich zum Auftakt William A. Wellmans "Wings" und 1932 Edmund Gouldings Vicki Baum-Adaption "Menschen im Hotel".
Kann "Argo" tatsächlich der vierte werden? Vor den PGA-Awards schien das trotz des Globe-Gewinns unwahrscheinlich, nun wirkt diese Möglichkeit bereits deutlich realistischer. Zumal Steven Spielbergs "Lincoln" trotz seiner – übrigens auch von der jüngsten Gurus o' Gold-Umfrage bestätigten – Favoritenstellung bei den meisten bisherigen Preisverleihungen leer ausging. Und dann gibt es ja immer noch das Feelgood-Movie "Silver Linings", das die ganze PR-Macht der berühmt-berüchtigten (und bei den OSCAR-Verleihungen der letzten Jahre extrem erfolgreichen) Weinstein-Brüder hinter sich hat. Ganz zu schweigen von den beiden ursprünglichen, aber zuletzt arg gebeutelten Favoriten "Zero Dark Thirty" und "Les Misérables" sowie Ang Lees trotz glänzender elf Nominierungen irgendwie unter dem Radar der Medien fliegenden "Life of Pi".
Meine Einschätzung der aktuellen Siegchancen der neun "Best Picture"-Nominees:
1. Lincoln: 25%
2. Argo: 22,5%
3. Silver Linings: 20%
4. Les Misérables: 10%
5. Life of Pi: 7,5%
6. Zero Dark Thirty: 6,5%
7. Django Unchained: 5%
8. Liebe: 2,5%
9. Beasts of the Southern Wild: 1%
Außerdem wurde der beste Animationsfilm des Jahres ausgezeichnet und der ebenfalls etwas überraschende Gewinner war "Ralph reichts", der sich gegen die leicht favorisierten "Merida – Legende der Highlands" und "Frankenweenie" durchsetzen konnte und damit logischerweise auch seine OSCAR-Chancen verbessern konnte. Bei den Dokumentarfilmen gab es einen Favoritensieg durch "Searching for Sugar Man".
Alle Gewinner inklusive der TV-Kategorien kann man beim "Hollywood Reporter" nachlesen (die offizielle PGA-Homepage ist noch nicht aktualisiert).
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