Originaltitel:
The Mortician
Regie und Drehbuch: Gareth Maxwell Roberts, Musik: Mike Benn
Darsteller: Method Man, EJ Bonilla, Dash Mihok, Cruz
Santiago, Edward Furlong, Angelic Zambrana, Dana Fuchs, David Jensen, Randal
Reeder, Judy Marte, Idella Johnson, Wendell Pierce
Rotten Tomatoes: -; FSK: 16, Dauer: 85 Minuten.
Rotten Tomatoes: -; FSK: 16, Dauer: 85 Minuten.
Ein namenlos bleibender buckliger Mann (Method Man) arbeitet
als Leichenbeschauer in einem heruntergekommenen New Yorker Vorort. Er ist ein
scheuer Außenseiter, der am liebsten in Ruhe arbeiten will und sich etwas Geld
dazuverdient, indem er verstorbene Haustiere ausstopft. Eines Tages bekommt er
einen neuen Assistenten namens Noah (EJ Bonilla), der auf Bewährung aus dem
Gefängnis entlassen wurde. Das Verhältnis zwischen den beiden ist zunächst eher frostig,
bis der Bestatter herausfindet, daß Noahs Schwester Jenny vom brutalen lokalen
Ganganführer Carver (Dash Mihok, "I Am Legend", "Silver Linings") totgeprügelt wurde
und dieser auch hinter deren (und seinem) Sohn Kane (Cruz Santiago) her ist. Der
Leichenbeschauer beschließt, Kane, Noah und dessen Freundin Maria (Angelic
Zambrana, "Precious") zu helfen ...
Kritik:
Der Wu-Tang Clan ist vor allem für seine Rapmusik bekannt,
doch seine Mitglieder versuchen sich immer wieder auch im Filmgeschäft. So
eroberte Ende 2012 RZA als Regisseur und Hauptdarsteller der Eastern-Hommage
"The Man with the Iron Fists" die Kinoleinwände, sein Kollege Method
Man versucht sich schon seit vielen Jahren mit durchaus beachtlichem Erfolg als
Schauspieler in TV-Serien wie "The Wire", "CSI" oder
"Oz" und Filmen wie "Garden State" oder "Red Tails".
In "Der Sezierer", dem zweiten Langfilm von Regisseur und
Drehbuch-Autor Gareth Maxwell Roberts, spielt er gar die Hauptrolle und trotzt
mit einer ordentlichen Leistung sogar den völlig untauglichen und kundenunfreundlichen Versuchen der
Vermarkter, dieses langsame Sozialdrama mit leichten Noir-Anklängen als Thriller oder gar – angesichts des
deutschen Titels – Horrorfilm zu verkaufen.
Zwar gibt es durch den Konflikt mit Carver leichte
Thriller-Elemente, doch bleiben diese bis auf eine kurze (und nicht allzu
logische) direkte Konfrontation stets im Hintergrund. Wichtiger ist es Roberts
ganz offensichtlich, ein einigermaßen realistisches Bild des in Zeiten der
Finanzkrise noch stärker als ohnehin von Armut und Gewalt geprägten Lebens der Unterprivilegierten
in den ghettoähnlichen Gebieten der US-Großstädte zu zeichnen. Obwohl sich der
Film dabei auf einen sehr engen Ausschnitt beschränkt, gelingt dieses Vorhaben,
denn die bedrückende Atmosphäre ist eine der Stärken von "Der Sezierer".
Eine zweite ist der sehr gelungene Soundtrack, der sich aus schmissigen Rock-
und HipHop-Songs u.a. von Seasick Steve und der auch in einer Nebenrolle
auftauchenden amerikanischen Songwriterin Dana Fuchs ("Across the
Universe") sowie der gefühlvollen Musik von Mike Benn zusammensetzt.
In der Titelrolle macht sich Method Man als scheuer
Leichenbeschauer mit Mutter-Komplex, wie bereits erwähnt, recht gut, auch über
Dash Mihok als Bösewicht und Ex-"Terminator"-Star Edward Furlong in
einem Gastauftritt kann man nicht groß klagen. Dagegen fallen etliche
Nebendarsteller vor allem durch Overacting auf. In Sachen Figurenzeichnung
bemüht sich Autor und Regisseur Roberts zumindest bei einigen Charakteren
sichtlich, übertreibt es dabei aber auch. Der Mutter-Komplex soll dem
Leichenbeschauer beispielsweise allzu offensichtlich Tiefe verleihen, wirkt aber eher aufgesetzt und
dramaturgisch ziemlich überflüssig. Angesichts der Laufzeit von (ohne Abspann)
nicht einmal 80 Minuten dient er wohl ohnehin eher dazu, die dünne Handlung auf
Spielfilmlänge zu strecken. Dennoch ist die Beziehung, die sich inmitten der
hoffnungslos erscheinenden Szenerie zwischen dem Leichenbeschauer auf der einen
Seite und der kleinen Möchtegernfamilie Noah, Maria und Kane auf der anderen
entwickelt, durchaus anrührend. Diese etwas späte emotionale Bindung des
Zuschauers hat "Der Sezierer" auch bitter nötig, denn in der ersten
Filmhälfte sorgt das ausgesprochen langsame Erzähltempo trotz der
atmosphärischen Inszenierung noch vorrangig für Langeweile.
Den Film gibt es übrigens auch in einer 3D-Fassung, die ich jedoch nicht gesehen habe. Dem Vernehmen nach soll sie auch ziemlich überflüssig sein.
Den Film gibt es übrigens auch in einer 3D-Fassung, die ich jedoch nicht gesehen habe. Dem Vernehmen nach soll sie auch ziemlich überflüssig sein.
Fazit: "Der Sezierer" ist ein unscheinbares
Sozialdrama, das eine kleine, unspektakuläre, wenig originelle und nicht immer
logische Geschichte vom Rand der Gesellschaft erzählt – aber die melancholische
Atmosphäre überzeugt, der Soundtrack paßt und der Film hat ganz einfach das Herz
am rechten Fleck.
Wertung: 6,5 Punkte.
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