Regie: RZA,
Drehbuch: Eli Roth und RZA, Musik: Howard Drossin und RZA
Darsteller:
RZA, Russell Crowe, Rick Yune, Lucy Liu, Jamie Chung, Byron Mann, Daniel Wu, David Bautista,
Cung Le, Zhu Zhu, Kuan Tai Chen, Grace Huang, Andrew Lin, Ren
Luomin, Pam Grier, Gordon Liu, Eli Roth
Im China des 19. Jahrhunderts beauftragt der Gouverneur den
in Jungle Village beheimateten Löwen-Clan, für den sicheren Transport einer
Goldladung zu sorgen. Doch seine geldgierigen Stellvertreter ermorden den
Anführer Gold Lion hinterrücks und übernehmen die Führung des Clans. Als Gold
Lions Sohn Zen Yi (Rick Yune) von der Intrige erfährt, macht er sich sofort
nach Jungle Village auf, um seinen Vater zu rächen. Da auch weitere
interessierte Parteien von dem Goldtransport erfahren haben, darunter ein
mysteriöser Engländer (Russell Crowe), droht es in der kleinen Ortschaft zu
einem höchst blutigen Showdown zu kommen. Der mit Zen Yi befreundete Waffenschmied
Thaddeus (RZA), ein früherer Sklave aus Amerika, wird unfreiwillig in die
Kabale hineingezogen, weil er für fast alle Beteiligten die Waffen für die bevorstehende Auseinandersetzung
anfertigen soll ...
Kritik:
Robert Diggs alias RZA ist den meisten (wenn überhaupt) als Musiker und
Gründungsmitglied der HipHop-Gruppe Wu-Tang Clan bekannt. Als Filmfan hat er
aber nicht nur an zahlreichen Soundtracks mitgewirkt, sondern ist immer wieder
auch in kleineren Rollen vor der Kamera aufgetreten ("American
Gangster", "72 Stunden"). Als besonders fruchtbar erwies sich
seine Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino an dessen beiden "Kill
Bill"-Filmen, denn ohne diese wäre es dem leidenschaftlichen Eastern-Fan
RZA wohl kaum möglich gewesen, nun sein Regiedebüt "The Man with the Iron
Fists" in die Kinos zu bringen, in dem er selbst die Titelrolle spielt. Zwar ist
Tarantino nicht direkt am Film beteiligt, adelte diesen jedoch mit dem
sehr öffentlichkeitswirksamen Prädikat "Quentin Tarantino presents". Außerdem
hat Tarantino-Freund Eli Roth ("Hostel", "Cabin Fever",
Darsteller in "Inglourious Basterds") gemeinsam mit RZA das Drehbuch
verfaßt und fungiert zusätzlich als Co-Produzent.
Unglücklicherweise fällt das Ergebnis ihrer Bemühungen
durchwachsen aus. Einerseits merkt man "The Man with the Iron Fists"
genau an, wie gut RZA vor allem die klassischen Shaw Brothers-Eastern aus den
1970er Jahren kennt, wie sehr er sie liebt und wie genau er sich an deren
Erzählschemata hält. Andererseits versucht er offensichtlich genau wegen dieser Leidenschaft, möglichst viele Motive und Elemente der alten Klassiker in
"The Man with the Iron Fists" unterzubringen: einen charismatischen
Helden, einen sadistischen Bösewicht, einen mysteriösen Fremden, eine Schatzjagd, Intrigen,
einen Shaolin-Tempel (der dank chinesischer Zensoren aber nicht so heißen
darf), literweise Blutfontänen, Peking-Oper und so weiter. Leider hat das
jedoch vor allem zur Folge, daß sein Film hoffnungslos überfrachtet und
unrhythmisch ist. Wobei das wohl gar nicht primär RZAs Schuld ist, denn dessen
erste Schnittfassung dauerte rund vier Stunden, weshalb er den Film in zwei
Teilen veröffentlichen wollte (wie es ja Tarantino mit "Kill Bill"
erfolgreich vorgemacht hat). Stattdessen wurde entschieden, ihn auf knapp 100
Minuten zu kürzen und dabei auch die meisten Splatterszenen zu entfernen.
Natürlich bleibt es reine Spekulation, ob "The Man with the Iron Fists"
als Vierstünder wirklich besser geworden wäre, aber angesichts der vorliegenden
Kinofassung halte ich es für recht wahrscheinlich.
Gerade im Vergleich zu Tsui Harks 2011 realisiertem und
thematisch verwandten, aber mit gut zwei Stunden deutlich längeren "Flying Swords of Dragon Gate" kommen hier schlicht und ergreifend die zahlreich vertretenen
Parteien – darunter allein etwa ein halbes Dutzend unterschiedlicher Clans, die
teilweise kaum mehr als eine Minute Screentime haben – viel zu kurz. Die
Handlung selbst ist höchst simpel, was bei den meisten Eastern nicht anders
war. Doch während es deren besten Vertretern gelang, die zentralen Kung
Fu-Szenen durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Figuren und Clans zu
bereichern, scheitert "The Man with the Iron Fists" bei diesem
Versuch ziemlich kläglich. Im Gegenteil bremst sich der Film sogar noch selbst
aus, indem im Mittelteil ein längerer, dramaturgisch überflüssiger und auch ziemlich
langweiliger Rückblick auf die Vergangenheit des Waffenschmieds eingeschoben
wird, dessen eigentlicher Zweck es wohl nur ist, Kurzauftritte der beiden 1970er Jahre-Ikonen Pam Grier ("Foxy Brown", "Jackie Brown") und
Gordon Liu ("Die 36 Kammern der Shaolin", "Kill Bill") unterzubringen. Ärgerlich
ist zudem die fehlende Konsequenz in Sachen Sprache. Es mag ja noch ansatzweise nachvollziehbar
sein, daß die chinesischen Figuren in Anwesenheit des Engländers oder des
Waffenschmieds Englisch sprechen (wenngleich man sich fragt, wo im ländlichen
China des 19. Jahrhunderts solche Sprachkenntnisse herkommen). Aber wenn sich sogar die Chinesen untereinander auf Englisch unterhalten (in der deutschen
Synchronfassung natürlich auf Deutsch), dann wirkt das einfach lächerlich. Da hätte
RZA lieber den gesamten Film auf Englisch drehen sollen, aber offenbar dachte
er, gelegentlich eingestreute chinesische Dialogzeilen mit Untertitelung würden
der Authentizität zugutekommen. Leider falsch gedacht. Wenigstens harmoniert der vor allem von
HipHop- und Soulklängen (samt einiger Songs vom Wu-Tang Clan) dominierte
Soundtrack überraschend gut mit der Handlung.
Auffällig ist weiterhin, daß vor allem die asiatischen Rollen im Film ziemlich
blaß bleiben. Der von Rick Yune ("Ninja Assassin", "Schnee, der
auf Zedern fällt") verkörperte Zen Yi alias "X-Blades" als eigentlicher Held der Handlung
bekommt viel zu wenig zu tun, um außerhalb seiner Kampfszenen irgendeinen
Eindruck zu hinterlassen, ähnliches gilt für Jamie Chung ("Sucker Punch", "Premium Rush") als Thaddeus' Freundin Lady Silk; und der exaltierte Bösewicht Silver Lion (Byron Mann,
"Crying Freeman") wirkt oft eher albern als bedrohlich. Während RZA
seine Sache ganz ordentlich macht, fungiert Russell Crowe ("Robin Hood") als ebenso
vergnügungs- wie kampffreudiger Engländer Jack Knife als eigentlicher
Hauptdarsteller. Und ganz offensichtlich bereitet ihm diese Badass-Rolle großen Spaß – trotz der mitunter arg zwanghaft komischen Dialoge, die ihn das Drehbuch aufzusagen zwingt. Neben Russell Crowe überzeugen vor allem Lucy Liu als (ein wenig an die von
ihr gespielte O-Ren Ishii in "Kill Bill" erinnernde) resolute
Bordellbesitzerin und etwas überraschend Ex-Wrestler David Bautista als
Assassine "Brass Body". Zugegebenermaßen profitiert Bautista erheblich
davon, daß er die eindeutig coolste Rolle des gesamten Films abbekommen hat: Brass Body ist eine beeindruckende
Kampfmaschine mit trockenem Humor und einem aufgrund (nicht näher erklärter)
übernatürlicher Fähigkeiten scheinbar unzerstörbaren Körper. Um diese buchstäblich schillernde Figur
überzeugend zu verkörpern, sind nicht etwa übermäßige schauspielerische
Fähigkeiten vonnöten, sondern pure physische Präsenz und ein gewisses Charisma –
über beides verfügt Bautista.
Aber natürlich waren Eastern nie vorrangig für eine
raffinierte Handlung oder eine tiefgründige Figurenzeichnung bekannt, sondern
für herausragende Kampfkunst. In dieser Hinsicht macht "The Man with the
Iron Fists" durchaus eine gute Figur. Die Choreographien von Altmeister
Corey Yuen (der übrigens der gleichen Kampfsportschule in Hongkong entstammt wie Jackie
Chan und Sammo Hung) sind stimmig, oft spektakulär und vereinzelt sogar richtig
originell. Dummerweise können die Kämpfe aber nicht ihre volle Wucht
entfalten, da die Szenenfolgen viel zu hektisch geschnitten und teilweise
sogar mit (in diesem Fall) unnützem Firlefanz wie Split-Screen-Effekten
aufgeplustert sind. Anstatt sich auf die schlichte Eleganz und brutale
Schönheit der Kampfsequenzen zu konzentrieren, wird auf diese Weise eher davon
abgelenkt. Beinahe irritierend wirken zudem vereinzelte (immerhin in alter Eastern-Tradition überwiegend handgemachte) Splatter-Effekte, die allerdings dermaßen übertrieben
und damit unrealistisch wirken, daß es in Deutschland trotzdem zu einer
Altersfreigabe ab 16 Jahren gereicht hat. Auch wenn die Martial Arts-Kämpfe also nicht
so herausragend inszeniert sind wie sie es sein könnten und sollten, so sind sie doch ohne Frage die
größte Stärke von "The Man with the Iron Fists".
Fazit: "The Man with the Iron Fists" ist
eine gutgemeinte und mit vielen liebevollen Details gespickte Eastern-Hommage, die zwar phasenweise
gute (Kampf-)Unterhaltung bietet, doch insgesamt viel zu überfrachtet ist, um
echtes Interesse an der Handlung oder den Figuren zu wecken. Vor allem stellt
sich unweigerlich die Frage: Warum sollte man sich ein solches Imitat
anschauen, wenn es doch zahlreiche chinesische Genreklassiker gibt, die viel
besser sind?
Wertung: 5,5 Punkte.
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