Regie und Drehbuch: Woody Allen
Darsteller: Larry David, Evan Rachel Wood, Patricia
Clarkson, Ed Begley Jr., Henry Cavill, Michael McKean, Olek Krupa, Conleth
Hill, Carolyn McCormick, Samantha Bee, Christopher Evan Welch
Boris (Larry David) wurde einst für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen. Nun
ist er nur noch ein verbitterter, geschiedener emeritierter Professor, der
einfach so vor sich hinlebt und sein Umfeld damit irritiert, daß er ständig mit
irgendeinem für alle außer ihn unsichtbaren Publikum spricht. Doch als
er sich eines Tages von der jungen Ausreißerin Melody (Evan Rachel Wood,
"Across the Universe") breitschlägen läßt, sie eine
Weile bei sich wohnen zu lassen, löst diese Entscheidung eine ganze Reihe
unvorhersehbarer Entwicklungen aus. Und Boris beginnt, das Leben fast wieder
zu genießen ...
Kritik:
"Whatever Works" ist mit Sicherheit einer der lustigsten Filme aus
der Spätphase von Woody Allen – was vermutlich daran liegt, daß er das eigentliche Drehbuch bereits in den 1970er Jahren geschrieben, nach dem Tod des designierten Hauptdarstellers Zero Mostel ("Anatevka", "Frühling für Hitler") aber für Jahrzehnte in der Schublade hat verschwinden lassen. Obwohl er den zentralen Protagonisten also von Anfang an für einen anderen Schauspieler vorgesehen hatte, verwundert es etwas, daß er in der aktualisierten Version der Geschichte die ihm nun auch altersmäßig eigentlich
auf den Leib geschrieben scheinende Rolle des Boris nicht gleich selbst übernahm. Aber der vor allem in den USA sehr populäre Comedy-Autor Larry David (Mit-Erfinder von "Seinfeld" und "Curb your Enthusiasm",
wobei er in letzterer Serie zusätzlich als er selbst die Hauptrolle spielt) erledigt den Job ebenfalls
souverän und trägt die spritzigen Dialoge paßgenau und mit viel Elan vor.
Woody Allen läßt sich bekanntlich immer wieder mal etwas einfallen, das seine Filme ziemlich einzigartig macht. Diesmal ist es der Kniff, Hauptfigur Boris direkt in die Kamera hinein mit dem Publikum kommunizieren zu lassen. Für sich genommen ist das natürlich keine ganz neue Idee, aber daß Allen die übrigen "Whatever Works"-Charaktere wiederholt ausgesprochen irritiert auf Boris' Gespräche mit den nur für ihn selbst sichtbaren Zuschauern reagieren läßt, ist ein kleiner Geniestreich und sorgt als Running Gag immer wieder für amüsante Situationen. Überhaupt sind Allen die erste Hälfte und der Schlußakt von "Whatever Works" ausgesprochen unterhaltsam und rasant geraten. Vor allem Boris' zynische, aber kluge Kommentare über Gott und die Welt sorgen beständig für Erheiterung, ebenso wie seine denkwürdigen Dialoge mit der gutherzigen, aber nicht allzu hellen Melody.
Als jedoch im Mittelteil des Films Melodys Mutter Marietta (Patricia Clarkson, "Pieces of April") auftaucht und hartnäckig versucht, ihre Tochter mit einem Mann ihres Alters (Henry Cavill, "Krieg der Götter", "Man of Steel") zu verkuppeln, erweist sich dies leider als völlig unnötiger Story-Schlenker, der wie ein Fremdkörper in der Handlung wirkt und bei weitem nicht das übrige Humorniveau erreicht. Immerhin: In den finalen 20 Minuten, in denen auch noch Melodys Vater John (Ed Begley Jr., "Ananas Express") die Szenerie betritt, versöhnt Allen sein Publikum mit einem überdrehten, aber rundum gelungenen Finale, das den Filmtitel unerwartet konsequent umsetzt und in den USA konservative Zuschauer in Scharen aus den Kinosälen getrieben haben dürfte ...
Fazit: "Whatever Works" ist ein weiterer typischer Woody Allen-Film, wenn auch mit einer vielleicht sogar untypisch direkt vorgetragenen, doch ungemein sympathischen Botschaft der Toleranz: In der Liebe ist alles erlaubt – Hauptsache, es funktioniert.
Wertung: 7,5 Punkte.
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