In
den USA beginnt im Mai die spektakulärste Zeit des Kinojahres: die von
zahlreichen teuren Blockbustern bevölkerte Sommersaison. Wer auf intellektuell
anspruchsvolle Kinokost erpicht ist, der muß bis zur im Herbst beginnenden
OSCAR-Saison warten, aber Freunde des gepflegten Krachbumm-Kinos werden in den
Monaten von Mai bis Juli mit einem wahren Feuerwerk spektakulärer Filme
versorgt – glücklicherweise gelingt es einigen davon traditionell sogar, eine
überzeugende Symbiose von Action und Anspruch einzugehen. Früher mußte sich das
deutschsprachige Publikum meist Wochen bis Monate gedulden, bis die US-Highlights
in den hiesigen Kinos anliefen, in Zeiten der illegalen Internet-Downloads
starten jedoch vor allem die (potentiellen) Highlights fast weltweit simultan.
Durch die Fußball-EM, die die Anzahl der Kinozuschauer in den teilnehmenden Staaten
für mehrere Wochen deutlich nach unten absacken läßt, gelten im Juni allerdings
etwas andere Regeln, da sich die meisten Verleiher ihre Highlights lieber aufsparen,
bis die EM vorbei ist.
Damit genug
der Vorrede, es folgt eine Übersicht der in meinen Augen interessantesten
Neustarts der kommenden Monate in Deutschland:
26.
April:
-
"The Avengers": Selten genug, aber das Zusammentreffen der
populärsten Marvel-Comic-Superhelden startet hierzulande sogar eine Woche
früher als in den USA. Fanliebling Joss Whedon ("Buffy",
"Firefly", "Serenity") führt Regie beim gemeinsamen Kampf
von Captain America, Iron Man, Hulk und Thor gegen einen öffentlich noch nicht
klar definierten Feind, der aber mit Thor-Erzfeind Loki und einer Alienrasse
zusammenzuhängen scheint. Wie bereits in den vorangegangenen Filmen wird Captain
America von Chris Evans verkörpert, Iron Man von Robert Downey, Jr. und Thor
von Chris Hemsworth. Lediglich Hulk erhält nach Eric Bana und Edward Norton mit
Mark Ruffalo ("The Kids Are All Right", "Zodiac") erneut
einen anderen Darsteller.
-
"American Pie: Das Klassentreffen": In den USA bereits am Freitag
gestartet, vereint der vierte "American Pie"-Kinofilm die Originaldarsteller
wieder. Wie der Titel bereits sagt, treffen Jim, Stifler und Co. dieses Mal bei
einem Klassentreffen aufeinander und haben wieder einmal jede Menge Spaß. Gemäß
US-Kritiken und ersten Zuschauerreaktionen scheint der neue Film sich in etwa
auf dem gleichen Qualitätsniveau wie die drei Vorgänger halten zu können.
3.
Mai:
-
"Wir kaufen einen Zoo": Ein Überbleibsel aus der
US-Weihnachts-Saison, kommerziell in den USA durchaus erfolgreich, auch mit
ordentlichen Kritiken, aber weit von den zuvor erhofften OSCAR-Weihen entfernt.
Angesichts des Titels ist ein Inhaltsüberblick kaum vonnöten, denn tatsächlich
kauft in dem auf wahren Ereignissen basierenden Film der Witwer Matt Damon mit
seinen beiden Kindern einen heruntergekommenen Zoo und will ihm unter Mithilfe
von Tierpflegerin Scarlett Johansson wieder zum Erfolg verhelfen. Klingt nach
netter, harmloser Unterhaltung für die ganze Familie.
-
"50/50": Auch Independent-Highlights hat der Mai in den deutschen
Kinos zu bieten, allen voran diese (auf den Erfahrungen des Drehbuch-Autors
Will Reiser basierende) gefeierte Tragikomödie um einen jungen Mann im Kampf
gegen eine Krebserkrankung. Kritikerliebling Joseph Gordon-Levitt
("Brick", "(500) Days of Summer") spielt die Hauptrolle,
der mit Reiser befreundete Seth Rogen ("Superbad", "Beim ersten
Mal") seinen besten Freund.
-
"Bel Ami": In der Neuverfilmung des berühmten Romans von Guy de
Maupassant versucht sich "Twilight"-Herzensbrecher Robert Pattinson
nach "Wasser für die Elefanten" erneut an einer ernsthaften Rolle.
Hier spielt er den mittellosen Georges, der durch seinen Schlag bei den Frauen
eine erstaunliche gesellschaftliche Karriere einschlägt. Die Besetzung ist
eindrucksvoll (Uma Thurman, Christina Ricci, Kristin Scott Thomas, Colm
Meaney), die Kritiken leider nur mittelmäßig.
10.
Mai:
-
"Dark Shadows": Tim Burtons neues Werk ist die Filmversion einer
gleichnamigen, in den USA sehr populären Horror-Fantasy-Seifenoper der 1960er
Jahre. Wie so oft bei Burton spielt Johnny Depp die Hauptrolle, den 1972 nach
fast 200 Jahren befreiten Vampir Barnabas. Auch die weiteren Rollen des
komödiantisch geprägten Fantasyfilms sind beeindruckend besetzt: Michelle
Pfeiffer, Helena Bonham Carter, Jackie Earle Haley, Eva Green (als verführerische Hexe), Jonny Lee
Miller, Sir Christopher Lee und Chloë Grace Moretz machen den Film hoffentlich
so gut und durchgedreht, wie die Trailer wirken.
-
"21 Jump Street": In einer weiteren TV-Serien-Adaption (Hauptrolle im
Original: Johnny Depp) spielen Jonah Hill ("Moneyball",
"Superbad") und Channing Tatum ("Haywire", "Für immer Liebe") zwei junge Cops,
die zu einem Undercover-Einsatz in der Schule geschickt werden. Zum allgemeinen
Erstaunen erwies sich die recht derbe Action-Komödie in den USA als großer Hit
und erhielt sogar hervorragende Kritiken.
17.
Mai:
-
"Der Diktator": In der sehr, sehr, sehr freien Umsetzung eines Romans
von Saddam Hussein (!) wird Sacha Baron Cohen ("Borat",
"Bruno") unter der Regie von Larry Charles ("Lass es,
Larry!", "Whatever Works") als heroischer Diktator sicher wieder
für unzählige durchgeknallte Situationen sowie hysterische Lacher im Publikum
sorgen ...
24.
Mai:
-
"Men in Black 3": Dazu muß wohl nicht viel gesagt werden: Zum dritten
Mal treiben Will Smith und Tommy Lee Jones auf der Jagd nach bösen Aliens ihr
Unwesen, diesmal sogar samt Zeitreise in die Vergangenheit (mit Josh Brolin als
jüngerer Version von Tommy Lee Jones).
-
"Moonrise Kingdom": Im neuen, in den 1960er Jahren spielenden Film
von Kultregisseur Wes Anderson ("Die Royal
Tenenbaums", "Die Tiefseetaucher", "Der fantastische Mr.
Fox") geht es um die Suche nach einem verschwundenen Teenager-Pärchen. Auf
der Suche sind unter anderem Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray, Tilda
Swinton und Frances McDormand.
31.
Mai:
-
"Snow White and the Huntsman": Nach Tarsems am Donnerstag
angelaufenen "Spieglein, Spieglein" die zweite Schneewittchen-Version
in kurzer Zeit. Den Trailern zufolge könnten die Unterschiede allerdings größer
kaum sein, denn wo "Spieglein, Spieglein" als comedylastige Familienunterhaltung
daherkommt, verspricht "Snow White and the Huntsman" ein actiongeladenes
Fantasyspektakel zu werden. Wobei man sich durchaus fragen darf, welcher
Zauberspiegel denn bitteschön Charlize Theron als böser Königin ernstlich weismachen will, daß
"Twilight"-Star Kristen Stewart als Schneewittchen die Schönste im
ganzen Land sei ...
7.
Juni:
-
"Streetdance 2": Die Fußball-Zeit versuchen die Verleiher vor allem
mit Filmen zu überbrücken, die Frauen und/oder Teenies ansprechen. Dafür dürfte
diese 3D-Tanzfilm-Fortsetzung durchaus geeignet sein.
14.
Juni:
-
"Rock of Ages": Eher für Männer interessant sein könnte diese
Musical-Verfilmung mit einer geballten Ladung 1980er Jahre-Rockmusik (Bon Jovi,
Foreigner, Journey, Def Leppard und viele mehr) und Tom Cruise als Rockstar Stacee Jaxx.
-
"The Cabin in the Woods": Horrorfans lassen sich normalerweise auch
durch Fußball nicht vom Kinobesuch abhalten. Bleibt zu hoffen, daß das auch auf
dieses von Joss Whedon verfaßte und auf Festivals bereits hymnisch gefeierte
Werk mit der nur scheinbar banalen Prämisse (fünf Freunde machen in einer
einsam gelegenen Waldhütte Rast und werden mit unheimlichen Geschehnissen
konfrontiert) zutrifft.
21.
und 28. Juni: Keine wirklich interessanten Neustarts.
5. Juli:
-
"Ice Age 4": In der neuesten Episode der vor allem in Europa
unglaublich erfolgreichen Animations-Reihe müssen Sid, Diego und Manny samt
Anhang eine Seereise auf einem Eisberg unternehmen.
-
"Spider-Man": Eines der am kontroversesten diskutierten Reboots der
letzten Zeit beginnt die Geschichte von Peter Parker (Andrew Garfield aus
"The Social Network" ersetzt Tobey Maguire) noch einmal ganz von
vorne. Ob das nach dem zwar qualitativ enttäuschenden, aber immer noch sehr
erfolgreichen dritten Maguire-Film wirklich nötig ist, darüber kann man
streiten. Die Trailer sehen nicht viel anders aus als Sam Raimis Trilogie,
dafür gibt es nun 3D und anstatt mit Mary Jane bandelt Peter nun mit Gwen
Stacey (Emma Stone) an. Immerhin läßt hoffen, daß Marc Webb, Regisseur des
grandiosen "(500) Days of Summer" hinter der Kamera steht.
12.
Juli:
-
"Abraham Lincoln – Vampire Hunter": Die Comic-Verfilmung läßt
angesichts der interessant-verrückten Thematik ("President by day. Hunter
by night.") und Regisseur Timur Bekmambetov ("Night Watch",
"Wanted") zumindest auf anspruchslose Action-Horror-Unterhaltung
hoffen. Dominic Cooper ("Captain America") spielt die Titelrolle.
19.
Juli:
-
"Der Lorax": In der neuesten animierten Dr. Seuss-3D-Verfilmung
("Der Grinch", "Horton hört ein Hu") wird dem überwiegend
kindlichen Publikum von der titelgebenden Waldkreatur eine umweltgerechte
Botschaft vermittelt. In den USA ein großer Hit.
-
"G.I. Joe – Die Abrechnung": Der erste Teil der
Actionfigur-Verfilmung war qualitativ ein ziemlicher Reinfall und an der
Kinokasse auch nur mittelmäßig erfolgreich. Dennoch gibt es nun eine
rundumüberholte Fortsetzung, in der aus dem ersten Teil außer Hauptdarsteller
Channing Tatum nur wenige Figuren übernommen wurden. Dafür gibt es mit Bruce
Willis und Dwayne "The Rock" Johnson zwei hochkarätige Neuzugänge.
Die Regie übernahm mit Jon M. Chu überraschend ein Mann, der bisher vor allem
als Regisseur der "Step Up"-Tanzfilme zu Bekanntheit gelangte.
Nachtrag vom 28. Mai: Der Kinostart von "G.I. Joe - Die Abrechnung" wurde auf Ende März 2013 verschoben, da der Film nachträglich in 3D konvertiert werden soll.
Nachtrag vom 28. Mai: Der Kinostart von "G.I. Joe - Die Abrechnung" wurde auf Ende März 2013 verschoben, da der Film nachträglich in 3D konvertiert werden soll.
26.
Juli:
-
"The Dark Knight Rises": Christopher Nolans Abschluß seiner bereits
jetzt legendären Batman-Trilogie ist wohl der am heißesten erwartete Film
dieses Sommers. Über die Handlung ist bislang glücklicherweise wenig an die
Öffentlichkeit gedrungen, aber der Film wird erst acht Jahre nach dem Ende des
meisterhaften Vorgängers einsetzen. Bleibt zu hoffen, daß es Nolan ein weiteres
Mal gelingt, die gewaltigen Erwartungen, die in ihn gesetzt werden, zu
erfüllen.
2.
August:
-
"Merida – Legende der Highlands": Der neue Pixar-Film handelt von
einer schottischen Bogenschützin und Königstochter (im Original gesprochen von
Kelly Macdonald), die mit ihrem Eigensinn ungewollt für Chaos im Königreich
sorgt, das sie anschließend wieder beizulegen versucht.
-
"Ted": In der schwarzen Komödie von "Family Guy"-Schöpfer
Seth McFarlane muß sich Mark Wahlberg zwischen seinem besten Freund – seinem
aufgrund eines in der Kindheit in Erfüllung gegangenen Weihnachtswunsches
lebendig gewordenen und mit einem extrem losen Mundwerk gesegneten Teddy-Bär –
und seiner von Mila Kunis ("Black Swan") verkörperten Freundin
entscheiden ...
9.
August:
-
"Prometheus": Neben "The Dark Knight Rises" und "The
Avengers" sicherlich der mit den höchsten Erwartungen bedachte
Sommerstart, stellt der in 3D gefilmte "Prometheus" Sir Ridley Scotts
Rückkehr ins Science-Fiction-Genre dar. Genau genommen handelt es sich um ein
erstklassig besetztes (Charlize Theron, Michael Fassbender, Idris Elba, Noomi
Rapace, Guy Pearce) Prequel zu "Alien". Genauere Informationen zum
Inhalt gibt es kaum, der erste Trailer zum (in Deutschland, denn in den USA
startet er bereits im Juni) letzten potentiellen Sommerkino-Ereignis 2012
verspricht aber ganz großes Kino!
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