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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 2. März 2012

Klassiker-Rezension: SCHMUTZIGER LORBEER (1956)

Originaltitel: The Harder They Fall
Regie: Mark Robson, Drehbuch: Philip Yordan, Musik: Hugo Friedhofer
Darsteller: Humphrey Bogart, Rod Steiger, Mike Lane, Jane Sterling, Carlos Montalbán, Max Baer, Edward Andrews
IMDB: 7,5; Rotten Tomatoes: 100% (7,6); FSK: 6, Dauer: 109 Minuten.

Der windige Boxpromoter Nick Benko (Rod Steiger) heuert den verbitterten Ex-Sportreporter Eddie Willis (Humphrey Bogart in seiner letzten Rolle) als Presseagenten an, um seine neue Entdeckung groß rauskommen zu lassen. Eddie, der nur wegen des Geldes annimmt, erwartet harte Arbeit, denn der Argentinier Toro Moreno ist zwar ein wahrer Hüne, kommt jedoch kaum übers sportliche Niveau eines Kirmesboxers heraus. Durch Bestechung und andere unsaubere Tricks gelingt es Benko und Eddie tatsächlich, den gutmütigen und herzerweichend naiven Toro zu einem ernsthaften Anwärter auf den Weltmeisterschafts-Titel zu formen ...

Kritik:
Das von Mark Robson inszenierte Sportdrama "Schmutziger Lorbeer" (noch treffender ist der Originaltitel "The Harder They Fall") aus dem Jahr 1956 ist in erster Linie für seine unfaßbar pessimistische Stimmung bemerkenswert. Während viele spätere Boxfilme wie "Wie ein wilder Stier" oder "Million Dollar Baby" zwar einen realistischen und durchaus ernüchternden Blick auf die Sportart werfen, geht "Schmutziger Lorbeer" – auf einem Roman von Budd Schulberg basierend – noch viel weiter und inszeniert das Boxen als ein durch und durch korrumpiertes Geschäft.

Fast alle Personen, die im Film auftauchen, sind verachtenswert: Nick Benko und sein Team, weil sie mit regelrecht faschistoider Einstellung ("Boxer sind keine Menschen", sie werden wie Rennpferde als rechtloses Eigentum betrachtet), illegalen Mitteln und ohne jede Rücksicht auf ihren eigenen Boxer ihren Weg zum erhofften Reichtum gehen; die gegnerischen Faustkämpfer, weil sie sich entweder bereitwillig bestechen lassen oder sich selbst als skrupellos erweisen; die Presse, weil sie sich von Eddies und Benkos Tricks und hohlen Worten blenden lassen und sich im Namen der Auflage bereitwillig vor deren Karren spannen lassen; das Box-Publikum in den Stadien, weil es ebenso dumm wie blutrünstig und (durch Wetten auf den Ausgang der Kämpfe) geldgierig ist.

Der von Bogart mit gewohnter Souveränität und Einfühlungsvermögen porträtierte Eddie kann nur deshalb einigermaßen als Sympathieträger durchgehen, weil fast alle anderen noch viel schlimmer sind als er, der wenigstens Gewissensbisse zeigt - über die Nick Benko und die anderen schon längst hinaus sind. Lediglich der arme Toro, der trotz seiner beeindruckenden Statur nur der Spielball anderer Interessen ist, sowie mit leichten Abstrichen Eddies Frau Beth (Jan Sterling) lassen den Glauben an das Gute im Menschen wenigstens nicht vollständig verloren gehen.

Das größte Problem des für seine Kameraarbeit für den OSCAR nominierten "Schmutziger Lorbeer" ist sicher, daß der Aufstieg von Toro Moreno (verkörpert von Ex-Wrestler Mike Lane) arg unglaubwürdig wirkt. Zwar mag man an den für seine sehr fragwürdigen Methoden berühmt-berüchtigten Promoter Don King denken oder auch an die Karriere des Nikolai Valuev, der es mit beeindruckender Statur und beschränkten Boxfähigkeiten zum Weltmeister brachte – doch im Vergleich zu Toro Morenos Darstellung in "Schmutziger Lorbeer" wirkt Valuev wie ein wahrer Könner. Angesichts dessen und trotz der Tatsache, daß dieser Sport in den 1950er Jahren natürlich bei weitem nicht unter so eingehender medialer Beobachtung stand wie heutzutage, fällt es einfach schwer zu glauben, daß eine solche Karriere für einen dermaßen schlechten Boxer möglich ist. Von diesem Glaubwürdigkeitsmanko abgesehen überzeugt der Film jedoch durch den ungeschminkten Blick auf die häßlichen Seiten der menschlichen Seele, wenngleich manches doch etwas klischeehaft und übertrieben wirkt. Konsequenterweise sind auch die Boxkämpfe höchst unglamourös und blutig in Szene gesetzt – zum Fan der Sportart Boxen kann man durch "Schmutziger Lorbeer" wohl kaum werden ...

Fazit: "Schmutziger Lorbeer" ist ein von klaren Film-noir-Elementen durchzogenes Sportdrama, das eine grimmige, desillusionierende Geschichte von Ruhm, Habgier und Rücksichtslosigkeit erzählt und trotz dramaturgischer Schwächen mit guten Darstellern und zynischen Dialogen überzeugt.

Wertung: 7,5 Punkte.


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