Originaltitel: Extemely Loud & Incredibly Close
Regie: Stephen Daldry, Drehbuch: Eric Roth, Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Tom Hanks, Sandra Bullock, Thomas Horn, Max von Sydow, Viola Davis, Jeffrey Wright, John Goodman, Zoe Caldwell
Das größte Vergnügen des 9-jährigen Oskar Schell (Thomas
Horn) sind die an Schnitzeljagden erinnernden Aufgaben und Rätsel,
die sein Vater (Tom Hanks) ihm stellt. Als dieser am 11. September 2011 im
World Trade Center stirbt, wird für Oskar und seine Mutter (Sandra Bullock) ihre
bislang heile Welt zerstört. Ein Jahr später findet Oskar bei den Sachen seines
Vaters einen in einer Vase versteckten Schlüssel. Oskar ist sich sicher, daß sein
Vater ihm ein letztes Rätsel gestellt hat und so macht er sich auf den Weg,
anhand der wenigen Hinweise irgendwo in New York das passende Schloß zu finden
...
Kritik:
Die erste Hälfte von Stephen Daldrys ("Der Vorleser") Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jonathan Safran Foer ("Alles ist erleuchtet") ist erstaunlich: Ich kann mich nicht erinnern, daß ich schon einmal von einem Film mit einer so bewegenden Grund-Thematik, in dem zudem dermaßen reichlich geheult und geschrien wird, so wenig emotional berührt wurde. Oskars Tobsuchtsanfälle – so verständlich sie sind, zumal er auch noch mit unklaren Ergebnissen auf das Asperger-Syndrom getestet wurde – nerven vor allem, und auch seine Suche in New York wird lange Zeit erschreckend beliebig und damit regelrecht langweilig dargestellt. Von jenem feinen Humor mit einem Hang zur Skurrilität, den die vorherige Foer-Verfilmung "Alles ist erleuchtet" von Liev Schreiber ausgezeichnet hat und der durchaus auch zu dieser traurigen Geschichte passen würde, ist zudem weit und breit keine Spur zu entdecken. Inwiefern das allerdings der Vorlage entsprechen mag, kann ich nicht beurteilen, da ich beide Bücher nicht gelesen habe.
Die erste Hälfte von Stephen Daldrys ("Der Vorleser") Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jonathan Safran Foer ("Alles ist erleuchtet") ist erstaunlich: Ich kann mich nicht erinnern, daß ich schon einmal von einem Film mit einer so bewegenden Grund-Thematik, in dem zudem dermaßen reichlich geheult und geschrien wird, so wenig emotional berührt wurde. Oskars Tobsuchtsanfälle – so verständlich sie sind, zumal er auch noch mit unklaren Ergebnissen auf das Asperger-Syndrom getestet wurde – nerven vor allem, und auch seine Suche in New York wird lange Zeit erschreckend beliebig und damit regelrecht langweilig dargestellt. Von jenem feinen Humor mit einem Hang zur Skurrilität, den die vorherige Foer-Verfilmung "Alles ist erleuchtet" von Liev Schreiber ausgezeichnet hat und der durchaus auch zu dieser traurigen Geschichte passen würde, ist zudem weit und breit keine Spur zu entdecken. Inwiefern das allerdings der Vorlage entsprechen mag, kann ich nicht beurteilen, da ich beide Bücher nicht gelesen habe.
Daß man die beim Thema "9/11"
immer ungemein schwierige Gratwanderung zwischen erschütterndem Drama und
ärgerlichem Helden-Pathos durchaus meistern kann, haben in der Vergangenheit
Werke wie (bezüglich der Anschläge selbst) Paul Greengrass' "Flug 93"
oder (in der subtilen Darstellung der Nachwirkungen auf die Gesellschaft) Spike
Lees "25 Stunden" bewiesen – "Extrem Laut & Unglaublich Nah" scheitert an dieser Aufgabe zumindest in dieser ersten Hälfte grandios.
Glücklicherweise ist zumindest die musikalische Untermalung durch Alexandre
Desplat recht dezent ausgefallen. Hätte er einen zum Tonfall dieser ersten
Stunde durchaus denkbaren Tränenzieher-Score komponiert, wäre ich wohl
schreiend aus dem Kino gerannt ...
Glücklicherweise ist die zweite Filmhälfte deutlich besser
gelungen. Genau genommen gilt dies ab jenem Moment, in dem die für diese Rolle
für einen OSCAR als Bester Nebendarsteller nominierte Filmlegende Max von Sydow
("Das siebente Siegel", "Der Exorzist", "Shutter
Island", "Conan, der Barbar") als stummer Untermieter von Oskars
Großmutter die Handlungsbühne betritt. Er hilft dem Jungen bei seiner
ambitionierten Suche und durch die wortlose Kommunikation
zwischen den beiden ungleichen Gefährten gelingt es dem Film allmählich doch noch, eine gewisse
emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen. Jungdarsteller Thomas Horn macht
seine Sache übrigens durchgehend gut (daß Oskar zu Beginn so nervt, ist allein
der Rolle anzulasten), im Zusammenspiel mit von Sydow blüht er sogar noch ein
Stückchen weiter auf. Da zudem die Auflösung des Schlüssel-Rätsels richtig gut
gelungen und deutlich bewegender ist, als ich es lange Zeit für möglich
gehalten hätte, konnte ich das Kino doch noch halbwegs zufrieden verlassen –
die überraschende OSCAR-Nominierung als Bester Film bleibt für mich jedoch
absolut nicht nachvollziehbar, zumal Filme wie "Drive" oder
"Dame, König, As, Spion" übergangen wurden.
Fazit: "Extrem Laut & Unglaublich Nah" ist eine
hochkarätig besetzte, aber lange Zeit unerklärlich blutleere Schilderung des
Versuches eines Kindes, den unbegreiflichen Tod seines geliebten Vaters zu
verarbeiten.
Wertung: 5,5 Punkte (3 für die erste Hälfte, 7,5 für die zweite).
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