Regie und Drehbuch: Michel Hazanavicius, Musik: Ludovic Bource
Darsteller: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller, Missi Pyle, Malcolm McDowell, Ken Davitian
Hollywood, Ende der 1920er Jahre: Die Erfindung des Tonfilms
bedeutet eine dramatische Umwälzung für die immer noch junge Filmindustrie.
Während der Stummfilmstar George Valentin (Jean Dujardin, "OSS 117 – Er selbst ist sich genug")
den Tonfilm für neumodischen Quatsch hält, den keiner sehen will, und mit
dieser Einstellung seine Karriere gefährdet, steigt die von Valentin eher
zufällig entdeckte Peppy Miller (Bérénice Bejo, "Ritter aus
Leidenschaft", "OSS 117 – Der Spion, der sich liebte") zu einem der größten Tonfilmstars auf
...
Kritik:
Ein französischer Stummfilm in Schwarz-weiß als Gewinner des OSCARs für den Besten Film des Jahres 2011. Wer hätte das gedacht? Vielleicht ist es symptomatisch, daß in einer Zeit, in der die Filmbranche durch den Einsatz von 3D ein weiteres Mal revolutioniert wird (wenn auch natürlich nicht so dramatisch wie beim Übergang vom Stumm- zum Tonfilm) und große Teile des Publikums vermehrt darüber klagen, daß vor lauter 3D-Effektgewitter gerade bei den Blockbustern die Handlung sträflich vernachlässigt wird, ein Film wie "The Artist" aus dem Nichts zum Phänomen avanciert. Ein Film also fast ohne Spezialeffekte, ein Film, der seine Geschichte größtenteils durch Mimik und Gestik seiner Schauspieler erzählt, nur gelegentlich unterstützt durch eingeblendete Texttafeln (übrigens mehr als es in der echten Stummfilmzeit gewesen wären, dieses kleine Zugeständnis an heutige Sehgewohnheiten war wohl unvermeidbar). Vielleicht ist es ebenso symptomatisch, daß in der Zeit der Globalisierung ein Film die Leinwände erobert, den man wirklich weltweit verstehen kann, da die unterschiedlichen Sprachen hier keine Rolle spielen – denn selbst komplett ohne Texttafeln könnte man die Handlung problemlos verstehen.
Vielleicht liegt der Erfolg von "The Artist" aber auch einfach darin begründet, daß er ein unheimlich charmanter, geradezu typisch französisch verspielter Film ist, der mit einfachsten Mitteln die Herzen der Zuschauer berührt – ganz so, wie es (bei einem sogar noch sehr viel größeren Publikum) derzeit auch einem anderen französischen Film gelingt, nämlich "Ziemlich beste Freunde", dem dritterfolgreichsten Film in Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg.
Sei es, wie es sei. Fakt ist: "The Artist" zeigt einem weltweiten Publikum in massentauglicher Art und Weise die Ursprünge des Mediums auf und daß es auch heute noch möglich ist, mit der Konzentration auf die wirklich wichtigen Dinge einen guten Film zu erschaffen – ganz unabhängig von den technischen Möglichkeiten.
Dabei ist "The Artist", ehrlich gesagt, bei weitem kein perfekter Film. Ich habe ein bißchen das Gefühl, daß er vor allem bei jenen besonders gut anzukommen scheint, die noch nie im Leben einen Stummfilm gesehen haben und die niemals erwartet hätten, daß sie so etwas tatsächlich begeistern könnte. Wer sich jedoch (wie in bescheidenem Ausmaß auch ich) einigermaßen mit der Stummfilmära auskennt, der urteilt oft deutlich kritischer, teilweise sogar richtiggehend ungnädig. Dabei kann man sich doch auf jeden Fall über die unerwartete Anerkennung, die dieser beinahe vergessenen Kunstform plötzlich zuteil wird, freuen – und natürlich auch darüber, daß "The Artist", wenngleich nicht frei von Schwächen, sehr wohl ein guter Film ist.
Die Geschichte, die Regisseur und Autor Michel Hazanavicius erzählt, ist eine an sich recht banale Mischung aus gefühlvoller Liebesgeschichte und tragischem Charakterdrama, aufgelockert mit etlichen Referenzen an die "Goldene Ära" Hollywoods. Übrigens bleiben diese nicht nur auf die Stummfilmzeit beschränkt, wie beispielsweise der heimliche Hauptdarsteller von "The Artist", der Hund Uggie, zeigt, der offensichtlich an den beliebtesten Filmhund der 1930er Jahre angelehnt ist: Asta aus der wunderbaren "Der dünne Mann"-Krimikomödien-Reihe.
Von der Stimmung her erinnert speziell jener Teil von "The Artist", der sich mit George Valentins beruflichem Abstieg befaßt, stark an Billy Wilders (Tonfilm-)Klassiker "Sunset Boulevard", eine großartige Eigenständigkeit kann man der Story generell nicht bescheinigen. Das ist zwar schade, wird aber vor allem durch die äußerst charmanten schauspielerischen Leistungen locker abgefedert.
Es gibt ja auch in der heutigen Zeit immer wieder mal vereinzelte Versuche, Stummfilme zu drehen - denen ist aber in aller Regel deutlich anzumerken, daß sie nur versuchen, die "echten" Stummfilme zu kopieren, eine eigene Seele merkt man ihnen nur selten an. Und das liegt auch und vor allem an den Schauspielern. Wer in der heutigen Zeit die Kunst des Schauspielens gelernt hat, für den muß es unglaublich schwer sein, jene Form des Darstellens nachzuahmen, die vor dem Tonfilm "state of the art" war, ohne dabei bemüht und unglaubwürdig zu wirken. Wer nicht mit der Art und Weise aufgewachsen ist, wie man damals Gestik und Mimik stets übertrieben auf die Leinwand bringen mußte, damit das Publikum der Handlung auch ohne echte Dialoge folgen konnte, nur leicht unterstützt durch die kurzen, zwischengeschalteten Texttafeln, der kann dem heutzutage wohl kaum noch authentisch nacheifern. Umso bemerkenswerter ist es, wie perfekt vor allem Hauptdarsteller Jean Dujardin dieses Kunststück gelungen ist – weshalb er vollkommen zurecht Favorit auf den OSCAR für den Besten Hauptdarsteller ist. Zwar ist auch seinem Schauspiel anzusehen, daß "The Artist" nicht einfach nur versucht, die damaligen Stummfilme nachzuahmen, sondern sie ein wenig auf die heutigen Sehgewohnheiten anzupassen. Deshalb agiert er eben nicht ganz so übertrieben pantomimisch wie die damaligen Akteure, doch die Essenz des Stummfilm-Schauspielerns trifft er meines Erachtens ganz hervorragend.
Kritik:
Ein französischer Stummfilm in Schwarz-weiß als Gewinner des OSCARs für den Besten Film des Jahres 2011. Wer hätte das gedacht? Vielleicht ist es symptomatisch, daß in einer Zeit, in der die Filmbranche durch den Einsatz von 3D ein weiteres Mal revolutioniert wird (wenn auch natürlich nicht so dramatisch wie beim Übergang vom Stumm- zum Tonfilm) und große Teile des Publikums vermehrt darüber klagen, daß vor lauter 3D-Effektgewitter gerade bei den Blockbustern die Handlung sträflich vernachlässigt wird, ein Film wie "The Artist" aus dem Nichts zum Phänomen avanciert. Ein Film also fast ohne Spezialeffekte, ein Film, der seine Geschichte größtenteils durch Mimik und Gestik seiner Schauspieler erzählt, nur gelegentlich unterstützt durch eingeblendete Texttafeln (übrigens mehr als es in der echten Stummfilmzeit gewesen wären, dieses kleine Zugeständnis an heutige Sehgewohnheiten war wohl unvermeidbar). Vielleicht ist es ebenso symptomatisch, daß in der Zeit der Globalisierung ein Film die Leinwände erobert, den man wirklich weltweit verstehen kann, da die unterschiedlichen Sprachen hier keine Rolle spielen – denn selbst komplett ohne Texttafeln könnte man die Handlung problemlos verstehen.
Vielleicht liegt der Erfolg von "The Artist" aber auch einfach darin begründet, daß er ein unheimlich charmanter, geradezu typisch französisch verspielter Film ist, der mit einfachsten Mitteln die Herzen der Zuschauer berührt – ganz so, wie es (bei einem sogar noch sehr viel größeren Publikum) derzeit auch einem anderen französischen Film gelingt, nämlich "Ziemlich beste Freunde", dem dritterfolgreichsten Film in Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg.
Sei es, wie es sei. Fakt ist: "The Artist" zeigt einem weltweiten Publikum in massentauglicher Art und Weise die Ursprünge des Mediums auf und daß es auch heute noch möglich ist, mit der Konzentration auf die wirklich wichtigen Dinge einen guten Film zu erschaffen – ganz unabhängig von den technischen Möglichkeiten.
Dabei ist "The Artist", ehrlich gesagt, bei weitem kein perfekter Film. Ich habe ein bißchen das Gefühl, daß er vor allem bei jenen besonders gut anzukommen scheint, die noch nie im Leben einen Stummfilm gesehen haben und die niemals erwartet hätten, daß sie so etwas tatsächlich begeistern könnte. Wer sich jedoch (wie in bescheidenem Ausmaß auch ich) einigermaßen mit der Stummfilmära auskennt, der urteilt oft deutlich kritischer, teilweise sogar richtiggehend ungnädig. Dabei kann man sich doch auf jeden Fall über die unerwartete Anerkennung, die dieser beinahe vergessenen Kunstform plötzlich zuteil wird, freuen – und natürlich auch darüber, daß "The Artist", wenngleich nicht frei von Schwächen, sehr wohl ein guter Film ist.
Die Geschichte, die Regisseur und Autor Michel Hazanavicius erzählt, ist eine an sich recht banale Mischung aus gefühlvoller Liebesgeschichte und tragischem Charakterdrama, aufgelockert mit etlichen Referenzen an die "Goldene Ära" Hollywoods. Übrigens bleiben diese nicht nur auf die Stummfilmzeit beschränkt, wie beispielsweise der heimliche Hauptdarsteller von "The Artist", der Hund Uggie, zeigt, der offensichtlich an den beliebtesten Filmhund der 1930er Jahre angelehnt ist: Asta aus der wunderbaren "Der dünne Mann"-Krimikomödien-Reihe.
Von der Stimmung her erinnert speziell jener Teil von "The Artist", der sich mit George Valentins beruflichem Abstieg befaßt, stark an Billy Wilders (Tonfilm-)Klassiker "Sunset Boulevard", eine großartige Eigenständigkeit kann man der Story generell nicht bescheinigen. Das ist zwar schade, wird aber vor allem durch die äußerst charmanten schauspielerischen Leistungen locker abgefedert.
Es gibt ja auch in der heutigen Zeit immer wieder mal vereinzelte Versuche, Stummfilme zu drehen - denen ist aber in aller Regel deutlich anzumerken, daß sie nur versuchen, die "echten" Stummfilme zu kopieren, eine eigene Seele merkt man ihnen nur selten an. Und das liegt auch und vor allem an den Schauspielern. Wer in der heutigen Zeit die Kunst des Schauspielens gelernt hat, für den muß es unglaublich schwer sein, jene Form des Darstellens nachzuahmen, die vor dem Tonfilm "state of the art" war, ohne dabei bemüht und unglaubwürdig zu wirken. Wer nicht mit der Art und Weise aufgewachsen ist, wie man damals Gestik und Mimik stets übertrieben auf die Leinwand bringen mußte, damit das Publikum der Handlung auch ohne echte Dialoge folgen konnte, nur leicht unterstützt durch die kurzen, zwischengeschalteten Texttafeln, der kann dem heutzutage wohl kaum noch authentisch nacheifern. Umso bemerkenswerter ist es, wie perfekt vor allem Hauptdarsteller Jean Dujardin dieses Kunststück gelungen ist – weshalb er vollkommen zurecht Favorit auf den OSCAR für den Besten Hauptdarsteller ist. Zwar ist auch seinem Schauspiel anzusehen, daß "The Artist" nicht einfach nur versucht, die damaligen Stummfilme nachzuahmen, sondern sie ein wenig auf die heutigen Sehgewohnheiten anzupassen. Deshalb agiert er eben nicht ganz so übertrieben pantomimisch wie die damaligen Akteure, doch die Essenz des Stummfilm-Schauspielerns trifft er meines Erachtens ganz hervorragend.
Auch die übrige Darstellerriege – darunter James Cromwell, John Goodman (als Idealbesetzung für einen Filmmogul), Penelope Ann Miller, Missy Pyle und in einem Cameo Malcolm McDowell – macht ihre Sache erstaunlich gut, was für eine hervorragende Vorarbeit durch die gesamte Filmcrew spricht. Doch an die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, die Dujardin diesem an Stummfilmstars wie Douglas Fairbanks erinnernden George Valentin verleiht, kommt keiner heran. Eine besonders wichtige Rolle kommt in einem Stummfilm selbstverständlich der Musik zu. Ludovic Bource (ebenfalls "OSS 117") hat diese Herausforderung sehr gut gemeistert, weshalb auch sein verspielter Soundtrack Topfavorit bei der OSCAR-Verleihung ist.
Fazit: "The Artist" ist ein richtig guter Film, der vor allem jenen, die nur an heutige Filmkost gewohnt sind, überzeugend vor Augen führt, was das Medium Film mit einfachsten Mitteln erreichen kann. Die Handlung ist leider nur gehobenes Mittelmaß – da gibt es bei den "echten" Stummfilmen weit besseres zu entdecken –, aber durch die Schauspieler, die Musik und Hund Uggie läßt sich das verschmerzen.
Wertung: 8 Punkte.
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