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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Montag, 22. Dezember 2014

LADY HENDERSON PRÄSENTIERT (2005)

Originaltitel: Mrs Henderson presents
Regie: Stephen Frears, Drehbuch: Martin Sherman, Musik: George Fenton
Darsteller: Dame Judi Dench, Bob Hoskins, Kelly Reilly, Will Young, Christopher Guest, Toby Jones, Thelma Barlow, Sir Thomas Allen, Natalia Tena
 Mrs Henderson Presents
(2005) on IMDb Rotten Tomatoes: 67% (6,7); weltweites Einspielergebnis: $27,9 Mio.
FSK: 6, Dauer: 103 Minuten.

London, 1937: Der Ehemann von Laura Henderson (Dame Judi Dench, "Skyfall") ist gestorben und hat seiner Frau großen Reichtum hinterlassen. Doch Lady Henderson merkt bald, daß das Leben als reiche Witwe ziemlich langweilig ist. Als Zeitvertreib entschließt sie sich kurzerhand, das heruntergekommene "Windmill Theatre" zu kaufen und zu renovieren. Als künstlerischen Leiter engagiert sie den eigenwilligen Vivian Van Damm (Bob Hoskins, "Snow White and the Huntsman"), fortan erfreut sie sich an den Vorsprechen für eine musikalische Revue und den übrigen Vorbereitungen zur großen Wiedereröffnung. Diese wird zum triumphalen Erfolg, doch schnell kopieren die übrigen Londoner Theater das Konzept; also müssen sich Lady Henderson und Van Damm etwas Neues einfallen lassen. Die resolute Witwe kommt auf die Idee, die Damen im Stück nackt auftreten zu lassen – zu dieser Zeit im Pariser Moulin Rouge ganz normal, ist so etwas in England (wo jedes Theaterstück zunächst dem zuständigen Minister zur Genehmigung vorgelegt werden muß) absolut unerhört und somit unmöglich. Außer, wenn man – wie Lady Henderson – diesen zuständigen Minister (Christopher Guest, "Lügen macht erfinderisch") zufällig kennt, seit er ein Kind war ... und außerdem einige ganz und gar nicht damenhafte Tricks im Repertoire hat! Wenig später beginnt allerdings der Zweite Weltkrieg und London wird von den Nazis bombardiert ...

Kritik:
"Lady Henderson präsentiert" basiert auf wahren Ereignissen: Die bloßen Fakten und Namen stimmen (das Windmill Theater existierte, es präsentierte tatsächlich die erste Nacktrevue in England, und es hielt als einziges Londoner Theater den gesamten Krieg über den Betrieb aufrecht), ein Großteil vom Rest dürfte hingegen ziemlich frei erfunden sein. Regisseur Stephen Frears, der mit "Gefährliche Liebschaften" einen meiner Lieblingsfilme inszeniert hat und mit Judi Dench in der Hauptrolle später auch die wunderbare Tragikomödie "Philomena" schuf, hat aus diesem Stoff einen hochgradig unterhaltsamen Mix aus dialoggetriebener Komödie und (in der zweiten Hälfte) melancholischem Drama gestrickt, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Vor allem die schlicht brillante Leinwandchemie zwischen den großartigen Schauspielern Judi Dench (die für ihre Rolle eine OSCAR- und eine Golden Globe-Nominierung erhielt) und Bob Hoskins (Golden Globe-Nominierung) macht den Film in Verbindung mit den schlagfertigen Dialogen des "hauptberuflichen" Theater-Autors Martin Sherman über weite Strecken zu einem echten Genuß. Wie die beiden unterschiedlichen und ziemlich sturen Charakterköpfe anfangs immer wieder aneinandergeraten, sich aber doch zunehmend zusammenraufen, ist einfach herrlich mitanzusehen. Für noch mehr Unterhaltung sorgen etliche gelungene Gesangseinlagen der Revuetruppe, wobei vor allem Will Young, der erste Gewinner der britischen Casting-Show "Pop Idol", als Bertie und die bezaubernde Kelly Reilly ("Flight") als Maureen zu begeistern wissen. Einige Kritiker bemängeln zwar eine etwas zu statische Inszenierung durch Stephen Frears und haben damit auch nicht ganz Unrecht – die Theater-Herkunft des Drehbuch-Autors ist dem Film schon anzusehen, doch meiner Ansicht nach schadet das dem Unterhaltungswert höchstens minimal.

Auch die Kriegsthematik ist ziemlich einfühlsam in die Handlung integriert. Ist "Lady Henderson präsentiert" zunächst noch eine reine Komödie, wenn auch bereits mit vereinzelten leiseren, melancholischen Zwischentönen (schließlich ist die Protagonistin Witwe und hat auch bereits ihren Sohn verloren), wird die Stimmung nach Ausbruch des Krieges logischerweise immer gedrückter. Frears scheut in dieser Phase nicht vor einem gewissen Maß an Pathos zurück, ohne es damit jedoch zu übertreiben. Dennoch kann man davon ausgehen, daß die Wendung von der Komödie zum Drama in der zweiten Filmhälfte nicht jedem Zuschauer gefällt – meines Erachtens ist sie jedoch gut gelungen.

Fazit: "Lady Henderson präsentiert" ist eine typisch britische Tragikomödie, die weniger auf inszenatorische Innovativität als auf die Stärke der erzählten Geschichte baut, dabei mit Herz, Humor und Verstand punktet un mit einem wundervoll harmonierenden Hauptdarsteller-Duo Judi Dench und Bob Hoskins auftrumpft.

Wertung: 8,5 Punkte.


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