Originaltitel: The Wolverine
Regie: James Mangold, Drehbuch: Mark Bomback und Scott
Frank, Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Hugh Jackman, Tao Okamoto, Hiroyuki Sanada, Rila
Fukushima, Famke Janssen, Haruhiko Yamanouchi, Will Yun Lee,
Svetlana Khodchenkova, Brian Tee, Ken Yamamura
Rotten Tomatoes: 71% (6,3); weltweites Einspielergebnis: $414,8 Mio.
FSK: 12, Dauer: 126 Minuten
Nach den dramatischen Geschehnissen aus "X-Men: Der
letzte Widerstand" ist Logan (Hugh Jackman, "Les Misérables")
ein Wrack. In seinen Alpträumen verfolgt von der toten Jean Grey (Famke
Janssen, "Hänsel und Gretel: Hexenjäger"), wandert er durch die nordamerikanischen Wälder, in denen er aber auch nicht wirklich zur Ruhe kommt. Als Logan sich
eines Tages in einer Bar mit einigen Jägern anlegt, die verbotenerweise ihre
Pfeile mit Gift bestreichen, kommt ihm unverhofft (und eigentlich unnötigerweise) die zierliche, aber kampfstarke
Japanerin Yukio (Model Rila Fukushima) zur Hilfe. Nach dem sehr kurzen Kampf
eröffnet sie Logan, daß sie sich im Auftrag ihres Meisters bereits sein einem Jahr auf
der Suche nach ihm befindet: Im Zweiten Weltkrieg hatte Logan dem jungen japanischen
Soldaten Yashida das Leben gerettet, nun liegt der inzwischen zum Eigentümer
eines mächtigen Industriekonzerns aufgestiegene Mann (Hal Yamanouchi, "Die Tiefseetaucher") im Sterben und will sich persönlich von seinem früheren Schutzengel
verabschieden. Dieser willigt ein und wird von Yashida mit einem Angebot
empfangen: Er ist überzeugt, daß er Logan von der Unsterblichkeit, die ihn so
quält, befreien und sie auf sich selbst übertragen kann. Logan lehnt zwar ab, greift
aber wenig später ein, als Yashidas schöne Enkeltochter Mariko (Tao Okamoto,
ebenfalls ein hauptberufliches Model) von Yakuza entführt werden soll ...
Kritik:
Irgendwie erweisen sich die Großproduktionen des Sommers
2013 als qualitativ und strukturell ziemlich gleichförmig. Ob "Iron Man 3", "Star Trek Into Darkness", "Der große Gatsby",
"Man of Steel", "World War Z", "Die Unfaßbaren"
oder "Pacific Rim" – alles gefällige bis richtig gute Blockbuster mit
grandiosen Schauwerten, sehr guten
Schauspielern und spektakulären Action-Sequenzen, aber eben auch mit ganz bewußt einkalkulierten Defiziten in
Sachen Handlung und Figurenzeichnung. Natürlich gab es ebenfalls ein paar mutmaßlich
schlechtere Sommerfilme, die ich gar nicht erst gesehen habe ("After Earth",
"Hangover 3"), aber im Großen und Ganzen fehlt dem Sommer 2013
einfach die Abwechslung und vor allem natürlich ein echtes Highlight á la
"The Dark Knight". James Mangolds ("Walk the Line")
X-Men-Spin-Off "Wolverine – Weg des Kriegers" fügt sich qualitativ
nahtlos in die Reihe der genannten Produktionen ein, strukturell schlägt er
aber immerhin einen etwas anderen Weg ein.
Sollte man "Wolverine" in Relation zu anderen
Superheldenfilm setzen, dann wäre wohl Ang Lees "Hulk" der
passendste Vergleich. Das mag erstmal abschreckend klingen, da "Hulk"
ja im Fanbereich als Paradebeispiel einer mißglückten Comicadaption gilt. Und
es ist tatsächlich anzunehmen, daß rein actionorientierten Comicfreunden James Mangolds Erzählansatz lange Zeit zu dialog- und charakterzentriert
ist. Was wiederum eine gute Nachricht für Anhänger etwas anspruchsvollerer
Sommer-Blockbuster ist. Leider hält "Wolverine" diesen Ansatz jedoch
nicht konsequent genug durch und geht in der zweiten Filmhälfte immer stärkere
Kompromisse ein, indem er doch noch die offenbar obligatorischen Elemente einer
Superhelden-Verfilmung (Liebesgeschichte im Mittelteil, viel Action im Finale)
in die Handlung integriert – selbst wenn sie eher unpassend wirken.
Der Auftakt mit dem an seiner unsterblichen Identität als
Wolverine zweifelnden Logan dagegen ist richtig gut umgesetzt. Hugh Jackman
transportiert die nagenden Zweifel und Selbstvorwürfe ebenso hervorragend auf
die Leinwand wie den nur mühsam unterdrückten Zorn, wenn wieder einmal jemand
gegen sein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl verstößt (aber auch sein allseits beliebter
trockener Humor kommt zum Glück hin und wieder noch zum Tragen). Die regelmäßige
Traum-Zwiesprache mit seiner großen Liebe Jean Grey verstärkt das
ungewohnte Gefühl von Verletzlichkeit dieses sonst so unbezwingbaren Kämpfers
noch, weshalb Yashidas nicht ganz selbstloses Angebot, Logans Kräfte für diesen
zu übernehmen, eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Natürlich sind
Selbstzweifel im Angesicht übernatürlicher Fähigkeiten kein ganz neues
Thema im Genre – bereits bei Russel Mulcahys "Highlander" spielte das
eine bedeutende Rolle, erst wenige Monate vor "Wolverine" quälte sich
Tony Stark in "Iron Man 3" mit ähnlichen Bedenken herum. Doch James
Mangold, ein Regisseur mit vielfach bewiesenem Talent in Sachen
Figurenzeichnung, setzt die Thematik überzeugend um und gibt seinem
Hauptdarsteller deutlich mehr Raum zur schauspielerischen Entfaltung als der
durchschnittliche Superheldenfilm. Wie gesagt: zu Beginn.
Dann greifen jedoch die Yakuza an, Logan muß die
liebreizende Mariko retten und an einen sicheren Ort bringen, wo sich die
beiden selbstverständlich ineinander verlieben – während Logan feststellt, daß
er nach einer Attacke durch die Mutantin Viper (Svetlana Khodchenkova,
"Dame, König, As, Spion") tatsächlich langsam seine Kräfte zu
verlieren scheint. Letzteres unterstreicht paßgenau Logans Dilemma und ist
somit theoretisch eine konsequente Weiter-entwicklung der begonnenen Story,
deren Möglichkeiten nun jedoch unglücklicherweise kaum noch ausgespielt werden.
Vor lauter Kampfszenen auf der einen Seite (die Verfolger geben natürlich
nicht einfach so auf) und Liebes-Tändeleien auf der anderen gerät der
emotionale Kern der Geschichte zunehmend aus dem Blickfeld. Dabei ist vor allem
die Romanze vollkommen überflüssig, da sie dramaturgisch die Handlung nicht
weiterbringt und ihre Entwicklung zudem kaum nachvollziehbar ist. Wenn
überhaupt, dann hätte man sich eher eine zumindest offensive Flirterei zwischen
Logan und der resoluten Yukio gewünscht, zumal Hugh Jackman und Rila Fukushima
hervorragend miteinander harmonieren (weshalb es eine sehr gute Nachricht ist,
daß am Ende angedeutet wird, Yukio könnte auch in weiteren X-Men- respektive
Wolverine-Filmen eine tragende Rolle spielen). Aber nein, Logan verliebt sich
in die brave Mariko. Warum auch immer, denn in den gezeigten Szenen läßt sich
eine ernsthafte Anziehungskraft zwischen den beiden kaum ausmachen.
Ein weiteres Manko des Films ist, daß die Bösen wenig
Eindruck hinterlassen. Lange Zeit ist nicht einmal so richtig klar, wer genau
der Hauptbösewicht von "Wolverine – Weg des Kriegers" sein soll.
Klar, Marikos skrupelloser Vater Shingen (Hiroyuki Sanada,
"Sunshine") ist sicher kein Engel, die Yakuza sind sowieso böse, die
Mutantin Viper ist es auch. Doch von letzterer erfährt man kaum etwas, dennoch
ist schnell klar, daß sie kaum die Drahtzieherin der ganzen Angelegenheit sein
kann. Später hat dann auch noch der Silver Samurai einen Auftritt, der in den
Comics wohl so etwas wie ein Erzfeind von Wolverine ist, hier jedoch kaum mehr
als Mittel zum Zweck (welcher ein actionreicher Showdown ist). Etwas
interessanter wirkt immerhin Marikos Kindheitsfreund Harada (Will Yun Lee, "James
Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag"), der zunächst Logan hilft, dann
aber doch mit Viper zusammenzuarbeiten scheint und somit schwer einzuschätzen
bleibt. Seine Figur verleiht der Handlung ein bißchen mehr Tiefe, bleibt
letztlich aber zu sehr am Rand, um wirklich einen Unterschied zu machen.
Letztlich ist und bleibt es nun einmal ein Wolverine-Film, und unter der in der
ersten Hälfte lobenswerten Sorgfalt, die der Figur des Logan zuteil wird,
müssen zwangsläufig alle verbliebenen Charaktere etwas leiden.
Wie gesagt sind die Actionszenen für einen Superheldenfilm
eher spärlich gestreut, wobei ein Kampf auf einem fahrenden
Hochgeschwindigkeitszug als Highlight in Erinnerung bleibt – auch wenn die
Sequenz nicht übermäßig glaubwürdig wirkt. Der Showdown dagegen ist eher eine
leichte Enttäuschung, da der finale Kampf relativ kurz abgehandelt wird und
auch nicht allzu spektakulär choreographiert und in Szene gesetzt ist. Immerhin
wissen die Kulissen – wie im gesanten Film – voll und ganz zu überzeugen, denn
traditionelle japanische Anwesen oder ein Bergdorf im Schneetreiben machen
optisch richtig was her. Im verschneiten Bergdorf kommt endlich auch der
3D-Einsatz einigermaßen zur Geltung. Der ist ansonsten ziemlich überflüssig, teilweise aufgrund vieler Hintergrund-Unschärfen während der häufigen
Fokussierung auf eine bestimmte Person im Vordergrund sogar irritierend.
Wichtig: Nach dem ersten Teil des Abspanns gibt es eine zusätzliche Szene, die zu dem für Sommer 2014 geplanten "X-Men: Days of Future Past" hinführt!
Wichtig: Nach dem ersten Teil des Abspanns gibt es eine zusätzliche Szene, die zu dem für Sommer 2014 geplanten "X-Men: Days of Future Past" hinführt!
Fazit: "Wolverine – Weg des Kriegers" ist
ein erfreulicherweise etwas anderer Superheldenfilm, der eine relativ
unspektakuläre Story (nichts mit Zerstörung der Welt oder so ...) erzählt und
sich zunächst stark auf die von Hugh Jackman gewohnt energetisch verkörperte
Hauptfigur des Logan alias Wolverine konzentriert – nur um später doch wieder
in altbekannte Genremuster zu verfallen.
Wertung: 7,5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links oder das amazon-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
Wertung: 7,5 Punkte.
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