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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 10. Juni 2020

KINOVORSCHAU SOMMER 2020 (Corona-Edition)

Letztes Update vom 8. August: Ich habe am 14. August den US-Horrorfilm "The Witch Next Door" hinzugefügt, den ich aufgrund seines "deutschen" Titels (Originaltitel: "The Wretched") fälschlicherweise für einen Kinderfilm gehalten und deshalb bislang ignoriert hatte ... "X-Men: New Mutants" wurde ein weiteres Mal verschoben und soll nun am 10. September statt am 27. August anlaufen.

Nach und nach öffnen die Kinos in Deutschland wieder und wir hoffen natürlich alle, daß es nicht zu einer zweiten Pandemie-Welle kommt und sie (und alles andere) erneut schließen müssen. Trotzdem bleiben die Verleiher erst einmal sehr vorsichtig, was natürlich auch daran liegt, daß die wiedereröffneten Kinos aktuell lediglich einen Bruchteil ihrer Zuschauerplätze tatsächlich an den Mann und an die Frau bringen dürfen. Trotzdem scheint mir nun die Zeit für meine nächste große Kinovorschau gekommen, wenngleich es da in der nächsten Zeit noch etliche Änderungen geben dürfte, abhängig davon, wie sich die Situation entwickelt. Daß die Vorschau erst Ende Juni beginnt, liegt daran, daß es vorher zwar ein paar kleine Neustarts gibt, sich darunter meiner Einschätzung nach aber nichts befindet, was ein auch nur ansatzweise größeres Zuschauerpotential hat. Richtig los geht es nach aktuellem Stand sowieso erst Mitte Juli, wenn Christopher Nolans "Tenet" als erster großer Hollywood-Neustart den verspäteten Startschuß für den Kinosommer 2020 geben soll.

25. Juni:
"Guns Akimbo":
Daniel Radcliffe hat sich in den Jahren seit dem Ende der "Harry Potter"-Reihe bereits einen Ruf für ungewöhnliche Rollen in ungewöhnlichen Filmen gemacht – "Swiss Army Man" dürfte dafür das beste Beispiel sein. Zur Hälfte setzt Radcliffe diesen Trend mit der neuseeländischen Actionkomödie "Guns Akimbo" fort, denn diesmal spielt er einen ziellosen Durchschnittstypen, der aber in eine extreme Situation gezwungen wird. Der eher erfolglose Videospiele-Entwickler Miles, der gern im Internet Trolle ärgert, legt sich leichtsinnig mit einer Untergrund-Organisation an, die sich dafür revanchiert, indem sie bei ihm einbricht, ihn entführt, ihm Pistolen an beide Hände tackert (!) und ihn dazu zwingt, an brutalen, live im Internet übertragenen Gladiatoren-Kämpfen auf Leben und Tod teilzunehmen! Miles kann zwar zunächst flüchten, seine tödliche Gegnerin Nix (Samara Weaving aus "Ready or Not") ist ihm jedoch schnell auf der Spur. Der Trailer verspricht ein durchgeknalltes und blutiges Splatter-Vergnügen mit Videospiel-Ästhetik, kann dieses Versprechen laut Kritikern allerdings nur phasenweise einlösen. Sehr ärgerlich: In Deutschland wurde "Guns Akimbo" für eine FSK 16-Freigabe leicht geschnitten.

"Der Fall Richard Jewell":
Einmal mehr konnte Clint Eastwood als Regisseur viel Kritikerlob einheimsen – was aber nichts daran änderte, daß "Der Fall Richard Jewell" an den US-Kinokassen massiv floppte und auch in der Awards Season bis auf die OSCAR-nominierte Nebendarstellerin Kathy Bates keine große Rolle spielte. Erzählt wird die wahre Geschichte des Bombenattentats auf die Olympischen Sommerspiele in Atlanta 1996, bei dem der eher einfach gestrickte Wachmann Richard Jewell (Paul Walter Hauser, "I, Tonya") zunächst als Held gefeiert, dann vom FBI zum Verdächtigen erklärt und von überehrgeizigen, mehr an großen Schlagzeilen als der Wahrheit interessierten Journalisten wie Kathy Scruggs (Olivia Wilde, "Rush") genüßlich in die Pfanne gehauen wurde. Sam Rockwell spielt Jewells Anwalt, Kathy Bates seine Mutter.

"Blue Story – Gang of London":
In Großbritannien sorgte sorgte das kompromißlose, trotz Rapvideo-Ästhetik betont realistisch angelegte Gang-Drama von Andrew Onwubolu für Kontroversen, denn nachdem es bei einigen Vorstellungen zu teilweise gewalttätigen Vorfällen kam, wurde er von einer Kinokette sogar vorübergehend aus dem Programm genommen. Das dürfte hierzulande eher nicht zu erwarten sein, aber angesichts starker Kritiken sind "Blue Story" viele Zuschauer definitiv zu wünschen. Basierend auf eigenen Erfahrungen des Regisseurs und Drehbuch-Autors geht es um die zwei Londoner Teenager Timmy und Marco, die zur gleichen Schule gehen und beste Freunde sind, aber in verschiedenen, ärmlichen Stadtvierteln leben – und so auf unterschiedlichen Seiten in eine erbitterte Fehde zwischen zwei Jugendgangs hineingezogen werden.

2. Juli:
"Die Känguru-Chroniken":
Scheinbar sind "Die Känguru"-Chroniken in Deutschland sehr bekannt, an mir sind sie jedoch bislang komplett vorbeigegangen, weshalb ich erstmal bei Wikipedia nachlesen mußte, daß es sich um eine Textsammlung von Marc-Uwe Kling handelt, die via Podcast, Radio, Buch und Hörbuch über die Jahre hinweg große Erfolge feierte. So gesehen kein Wunder, daß nun eine Kinoadaption von Dani Levy ("Alles auf Zucker!") folgt, die von Branchenexperten vor Corona sogar als heißer Anwärter auf den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres gehandelt wurde. Dimitrij Schaad spielt den Berliner Kleinkünstler Marc-Uwe (also das Alter Ego des Autors), an dessen Tür eines Tages ein sprechendes, antikapitalistisches und sehr mitteilungsbedürftiges Känguru (gesprochen von Marc-Uwe Kling) klingelt, das schließlich Marc-Uwes Mitbewohner wird. Gemeinsam wehren sie sich gegen den rechtspopulistischen Immobilienhai Jörg Dwigs (Henry Hübchen), der ihre Heimat bedroht. Der Film lief bereits vor Corona kurz in den Kinos, erhält nun aber einen Re-Start.

"Undine":
Es sieht fast so aus, als hätte "Bad Banks"-Star Paula Beer ihre Kollegin Nina Hoss als Muse des deutschen Filmemachers Christian Petzold abgelöst. Jedenfalls ist der im Wettbewerb der Berlinale gezeigte "Undine" – eine lose und modernisierte Adaption des gleichnamigen Fouqué-Märchens, von dem es bereits eine Verfilmung mit Colin Farrell aus dem Jahr 2009 gibt – ihre zweite Zusammenarbeit nacheinander (nach "Transit"). Beer spielt die Historikerin Undine, die in Berlin Touristen durch die Stadt führt und ansonsten ein völlig normales Leben führt. Doch als ihr Freund Johannes (Jacob Matschenz, "Mein Blind Date mit dem Leben") sie verläßt, wird ein auf Undine lastender Fluch aktiviert: Sie muß Johannes töten und anschließend in das Meer zurückkehren, aus dem sie ursprünglich kommt. Undine wehrt sich jedoch nach Kräften gegen dieses vorherbestimmte Schicksal, zumal sie sich in den Taucher Christoph (Franz Rogowski, "Victoria") verliebt.

"Die schönsten Jahre eines Lebens":
Weihnachten 2018 sorgte "Mary Poppins' Rückkehr" für einen Rekord als späteste Fortsetzung – das Original "Mary Poppins" erschien 1964. Allerdings war "Mary Poppins Returns" lediglich inhaltlich eine direkte Fortsetzung, die Rollen waren hingegen neu besetzt. So einfach macht es sich der französische Filmemacher Claude Lelouch nicht, denn in "Die schönsten Jahre eines Lebens" spielen noch immer der inzwischen 89-jährige Jean-Louis Trintignant und die ein Jahr jüngere Anouk Aimée jene Rollen, die sie bereits 1966 im OSCAR-prämierten Klassiker "Ein Mann und eine Frau" (über einen jungen Witwer und eine Witwe, die zueinanderfinden) und 1986 in der ersten Fortsetzung "Ein Mann und eine Frau – 20 Jahre später" spielten. Im dritten und höchstwahrscheinlich letzten Teil kränkelt der frühere Rennfahrer Jean-Louis (Trintignant) zunehmend und hat mit Gedächtnislücken zu kämpfen. Woran er sich jedoch erinnert, ist Anne (Aimée), die Liebe seines Lebens. Aus diesem Grund macht sich Jean-Louis' Sohn Antoine (Antoine Sire) auf die Suche nach Anne, die ihn vor langer Zeit verlassen hatte.

"Takeover – Voll vertauscht":
Als populäre Youtuber haben die Zwillingsbrüder Roman und Heiko Lochmann aka "Die Lochis" letztes Jahr aufgehört, gemeinsame Filme drehen sie aber weiterhin. Zwar kam ihr "Bruder vor Luder" im Jahr 2015 nur auf knapp 380.000 Kinogänger, trotzdem fanden sich offensichtlich genügend Geldgeber für ein weiteres Werk. Unter der Regie von Florian Ross spielen sie Danny und Ludwig, die sich zufällig in einem Vergnügungspark treffen und infolge ihres identischen Aussehens ganz klassisch beschließen, vorübergehend ihre Identität zu tauschen – denn ihre Herkunft könnte unterschiedlicher kaum sein. In Nebenrollen sind einige weitere Youtuber sowie Comedians wie Oliver Pocher zu sehen.

"Jean Paul Gaultier: Freak & Chic":
Französischer Dokumentarfilm über den extravaganten Modedesigner Jean Paul Gaultier, der von Regisseur Yann L'Hennoret zwei Jahre lang bei der Vorbereitung einer spektakulären Modeshow in Paris begleitet wurde.

9. Juli:
"Harriet – Der Weg in die Freiheit":
Harriet Tubman ist eine der bekanntesten afroamerikanischen historischen Persönlichkeiten, da sie als Fluchthelferin während des amerikanischen Bürgerkriegs zahllosen entlaufenen Sklaven aus den Südstaaten das Leben rettete, indem sie unter Einsatz ihres Lebens deren Weg in den Norden organisierte. Dafür sollte sie eigentlich geehrt werden, indem ihr Antlitz das des neuen $20-Scheins in den USA ziert – doch sobald Trump Präsident wurde, hatte sich das erledigt (warum wohl …). Zumindest wird Tubman nun mit einem Kinofilm von Kasi Lemmons ("Talk to Me") geehrt, in dem sie von Cynthia Erivo ("Widows") verkörpert wird, die wiederum für ihre Leistung ihre erste OSCAR-Nominierung erhielt. Generell wurde "Harriet" ziemlich wohlwollend besprochen, wenn auch vielfach eine ideenarme und sich arg an übliche Biopic-Konventionen haltende Inszenierung bemängelt wird – zudem lenkten etliche Actionszenen unnötig von der eigentlichen Thematik und der Hauptfigur ab.

"Gretel & Hänsel":
Eine gruselige Variante des beliebten Märchens "Hänsel & Gretel" der Gebrüder Grimm klingt eigentlich nach keiner schlechten Idee (etwas ähnliches funktionierte schon 1997 mit dem TV-Film "Schneewittchen" mit Sigourney Weaver ziemlich gut) und die US-Kritiker haben den Film von Osgood Perkins ("Die Tochter des Teufels") recht wohlwollend besprochen - das Publikum zeigte allerdings wenig Interesse daran. Vielleicht läuft es im Ursprungsland des Märchens ja besser: "Es"-Star Sophia Lillis spielt die übersinnlich begabte Gretel, die nach dem Tod des Vaters verzweifelt eine Arbeit sucht, um für sich und ihren kleinen Bruder Hänsel sorgen zu können. Im tiefen Wald haben sie einige denkwürdige Begegnungen ...

"Scooby! Voll verwedelt": 
In den USA wurde das neue (komplett animierte) Abenteuer des sprechenden Hundes Scooby, seines Herrchens Shaggy und ihrer Freunde wegen Corona direkt fürs Heimkino veröffentlicht, bei uns bekommt er dagegen einen Kinostart. Daß der Erfolg der zwei Live-Action-/Animations-Hybriden aus dem frühen 21. Jahrhundert erreicht wird ("Scooby-Doo" mit Matthew Lillard und Sarah Michelle Gellar kam 2002 auf 1,1 Millionen deutsche Kinogänger, die Fortsetzung zwei Jahre später noch auf gut 430.000) ist allerdings nicht nur pandemie-bedingt unwahrscheinlich. Erzählt wird hier quasi die "Origin"-Story, also wie Shaggy und Scooby sich kennenlernen und erstmals gemeinsam auf übernatürliche Verbrecherjagd gehen.

"Helmut Newton – The Bad and the Beautiful":
Gero von Boehms Dokumentarfilm widmet sich Leben und Werk des weltberühmten, vor allem für seine Aufnahmen nackter (oft berühmter) Frauen bekannten deutschen Photographen, der 2004 verstarb und in diesem Jahr 100 würde.

16. Juli: 
"Unhinged – Außer Kontrolle":
Russell Crowe spielt im Thriller von Derrick Borte ("Familie Jones") einen psychopathischen Mann, der nach einer Konfrontation an einer Ampel beginnt, die alleinerziehende Mutter Rachel (Caren Pistorius, "Slow West") und ihre Familie zu stalken und zu bedrohen. Dem Trailer nach zu urteilen hatte Crowe wohl großen Spaß an dieser ungezügelten Bösewicht-Rolle.

"Marie Curie – Elemente des Lebens":
Es gibt schon einige Filme über die berühmte polnisch-französische Wissenschaftlerin Marie Curie, die 1903 gemeinsam mit ihrem Kollegen Henri Becquerel und ihrem Ehemann Pierre Curie für ihre Forschungen zu Radioaktivität den Nobelpreis für Physik erhielt und 1911 auch noch den Nobelpreis für Chemie (jeweils als erste Frau) – erst 2016 war Marie Noëlles "Marie Curie" mit der Polin Karolina Gruszka in der Titelrolle auch in deutschen Kinos zu sehen. Nun hat sich die iranisch-französische Filmemacherin Marjane Satrapi ("Persepolis") der Thematik angenommen und Rosamund Pike ("Barney's Version") als Titelheldin des Biopics besetzt, die von den Kritikern viel Lob für ihre Leistung erhielt. Generell fielen die Rezensionen wohlwollend aus, wenn auch typische Genremängel kritisiert werden. Sam Riley ("Das finstere Tal") spielt Maries Forscherkollegen und späteren Gatten Pierre, Anya Taylor-Joy die gemeinsame Tochter Irène.

"Berlin Alexanderplatz":
Alfred Döblins 1929 veröffentlichter Roman "Berlin Alexanderplatz" wird zu den wichtigsten und besten Werken der deutschsprachigen Literatur gezählt und war deshalb zumindest zu meiner Zeit auch Teil der Schullektüre (keine Ahnung, ob das immer noch so ist). Es gibt auch schon ein paar Verfilmungen, von denen die bekannteste sicherlich die gefeierte 14-teilige TV-Miniserie von Rainer Werner Fassbinder ist, die 1980 zur Ausstrahlung kam und mit Stars wie Günter Lamprecht, Hanna Schygulla, Gottfried John und Barbara Sukowa besetzt war. Das ist auch schon wieder 40 Jahre her, weshalb es eigentlich nicht verwundert, daß jemand die Idee einer Neuauflage hatte – diesmal fürs Kino. Allerdings handelt es sich beim neuen, im Wettbewerb der Berlinale konkurrierenden "Berlin Alexanderplatz" um eine stark modernisierte Version der Geschichte, in der in unserer Gegenwart der 30-jährige illegal eingereiste Westafrika-Flüchtling Francis (Welket Bungué) steht, der sich in Berlin ein neues Leben aufbauen will. Regie führt der deutsch-afghanische Filmemacher Burhan Qurbani ("Wir sind jung. Wir sind stark.") – Sohn politischer Flüchtlinge –, weitere Hauptrollen spielen Jella Haase, Joachim Król und Albrecht Schuch. Beim Deutschen Filmpreis gewann "Berlin Alexanderplatz" fünf Lolas.

"Into the Beat – Dein Herz tanzt":
In dem deutschen Jugendfilm geht es um die 14-jährige Katya (Alexandra Pfeifer), Tochter des sie trainierenden und nach dem Tod ihrer Mutter alleinerziehenden Ballett-Stars Victor (Trystan Pütter), die nun selbst ein Stipendium an der New Yorker Ballettschule in Aussicht hat. Doch dann lernt Katya den Streetdancer Marlon (Yalany Marschner) kennen und verliebt sich nicht nur in ihn, sondern auch in seine Art zu tanzen ...

"Waves":
Das hochgelobte romantische Independent-Trauerdrama von Trey Edward Shults ("It Comes at Night") erzählt vom erfolgreichen afroamerikanischen Highschool-Sportler Tyler (Kelvin Harrison Jr., "Mudbound"), dessen Leben auseinanderzubrechen droht, als er eine Verletzung aufgrund des Leistungsdrucks nicht operieren läßt, sondern mit Schmerzmitteln überspielt. Dann wird auch noch seine Freundin Alexis (Alexa Demie, "Mid90s") schwanger und die beiden sind sich uneinig, wie mit der Schwangerschaft umzugehen ist …

"Sibyl – Therapie zwecklos":
In der schwarzhumorigen französischen Tragikomödie von Justine Triet ("Victoria – Männer & andere Mißgeschicke") verkörpert Virginie Efira ("Birnenkuchen mit Lavendel") die titelgebende Psychotherapeutin, die ihrem Beruf allerdings nur noch wenig abgewinnen kann. Als sie die Schauspielerin Margot (Adèle Exarchopoulos, "Blau ist eine warme Farbe") als neue Patientin bekommt, ist sie von deren ereignisreichem Leben so fasziniert, daß sie sich davon inspiriert fühlt, sich ihrer wahren Leidenschaft zu widmen: dem Schreiben. Dabei bemerkt sie nicht, daß ihr Interesse an Margot sich zu einer regelrechten Obsession ausweitet … In weiteren Rollen agieren Sandra Hüller ("Toni Erdmann") und Gaspard Ulliel ("Hannibal Rising").

"After Midnight":
In dem Independent-Mystery-Thriller von Jeremy Gardner und Christian Stella spielt Gardner Hank, dessen Freundin Abby (Brea Grant) eines Tages verschwindet und nur eine rätselhafte Notiz zurückläßt. Während Hank versucht herauszufinden, was passiert ist, wird er von einer furchteinflößend klingenden Kreatur aus dem nahen Wald heimgesucht, die nachts in sein Haus eindringen will – hat sie etwas mit Abbys Verschwinden zu tun? Die Kritiker sind von dem rätselhaften, einfallsreichen und tragikomischen Genremix aus dem Horror-/Mystery-Umfeld sehr angetan, Anhänger konventioneller Mainstream-Horrorkost sollten sich einen Kinobesuch allerdings genau überlegen.

"Wim Wenders – Desperado":
Das Regie-Duo Eric Friedler und Andreas Frege zeichnet in dieser Dokumentation ein Portrait des wichtigen deutschen Filmemachers Wim Wenders ("Der Himmel über Berlin"), das neben Gesprächen mit Wenders unveröffentlichte Archivaufnahmen, Interviews mit Weggefährten aus Deutschland und Hollywood sowie Besuche früherer Drehorte umfaßt.

23. Juli: 
"Out of Play Der Weg zurück:"
Nach seinem Abschied vom Superhelden-Dasein als Batman hat sich Ben Affleck wieder mit Regisseur Gavin O'Connor zusammengetan, mit dem er bereits 2016 beim Actionthriller "The Accountant" zusammenarbeitete (zu dem übrigens eine Fortsetzung geplant ist). In "The Way Back" spielt Affleck das frühere Basketball-Supertalent Jack Cunningham, dessen Karriere endete, bevor sie richtig begann. 20 Jahre später ist Jack ein Alkoholiker mit gescheiterter Ehe, als er überraschend das Angebot erhält, Trainer der Basketball-Mannschaft seines früheren Colleges zu werden. Zögernd sagt er zu und zunächst läuft es richtig gut – aber reicht die neue Aufgabe wirklich aus, um Jack ein neues, besseres Leben zu ermöglichen? In den USA gab es starke Kritiken für den Film und Affleck gilt als gar als Anwärter auf eine OSCAR-Nominierung.

"The Vigil – Die Totenwache":
Der positiv besprochene Horrorfilm von Kino-Debütant Keith Thomas beruht auf einer jüdischen Legende und erzählt von dem nach dem Tod seines Bruders an seinem Glauben zweifelnden New Yorker Juden Yavoc (Dave Davis), welcher vor allem aus finanziellen Gründen das Angebot seines Rabbis annimmt, die traditionelle Totenwache für einen Verstorbenen zu übernehmen. Keine gute Idee, denn im Haus des Toten geht der böswillige jüdische Totengeist Mazik um ...

"Edison – Ein Leben voller Licht":
Wenn ein Film erst fast drei Jahre nach seiner Weltpremiere regulär in die Kinos kommt, ist das selten ein gutes Zeichen (und hat hier auch nichts mit Corona zu tun). Doch zumindest ist es in diesem Fall ein Beleg für das ernsthafte Bemühen, sich die Kritik nach der mißlungenen Premiere in Toronto zu Herzen zu nehmen, denn Regisseur Alfonso Gomez-Rejon ("Ich und Earl und das Mädchen") konnte Produzent Martin Scorsese zu umfangreichen Nachdrehs und einem komplett neuen Schnitt seines Historien-Dramas überreden. In kommerzieller Hinsicht dürfte sich das nicht unbedingt rentiert haben, denn auch die Neufassung floppte in den US-Kinos – immerhin fielen die Kritiken nun aber deutlich besser aus (bewegen sich allerdings immer noch nur im leicht positiven Bereich). Gezeigt wird der "Stromkrieg" der beiden Visionäre Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) und George Westinghouse (Michael Shannon, "Shape of Water") Ende des 19. Jahrhunderts, das erbitterte Rennen um das ideale Elektrizitätssystem für die USA (Edison warb für Gleichspannung und Westinghouse für Wechselspannung). In weiteren Rollen agieren Nicholas Hoult (als Nicola Tesla), Tom "Spider-Man" Holland, Katherine Waterston ("Phantastische Tierwesen") und Matthew Macfadyen ("Stolz und Vorurteil").

30. Juli:
"The King of Staten Island":
Nach großen Hits wie "Beim ersten Mal" oder "Dating Queen" wurde es in den letzten Jahren ruhiger um den Comedy-Filmemacher Judd Apatow – auch, weil er sich zwischenzeitlich mehr auf Serien ("Girls", "Love") konzentrierte. Mit "The King of Staten Island" dürfte er zumindest in kommerzieller Hinsicht kein riesiges Comeback feiern, dafür dürfte das Quasi-Biopic eines in den USA bekannten Stand-Up-Comedians thematisch doch zu speziell sein. "Saturday Night Live"-Castmitglied Pete Davidson spielt Scott Ready, der auf Davidsons eigenem Leben beruht (er war auch am Drehbuch beteiligt), und zeigt, wie er ausgehend von einem traumatischen Erlebnis (sein Vater starb als Feuerwehrmann bei 9/11) zum Comedian wurde. Die OSCAR-Gewinnerin Marisa Tomei ("Crazy, Stupid, Love.") spielt Scotts Mutter.

"Der verlorene Prinz und das Reich der Träume":
Das neue Werk des "The Artist"-Regisseurs Michel Hazanavicius ist ein familienfreundlicher Abenteuerfilm über die 8-jährige Sofia (Keyla Fala), die von ihrem alleinerziehenden Vater Djibi (Omar Sy, "Ziemlich beste Freunde") aufgezogen wird. Der erzählt ihr abendlich phantasievolle Einschlaf-Geschichten, in denen Sofia stets die heldenhafte Prinzessin ist und ihr Vater der Prinz. Als Sofia jedoch erwachsener wird, verlieren Djibis Geschichten ihren Reiz für sie, und so muß der Prinz um seinen Platz darin kämpfen ... In Frankreich brachte es der Film kurz vor Corona immerhin auf 900.000 Kinogänger.

6. August:
"Irresistible – Unwiderstehlich":
Gerade in der Trump-Ära vermissen viele Menschen (mich eingeschlossen) noch immer ihre Dosis "The Daily Show with Jon Stewart", in der Stewart und sein Team auf ebenso bissige wie witzige Art und Weise über viele Jahre hinweg die aktuelle Politik aufs Korn nahmen (die Show gibt es immer noch und wird nun von Trevor Noah moderiert, aber Stewart bleibt unerreicht). Der wollte irgendwann aber doch einmal etwas Neues wagen und gab u.a. im Jahr 2014 mit dem positiv rezensierten, jedoch kommerziell gefloppten Politdrama "Rosewater" sein Regiedebüt. Sechs Jahre später folgt mit der politischen Komödie "Irresistible" Stewarts zweite Regiearbeit: Steve Carell ("Date Night") spielt den demokratischen Wahlkampfstrategen Gary, welcher dem Marine-Veteranen Col. Jack Hastings (Chris Cooper, "Die Muppets") in einer Kleinstadt in der Republikaner-Hochburg Wisconsin zum Sieg bei der Bürgermeisterwahl verhelfen will. Doch die Republikaner riechen den symbolträchtigen Braten und entsenden mit Faith Brewster (Rose Byrne, "Bad Neighbors") eine ihrer besten Leute, die zudem Garys Erzrivalin ist. Leider fielen die US-Kritiken arg mittelmäßig aus.

"Max und die Wilde 7":
Der Familienfilm nach einer Kinderbuch-Reihe von Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner erzählt vom 9-jähirgen Max (Jona Eisenblätter), der mit seiner als Altenpflegerin tätigen Mutter (Alwara Höfels) in die Ritterburg Geroldseck zieht, die nun ein Altenheim beherbergt. Max hat an der Schule Eingewöhnungsprobleme, doch dafür kommt er mit einigen Altenheimbewohnern wie dem früheren Fußball-Trainer Horst (Thomas Thieme) oder der Schauspielerin Vera (Uschi Glas) deutlich besser aus, die sich selbst (nach der Nummer des Tisches, an dem sie immer sitzen) als "Wilde 7" bezeichnen. Als ein Dieb in der Burg umgeht und Max' Mutter verdächtigt wird, wollen Max und seine betagten neuen Freunde den wahren Täter finden.

"Body Cam – Unsichtbares Grauen":
Während ich diese Kinovorschau schreibe, protestiert und demonstriert gefühlt die halbe Welt gegen Polizeigewalt vor allem, aber keineswegs nur in den USA – der US-Horrorthriller "Body Cam" von Malik Vitthal wirkt von der Prämisse her wie der Film zum Thema, wenn auch mit einem übernatürlichen Twist. Hier sterben nämlich nach und nach Polizisten auf unerklärliche Art und Weise – scheinbar rächt ein Geist den Tod eines afroamerikanischen Jugendlichen durch Polizeigewalt und dessen anschließende Vertuschung. Die schwarze Polizistin Renee (Mary J. Blige, "Rock of Ages") will der Sache auf den Grund gehen. In den USA wurde "Body Cam" während der Corona-Pandemie digital veröffentlicht; die Kritiken fielen mittelprächtig aus, wobei die Atmosphäre gelobt, aber das verschenkte Potential der Prämisse bemängelt wird.

"The Song of Names":
In der kanadischen Bestseller-Verfilmung von François Girard ("Silk") verkörpert Tim Roth den Mittfünfziger Martin, der während des Zweiten Weltkriegs in London aufwuchs, wo seine Familie den gleichaltrigen polnischen Flüchtling Dovidl adoptierte. Martin freundete sich schnell mit seinem neuen Bruder, einem Geigen-Wunderkind mit ganz eigenem Stil, an - der aber Jahre später kurz vor seinem ersten Konzert spurlos verschwand. Jahrzehnte später trifft Martin auf einen jungen Violinisten, dessen Art zu Musizieren ihn vermuten läßt, daß er bei Dovidl gelernt haben muß. Daraufhin macht sich Martin (erneut) auf die Suche nach dem verlorenen Bruder ... "The Song of Names" erhielt durchschnittliche Kritiken, gewann aber in Kanada einige Preise und ist mit Clive Owen, Catherine McCormack ("Braveheart") und Saul Rubinek auch in den weiteren Rollen namhaft besetzt.

13./14. August: 
"The Witch Next Door":
In den USA war der Horrorfilm der Pierce-Brüder ("Deadheads") unter dem Originaltitel "The Wretched" sowas wie der Corona-König: Als einziger ansatzweise prestigeträchtiger Neustart während der ersten Hauptphase der Pandemie belegte er wochenlang Platz 1 in den äußerst überschaubaren Kinocharts. Ein Gesamteinspielergebnis von knapp $2 Mio. klingt zwar nicht toll und ist es selbstverständlich auch nicht, aber angesichts der Umstände kann der Indie-Horrorstreifen das durchaus als Erfolg verbuchen, zumal auf diese Weise auch internationales Interesse an dem Low Budget-Film ($66.000) geweckt wurde. Worum geht's? Das rebellische Scheidungskind Ben wird über den Sommer zu seinem Vater in eine verschlafene Küstenstadt geschickt. Sonderlich wohl fühlt der Teenager sich dort nicht, doch es wird noch schlimmer, als Ben bemerkt, daß in der Nachbarschaft eine böse, kinderfressende Hexe ihr Unwesen treibt, die mit ihrer Magie dafür sorgt, daß die Eltern der Opfer ihre Kinder komplett vergessen ... Die US-Kritiken fielen recht wohlwollend aus.

"I Still Believe":
Die meisten betont auf ein gläubiges christliches Publikum zielenden US-Filme schaffen es nicht, aus ihrer enggesteckten Zielgruppe auszubrechen, was auch an der oft überschaubaren Qualität der entsprechenden Produktionen liegt (die es hierzulande fast nie ins Kino schaffen). Eine der wenigen Ausnahmen in den letzten Jahren war in den USA das romantisch-tragische Musiker-Biopic "I Still Believe" von den Erwin Brothers (die bereits mit "I Can Only Imagine" einen christlichen Hit verantworteten), das ordentliche Kritiken einheimste, aber unglücklich zu Beginn der Corona-Pandemie veröffentlicht wurde und deshalb eigentlich nur eine Woche hatte, bevor die meisten Kinos schließen mußten (in dieser Woche reichte es immerhin für Platz 3). "Riverdale"-Star K. J. Apa spielt den christlichen Musiker Jeremy Camp, dessen Glaube ihm angesichts der Krebserkrankung seiner Frau Melissa (Britt Robertson, "A World Beyond") hilft.

"Wege des Lebens – The Roads Not Taken":
Sally Potters ("The Party") Drama schildert einen chaotischen Tag im Leben von Leo (Javier Bardem, "mother!") und seiner Tochter Molly (Elle Fanning, "The Neon Demon") in New York. Leo leidet unter Demenz und hat Halluzinationen von den verschiedensten Leben, die er mit anderen Entscheidungen hätte führen können – Molly versucht, damit irgendwie klarzukommen, zumal sie selbst vor wichtigen Entscheidungen steht.

"Inception" (Wiederaufführung):
Nachdem Christopher Nolans neuer Spionage-Thriller "Tenet" von diesem Startplatz um zwei Wochen nach hinten verschoben wurde, wird hier (und zwar fast weltweit) stattdessen Nolans futuristischer Traumdiebe-Hit "Inception" wiederaufgeführt – was (unbestätigte) Spekulationen anheizt, es könnte sich bei "Tenet" um eine Fortsetzung von "Inception" oder zumindest um eine Geschichte handeln, die im gleichen Filmuniversum spielt.

20. August:
"Tesla":
In Michael Almereydas ("Anarchie") ungewöhnlichem Biopic spielt Ethan Hawke den Erfinder Nikola Tesla, dessen Leben vom ewigen Wettstreit mit Thomas Edison (Kyle MacLachlan) geprägt wird. Das klingt erstmal nicht sonderlich originell, aber daß ein Kritiker den Film als unwahrscheinliche Mischung aus dem Arthouse-Filmemacher Derek Jarman ("Caravaggio"), dem britischen Schriftsteller Henry James ("The Turn of the Screw") und der kultigen Sketch-Serie "Drunk History" bezeichnet, läßt auf ein doch eher unkonventionelles Kinoerlebnis hoffen. Die ersten Vorab-Kritiken sind jeweils positiv ausgefallen.

"Exil":
Der einst aus dem Kosovo eingewanderte Pharmaingenieur Xhafer (Mišel Matičević, "Wir waren Könige") glaubt, daß er von den Kollegen wegen seiner Herkunft gemobbt wird. Seine deutsche Frau Nora (Sandra Hüller, "Toni Erdmann") findet zunächst, daß Xhafer überempfindlich reagiert, doch als es zu weiteren unerfreulichen Vorfällen kommt, fühlt Xhafer sich bestätigt, wird immer paranoider und glaubt fortan, überall fremdenfeindliches Verhalten ihm gegenüber zu erkennen. Visar Morinas im Rahmen der Berlinale vorgestelltes und dort auch von der internationalen Presse überwiegend positiv aufgenommenes Paranoia-Thrillerdrama "Exil" baut auf dieser sich auf den Zuschauer übertragenden Unsicherheit auf, ob Xhafer wirklich diskriminiert wird oder ob er sich vieles davon nur einbildet – wobei einige Kritiker aber bemängeln, daß die Wahrheit für aufmerksame Zuschauer recht früh erkennbar sei.

"Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien":
Bettina Böhler widmet dem exzentrischen, aber prägenden deutschen Filmemacher Christoph Schlingensief anläßlich seines 10. Todestages einen Dokumentarfilm, der sich sowohl mit dem Menschen als auch dem Künstler Schlingensief auseinandersetzt. Es handelt sich um das Solo-Regiedebüt der routinierten Cutterin Böhler (zuvor war sie bereits an der Regie der Doku "Auf der Suche nach Ingmar Bergman" beteiligt).

26./27. August:
"Tenet":
Eigentlich sollte es der Höhepunkt der kassenträchtigen Summer Season werden, nun wird es (hoffentlich) der arg verspätete Beginn und gleichzeitig der große Hoffnungsträger des Kinos: Sofern der Start nicht doch noch verschoben wird, soll Christopher Nolans neuer, bildgewaltiger SF-Thriller der Film sein, der die Zuschauermassen wieder in die monatelang geschlossenen Kinos lockt. Die Story wird weitestgehend geheimgehalten, aber ausgehend von den Trailern ist es wohl eine Art verwinkelter, futuristischer Spionage-Thriller, in dem "BlacKkKlansman"-Star John David Washington den Dritten Weltkrieg verhindern soll und Zeitreisen eine Rolle spielen. Klingt also nach einer Mischung aus "Interstellar" und "Inception" und ist mit Robert Pattinson, Elizabeth Debicki ("Widows"), Kenneth Branagh, Michael Caine, Clémence Poésy und Aaron Taylor-Johnson gewohnt prominent besetzt.

"Die Blechtrommel" (31.8.):
Zum 40-jährigen Jubiläum des Auslands-OSCAR-Gewinns bringt Regisseur Volker Schlöndorff seine gefeierte Günter Grass-Adaption "Die Blechtrommel" über die Erlebnisse des jungen Oskar Matzerath (David Bennent), der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als 3-Jähriger beschließt, nicht weiter zu wachsen, in restaurierter Form noch einmal ins Kino.



Damit ist meine Sommervorschau am Ende angelangt, der erste Teil meiner Herbstvorschau dürfte irgendwann im August folgen – positiver Verlauf der Corona-Krise vorausgesetzt ...


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