Regie: Joss
Agnew und Brian Kelly, Drehbuch: Debbie Horsfield, Musik: Anne Dudley
Darsteller:
Aidan Turner, Eleanor Tomlinson, Jack Farthing, Heida Reed, Luke Norris,
Gabrielle Wilde, Harry Richardson, Tom York, Ellise Chappell, Christian
Brassington, John Hopkins, Max Bennett, James Wilby, Beatie Edney, Tristan
Sturrock, Josh Whitehouse, Amelia Clarkson, Louis Davison, Pip Torrens,
Turlough Convery, Ciara Charteris, Sean Gilder, Esme
Coy, Will Merrick, Richard Hope, Robert Daws, Mike Burnside, Rebecca Front, Jason Squibb, Charlie Field, Jack Riddiford,
Ruby Bentall, Edward Bennett, Robin Ellis, Sophie Simnett, Kyle
Soller, Caroline Blakiston
Als sich das 18. Jahrhundert dem Ende zuneigt und die
einfache Bevölkerung Cornwalls immer stärker Hunger leidet, läßt sich der
noble Landadlige Ross Poldark (Aidan Turner, "Der Hobbit") endlich davon überzeugen, daß er
nur in der Politik Aussichten hat, wirklich etwas zu ändern. Mit tatkräftiger Hilfe seiner
Ehefrau Demelza (Eleanor Tomlinson, "Colette") und Unterstützung
der einflußreichen Sir Francis Basset (John Hopkins, TV-Serie "Inspector Barnaby") und Lord Falmouth (James
Wilby, "Gosford Park") gelingt es Ross, sich zum Parlamentsabgeordneten wählen zu
lassen – was aber bedeutet, daß er fortan den größeren Teil des Jahres in London
verbringen muß, während sich Demelza und Ross' rechte Hand Zacky Martin
(Tristan Sturrock, TV-Serie "Doc Martin") in Cornwall um alles kümmern, speziell um die Mine, die die
gesamte Gegend mit Arbeit und Einkommen versorgt. In London bekommt es Ross
derweil wieder mit seinem Erzfeind George Warleggan (Jack Farthing, "The Riot Club") zu tun, der
ebenfalls einen Sitz im Parlament ergattern konnte und weiterhin alles tut, um
Ross – die Jugendliebe seiner Frau Elizabeth (Heida Reed, "Zwei an einem Tag") – zu schädigen.
Besonders pikant wird es, als George den adligen notorischen Frauenhelden
Monk Adderley (Max Bennett, "Bohemian Rhapsody") herausfordert, die inzwischen nachgereiste Demelza
zu verführen; denn nachdem es einige Irritationen in der Ehe der Poldarks gab,
trifft das einen wunden Punkt bei Ross …
Kritik:
In meiner Rezension bezeichnete ich Staffel 3 der wildromantischen britischen Abenteuerserie "Poldark"
als die "Staffel der dümmstmöglichen Entscheidungen". Im Grunde genommen
kann man das genauso zutreffend über die vierte und damit vorletzte Staffel
sagen, auch wenn es diesmal vielleicht nicht ganz so extrem ist. Aber damit wären wir auch gleich bei dem großen Problem der Serie nach
den Romanen von Winston Graham, welches das bereits verkündete Ende nach
der fünften Staffel im Jahr 2020 rechtfertigt: Die Geschichte und die Konstellation der
Hauptfiguren zueinander werden zunehmend repetitiv, es fehlen ein Stück weit
die neuen Impulse. Dem versucht Staffel 4 zwar mit Ross'
Politikerkarriere und dem ungefähr die Hälfte der acht einstündigen Episoden in
Beschlag nehmenden neuen Schauplatz London erkennbar entgegenzuwirken, jedoch funktioniert das nur bedingt, weil es zwar auch dank der prächtigen Kostüme
durchaus Abwechslung und Schwung in die Handlung bringt, aber nichts
fundamental an den zentralen Konflikten ändert, die seit dem Beginn der Serie
erschöpfend durchdekliniert wurden. Beispielhaft dafür steht die
Auftaktepisode, noch in Cornwall, die zum x-ten Mal das gleiche Schema
durchkaut: Jemand aus Ross' Umfeld begeht einen Fehler, Ekel George
nutzt das, um durch Manipulation und Korruption schwerstmögliche
Konsequenzen durchzusetzen und damit Ross wehzutun, während dieser natürlich
wieder einmal alles versucht, um ebenjene Konsequenzen in letzter Sekunde doch
noch zu vereiteln. Wohlgemerkt: Handwerklich ist das wie immer gut umgesetzt –
der Wettlauf gegen die Zeit ist spannend in Szene gesetzt und die Geschehnisse wecken
starke Emotionen beim Zuschauer. Aber Fakt ist, daß wir das in
den vorangegangenen drei Staffeln schon so oft gesehen haben (beispielsweise
bei Ross' eigener Gerichtsverhandlung zum Auftakt der dritten Staffel), daß es
zwangsläufig an Wirkung verliert, ganz gleich, wie gut gemacht es ist. Ganz
davon abgesehen, daß es schwer nachvollziehbar ist, eine der nur noch acht
(statt neun in der vorigen Staffel, in der zweiten gab es sogar zehn) Episoden für so etwas zu verschwenden.
Ähnlich sieht es mit der ganzen ersten Hälfte der Staffel
aus: Etliches aus Staffel 3 wird noch einmal aufgewärmt – allem voran die Sache
mit Demelza und ihrem galanten Verehrer Hugh (Josh Whitehouse) – und zunächst
scheint es gar so, als würden Ross' politische Abenteuer in London höchst
oberflächlich in einer halben Episode abgehakt. Zum Glück ist das ein Irrtum,
denn in der zweiten Hälfte verlagern sich die Geschehnisse zunehmend in die
Hauptstadt mit ihren Verlockungen und Gefahren gerade für die im Kern immer
noch gutgläubig-naive Demelza als klassisches "Mädel vom Lande". In
dieser Phase zahlt sich dann auch die bemerkenswert hohe Sterberate
dieser wie auch der vorangegangenen Staffel aus, denn im Grunde genommen beißt in jeder Episode eine mehr
oder minder wichtige Figur ins Gras. Da es gleichzeitig mit dem berüchtigten
Lebemann Monk Adderley nur einen bedeutenderen Neuzugang gibt, sorgt diese
Ausdünnung des großen Figurenensembles dafür, daß den Überlebenden mehr Zeit
und Sorgfalt gewidmet werden kann. Das hat allerdings Vor- ebenso wie
Nachteile. Ein Nachteil ist es, daß George Warleggan und der perverse
Reverend Ossie Whitworth (Christian Brassington, "Verräter wie wir") so noch mehr Gelegenheit erhalten, ihre überzeichneten Bösewicht-Rollen auszubauen. Das machen beide
wohlgemerkt gut, ihre Figuren sind jedoch dermaßen extrem, daß man sie nur
bedingt ernst nehmen kann. Beim Reverend war das ja von Beginn so und bei einem
sekundären Bösewicht ist das auch legitim, aber ich komme immer noch nicht darüber
hinweg, daß man aus dem Potential des wenigstens leicht ambivalenten George
der ersten Staffel seitdem so wenig gemacht hat. Ich hatte George bereits
mit Donald Trump verglichen und diese Parallele drängt sich auch in Staffel 4
wieder auf – ich frage mich wirklich, ob das eine bewußte Entscheidung der
Serienschöpfer ist (was erklären würde, warum er in der vor dem
Trump-Desaster gedrehten ersten Staffel glaubwürdiger wirkt) oder ob es der
Buchvorlage geschuldet ist. Jedenfalls führen Georges fortgesetzte
Abscheulichkeiten und Grausamkeiten dazu, daß er mich inzwischen nur noch
nervt.
Dramaturgisch könnte der Serie meines Erachtens daher gar nichts besseres
passieren als ein (idealerweise möglichst schmerzhafter und langwieriger – ja,
er ist so schlimm) Tod von George und eine Neuausrichtung der zentralen Storystränge. Aber da nur noch eine Staffel aussteht, wird das kaum
passieren. Glücklicherweise ist der von Max Bennett überzeugend
verkörperte Monk als dritter Antagonist der Staffel wesentlich interessanter
als George und Ossie – zwar ist er ein unerträglich selbstgefälliger Schleimer
mit verachtenswerten sozialen Vorstellungen, im Gegensatz zu
George und Ossie ist ihm ein gewisses Charisma allerdings ebensowenig abzusprechen wie
eine, wenn auch fehlgeleitete, Prinzipientreue. Auf der Seite der "Guten" gibt es über die in
Cornwall zurückbleibenden Personen nicht so viel Neues zu berichten: Demelzas
Brüder Sam (Tom York, TV-Serie "Olympus") und Drake Carne (Harry Richardson, "Dunkirk") sind weiterhin auf der Suche
nach der Liebe, wobei Drakes Situation durch seine unmögliche Liebe zu Ossies
unglücklicher Gattin Morwenna (Ellise Chappell – niemand in der Serie leidet
so schön wie sie!) besonders kompliziert ist. Ross' bester Freund Dwight (Luke
Norris, "Die Herzogin") und seine Frau Caroline (Gabriella Wilde, "Die drei Musketiere") bekommen eine anrührende,
einfühlsam geschriebene und gut gespielte Geschichte und sind
zwischenzeitlich ebenfalls in London zugegen, wobei sie die Poldarks
gewissermaßen spiegeln – hier ist es Caroline, die sich in der (nur dem Namen
nach) feinen Gesellschaft sehr wohl fühlt, während sich Dwight eher fehl am
Platz vorkommt und sich schon bald nach Cornwall sehnt.
Elizabeth Warleggan bleibt derweil ein Rätsel, da sie einerseits im privaten Umgang freundlich und mitfühlend bleibt, andererseits jedoch Georges höchst fragwürdige Moralvorstellungen wie auch seine offene Korruption scheinbar ohne jede Bedenken mitträgt und teilweise sogar fördert – bei genauerem Hinsehen wird aber klar, daß sie selbst mehr unter diesem Zwiespalt leidet als es George (dessen aufrichtige Liebe zu ihr das einzig Positive an ihm ist) wahrhaben will. Und dann sind da natürlich noch Ross und Demelza. Müssen sie zu Beginn der drei Jahre abdeckenden Staffel dank Ross' Parlamentariertätigkeit noch überwiegend getrennt mit ihren Eheproblemen klarkommen (was naturgemäß wenig hilfreich ist), agieren sie in der zweiten Hälfte wieder meist zusammen. Und das ist gut so, sind sie doch das unumstrittene Zentrum von "Poldark". Gerade durch die Schwierigkeiten, die sie in ihrer Ehe haben, wirken sie wohl sogar noch authentischer und sympathischer, zumal die Drehbuch-Autorin Debbie Horsfield ihre intensiven Diskussionen mit stark geschriebenen, mitunter recht tiefgründigen Dialogen versorgt und Aidan Turner und Eleanor Tomlinson einmal mehr voll in ihren Rollen aufgehen. Insgesamt hat Horsfield das ausgedünnte Ensemble gut genutzt und abgesehen von George die übrigen Figuren mit interessanten, wenn auch nicht wahnsinnig originellen Handlungssträngen bedacht. Wie jede "Poldark"-Staffel endet auch diese mit einer Situation, die neugierig auf die nächste macht und der dramaturgisch großes Potential innewohnt – wollen wir hoffen, daß es in der finalen Staffel endlich einmal voll ausgeschöpft wird.
Elizabeth Warleggan bleibt derweil ein Rätsel, da sie einerseits im privaten Umgang freundlich und mitfühlend bleibt, andererseits jedoch Georges höchst fragwürdige Moralvorstellungen wie auch seine offene Korruption scheinbar ohne jede Bedenken mitträgt und teilweise sogar fördert – bei genauerem Hinsehen wird aber klar, daß sie selbst mehr unter diesem Zwiespalt leidet als es George (dessen aufrichtige Liebe zu ihr das einzig Positive an ihm ist) wahrhaben will. Und dann sind da natürlich noch Ross und Demelza. Müssen sie zu Beginn der drei Jahre abdeckenden Staffel dank Ross' Parlamentariertätigkeit noch überwiegend getrennt mit ihren Eheproblemen klarkommen (was naturgemäß wenig hilfreich ist), agieren sie in der zweiten Hälfte wieder meist zusammen. Und das ist gut so, sind sie doch das unumstrittene Zentrum von "Poldark". Gerade durch die Schwierigkeiten, die sie in ihrer Ehe haben, wirken sie wohl sogar noch authentischer und sympathischer, zumal die Drehbuch-Autorin Debbie Horsfield ihre intensiven Diskussionen mit stark geschriebenen, mitunter recht tiefgründigen Dialogen versorgt und Aidan Turner und Eleanor Tomlinson einmal mehr voll in ihren Rollen aufgehen. Insgesamt hat Horsfield das ausgedünnte Ensemble gut genutzt und abgesehen von George die übrigen Figuren mit interessanten, wenn auch nicht wahnsinnig originellen Handlungssträngen bedacht. Wie jede "Poldark"-Staffel endet auch diese mit einer Situation, die neugierig auf die nächste macht und der dramaturgisch großes Potential innewohnt – wollen wir hoffen, daß es in der finalen Staffel endlich einmal voll ausgeschöpft wird.
Fazit: Die vierte Staffel der romantischen britischen
Historienserie "Poldark" eröffnet mit London einen sehr willkommenen
neuen Schauplatz, bietet inhaltlich aber letztlich doch vor allem mehr vom
Gleichen – Fans wird es kaum stören, aber ein wenig mehr Mut zum
Fortschreiten würde der Serie trotzdem nicht schaden.
Wertung: 7,5 Punkte.
Die vierte Staffel von "Poldark" erschien am 22. Februar 2019 von Edel:Motion auf DVD und Blu-ray. Zum Bonusmaterial zählen drei Sammelkarten (Ross, Demelza, George / Elizabeth) sowie eine Stunde Interviews und Making-of-Featurettes (die man wegen teils heftiger Spoiler tunlichst erst am Ende anschauen sollte); einen Audiokommentar gibt es diesmal nicht. Mein Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Die vierte Staffel von "Poldark" erschien am 22. Februar 2019 von Edel:Motion auf DVD und Blu-ray. Zum Bonusmaterial zählen drei Sammelkarten (Ross, Demelza, George / Elizabeth) sowie eine Stunde Interviews und Making-of-Featurettes (die man wegen teils heftiger Spoiler tunlichst erst am Ende anschauen sollte); einen Audiokommentar gibt es diesmal nicht. Mein Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Glücksstern-PR zur Verfügung gestellt.
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